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Plöglich läßt eite tiefe und heftige Er­regung seine Augen feucht werden, er hätte fich ihr zu Füßen hinwerfen und ihr danken mögen, ihr danken. Er wollte es später tun. Nach dem Essen.

Alle faben sie an, ihre Wangen waren rot, und ihre Brust wogte. Johannes hielt inne. Ein peinliches Schweigen trat ein.

Hauslehrer. Er hat Ihnen eine Rede ge- würdigen Einfall zuerst gehabt und dem, der er nicht allein der Sohn des Nachbarn, son­halten. Eigentlich wäre das einem Aelteren ihm so viele angenehme Worte gesagt habe. bern auch der Spielkamerad der Schloßtinder bom Fache zugekommen. Außerdem stimme Aber er möchte auch nicht vergessen, das in der Jugendzeit gewesen sei, und diesem ich durchaus nicht ganz mit ihm überein. Wohlwollen anzuerkennen, womit die ganze letzten Umstande verdanke er nun seine An­Durchaus nicht. Gefellschaft sein des Außerhalbstehenden wesenheit hier. Er dante ihr, so sei es. Er Johannes fah ber den Tisch zu Vic- Lob angehört habe. Das einzige Anrecht, fei hier zu Hause, die Wälder des Schloſſes toria hinüber. Sie hatte diefen Herrn mit hier bei dieser Gelegenheit überhaupt an feien einmal feine ganze Welt gewesen, hinter ben Diamantknöpfen zum Reden beranlaßt; wesend zu fein, gebe ihm nur die Tatsache, denen das unbekannte Land, das Abenteuer warum hatte sie das getan? Erst hatte sie daß er der Sohn des Nachbarn im Walde blaute. Und in jenen Jahren hätten Ditlef fich an einen anderen deswegen gewandt, jei. und Victoria oft nach ihm gesandt, um ihn schon während des Tages hatte sie dazan Ja! rief plöhlich Victoria mit flammen zu einem Ausflug oder zu einem Spiel zut gedacht; weshalb? Nun saß fie da, blickte den Augen. rufen das feien die großen Erlebnisse nieder, und feine Miene verriet sie. seiner Kindheit gewesen. Später, als er dar über nachgedacht habe, habe er erkannt, daß diese Stunden eine ungeahnte Bedeutung für Victoria? fagte der Schloßherr erstaunt. sein Leben gehabt hätten, und wenn es sich Fahren Sie fort! rief sie wieder. Ja, so verhielte wie eben gesagt worden sei­das ist Ihr einziges Anrecht; aber sprechen daß das, was er schreibe, mitunter auf­Sie weiter! Dann schloß sie plötzlich die flamme, so fäme das von den Erinnerun Augen, sie fing an, hilflos zu lächeln und gen an jene Zeit, die ihn entzündeten; es den Kopf zu schütteln. Darauf wandte sie sei der Widerschein eines Glückes, das zwei fich an ihren Vater und sagte: Ich wollte Kameraden ihm in seiner Kindheit bereitet mur übertreiben. Er übertreibt ja selbst. hätten. Deshalb hätten auch fie einen großen Nein, ich wollte nicht stören Anteil an feinen Arbeiten. Zu den allge meinen guten Wünschen anläßlich der Ver­lobung möchte er daher noch einen persön­lichen Dank an die beiden Schloßfinder bin zufügen, für die schönen Jahre der Kindheit, für damals, da weder die Zeit noch das Leben zwischen sie getreten war, für jenen frohen, furzen Sommertag ( Fortsetzung folgt.)

Camilla faz da und sprach nach rechts and nach links und lächelte über das ganze Gesicht. Sie war zufrieden, ihre fiebzehn Jahre hatten ihr nichts als eitel Freude ge­bracht. Sie nidte Johannes wiederholt zu und machte ihm Zeichen, daß er sich erheben folle.

Er stand auf.

Johannes hörte diese Erklärung und fand einen Ausweg; sein Herz schlug hörbar. Er beobachtete, wie die Schloßherrin Victoria mit Tränen in den Augen und mit unend licher Nachsicht betrachtete.

Er sprach furz, feine Stimme flang tief und erregt: Bei diesem Fest, mit dem das Haus ein freudiges Ereignis feiere, fei auch er ein ganz Außerhalbstehender aus seiner Ja, er habe übertrieben, sagte er; Fräu­Unbemerktheit hervorgezogen worden. Er lein Victoria habe recht. Sie sei fo liebens­so möchte derjenigen danken, die diesen liebenswürdig gewesen, ihn daran zu erinnern, daß

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Der Freiheit Werk. Von Ludwig Pfau.

Der Freiheit Wert, getroft! es muß gelingen; bem Sturme gleicht es, der dem Berg entsproffen: Wie flein und hilflos hat er sich ergossen! Die Erde, meint man, sollte ihn verschlingen. Doch wie er fließt, da lommen ihm mit Klingen biel junge Bruberquellen nachgeschossen;

er wächst, im Arm die schwellenden Genossen, and stolz entfaltet er die feuchten Schwingen. So der Gedanke: ist er erst verkündet wälgt er fich fort im eigenen Gewichte, and tausend Kräfte sind ihm bald verbündet.

niche,

Er gräbt sein Bett und macht den Damm zu er brauſt und ſtrebt, bis er, ein Gott, sich mündet mit Jubelschall ins Meer der Weltgeschichte.

Ich bin verschwunden.

Eine Gelbft- Anzeige.

Von Ludwig Nagh.

Böbliche Polizei!

Der Fall erfordert eine furze einleitende Erklärung. Ich muß damit beginnen, daß ich ftets ein Mann mit regelmäßigem Verdienst war und immer ein paar Mart in der Tasche hatte. Deshalb bemerkten mich die Leute, fahen mich, meine Bekannten grüßten mich oder er­widerten zumindest meinen Gruß. Da mich die Leute bemerkten, sahen, grüjten wußte ich von mir, daß ich bin.( Descartes hätte seinen berühmten Spruch auch derart formulieren können: Ich werde gesehen, also bin ich!")

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Nun haben wir aber furchtbare wirtschaft liche Verhältnisse. Die wirtschaftlichen Verhält­nisse sind schlecht, das Gr.d der Leute wird alle, auch mein Geld. Vorig Woche hatte ich noch gwanzig Mart in mei.er Brieftasche die letten Ueberreste meines Vermögens. Das ist nicht viel, aber dennoch etwas, ist immerhin Geld, was sich auch daraus erhellt, daß zum

Beispiel Großmann, der sonst immer zuerst zu grüßen und laut und verständlich habe die Ehre" zu sagen pflegte, noch meinen Gruß er­widerte oder doch zumindest den Hutrand mit dem Finger berührte und Tag!" brummte.

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neigt, ihm die Hälfte jenes Betrages zu über­lassen, mit dessen Hilfe er mich findet, das heißt abermals sichtbar macht.

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Die Londoner Eva. Aus London wird berichtet:

Bei den fürzlich vorgenommenen Ausgra bungen in der Leadenhallstreet, in der Nähe der Londoner Bank, hat man die Ueberbleibsel einer versteinerten Frauengestalt zutage gefördert und in einem Glaskasten der Londoner Universität untergebracht.

Aber diese zwanzig Mark schwanden rasend dahin. Heute sind sie vollkommen aufgezehrt. Den letten Pfennig gab ich einem Bettler, und dann hatte ich nichts mehr, so ganz und gar nichts, daß der Bettler sich für den Pfennig nicht ein.mal bedankte. Gleich nachher begegnete ich Großmann, grüßte ihn; er jedoch bemerkte mich nicht. Und im raschen Nacheinander erwiderten mein Friseur, mein Dienstmann, mein Vize- Die Zusammenlegung des Skeletts und die hausmeister meinen Gruß nicht. Auch jener genaue Untersuchung desselben erfolgte durch den und dem ich zu einem Diplom verholfen hatte, hauptet, in der Lage zu sein, die Geschichte dieser junge Herr, dem ich Nachhilfestunden gegeben Anthropologen Professor Elliot Smith, der be­erwiderte meinen Gruß nicht. Auch die arme Frau zu einem guten Teile feſtſtellen zu können. alte Witve, der ich einen Zigarrenladen ein- Das Stelett wurde 30 Fuß unter der Oberfläche gerichtet hatte, erwiderte meinen Gruß nicht. in einer aus der Steinzeit stammenden Kies Rein einziger meiner Bekannten erwiderte oge gefunden. Die Schädeldecke ist durch Arbei meinen Gruß. Ich versuchte, fremde Menschen ter gespalten worden, jedoch hat man aus den zu grüßen, auch die erwiderten meinen Gruß vorhandenen Fragmenten zwei Drittel des Ge nicht. Alle jahen über mich hinweg, schauten hirnkastens entdeckt. Nach Professor Smith hat durch mich hindurch, niemand bemerkte mich, die Frau ein Alter von 40 bis 50 Jahren cr niemand sah mich.

Ich stellte fest, daß ich verschwunden sei. Ich bin nirgends und für niemanden zu sehen, bin demnach verschwunden. Entsetzlich! Irgendein Unheil ist mir zugestoßen! Ich bin verschwunden und habe leine Ahnung, wohin. und niemand sucht mich. Ich muß schon sagen, daß die Mitmenschen mit der größten Gleich gültigkeit mein Verschwinden dulden. Ja, ich hörte sogar im Café vom Nebentische her die sich auf mich beziehende Bemerkung: Er wird auch nie wieder zum Vorschein kommen!"

reicht. Nach seinen Feststellungen zu urteilen, muß die Frau vor etiva 15.000 bis 20.000 Jah ren gelebt haben. Jedoch beruht diese Berech nung auf einer unlontrollierbaren Kalkulation, die auch verkehrt sein kann. Auf alle Fälle soll es sich hier um das älteste, bis jetzt aufgefundene Londoner Skelett handeln und der Professor ist überzeugt, daß dieses bis jetzt das älteste auf gefundene( Londoner) weibliche Skelett ist. Alle bisher ausgegrabenen Fossilien entstammen einem viel jüngeren Zeitalter, so beispielsweise der älteste Londoner Mann aus der neueren Steinzeit( neolithischen Periode).

Jch protestierte zornig dagegen; aber nie­mand achtete meiner Worte, niemand schien sie zu hören. Kurz und gut, ich bin ganz und voll- muß die Frau schon die Sprache gekannt haben, Nach den Untersuchungen des Gehirnkastens ständig berschwunden". Deshalb halte ich es jedoch soll das Gesicht sehr grob gewesen sein für meine Pflicht, der löblichen Polizei mein und mit einer schnauzartigen Nase verunziert. Verschwinden zu melden und sie zu bitten, daß Die Entwicklung des Gehirns muß auf primi­im Interesse meiner Auffindung alles unter- tibster Stufenleiter gestanden haben, primitiver nommen werde. Für den redlichen Finder sepe als ich hiermit eine Belohnung aus: Ich bin ge- Australiens. bei den ausgegrabenen Urbewohnern