dies jetzt geschieht, nach einem Menschenalter, ist nicht zum mindesten der dankbaren Liebe feines Sohnes zuzuschreiben, der die Forschun gen des Vaters in dem Buch Sterbende Welt" ( Brodhaus, Beipzig) ammelte. Anläß lich des 25. Todestages Reischets hat nun Brod­haus unter dem gleichen Titel auch eine bil­

Ich las:

Leiden Sie?

lige Ausgabe des großen Reiseverts in der[ Etagere, Liegestuhl und Sanduhr, woraus fich Sammlung Reisen und Abenteuer", eine gewiß eigenartige Verzierung meiner Ein­Halbleinen Mr. 2.80, Ganzleinen Mt. 3.50, richtung ergab, zumal alle Padungen mit Ge herausgebracht Möge sie dem bedeutenden For beinen und Totenkopf geschmückt waren, was scher und edlen Menschen Reischek die Achtung mich freilich jest nicht mehr erschreckte, denn ich der großen Welt gewinnen. würde eine gewisse Kur gebrauchen und hatte die Garantie, bei Nichterfolg( also wenn ich trotzdem gestorben wäre) laut Inserat durch meine Erben das Geld zurückzuerhalten auf dem Wege eines Zivilprozesses vor dem A.-G. Ber­lin- Mitte.

Leiden Sie

Sie...?

Von Gg. Wilh. Rapp.

An Appetitlosigkeit? An Herzklopfen? Haben Sie Ohrenfaufen? Sind Sie niedergeschlagen? Haben Sie schwere Träume? Leiden Sie unter Angstgefühlen? Haben Sie dumpsen Drud im Kopf? Haben Sie Schwindelanfälle? Leiden Sie an Gedächtnisschwäche? An Arbeitsunluft?

Natürlich leide ich. Natürlich habe ich.

Alles das habe ich.

Bewährungsfviſtablehnung, hu! Aber es hat feiner nichts gemerft.

Habe ich nicht auch dumpfen Druck im Stopf? Natürlich habe ich! Namentlich, wenn ich Sonntags erſt Montags nach Hause komme, ferner nach allen gefeßlichen und ungefeßlichen Feiertagen, inssonderheit am Neujahrsmorgen, an Tagen nach eigenen und fremden Wiegen­feſten, nur nicht nach dem Geburtstage von Tante Bisa, denn da gibi's nur Kaffee, koffein­frei, geruchfrei, geschmadfrei und überhaupt von allem frei, nur nicht von Leitungswasser. Und Schwindel erst, wie er mich plagt! mäßig leide ich daran, wenn ich um 12 Uhr vom ein Geſchäftsreisender kommt, der Gasmann, Appetitlosigkeit: Geradezu regel- Wenn ich z. B. Onkel Philipp anpumpe, wenn Frühschoppen nach Hause komme, zwei Kalbshagen der Elektrizitätsmann oder der Wassermann, und ein Beefsteak à la tartar vertilgt habe. oder wenn sonst einer Geld zu kriegen hat, oder Meinen Sie, auch noch einen Biſſen könnte ich wenn Tante Albertine mit mir tanzen will, Sie dann zu Hauſe eſſen? Nie! Schade um die herr- glauben nicht, wie mich da das Schwindeln lichen Bellfartoffeln, ich muß zusehen, wie meine Familie sie genießt!

Entsetzlich! Alles stimmte, alles, alles! Zum Beispiel:

Herzklopfen: Wie leide ich daran! Schon von Jugend auf! Wenn ich z. B. in die Lateinschule fam und Ovids Metamorphosen  nicht gelernt hatte( ich hatte sie nie gelernt!) und steden blieb schon bei In nova fert am mus!", da bekam ich Herzklopfen, das einen Dampfhammer betreiben konnte. Und erst als ich, schulentwachsen, erstmalig eine blonde Kleine auf dem Bummel ansprach und fragte: Entschuldigen S schon vielmals, aber haben S' vielleicht auf mich gewartet?" Ich glaube, ich bin herzleidend. Anlage 1 D 49 MFF. wie's beim Kommiß hieß.

Und erst Ohrensausen! Als ich in der Geschichtsstunde auf die Frage: Wer getvann die Schlacht bei Marathon?" schlagfertig ant­wortete: Friedrich der Große   im Spanischen  Erbfolgekrieg!" da bekam mein Ohr eine Feige nebst 15 Minuten langem Sausen.

Und niedergeschlagen! Das war ich erst vor acht Tagen, als ich nachts um 3 Uhr aus dem Grünen Löwen" herausfiel und di­relt mit einem aus dem Wirtshaus nebenan Herausfallenden Mitbürger zusammenstieß und Jagte: Sie find wohl voll? Ich nicht faul, haut ber mir eine herunter, und niedergeschlagen war tch.

padt!

Also, alles stimmte, alles!

Erschreckt wie ein Kanarienvogel beim Fa­milienkrach, las ich weiter: und die Buch­ftaben tanzten Shimmy und Fandango bor meinen Augen, denn da stand: Dies sind die Beichen langsamen, aber stetigen Verfalls! Sie müssen sterben!

Ich muß schon sagen, daß meine Begei­sterung für diese lezie Perspektive gering ist Aber wie in der Eroica  " folgte auch hier auf das düstere Thema ein Motiv des Trostes; denn da stand: Wollen Sie leben?"

Natürlich wollte ich! Und so las ich wei­ter: Dann eilen Sie sofort zur Post und be­stellen Sie per Nachnahme Methusalem Lang­lebs bewährte Heilmittel! Tausende freiwillige Anerkennungen! Zahle Geld zurüd, wenn fein Erfolg! Schnellster Heilerfolg! Hier folgte ein anschaulich photographiertes Exempel: Links das Bild eines menschlichen Wrads mit der Ueberschrift: Vor Gebrauch!" Rechts ein Riese, der den seligen Polyphem mit dem flei­nen Finger von Athen   nach Massachusetts   hätte fchlentern fönnen, überschrieben: Nach Ge­brauch!"

Und darunter stand ein Totenschädel, grin­send und mit zwei gekreuzten Beinen erschrek­fend schön verziert. Dabei die Worte: Es ist höchste Beit, eilen Sie!"

Schwere Träume, o, ich fenne fie! Stellen Sie sich nur vor: Träumte ich da kürz- Natürlich eilte ich. Und füllte eine wort­lich, Tschangifolin hätte mich von meinem bis- reiche Bestellfarte aus, mit allerlei Heben, Bu­Berigen Rang als ehemaligen bayrischen Gefäßen, wie: Erfüllungsort Berlin- Mitte", freiten der Bandwehr I gum stellvertretenden auf Grund Ihrer Lieferungsbedingungen", chinesischen Generaloberst befördert, die Rebel- zahlbar durch Nachnahme" usw. len aber hätten mich abgemurfft, in Scheibchen Eine Woche ging in die Lande, da hörte ich geschnitten und in einer Maggiwürfelsuppe auf der Treppe großes Getrampel. Der Bost verspeist mit gebratenen Schwalbennestern! bote schleppte unter Assistenz hilfsbereiter Men­Und Angst gefühle, wie sie mich plaschen eine monströse Kiste fluchend und schwit­gen! Fuhr ich da kürzlich in der vollbesetzten zend die Treppe herauf und hielt mir dann keu­Linie 3 und mußte schon an der nächsten Ede chend eine Nachnahme unter die Nase. Um sie in die Linie 8 umsteigen, ehe der Schaffner einzulösen, entrierte ich eine wortreiche Kredit­kommen und fragen konnte: Noch jemand aktion in sämtlichen Nachbarhäusern und padte ohne Fahrschein?" Und als ich ausstieg, saß dann die Kiste sorgfältig und voll Freude aus mir die Angst im Nacken. Rief da nicht jemand: Denn ich wußte, daß ich jetzt gesunden sollte. Salt, Sie haben kein Fahrgeld bezahlt!"? Nach mehrstündigem Packen stellte ich die Neiit, in dürren Aesten säufelt der Wind. Aber Raften, Pädchen, Schächtelchen und Dosen, an mein Gewiſſen ſchlug das unbezahlte Fahr- Flaſchen und Büchsen in Reih und Glied auf geld: Hinterziehung! Betrug! Strafgesetzbuch, Gejimic, Sofa, Rauchtisch, Büfett, Stredenz,

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Fleißig ging ich an den Gebrauch der Heil­plätzchen, Pulver, Getränke, Tropfen, Tinktu ren, Bonbons und nahm vor dem Eſſen Appe. titol für den Appetit, Coerol für das Herz, Sausol gegen Ohrensausen; unter dem Essen Optimol gegen die Niedergeschlagenheit, Traumol gegen schwere Träume. Nach dem Essen: Mutol gegen Angstgefühl, Kopfol gegen dumpfen Druck im Kopf, Schwindel, und Industriol dies alles jeden Tag gegen Arbeitsunluſt

dreimal.

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Als ich drei Wochen später an zwei Stöcken meinem Freund Kasimir begegnete, war er sehr mitleidig und fragte, ob er vielleicht meine An­gehörigen benachrichtigen dürfe. Und ich erzählte melte wortlos alle Heilmittel Methusalem Lang­ihm Langlebs Methode. lebs, schmiß sie wortlos in den Hof hinunter, nahm mich wortlos am Aermel und schleppte mich wortlos in den Grünen Löwen.

Wortlos ging er mit mir nach Hause, sam-,

Drei Wochen lang aßen und tranken wir dort um die Wette.

Und seitdem bin ich wieder ferngesund.

Weltenraum- Raketen.

Utopie oder Wirklichkeit?

Von Dr. Adolf Marcuse.

in den Himmel wachsen. Das ist man versucht Es ist dafür gesorgt, daß die Dinge nicht. auszurufen, wenn man von den neuesten tech­nischen Problemen hört, Raketen, ja sogar Ra­tetenflugzeuge bis in den Weltenraum zu sen­den. In Oesterreich   soll sich sogar schon eine Gesellschaft zur Erforschung des Weltalls" ge­bilbet haben. Man will es also nicht mehr den Astronomen allein überlassen, mit den bereits bis zu großen Dimensionen gesteigerten Tele­flopen das Weltgebäude aus der Ferne mit Silfe der Lichtstrahlen zu erforschen, sondern man plant schon große Himmelsraketen, mit denen Beobachter über die Erdatmosphäre hin­aus direkt in den Weltenraum vordringen sollen.

Ist das Utopie oder eine wirkliche Mög lichkeit?

Zunächst muß allerdings betont werden, daß nach den Untersuchungen von Vallier, Go­dard, Oberth  , Mohmann und Ziolkowski wenig stens theoretisch die technischen und ballistischen Grundlagen für Raketenfahrzeuge, die über die Erdatmosphäre in den Himmelsraum hinaus­dringen können, geschaffen sind. Von dieser theoretischen Möglichkeit zur praktischen Aus­führung ist aber noch ein weiter, sehr weiter Schritt. Wenn man auch im Bereiche der Tech­nit, abgesehen von dem absolut unmöglichen Problem des Perpetuum mobile  ", das Wort niemals" nicht gebrauchen soll, so sind doch auch der kühnsten Technik gewisse Grenzen ge­zogen. Allerdings sind diese natürlichen Gren zen stets relativ und sie schieben sich hinaus mit den stetig wachsenden Fortschritten der Wissen­schaft. Wer hätte z B.   noch vor wenigen Jah­ren daran gedacht, daß es gelingen würde, draht­lose Signale nm die ganze Erde zu senden? Darum wäre es auch verfehlt, wollte man die nach Jules Vernescher Art hente uns anmuten­den Weltenraum Raketen in das mystische Reich