ten bertieft; erst die Menschen auf der Ban­dungsbrücke, das Schiff, die Kommandoruse wedten ihn auf. Schüchtern reichte ihm Ca­milla die Hand, er füßte sie und sagte:

Ja, ja, ich bin deiner nicht wert, Ca­milla, nein, in feiner Weise. Aber ich will dir alles so schön machen, tuie ich kann, wenn du mein werden willst.

Ich will dein werden. Ich habe die ganze Zeit gewollt, die ganze Zeit.

Ich komme in einigen Tagen nach, sagte er. In einer Woche sehe ich dich wieder. Sie war an Bord. Er winfte ihr, solange er fie erblicken konnte. Als er sich umivandie um heimzugehen, stand Victoria hinter ihm; auch sie hatte ihr Taschentuch in der Hand und winfte zu Camilla hinüber.

Jch tam ein wenig zu spät, sagte sie. Er antwortete nicht. Was sollte er auch jagen? Sie über ihren Verlust trösten, ihr gratulieren, ihr die Hand drücken? Ihre Stimme war so tonlos, uni 3 war viel Ver­störtheit in ihrem Gesicht, ein großes Erleb nis war darüber hingegangen.

Die Leute verließen die Brücke. Ihr Auge ist noch rot, sagte sie und fing gleichzeitig zu gehen an. Sie sah sich nach ihm um.

Er stand da. Da drehte sie sich auf einmal um und trat zu ihm hin. ihre

Otto ist tot, sagte sie hart, und

Das Lied vom Haffe.

Von Georg Herwegh .

Wohlauf, wohlaus, über Berg und Tal, Dem Morgenrot entgegen!

Dem treuen Weib den letzten Kuß,

Und dann zum treuen Degen! Bis unsre Hand in Asche stirbt,

Soll sie vom Schwert nicht lassen; Wir haben lang genug geliebt,

Wir wollen endlich hassen! Die Liebe fann uns helfen nicht, Die Liebe nicht erretten;

Halt du, o Haß, dein jüngst Gericht, Brich du, o Haß, die Ketten!

Und wo es noch Tyrannen gibt, Die laßt uns fed erfassen; Wir haben lang genug geliebt

Und wollen endlich hassen!

Wer noch ein Herz besitzt, deut soll's Im Hasse nur sich rühren; Allüberall ist dürres Holz,

Um unsre Glut zu schüren. Die ihr der Freiheit noch verbliebt, Singt durch die deutschen Straßen: Ihr habet lang genug geliebt, Olernet endlich hassen" Bekämpfet sie ohn' Unterlaß, Die Tyrannei auf Erden, Und heiliger wird unser Haß, Ats unsre Liebe werden. Bis unsre Hand in Asche stirbt,

Soll sie vom Schwert nicht lassen: Wir haben lang genug geliebt Und wollen endlich hassen!

Die Schmiede.

Von Heinrich Lersch .

Wir schmieden.

Der junge Geselle und ich.

Der Junge zieht das Gestänge des Blase­salges. Hinauf hinab gehn seine mädchenhaften

rme.

Ich stehe und besorge das Feuer. Häufe

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Sie brach in Schluchzen cus und begab sich mit großen, verzweifelten Schritten auf den Heimiveg.

Augen brannten. Sie sagen kein Wort, Sie nicht wahr, verzeihen Sie mir! Er ist tot. und sind so überlegen. Er war hunderttausendmal er war mein Verlobter, das ist alles. Glau besser als Sie, hören Sie. Wissen Sie, wie ben Sie, daß es mit meinem Willen fo wei er starb? Er wurde erschossen," sein ganzer gekommen ist? Johannes, sehen Sie das hier? Kopf wurde zerrissen, sein ganzer fleiner, Es ist mein Verlobungsring, ich babe ibn dummer Kopf. Er var hunderttausend. vor langer Zeit bekommen, vor langer. Ian. ger Zeit; jetzt werfe ich ihn wegwerfe ihn weg! Und se wirft den Ring in den Wald; fie hörten ihn beide niederfallen. Es war mein Vater, der es wollte. Mein Vater ist Srät am Abend klopft es bei den Mül- arm, er ist so arm wie ein Bettler, und Otto lersleuten an; Johannes öffnet die Tür und sollte einmal so viel Geld bekommen. Du sieht hinaus. Draußen steht Victoria und mußt es tun, sagte mein Vater zu mir. ch wirkt ihm. Er folgt ihr. Sie ergreift heftig will nicht, antwortete ich. Dent an deire feine Hand und zieht hn mit sich auf den Eltern, sagte er, dent an das Schloß, Weg; ihre Hand ist eistalt. an unseren alten Namen, an meine Ebre. Ja, dann will ich, antwortete ich, laß mir noch drei Jahre Zeit, aber ich will. Er dankte mir und wartete, Otto wartete, elle miteinander warteten; doch den Ring be­fam ich sofort. So verging eine lange Zeit, und ich sah, daß nichts mir helfen würde. Warum follten wir länger warten? Bring mir jetzt meinen Mann, sagte ich zu meinem Vater. Gott segne dich, erwiderte er und dankte mir wieder für das, was ich tun wollte. Dann kam Otto. Ich empfing ibn nicht auf der Dampfschiffbrücke, ich stand an meinem Fenster und sah ihn vorfahren. Ta lief ich zu meiner Mutter hinein und warf mich vor ihr auf die Knie. Was fehlt dr, mein Kind? fragt sie. Forts. folgt.

Sehen Sie sich lieber, sagte er. Seyen Sie sich und ruben Sie ein wenig aus; Sie find so erschöbft

Sie setzen sich. Sie murmelt:

Was müssen Sie von mir denken, daß ich Sie niemals in Frieden lassen kann!

Sie sind sehr unglüdlich, antwortete er. Jetzt sollen Sie mir gehorchen und zur Ruhe kommen, Victoria. Kann ich Ihnen mit etwas helfen?

Sie follen mir um Gottes willen ver­zeihen, was ich heute gesagt habe! bat sie. Ja. ich bin sehr unglüdlich, ich bin viele Jahre lang unglücklich gewesen. Ich sagte, er sei hun­derttausendmal besser gewesen als Sie; das ist

und lifte. Stütze die verschlungenen Hände auf die Zange.

Wir sehen beide ins Feuer hinein, der Junge und ich.

Wie die Flammen aus dem schwarzen Kohlenhaufen brechen!

Wie sie sich mischen, wie der braunwolfige Rauch aufquillt, die Flamme bedrängt, an der Flamme erglüht, selber Flamme wird Schlungen

-

ber=

verzehrt von der strahlenden Glut.

Wie sich die Flamme steigend erhöht, breit

Er zieht und zieht, hinauf, hinab, als zöge er eine Glode.

Er läutet die Glocken des Windes.

( Aus: Mensch im Eisen. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart- Berlin.)

Zwei Skizzen.

Bon J. S. Turgenjew.

Ein zufriedener Mensch.

Durch die Straßen der Hauptstadt eilt fröb wird und in der lohenden Spize verschwindet. lichen Schrittes ein noch junger Mann. Er geht Wie immerzu neue Flammen aufbäumen. lustig und rasch; die Augen leuchten, die Lippen in eines Augenblids Länge zusammenschlagen. lächeln, das Gesicht ist angenehm gerötet... Wie rote, gelbe, braune, blaue Flammen Er ist ganz zufriedenheit und Freude. ineinandertreiben und sich gegenseitig erglühen.

Daß immer wieder aus dem schwarzen Kohlenhausen die reine Flamme steigt, immer wieder Flamme, aus Glut geboren, sich selbst verzehrt und leuchtet und wärmt.

Der Junge und ich sehen in die Flamme hinein. Sehen nicht um uns, nicht neben uns, bis er den Kopf wendet und in mein Gesicht

blidt.

Ich sehe auch ihn an. Wir sagen nichts und lächeln. Denn jeder fühlt Freude, die von der roten Flamme ausgeht und in unsere Her­zen finft.

Wie ein Geheimnis, von dem wir beide nur wissen, ein Geheimnis, das uns bindet, die Freundschaft wortlos entzündet, tatlos ver­mehrt. Freundschaft der Freude, die von der Flamme stammt. Wir sehen wieder ins Feuer hinein, der Junge und ich, und schweigen. Aber wir wissen beide, daß wir aus diesem Feuer glüdlich sind.

Der motorgekuppelte Ventilator, der in Kugeln läuft, ist ein leines Meisterwerk der Technik.

Mir aber ist heute das Gebläse lieber, der alte Blasebalg; die Windmutter, der Pustevater, die Schmiede- Lunge.

Junge, zieh ihn!

Was ist ihm passiert? Hat er eine Erb­schaft gemacht? Wurde ihm eine Auszeichnung zuteil? Eilt er zu einem Liebes- Stelldichein? Oder hat er vielleicht nur gut gefrühstückt und nun durchdringt das Bewußtsein der Gesund­heit und der Kraft seine Glieder?

Rein. Er hat eine Verleumdung gegen einen Bekannten ausgedacht, sie geschäftig vor­bereitet, hat nun dieselbe Berleumdung aus

dem Munde eines anderen Bekannten ver nommen und sie geglaubt, als ob es die reinſte Wahrheit wäre.

D, wie zufrieden, wie gut sogar ist in diesem Augenblid dieser liebenswürdige, viel­versprechende junge Mensch!

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Der Bettler.

Ich ging durch die Straße... ein Bettler trat mir in den Weg. Es war ein gebrechlicher alter Mann.

Entzündete, tränende Augen, blaue Lippen, berlumpic Feben, schmutzige Wunden... o, wie häßlich hat die Not diefes unglückliche Ge­schöpf ausgehungert!

Er stöhnte, er flehte um Hilfe.

Ich durchstöberte alle meine Taschen.. Weder eine Geldbörse, noch ein Uhr, ja, nicht einmal ein Taschentuch... Nichts hatte ich mitgenommen...