Unten im Erdgeschoß stehen die bärtigen
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Männer. Sie hören nichts als die stampfenden bösen Rud. Sie taumein die schmutzige Straße starrt. aw, in ein
So ist ihr Leben. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Im Lande der Bomoris.
mem Wasser. Essen die Kartoffeln und die fallen Fabriken ström: die Flut. Wird in Tram- um den Hunger durch das Geschäft des Beißens Rüben und sehen zum Fenfter hinaus. Unter bahnwagen geſtaut, ſelbſt auf den Trittbrettern wenigstens etwas zu befänftigen. Nachts emem grauen Himmel liegen nackte, frierende lieben die Menschentranben. Sie fahren durch schmiegten fle fich eng aneinander, um die Gleise; Güterzüge ächzen und eine leachende die fremden, grellen Lichter der herbstlichen Wärme ihrer Körper zu erhalten, und widelten Lokomotive heul: wie ein gequältes Tier.. Dann Stadt. Sehen lächelnde Frauen in fanften sich in rohe Seehundshänte ein. arbeiten sie wieder. Den gleichen Griff. Den Belzen und schwarze Herren in glänzenden gleichen Griff. Sie dürfen nicht aufsehen, aber Automobilen. Sie stapfen in den Hauptbahn- Fische zu fich genommen hatten, mußten sie Nachdem sie fünf Tage hindurch nur robe a eine beginnt ein altes, trauriges Volkslied zu hof. Fallen in die trüben Wagen. Der Zug am sechsten Tage Blut breden. Der elne, der fingen. Und die andern failen veriren ein. Wie reißt an. Fährt und fährt langsam und ver- besonders zu leiden schien, erhielt den Nest des cin kleiner, weißer, verängstigter Bogel flattert drießlich an den öden Vorstädten mit den blin Spirims, seine Krämpfe beruhigten sich und er Das Lied zur grauen Dede. den Fenstern vorbei, durch einen schweigenden schlief ein. Elf Tage lag er fo, ohne Rahrung Wald und hält irgendwo mit einem barten, und Trant, in einem todesähnlichen Schlaf erDie anderen konnten die widerliche Stolben, sie sehen nichts als die ächzenden Räder. im Halbschlaf hinab, durch einen stechenden, lal- Nahrung nicht mehr vertragen und mußten doch Sie schwizen in der stidigen Atmosphäre austen Regen, der die Haut erschauern läßt. Faldas efelhafte rohe Fischfleisch genießen, um es Cel und Schweiß und Dampf. Sie denken en in ihre Häuser, in einen stumpfen, schweren mit ihrem Blute wieder auszuspuden. Ihr nichts als ihren Griff, fonft find fie verloren. Schlaf, aus dem fie der Weder noch in der Zahnfleisch wurde schwach, Blut tropfte dauernd Sie find der Maschine gänzlich ausgeliefert. ftidigen Dunkeiheit herausschrillt. aus ihrem Munde, und die Zähne fielen ihnen Um 5 Uhr heult die Strene zum zweiten Male. aus. Zweiundzwanzig Tage dauerte nun_be• Dann trotten sie aus den Arbeitsfälen. Aus reits die Schredensfahrt. Die Unglüdlichen er tannten an der Windrichtung, daß sie in cine Gegend getrieben wurden, in die sich kaum je ein Schiff wagt. Trotzdem gaben sie wiederhols Luftschüsse ab, in der Hoffnung, daß sie doch irgendwo gehört würden. Auch schossen fie Sec. Seevögel und aßen ihr blaues Fleisch, das immer hin besser war als rohes Fischfleisch. Um fich vor der leibzerfressenden Feuchtigkeit zu schüßen, Die Küste des Weißen Meeres im hohen schickt lavieren und das Boot oft über kilometer- beichmierten fie fich mit Seehundsfett. Aber Norden Rußlands ist von einem Volksstamm lange und ebenso breite Eisblöcke tragen, bis das half nur wenig. Sie wurden zu zahnloſen bevölkert, der eine Mischung russischer, finni- man nach furchtbaren Anstrengungen wieder Greisen mit weißen Haaren und zusammenge scher und aftatischer, aus Sibirien eingewan- Fahrwasser erreicht hat. Die fünf Brüder schrumpften Leibern und sahen wie Gespenster derter Russen darstellt. Dieser Stamm wird schafften es tres allemt, und als sie die Insel aus. Das Leben verließ mit dem blutigen Er. Bomori" genannt, was buchstäblich so viel wie fichteten, erzitterte ihr Jägerherz vor heller brechen immer mehr ihre Körper, und sie fühl, Meerlente bedeutet. Er besteht aus fräftigen, Frende. Noch nie hatten jie so viele Tiere ten bereits, daß ihr Ende nicht mehr weit war. mutigen Menschen, die ihr Leben im ewigen gesehen!„ Nach dieser Jagd werden wir moKampfe mit der Natur, insbesondere in toll natelang ausruhen und manchen lustigen Abend lühnen Jagdabenteuern, verbringen, bei denen hinterm Becher verleben können!" rief der es hart auf hart geht. In einem unter dem älteste fröhlich aus. Titel„ Norden " erschienenen Reisebuche des jungen russischen Schriftstellers Lidin, das in deutscher Sprache noch nicht vorliegt, jind viele überaus spannend und fünstlerisch gestaltete Schilderungen jolcher Jagdabenteuer enthalten. Unter anderem erzählt Libin eine überaus dramatische Episode, die es verdient, auch hier fest gehalten zu werden.
Der nördlichfte Stamm Rußlands.- Seehundejagd mit Hinderniffen. 28 Tage auf einem fchwimmenden Eisblod. Von Wladimir Koropow.
Horizont einen Dampfer. So gut fie fonnten, Ketterten sie übereinander und der oberste gab Zum Glüde wurden sie bemerkt. Schnell nahm einen Schuß mit der letzten Pulverladung ab. der Dampfer Kurs auf den kleinen, beinahe geschmolzenen Eisblock. Die drei waren ge rettet. Aber, waren sie kräftige, schöne Menschen als fie anszogen, fehrten sie als hilflose Krüppes heim
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Troßdem kämpften fie mit der letzten Kraft und zäher Energie um die Behauptung des schon erlöschenden Lebensfunkens. Am achtundzwanzigsten Tage hatten die Unglücklichen nicht einmal die Kraft mehr, Nahrung zu fich zu Es war jedoch schon Anfang März gewornehmen. Aber als der Nebel sich am frühen den, denn die schwierige Fahrt hatte sich nicht Morgen zerstreute, erblickte einer von ihnen schneller bewerkstelligen lassen. Zu dieser Zeit gerade an diesem Tage plötzlich am fernen tauen die Eisblöcke auf, denn der jetzt einjezende Südostwind zerstückelt sie noch mehr als der Südwind. Einzelne Blöde treiben aber aus dem Weißen Meer in den Nordozean, wo sie sich mit den großen Eismassen aus GrönIm Winter, wenn das Weiße Meer von land vermischen und weitergetrieben werden, schweren, grünlichen Esblöden bedeckt ist, wird um sich erst in südlicheren Gewässern aufzulösen. es von Seehunden überflutet. Sie erscheinen Vorher bilden sie eine große Gefahr für die zur Brunstzeit in unendlichen- Scharen und Schiffahrt, der schon manches Schiff zum Opfer lagern sich überall auf den Eisblöden. Un- gefallen ist. Die Jäger, die gerade einen Eidübersehbare Eisflächen sind dann schwarz von block überquerten, hatten nun folgendes Erleb- Mehrere Monate vergingen. Die drei den Tieven. Zu dieser it gehen die Bomoris nis: Der Blod, auf dem fie standen, spaltete Brüder hatten sich erholt, und als die Zeit am liebsten auf die Seehundsjagd aus. Dicht sich plötzlich und wurde vom Winde in rasender ins Weer hinaus, um abermals ihr Glück als des großen Fischfanges lant, zogen sie wieder an der Meeresküste schlagen sie zu diesem Fahrt fortgetrieben. Sämtliche Vorräte und Zwede eine eigentümliche Jagdfiedlung auf, be- das Boot blieben mit dem jüngsten Bruder, stehend aus etwa zehn elenden, mühsam aus der es gerade getragen hatt, auf der anderen Erde errichteten Hütten, nebst ein paar Booten Hälfte des E: sblockes. Die vier Jäger hatten mit geflichten Segeln. Fünf mutige Brüder aus bei sich nur ihre Gewehre, etwas Pulver Kemi , einem Städtchen im alleräußersten Nor- fie benutzten alte Kapselgewehre ein altes den an der Murmanküste des Nordozcans, gin- leeres Faß, ein bißchen Brot und Salz, zwei gen im Februar dieses Jahres trotzdem allein Schachteln Streichhölzer und einen halben Liter auf den Sechundfang, che sich den anderen Spiritus. Sie zimmerten aus den Gewehren anzuschließen. Sie wußten, daß ihr Boot und Häuten erlegter Tiere ein Zelt und hißten wochenlang zwischen den Eisblöden umherge ine weiße Flagge. Die ersten acht Tage aßen trieben werden konnte, und nahmen deshalb sie Brot und Fische, die sie mit bloßen Händen Nahrung für mehrere Monate mit, denn es fangen konnten. Sie wärmten sich am Fener, geschicht nicht selten, daß Boote von Seehunds - daß sie mit großer Mühe trotz Regen und Wind fängern bis zum Sommer nicht aus den Eis- aufrecht erhielten. Am achten Tage war die maffen herauskommen können. Die fünf Jäger. erste Schachtel Streichhe.zer verbraucht. Am die es nun einmal auf eigene Fauft versuchen zwölften Tage waren die restlichen Streichhölzer wollten, waren fräftige, schöne Burschen, die durchnäßt und unbrauchbar geworden. Die Un die sehnsüchtigen Blicke aller Mädchen und glüdlichen versanten in Nacht und Nebel... Frauen auf sich zogen. Sie hielten zunächst Am dreizehnten Tage fand er er von ihnen den Surs auf eine ihnen gut bekannte Insel, aber Tod. Er neigte sich zu weit vor, als er einen schon das war fein leichtes Unternehmen, denn Fisch fangen wollte und stürzte in die Meeresim Februar bläst ein scharfer Südwind, der die efe. Die überlebenden drei Jäger hatten lein Eisblöde zertrümmert. In den dadurch brei Feuer mehr und mußten sich von rohen Fischen artig werdenden Eismaffen muß man sehr ge- nähren. Sonst kanten sie an ihren Leibriemen,
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Fischer zu versuchen. Daß sie einst fünf geweien waren? Du lieber Gott ! Was find zwei Menschenleben im Lande der Pomoris?
Wer nicht arbeitet. Ein paar Bemerkungen von Multatul f.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht effen, sagte ein Apoftel. Und er aß. Aber das war auch schon die Arbeit, die er tat
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, sagte ein Nationalökonom. Und das hungerleidende Volt antwortete: Wer nicht ißt, tann auch nicht arbeiten.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, fagte ein Staatsfünstler. Und er wurde ein politischer Karrieremacher.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht eſſen, sagte ein Moraliſt in Börseneffekten. Und er faufte Baluten.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht effen, jagte ein Minister. Und die Arbeiter, die arbeitslos waren, antworteten: Wer das Arbei ten hindert, ebensowenig.