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2.

Die Brücke.

Sört ihr den tausendfachen Schritt?

Die Brücke dröhnt von seiner Wucht.

Schidsat zusammengeworfen. Das Regiment[ und mich alten Lümmel daran erinnern, daß war ein Reserveregiment und die Unteroffiziere heute der erste Mai ist... Und wenn der Feld­und auch die Offiziere standen dem Leben viel webel medert, laßt ihn medern! Sein Mensch näher als die aftiven Führer. Wohl nur aus soll die Fahnen herunterreißen!"

Es wirbt und lockt: Kommt mit! Kommt mit! dieser Zusammenstellung war es möglich, daß Bis zum Abend wehten die Heinen Fahnen Ihr alle, die ihr fämpft und fucht.

Nicht zagend in die Nacht gestiert! Marschiert! Marschiert!

Tief unten zieht der breite Fluß. Er braust und brandet ohne Ruh Und wühlt sich, wie er will und muß, Dem fernen Hafenziele zu. Hell aus dem Brausen triumphiert Marschiert! Marschiert!

Und unten Strom und oben Strom, Sie reißen fort die faule Zeit. Groß auf der Brüde wächst ein Dom Und öffnet seine Hallen weit, Darin sich neue Welt gebiert. Marschiert! Marschiert!

Karl Bröger .

Sechs rote Fähnchen.

Von Max Barthel . Im Frühling 1916 fam der Soldat Paul Brennert zum erstenmal ins Feld. Sein Regi­ment lag in den Wäldern vor Verdun . Bren­nert war ein Stadtmensch und hatte wenig Sinn für junge Wälder, fühle Quellen und ftrahelnde Blumen, er war selbst fühl und flar und tonnte sich auch für den großen Krieg nicht begeistern. Er wußte, daß all die schönen Worte, mit denen der Blutwahnsinn heilig gesprochen wurde, nur glänzende Atrappen ohne Inhalt waren, er wußte, daß es in diesem Krieg um andere Dinge ging, um die Rohstoffe, um die Berteilung des Weltmarktes, um die Herrschaft über Kohle, Eisen, Del und die Kolonien. Der Soldat liebte sein Land, aber er liebte es nicht fo blind, um den fernen Glanz anderer Länder nicht zu sehen, um nicht zu wiffen, daß erst im Bujammentlang aller Nationen die Musik der Welt erbrause.

Auch jetzt erbrauste die Musik der Welt. Sie erbraufte und heulte auf, im krachenden Krawall der großen Geschüße, im feurigen Ge­witter der Bomben und Granaten, im ver fluchten Taft der Maschinengewehre, in den dumpfen Paufenschlägen fallender Minen und der qualvollen Not des Hinterlandes, die wie eine gläserne Wolfe auch in der Front über den lämpfenden Völkern stand, flirrte und manch mal wimmernd zerfiel.

Der Soldat Brennert erlebte in den Wäl­bern von Verdun zum erstenmal den Frühling, den Aufbruch junger Buchenwälder, die Leucht­Traft duftender Wiesen, den Schmelz frühen und späten Vogelgezwitschers. Er erlebte das alles, wenn die Geschüße schwiegen, er erlebte das zwischen den Atemzügen neuer Gefechte und Borstöße. Er fand auch zwei Freunde, und oft faßen in den Nächten die drei jungen Männer zusammen, sprachen über den Krieg und noch mehr über den Frieden, sie sprachen auch über jene Bewegung, in der sie Heimat und Vater land gefunden hatten, sie sprachen leidenschaft­lich über den Sozialismus und seine kostbarste Blüte: den Weltfrieden, die Völkerverbrüderung. Aber man fann nicht nachts über den Frie­den sprechen und am Tage dem Kriege dienen. Das erkannten auch die drei Soldaten und sie beſchloſſen, einen Tag sich zu ihrer Idee zu be fennen und als sichtbares Zeichen eine feine rote Fahne zu hiffen. Und der Tag, an dem die Fahne aufstieg, war der 1. Mai.

Die Kompagnie, in der die Freunde stan­den, war eine Arbeiterkompagnie aus Berlin . Schlosser, Schmiede, Mechaniker, Tischler, Stra Benbahnschoffner und einige Raufleute hatte das

auf dem Unterstand der 8. Korporalschaft amt über dem Unterstand, bis in die Nacht wehten 1. Mai sechs fleine rote Fähnchen wehten. Sechs fie, die sechs kleinen Fahnen in den Wäldern winzige rote Fahnen, die von den grauen Män- vor Verdun . Und wenn sie auch nicht mehr teln geriffen wurden, die sechs roten Spiegel als waren als nur eine schöne Geste dreier Arbeiter, Banner ins Licht gestellt, erhöht und heilig ge- die sich mit der Weltarmee ihrer Genossen ver sprochen binden wollten, die ihre Herzen nicht unter­drücken konnten, die über den Krieg den Frie den nicht vergaßen; fie leuchteten und flammten bis in die sternenvolle Nacht

Der Tag war vor Verdun friedlich. In den Argonnen frachten Minen. Ja, es war Krieg in der Welt, und über den Ländern wehte die fahwarze Fahne des Todes. Die drei Soldaten laten ihren Dienst wie sonst Erst gegen Mittag entbedte der Unteroffizier Müller die fleinen Fahnen. Müller war in Berlin Mitglied der Partei gewesen und fand jezi am Rande der Schlacht Genoffen. Er ging in das Erdloch, über dem die Fähnchen wehten und fragte:

Wer von euch hat die Fahnen aufgesteckt?" Ich," antwortete Brennert, heute ist erster

Mai."

Und morgen ist der zweite Mai, Mann Gottes. Willst du auf eigene Fauſt Frieden schließen."

Wenn ich fönnic, ja Sofort. Aber..." ,, Menschenstind," sagte Müller, glaubst du, ich bin mit Wollust in dieser Schweinerei? Glaubst du, ich wüßte nicht, daß die roten Fähnchen...

Auch der Feldwebel, der das rote Tuch nicht liebte, hatte die sechs Fahnen gesehen. Am über­nächsten Tage sollte ein Vorstog einsetzen. War­um also am Rande des Todes sich über kleine Fahnen erregen? Bald würden die schwarzen Fahnen des Trommelfeners flattern, die gelben Blitze der Langrohrgeschüße zuden, bald würde nicht nur das Tuch kleiner Banner rot sein, die rote Farbe würde blutig und purpurn über die ganze Erde spritzen.

Als der Vorstoß überstanden und das Ba­taillon in Ruhe war, nahm sich der Feldwebel, der kurz vor der Schlacht so philosophische Ge­danken hatte, die drei Soldaten dennoch vor. Er entdeckte, daß von den Mänteln der Ersaqrefer visten Brennert, Schmidt und Kruschke die roten Spiegel abgerissen waren und schickte die drei Soldaten zwei Stunden zum Strafererzieren. Aber Schmidt, Brennert und Kruschke fanden das Bittere jüß. Sie exerzierten mit dem er­höhten Herzschlage fleiner Märtyrer. Sie hatten am 1. Mai sechs Kleine rote Fähnchen gehist Und da muß so em junger Kerl tommen und waren nun glücklich, dafür auch zu leiden.

Und plötzlich begann der Unteroffizier zu lachen, befreit zu lachen, flopfte Brennert auf die Schultern und sagte:

entnommen:

Die Seele eines Affen.

Von Ernest Thompson Seton.

anrüd

In der Serie der berühmten Tier- besten gab; er hatte es nicht anders erwartet, geschichten Ernest Thompson war sie doch unterhaltender als alle anderen Setons ist eine Sammlung von 7 zusammen genommen. Sie pflegte auf einem Erzählungen Tiereder Wildnis" gespannten Seil zu gehen, nachdem sie sich die ( geb. M. 5.60) erschienen. Was die Füße mit einem Stud Kretde bestrichen hatte, prächtigen Erzählungen Thompson das man ihr zuerst zum Spaß gab, das sie aber Setons auszeichnet, das ist, daß sie von gebrauchen lernte; übrigens hatte sie später auch jung und alt mit gleichem Bergnügen noch gelernt, sich zum Entzücken der Menge die gelesen werden können und es verdie Nasenspize anzukreiden. Ein anderes Kunst­nen, in jeder Bibliothek eingereiht zu stüd von ihr war folgendes: Sie stand dicht hin­werden. Der nachstehende Aufsatz ist ter den Gitterstäben auf dem Kopf, hielt sich einem der Kapitel des Buches mit aus mit den Hinterfüßen oben fest, schwang sich dann drücklicher Erlaubnis des Verlages, nach der Seite zu so hoch, daß ihre Vorderfüße Kosmos, Gesellschaft der Natur weit über den hinteren Halt faffen konnten, freunde, Frandhsche Verlagshandlung" und wiederholte diese Bewegung so oft, bis sie fich bis zur Dede befördert hatte, und kam nun Es war faum ein Vierteljahr seit Jinnys mit umgekehrten Griffen wieder zum Boden Ankunft in Wardmans Menagerie vergangen, und wenn sie auch in den zoologischen Handels Troy aller gedruckten Verbote und War­fatalogen feine bedeutende Stelle einnahm, jo nungen langte eine Frau unter dem Gitter mit unterlag es schwerlich einen Zweifel, daß fie ihrer Hand hinein, um einen Affen, der den der Liebling des Oberwärters war. Und der Zuschauern feine Hinterseite zufehrte, am Grund davon war nicht nur, daß er sie aus Schwanz zu ziehen, und kam dabei so nahe, daß einer Ausgestoßenen in den liebenswürdigsten Sinny ihren Hut an sich reißen konnte. Sie Affen, den er je gefannt", verwandelt hatte, setzte ihn auf, fuhr in ihren Vorstellungen fort sondern daß hinter ihren glänzenden dunkeln und erregte einen noch größeren Beifallssturm Augen wirklich eine fast menschliche Persönlich der Menge. Es ist kein Zweifel, daß sie den Bei­feit zu steden schien; immer zeigte sie sprühende fall schäßte, denn man hatte bemerkt, daß sie Rebhaftigkeit und tiefe Zuneigung. Kein Wun immer vor einer großen Menge ihr Beſtes tat. der, daß Bonamys erster Gang beim Antritt Die meisten Affen haben etwas Menschliches seines Dienstes jeden Morgen zu Jinny führte. an sich, aber bei Jinny war dies in ungewöhn Eines Morgens hatte er sich etwas veripä- lichem Maße der Fall, und der Hauptwärter tet. Als er dem Käfig näher kam, sah er eine nahm ein persönliches Intereſſe an ihr; ſo ging Menge Zuschauer davor, und oft wiederholter er denn auch mit dem Gefühl persönlichen Siol­Beifall und Gelächter zeigten ihm, daß das zes an seine Tagesarbeit. Publikum sich an den Possen der Affen ergößte. Auch wunderte er sich nicht, als er bemerken fomnie, daß es Jinny war, die ihre Künste zum

Izwischen spielte Jinny ihre lebhafte Rolle vor einem lebhaften Publikum weiter. Kleine Jungen warfen Erdnüsse hin, die sie aber nicht