Feiera
Feierabe
r. 35.
Im Kino.
Hinterhaltungsbeilage.
Blick auf die andere Geite.
Das Kino war voll. Es gab den neuesten Chaplin Film, und eine Lachsalve nach der andern ranschie durch den Saal.
Ich erkannte den Film. Schon zweimal war ich dem Zauber dieses wundervollen, dichterischen Menschen erlegen, war aus dem ,, Goldrausch" in der seltenen Beglückung ge gangen, die nur ein so einmaliges Kunstwert verleihen kann. Und doch war ich noch ein mal gekommen. Ich folgte der Einladung, einer Vorstellung im Vorführraum beizu wohnen, warf nur einen kurzen Blick über das erheiterte Parkett auf die Leinwand, fab jonell noch einmal die unnachahmliche Grazie des stolz tanzenden Charlie, der mit seinen Stöckchen, die Hosen hielt, aber dann war auch schon die Tür wieder geschlossen und w'r stiegen hinauf.
1926.
noch mehr und sagen von dem Film: er Ich war wirklich der Klügere, indem ich reguei". Aber sie wissen wenigstens, woran liegt, die Leute da oben.
Da klingelt das Telephon, und von der Musit her kommt eine Aufrage oder ein Bescheid. lud da ist auch schon Pause, und da werden der Vorhang und die verschiedenen Leuchtkörper durch Hebel and Schaltknöpfe bewegt, und da wird schnell eine Reklame und eine Mitteilung über den weiteren Verlauf des Programms in den Apparat ge schoben, denn hier ist gleichzeitig so ein biß chen die Kommandobrücke, und man muß alles regelrecht abwickeln, damit es keine Störungen gibt. Aber der kleine Dynamo in der Ecke, der den Strom umformt, furrt weiter, und fleine Funken blizen kuisterud hervor.
So ist das Leben hier oben. Seine Zigarette darf es unterbrechen, denn Kinobrände sind eine sehr unangenehnie Sache. Eintönig singt der Projekter sein Lied, und bis das letzte Programm zu Ende ist, müssen sich seine beiden Freunde mit ihm begnügen. Wir verabschieden uns und steigen hinunter. Ob sie wohl auch einmal so recht herzhaft gelacht haben über Charlies Brötchentanz, die beidenda oben? Ich habe sie nicht gefragt, denn ihre Gesichter waren falt wie die Pflicht.
Am Telephon.
Ein jurrender Raum nimmt uns auf. Hier arbeiten in sachlicher Ruhe zwei Menschen, an die man nicht mehr denkt, seit dem es aufgehört hat, aus den hohen Fensterchen des Vorführraums in den Saal zu raitern und zu fauchen, wie das wohl früher einmal war, feitdem das Wunder der laufen den Bilder sich leise und selbstverständlich vollzieht. Vor ihnen, zwischen ihnen, ihr Sorgent nd und verhätschelter Freund, steht der Mechau- Projektor in schwarzem Glanze, der moderne Vorführapparat, in dessen Leib das Bogenlicht von 3000 Kerzen durch acht Nein, Fräulein, das geht ntir denn doch Seftorenspiegel geworfen wird, um dann zu weit!" hatte ich in meiner Erregung in fauft und unmerklich über die Köpfe Tausen- den Apparat, geschrien. Ich werde mich per der hinzustrahlen. sönlich auf dem Telegraphenamt beschweren." Hier oben hört man nicht die Klänge| Und damit hatte ich den Hörer halb auf die der oft doch zu laufen Musif, Bierher dringt Gabel geworfen und halb daneben, batte Hut Tin Lachen und fein lauter Ruf. Sier furrt und Stod genommen und war losgerannt. es und furrt es, hier gibt es feine Rute. Surtig läuft der Film aus einer Fenerschutz trommel in die andre, dieißig Bilder in der Chute flimmern an dem Lichtquell vorbei, und hinter mir wird der abgespielte Streifen wieder umgespult, damit er zur nächsten Vorstellung bereit ist. Oh, mit diesem Film ist es eine Frente zu arbeiten, jagt da der en. Aber er meint nur das Zelluloidkand, nicht einen Inhalt. Denn das Band ist noch nen, und wenn ein abgenus: es, altes fommit, ansehen wollte dann schimpft das Publikum über das ich davon gefagt! Flimmern", und die Operateure schimpfen Schlüsselbund vom
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Aber wie das so ist, ich fam an den Unrechten. Der Herr von der Betriebsdirek tion des Telegraphenants hatte eine Freund lichkeit Leite, vor der meine Entrüstung in Wohlgefallen aufflog, nnd ein Lächeln, tas mich entwaffnete. Ich brauchte überhaupt in Wort zu jagen; er wußte schon alles, fab ur offenbar den Bressemenschen auf den ersten Blid an, erklärte, außerordentlich er freut zu fein, daß ich mir den Betrieb einmal tein Sterbenswort hatte nahm auch schon ein Haken und ging voraus.
nachgab.
Denn: bitte, lieber Leser, weißt du vielleicht was, dkszemr" bedeutet und was das für eine Sprache ist? Ich weiß es! Dennt ein paar Minuten, nachdem ich mich nicht beschwert hatte, stand ich neben den wundervollen Hughes- Apparaten mit der kleinent flavierartigen Tastatur, auf denen sich unzählige fleine Näder drehen und in denen der Fernleitungsstrom, der in alle Welt führt, summt und singt. Hier werden Telegramme gegeben und empfangen, die Tele graphistin in Berlin drückt auf die Tasten, und die Stollegin in München oder Dresden liest auf dem schmalen Streifen ab. Und das tickt und flappert in feiner Melodie, und wenn gerade feine Depesche läuft, dann besprechen die Stolleginnen schnell etwas über 200 und 300 Kilometer hinweg, und dann reden sie Hughes- Deutsch , und wenn sie etwas gefragt oder geantwortet haben, dann steht immer dtszeme" am Ende, und heißt:„ Tanke Shnen schön!" Denn die am Hughes- Apparat sind Leute der großen Welt. Das fanu mau. ja wohl sagen.
Und dann tanzen wir durch den elgents lichen Telegraphensaal, da saßen die Beamten vor ihren Kästen und Apparaten, da klapperten die Schauzeichen, und die Hebel in der Hand wippien Morsebuchstaben, die Rohrpost hustete, und Lämpchen leuchteten auf und verlöschten. Und von da ins Telephonami, von unten auf, wo faum armdicke Kabel, jeder mit zweitausend Anschlußdrähtchen int Leibe, aus den unterirdischen Wegen in den Keffer einliefen, durch den Hauptverteilungsraum, wo die Sicherungsleisten von vielen tausend Anschlüssen mich wie ein riesiges Drahi- und Metall- Labyrinth überfielen und ich unsägliche Hochachtung bekam vor den jungen Kerlen, da da hantierten und sich hindurchfanden, in den Berterierum, der die Seele des Ganzen ist und den füßfänerlichen Geruch der Schwefelsäure nie los wird. und aus den graugläsernen Batterien g sp nsterte das Bewußtsein, dieses gewaltige, erdumfrannende Ganze erst zu bewegen.
Aber die mystische Stille dieses Raumies vertauschten wir mit mit dein Schnurren und Surren, Krächzen und Knarren, Klirren und Klingeln des Relaisscales, der wieder