wenig Menſchen, der Graben war faft leer und Isperren. Als sie es tun wollte, trat ein Stuben- sneun Uhr ab. Sie begann sich zu entfleiden. auch der Play. So stand sie vor den Stock im- mädchen ein. Unter ihrem weißen Häubchen Zuerst langjam. Aber dann merfte jie die Kälte Gifen, lange. glänzte frech ein gefärbtes Rot. Sie brachte im Zimmer, und da warf sie rasch die Kleider Wasser, räusperte sich fragend und verließ end- ab, besah sich mit dem Hemd im Spiegel und lich das Zimmer. schlüpfte ins Bett. Sie zog die Decke bis ans Kinn, die Tücher waren naßfalt, ihr Körper schüttelte sich.
Ein Wachmann, der sie beobachtet hatte, trat auf sie zu. Sie erschrad. Er aber war freundlich und fragte, ob sie auf wen warte. Sie Lina sperrte zu. Es war dunkel. Aber sie erzählte, fie sei fremd in Wien und wiffe nicht, machte nicht Licht. Sie sah einen Kasten, ein wohin sie solle. Er wirde eifvig. Woher sie sei? Bett, einen Waschtisch, zwei Seffel, einen Spie Is er das hörte, wurde sein gutmütiges Ge- gel. Sie trat vor ihn. Sein Silber gab ihr ficht unter dem Helm das eines Bauern. Auch Ruhe. Sie trat ans Fenster. Drüben mußte ein sei vom Land. Aus dem Waldviertel . Er Theater oder ein Varieté sein. Wagen fuhren wise Quartier für sie. Ein gutes kleines bür- vor. Damen, über deren nadten Schultern gerliches Hotel, wo sie vor allen Anfechtungen schwere Pelze lagen und aus deren unbededten fcher sei. Ob er sie einmal sehen könne? leber- Haaren wippend Reiherfedern sich hoben, stie morgen vielleicht? Dienstag sei er dienstfrei. gen aus den Equipagen. Herren mit Ladschuhen Ja? Beim Hochstrahlbrunnen. Um 8 Uhr. Er und Abendmäntein folgten lässig. Immer neue werde in Zivil sein. Er habe Beziehungen in Wagen fuhren vor. Ein flimmernder Glanz fam Wien , er werde sie gut unterbringen. Aber bis verwirrend von unten. Ihre Wangen röteten zum Hotel sei es weit, am besten sei es, fie sich. Dann kam kein Wagen mehr, dann wurde führe mit einent Einspänner bis dahin, damit es leer. fie es nicht verfchle. Die Fahrt sei nicht so Als sie wieder ihr Zimmer jah, fühlte sie teuer. Ob sie wolle? Sie stand verlegen und ihre Armut zum ersten Male. Sie spürte Hun wehrte sich nicht. Er rief einen Einspänner, sie ger. Aber sie wußte nicht, ihn zu stillen. In ein ſetzte sich hinein. Er sah durch das offene Feu Restaurant zu gehen, fehlte es ihr an Mut. In fter in den Wagen und sagte salutierend: Bis ihrem Beutel waren drei Kaffeebonbons, die aß übermorgen." Dann griff das Pferd ans. Sachte sie jetzt. Sie sah das Bett an, in dem sie schla Laut die Dämmerung. Sie lehnte fich in die sen sollte. Auf dem Beintuch gewahrte sie einen alten, wurmzerfressenen Ledertissen zurück. Ihr alergroßen Fed. schwindelte ein wenig. Sie schloß die Augen. Wie irar das alles.
Der Wagen rollie weiter. Sie wußte nicht wie lange. Blöslich gab es einen Rud. Sie wurde nach hinten geworfen. Dann stand der Wagen. Erschredt beugte sie sich hinaus. Das Pferd lag auf dem Boden. Der Kutscher war schon vom Bock gesprungen und mühte sich um das Tier. Ein paar Leute eilten zur Hilfe. Der Gaul blieb liegen. Nach einer Weile stieg sic aus. Ja," jagte der Kutscher, das Roß ist halt schon jawach." Es lag mit unendlicher Gleichgültigkeit da, die Beine lang von sich hingeftredt. Man gab Deden unter seine Vorderfüße, man fnallie mit der Peitsche, man schlug cs, man ligelte es an den Nüstern, ein Bäderbursche zog es am Schwanz, es rührte sich nicht, fcharrie nur manchmal sonst den Asphalt mit feinem hinteren rechten Huf. Lina blidte auf ben braunen Körper, dessen Haare gefranst waren wie bei einem abgesessenen Samtsofa. Die Rippen drängten sich vor. Erbarmen padte ihr fleines ländliches Herz, und sie schüttelte sich. Der Kutscher bemerkte es mißbilligend. Das werde noch lange so dauern, er kenne den boshaften Strampen, aber das Hotel ſei nicht fünfzig Schritte entfernt, jemand könne sie hinführen und ihren Koffer tragen. Der Bäderbursche, leidenschaftlich am Schwanz des hingestreckten Tieres ziehend, witterte mit seiner Stumpfnaje ein Geschäft, ließ ab, an den Haaren zu zerren, gab dem Tier noch rasch einen Fußtritt und stürzte vor. Lina zahlte dem Kutscher den Fahrpreis, fie wurde verlegen, weil biele fie auftarrten, und folgte mit niedergeschla genen Augen dem Jungen.
Ihr wurde unangenehm. Wenn sie darauf zu liegen fäme. Sie mußte fich waschen.
Es wurde im Zimmer ganz dunkel. Beim Fenster sah sie auf ihre Uhr. Mühsam las fie
Auf einmal erinnerte sie sich an die Sicherheit ihrer Heimat, an Salzburg . Und dann wußte sie, daß das alles aus sei. Und der Ingenieur fiel ihr ein und der Wachmann und die Damen mit den Pelzen und der Gymnasiast und das rote Stubenmädchen und das gefallene Pferd. Sie belant Angit. Aber auch im Dunkeln wußte sie nicht, wohin sie mit der Not ihrer Jugend sollte. Sie hatte das Gefühl, daß sich alle Entscheidungen nahten und daß sie nichts dazu tun tönne. Sie fuhr aus den Kissen, richtete sich erschreckt auf. Aber der Kasten hatte ein braunes gedunsenes Trinkergesicht, der Tisch stand wie zum Sprung auf sie da und der Spicgel war wie der Schliß eines zusammengekniffenen Auges. Sie wühlte sich wieder zurück. Trä nen tamen ihr, vicle kindhafte, tindische Trä nen. Mit denen an den Mundwinkeln ſchlief ſie cin. Ihre furzen schwarzen Loden umringelien lieblich die eine tropige Stirn. Mit einent Male ging von ihrem geschwungenen Mund ein Leuchten der zum Leiden und Lieben bereiten Empfängnis aus, wie es um die Jungfran Maria getvesen sein mußte, als der Engel ihr entgegentrat und ihr das Schicksal kündete.
Meine große Schwester webt Inch. Mein großer Bruder verkauft Tuch. Berkauft Tuch und kauft Reis, Den hungernden Magen zu füllen.
Meine große Schwester webt Tuch. Mein großer Bruder webt Tuch. Unser Kleinstes trägt zerlumpte Hosen, Kein Tuch zum Fliden.
Meine große Schwester webt Tuch. Mein großer Bruder verkauft Tuch. Wer fauft Tuch?
Der steinreiche Mann dort.
Hausgewebies Tuch ist grob; Ausländisches Tuch ist weich, Ausländisches Tuch ist billig. Tem reichen Mann gefällt es.
Keiner will hausgewebtes Tuch, Mein Bruder und meine Schwester fterben Sungers.
ren Mittelpunkten des Rauchhandels trafen zahlreiche Aufragen und Angebote über den Anfauf der Tiere zu Höchstpreisen ein. Diese Tier-farm fonnte zum Mittelpunkt der Versorgung anderer Tierfarmen in der Sowjetunion werden und hat lebende Valuta geschaffen, die leicht gegen Gold ausgetauscht werden konnte.
Die sibirische Landesverwaltung jedoch, zu der dieje Farm gehörte, schenkte ihr fein Intereffe, sorgte nicht für die Zusendung der notwen digsten Mittel und ließ die verzweiflten Anfragen unberüdjichtigt. Der Farmdirektor Prof. Dorogojtaijfi, der in den Hungerjahren 1921 bis 1922 unter großen Opfern die Farm vom Untergang rettete, erhielt schließlich von der zustän digen Stelle nach endlosen und dringlichen Bitten um Geldsendung für den Unterhalt der Tiere und der Wärter folgende Antwort:„ Verkaufen Sie die Farm und zahlen mit dem Gelde die Gehälter aus."
Es blieb dem Divettor nichts übrig, als die Farm an die Frkutsker Universität zu verkaufen. Aber die Universität begnügte sich mit einer einmaligen Zuwendung in Höhe von 500 Rubeln und fümmerte fich nicht mehr um das weitere Schidsal der Farm. Der Direktor fonnte es nicht übers Herz bringen, die Tiere verhungern zu lassen und gab für ihre Ernährung 400 R-
Sie tam vor das Hotel. Der Bortier, ein Untergang einer Tierfarm in bel aus eigener Tasche aus. Seine Frau ging
scheel aussehender After, musterte fie, fragte: täglich auf den Fischfang und teilte den Fang Ein Zimmer mit einem Bett?" Sie hatte Träzwischen ihrer Familie und den Blaufüchsen. nen in den Augen, als sie Ja" sagte. Der PorDiese Nahrung reichte jedoch für die Tiere nicht tier läutete, der Hansdiener tam. Der Alte „ Prawda“ berichtet über das Schiafal einer aus und sie begannen einander aufzufreſſen.. fagte mißmutig 3immer 53" und wendete sich der besten Pelztierfarmen, die an dem Sowjet- Auf diese Weise kam der berühmte zahme Zobel ab. Der Bäderbursche starrte auf sein Trint- bureaukratismus zugrunde geht. um, der die Bewunderung der Ausländer er geld, als sei es ihm zu wenig, und wich nicht wedte. Die besten und schönsten Exemplare der von der Stelle. Der Portier warf ihn hinaus. im Baitalgebiet und gehört zu einer der her- tauer Wissenschaftliche Amt läßt alle Anfragen Diese Tierf.rm befindet sich in Sibirien, Bobel und Füchse gehen zugrunde. Das MosLina folgte verstört dem Lohndiener über eine enge Stiege, über die ein Kolosläufer gevorragendsten Tierfarmen in Amerika und und Bitten unbeantwortet. Zur Rettung der spannt war. In jedem Stockwerk trat das Sin Europa. In bezug auf die Zobelzucht wird sie Farm find taum 10.000 Rubel erforderlich. benmädchen vor, den neuen Gast eindringlich durch keine andere Tierfarm der Welt über- Ungefähr so viel," so bemerkt die„ Prawda", prüfend. Das Zimmer 53 war im dritten Stod. troffen. ,, wie bei uns mitunter für zwei schöne, bequeme, interessante... und zwecklose Studienreisen ins Ausland ausgegeben wird.“
Sie atmete erlöst auf, als der Diener, nachdem Hier wurden die seltenften Exemplare von er den Koffer niedergestellt hatte, die Tür hin- Blau- und Silberfüchsen sowie Zobeln gezüchtet. ter fich schloß. Ihre erste Regung war: zu- Die verschiedenen Kreuzungsverfuche zeitigten