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Wesen, über das Volk und seine Seele wissen fie nie etwas. Nichts nichts! Bitterernste Armut! Aber für Bier, das" nendlich teuer ist, haben sie viel Geld übrig. Auch für Wein, überhaupt für alles, was Alkohol bedeutet. Sie fihen die Nächte vor den Cafés, träumen bi der gurgelnden Was­serpfeife von den Geschäften des nächsten Tages

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und wiffen nicht, wie armselig ihr Leben dahin­fließt.

Aber die geistige Armut dieses Landes, so sehr sie enttäuschte, verschmerze ich leichter als die andere, die äußere Armut, die den Körper ausdörren läßt und Krankheiten nährt, die jede, aber auch jede Frende sofort sterben läßt.-

Der ,, Affenmensch" von Barma.

Von R. Francé.

Wenn der vornehme Reisende" zum ersten­mal nach Mentone tomm um dort den Winter zu verbringen, und seinen Gastgeber nach der für einen Rurgaft paffendsten Zeiteinteilung

frägt, so sagt dieser in neun Fällen von zehn mit der Großzügigkeit, die dem Rivlera- Einge­borenen eigen iſt: Oh, da ist es am schönsten, Sie nehmen unser Hotelauto und fahren vor­mittags nach Garavan. Den Abend verbringt man am besten in Monte Carlo , wenn Sie nich:

unferen Cercle bevorzugen..."

fpielt.

In unserem Cercle wird nämlich auch ge­

Aber wir simplen Reisenden nehmen nicht das fündteure Auto, sondern die Tram, die von Bentimille bis Nizza , die ganze Azurlüfte ent­lang, die bequemste Berbindung schafft, aber wir fahren doch auch nach Garavan. Denn der Ort verdient wirklich jedes Lob. Himmel und Waffer, malerische Felsenberge, geschmackvolle Billen und eine Vegetation, wie sie entzüdender selbst in den Tropen nicht gefunden wird, verelrigen sich zu einem Gesamtbild, das in feder Minute aufs neue schmeichelnd zu den Sinnen spricht: Ber­weile doch, hier ist es schön.

Der Rivieragast, wie er sein soll", fährt den Strand entlang bis zu einer Gruppe von weitem auffälliger roter Felfen, die jäh ins Meer stürzen, was auf provenzalisch Baousso rousse" heißt, ein Ausdruck, den man unter Zuhilfe­nahme sämtlicher französischer Jugendkennt nisse laum in Rochers rouges( Rote Felsen) übersetzen fann. Bis man mit dieser Arbeit fertig ist, steht man auch schon vor dem End­punkt des Ausfluges, einem sehr modernen Ge­bände mit der Aufschrift: Cercle privé des rochers rouges." Dort nimmt man" das De­jeuner, ficht vom Meeresufer aus den Fliegern zu, die gewöhnlich von Pizza und Nonaco her. überkommen, hört zum hundertsten Male das " Sole mio" der Zigeuner und fährt dann wieder

darüber streiten, ob jene Menschen blok 50.000 Jahre oder schon 100.000 oder gar, wie manche Forscher meinen, eine Million Jahre vor und lebten. Wir pflegen ihre Herkunft daher auch nur nach der sie begleitenden Tierwelt und der Art ihrer steinernen Werkzeuge zu benennen. Und da mag es jedem sofort ein plastisches Bild ven der wahren Bedeutung einer solchen vorge ichichtlichen Knochenstätte geben, wenn er er fährt, daß die Menschen, die in den Höhlen von Mentone gelebt haben, dort zuerst auf Nashorne und Elefanten, auf Nilpferde und Büffel, später aber auf Höhlenbären und Renntiere gejagt ha­

dahinlebten, sicherlich ohne Hoffnung und ohne wohner der Höhle errichteten, und zusammen mit den Knochen der einstigen Infaffen, die hier dahinlebten, sicherlich ohne Hoffnung und ohne Ahnung, was aus dem Menschengeschlecht einft noch werden mag. Die Wolken zogen damals so wie heute; wenn der Steinzeitmensch von Mentone vor seiner Höhle saß, umschmeichelte auch ihn die laue Luft wie uns; auf ihn blidte der blaue Himmel und seine lächelnde Uner­gründichkeit ebenso geheimnisvoll wie auf uns späte Nachkommen, und das Meer, deſſen Bran­dung wie feierlicher Orgelflang in diesen Tonen­tempel der Bergangenheit heraufrauscht, fang auch ihm schon sein unbegreifliches Lied vom Werden und Bergehen der Erde...

Elektrizität aus der Luft.

Entfezt fragt der Besucher: Ah, er ver- ben. Alle diese Knochen findet man, zusammen unglüdte wohl?" mit den menschlichen Reften, teils zerschlagen und ,, Nein, fein Sohn ließ ihn verbrennen... angenagt, auf den Aschenherden, welche die Be­einmal so viel erfahren haben, auch in die Höhle, Da man bezahlt hat, gehen die meisten, die die zu dem Museumeintritt dazugehört, treten durch daß Tor einer Mauer und stehen dann plöhlich vor einer unerwartet großen Grotte, wie sie an diesen Küsten zu Dußenden vom Meer in die Kalkfelfen gewühlt wurden. In einem Vorhof liegen dort wieder alte Knochen, Hansen von durch ein Sieb geworfener Erde: eine Stein­treppe führt einige Meter höher hinein in die Grotte, und dort liegen unter einem Glasdedel zwei Stelette. Man braucht nicht gerade Arzt zu sein, um zu erkennen, daß sie zu den Leichen einer Frau und eines Jünglings gehören, die so recht innig verbunden, der Sohn, noch im Tode wie nach Schuh suchend, bei seiner Mutter, Seite an Seite liegen. Man hat sie an dieser Stelle aus den die Hohle erfüllenden Lehm ausge­graben und dankenswerter Weise am Ort be­Die vielgerähmten Dampfmaschinen, und lassen. Eine hölzerne Treppe führt von hier Berbrennungsmotoren find bei weitem nicht das wieder zwei Meter höher zu einer zweiten Bi- Ideal der Technik. Unsäglich mühevolle Arbeit trine, die ebenfalls ein Stelett enthält. Dieses muß geleistet werden, um die tohle aus dem gehört zu der Leiche eines hochgewachsenen Man- Innern der Erde zu fördern und an die Ber nes, der seitlich daliegt, die eine Hand auf der braucher zu verteilen; weitere Arbeit ist zu ihrer Brust, die andere halb ausgestreckt, die Beine Aufbereitung nötig, um n. a. auch Dele für die etwas angezogen. Auffällig ist der Riesenwuchs. Motoren zu gewinnen. Das gleiche gilt für das aus den Erdölquellen und anderen Ausgangs­Man schätzt den Mann sofort auf etwa zwet Meter Höhe, und wenn man den eigentümlich ſtoffen gewonnene Del. Trop aller Verbefferun oderrot gefärbten Schädel näher betrachtet, er- triebsstoff mehr als schlecht ausgenicht. Die Auß gen an den Maschinen wird der kostbare Bea kennt man, daß er sehr edel geformt ist. Er gehörte einem schon alten Manne, denn das Ge­biß ist abgenuhi und lückenhaft. Aber es war wohl ein Weiser seiner Zeit, denn die tiefliegen­den Augen deuten auf eine Denkerstirne, und das gesamte Profil ist fast griechisch zu nennen. Diefer Kopf faß auf einem mächtigen Körper; Großes Aufsehen erregten im vorvergange tas liest man den kolossalen Schädelknochen ab; er gehörte aber auch zu einem Menschen feinerer en Jahre die Arbeiten Flettners, dessen Rotor­Rajje. Dies bezeugen die langen Finger und die schiff als ein technisches Wunder angestaunt wurde. Flettner findigte damals bereits den Bau Man war dann bei den roten Felsen von schmale, feine Hand. Der Cicerone fagt würdig, von Großfraftwerken an, die den Wind als Mentone ohne eine Ahnung von ihrer welt- furz und einfach dazu:, C'est un singe homime. Kraftquelle benutzen sollten. Bereits vor Flettner geschichtlichen Bedeutung zu haben. Es fir schon Und das Publikum fehrt mit dem etwas hatte Major Bilau im Oktober 1920 das Patent Die gewissenhafteren Reisenden, die den Kellner verwirrenden Gefühl um, einen leibhaftigen Af- auf einen verbesserten Windmotor, den sogenann fragen, was das urweltlich aussehende Stein- fenmenschen gesehen zu haben. ten Venti- Motor" erhalten, der mit propellers : gebäude mit der rätselhaften Inschrift: Museum In Wirklichkeit ist die Barma grande", artigen Flügeln ausgerüstet war, die Bilan Re palaeolithicum" eigentlich berge. Und ab und zu wie man die Höhle nennt, ebenso wie die übri- peller" nannte vad die die Kraft des Windes läßt sich jemand, der die Zeit bis zum Degen Grotten von Mentone eine Stätte von höch- wesentlich besser ausnüßen, als die alte Wind­jenner" passend hinbringen will, verleiten, auch fter erdgeschichtlicher Bedeutung, und man hat mühle. Dieser neuartige Motor sollte besonders einzutreten. Gewöhnlich wird er ſehr enttäuscht hier, wenn auch keinen Affenmenschen, so doch in der Landwirtschaft Verwendung finden. sein, denn in dem einzigen Raum des winzigen nicht weniger vor sich, als ausgezeichnet erhal- In jüngster Zeit wurden Pläne bekannt, die Museums liegen nur Büher, zerbrochene Topf- tene Ausgrabungen der ältesten Vorfahren des mehr als fühn anmuten. Bei Leipzig und später sherben, Fenersteinsplitter und sehr häßlich, faul Kultureuropäers von heute, einen jener berühm auch bei Berlin soll je ein Windkraftwerk er­und vermorscht anzusehende Knochen und Musten Funde, deren Kunde und Diskussion seit richtet werden, dem ein Turm von 600 Meter feln. Der fleine Kellnerjunge, der den Frank zwanzig Jahren die wissenschaftliche Welt erfüllt. Söhe aufgebaut werden soll. Dieser soll in 300 Eintrittsgeld entgegengenommen hat, gibt dazn Es sind Menschen der Eiszeit und der Meter Höhe ein Restaurant von 22 Quadrat fachgemäße Erklärungen von etwa folgendem. Zwischeneiszeit, die in diesen Grotten hausten, meter Umfang, in 360 Meter Höhe eine Sendes felbsterlauschten Juhalt. zur Zeit, als es der Mensch noch nicht verstand, station und in 460 Meter Höhe noch einen fleis jich Häuser zu errichten, als er noch keine an- nen Sender für Kurzwellentelegraphie erhalten. deren Werkzeuge kannte, als aufgelesene und zu- Die Hauptsache aber sollen 4 große Rotoren mit rechtgeschlagene Feuersteinsplitter, mit denen er je 4, also im ganzen 16 Propellern, sein, die das Fleisch von den Knochen der von ihm erleg- 220 Meter über dem Erdboden gelagert find und ten Tiere herunterschabte. Diese drei Skelette selbst einen Durchmesser von 250 Meter befizen find so alt, daß wir ihre Herkunft gar nicht mehr sollen. Man hat nämlich festgestellt, daß der durch Jahre bezeichnen können, und man mag Wind in dieser Höhe eine durchschnittliche Ge

zurüd.

Der Besucher, der sich vergeblich zu orien tieren trachtet, bleibt vor einer Relief stehen, das einen schönen alten Herrn mit dem Gesicht cines Phylanthropen darstellt. Wer ist das?" fragt cr

Das ist Sir Honbury- er wurde ver­

brannt."

nüßung der Wasserkräfte in großen Turbinen­anlagen hat ungeahnte Fortschritte gemacht, und feitdem die Flugtechnik aufgekommen ist, werden immer neue Feststellungen über das Wesen des Windes und die Größe der ihm Innewohnenden Kraft gemacht.

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