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Leiern vor Augen geführt, wie ein Haus ent­steht. Vom Zimmermann angefangen bis zum Dachdecker und Ofensezer werden alle Gewerbe in ihrem Schaffen dem kindlichen Verständnis näher gebracht. Doch denke man dabei an fein trodenes Lehrbuch. Text wie Bilder werden den Kindern gleichermaßen gut gefallen.

... Hänschen klein, geht allein". Ein Bilder- Dieses Mädchen, das den Eltern in der Nacht buch von Franziska Schenkel. Verlag G. Löentlief, opfert sich dem Dämon eines großen wensohn, Fürth  - Bayern.( Preis M. 3.-) Es Namens. Wollte sie eine zweite Maintenon, enthält in Bersen von Albert Sergel   die drolli eine Dubarry werden? Welch eine Berblen gen Abenteuer des fleinen Hänschen. Die Bil- dung, welcher Wahnsinn! Und er hatte dazu die der lassen an Vollendung laum etwas zu wün- Hand geboten. Er feuchte: wie schlecht, ver schen übrig. worfen, widerlich das war. Dieses dunkle Mäd chen, eine deutsche Frau- schamlos wie eine Dirne!

Die Audienz um Mitternacht.

Von Franz Dattner, Wien  .

„ Die Freundschaft eines starken Mannes ist| ein Geschenk der Götter!" ruft Oedipus   von der Bühne. Bei den Worten Talmas erhob sich der Zar und reichte mit einer verbindlichen Geste dem kleinen Mann die Hand. Ein feines Rau­schen ging dabei durch die glänzende Versamm lung im Theater zu Erfurt  . Der dicke apathische König von Württemberg öffnete verwundert die schlaftrunkenen Augen. Das Murmeln ging wie eine leise Welle in alle Winkel des Saales: von der Decke brannten die kristallenen Lüfter in großen gelben Trauben. In der Dämmerung der Logen leuchteten die weißen Frauenschultern und im Parkett gab es ein festliches Gewühl von bunten Ordensbändern, gestickten Uniformen und gleißenden Achselschnüren

Der Premierleumant von Gerlach stand in einem Winkel des Saales, abseits von den an­

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Er zudte, stand: war er besser, waren er und die anderen Edelleute beffer, die dem frem­den Herrn feige und demütig in frendben Län­dern dienten? Nimmt er nicht wieder neue

„ Herr Offizier flüsterte eine warme Menschen, Hunderttausende. starte, gesunde, Stimme hinter ihm.

Es war die Dame aus der Loge. Ein rieselnder Schred fuhr in seine Glie­der. Er sah in die märchenhaften Augen der fremden Frau. Es wallte heiß ir ihm empor: die qualvollen Nächte im glühenden Spanien  standen wieder auf. Der Wind wehte den füßen Duft ihres Mundes zu ihm. Sein Herz häm­merte, er fühlte ihren weichen Arm durch den Mantel.

,, Kann ich Ihnen irgendwie dienlich sein, gnädige Frau?" Er zitterte.

" Ich muß zum Kaiser. Ich habe Sie mit dem Grafen   Lavallette gesehen Sie müssen mir eine Audienz verschaffen. Ich heiße Eleonore von Schönberg."

Sie tam ihm ganz nahe, redete verwirrt,

bat. Seltsames Mädchen, wie sie brennt: sie ver­brennt! Er umfaßte sie zärtlich:„ Was ist ge­ichehen?"

So sind Sie die Cousine meines Ritt beren Offizieren. Den schwarzen Lederhelm meisters Schönberg?" Der Leutnant betrachtete unterm Arm, das junge Antlig braungebrannt sie mit glühenden Blicken„ Er hat mir viel von von der spanischen   Sonne, starrte er fasziniert seiner schönen Cousine erzählt." auf den Mann im einfachen grünen Rod, auf deſſen blaſſem Cäſarengejich: heitere Ruhe lag. Da saß der Unbegreifliche, der das Geschick der Völker in tausend Schlachten bestimmte ,, nach lässig lauschend, im Kreise von vier Königen und einigen Dußend souveräner Fürsten heiter, aus unwirklichem Ruhm in das blendende Licht der Rampe gerückt. Er sprach flüsternd über die Schulter zu einem der goldflimmernden Her­ren und lächelte: der große Kaiser lächelte. Und dieses ernste Lächeln glitt in das Herz des Leut­nants Helmut von Gerlach  , daß es seltsam flopste. Er gedachte der vielen deutschen   Brü­der, die in den heißen- öden Felslandschaften von Kastilien und Aragonien   für die Ehre Frankreichs   und den Ruhm des Kaisers blu­teten und sein tapferes Soldatenherz jubelte dobei Die Dragoner von Nassau folgten wie

der Sturm hinter den Guerillos Es war eine Lust, Soldat zu sein! Den Pallasch gestreckt über den Kopf des Pferdes: drüben leuchteten schon die Rotröcke der Engländer war das nicht schön und war man nicht Soldat des Kaisers?!.. Ein dunkler Blid fiel auf ihn: eine Dame beugte sich über die Brüstung. Der junge Herr jah in zwei heiße Augen.

Im Korridor fam ihm ein schlanker Offi­zier in der heifbianen, silberverschnürten Uni­form des kaiserlichen Adjutanten entgegen. ,, Herr Leumant von Gerlach?" Der Leutnant stand stramm. ,, Graf Lavallette vom persönlichen Dienst des Kaisers. Seine Majestät haben durch die von

„ Ich bin bei Nach: und Nebel nach Erfurt  . Ich muß den Kaiser sprechen Fragen Sie mich nicht, lieber Freund." Sie sieht ihn lange an Er bemerkt im Grund ihrer Augen etwas, das ihn erbleichen läßt. Ist das Qual, Sehnsucht, Wahnsinn?„ Führen Sie mich zum Kaiser?"

Er birgt sie in seinen dunklen Reiter­mantel...

kleine Mann im mausgrauen Soldatenrock, Durch die Vorzimmer kommt langsam der den Hut auf dem Kopf: die sporenklirrende, glänzende Suite dicht hinter sich

,, Premierleutnant von Gerlach, vom Leib­dragonerregiment des Herzogs von Nassau."

,, Der Marschall Junot hat mir viel Vor­teilhaftes berichtet. Ich freue mich, Ihnen gra­tulieren zu dürfen: Sie sollen das Kreuz befom­men." Er lüftete den Hut:„ Guten Abend, Herr Leutnant."

Gedämpft: ,, Sire-"

Der Kaiser sieht ihn an.

„ Eine Dame bittet Eure Majestöt flehentlich um Audienz. Eine Dame von Stand."

Die Stirne des Kaisers umwölkt sich.„ Jezi in der Nacht? Wer will mich sprechen? Die deutschen Frauen sind sentimental. Ich will nicht belästigt werden." Er sieht die flehenden

Ihnen überbrachten Depeichen des Herzogs von Augen, lächelt.„ Sie ist jung, die Dame?"

Abrantes von Ihrer Unerschrockenheit in den Gefechten von Madrid   erfahren Seine Maj: stä: haben mich beauftragt, Sie für heute abend nach dem Hauptquartier zu laden: Sie melden sich

Zu Befehl, Sire."

Leise der Kaiser:„ Und hübsch? Gut Sie bürgen mir für sie. Sie warten im Borzimmer Gute Nacht. Schlafen Sie wohl, meine Herren."

rech dem Souver in den kleinen Gemächern beim General Lauriston. Seine Majestät wün- Eine einzige Kerze brannte im Zimmer. schen, einen so ausgezeichneten Offizier bis auf Schatten flogen an den Wänden. Der Offizier weiteres in seiner nächsten Umgebung zu belehnt am Fenster, horcht: er hört die erschütterte halten Sie werden die Ehre haben, Seine Maje- Stimme, leisen Schrei- dann wird es still. stat nach Paris   und von dort nach Spanien   zu Das Blut braust in den Adern, heiße. Dutt legt begleiten." sich ihm auf die Stirn: er fiebert. Jetzt ist es flar, das Spiel ist klar! Er sich: wieder den

Auf dem Theaterplas brannten die kleinen verräterischen Glanz in ihren Augen: kann ihn

Laternen trüb in der Oktobernacht.

beuten! aut   aufhenfen möchte er vor Wut!

deutsche   Männer, die auf den Schlachtfeldern Europas   fallen werden wie alle andern, ebenso wie er jetzt diese Frau nimmt: fühl, wahllos, verächtlich. Und sie. das schöne Fräulein, girrte jie nicht wie eine Taube zuviel nicht zu ertragen: er sprang, stand in horch das war der Türe, im blanen Waffenrod   und grünen Aufschlägen, den weißen Lederriemen straff auf der fliegenden Bruſt:„ Sire, es ist Mitternacht  

vorbei!"

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Lange Pause. Der Kaiser falt:„ Was unter­stehen Sie sich, mein Herr?"

Er sieht in die flammenden Augen, die Blizze schießen. Das Fräulein schreit auf, er hört es nicht. Sieht dem Manne in das mar­morne Antlig. Greift ruhig an den Degen. Jezt ist alles gleich. Er kommt vor das Kriegsgericht: aber der andere iſt in seine Hand gegeben der große Kiser, der Tyrann, der Usurpator, der Siegreiche! Auf der Svizze seines Degens

liegt das Schicksal Eurpas, ſeines Vaterlandes, des geknechteten. Wie ein zweiter Armin.

Sie?

Sie sind wohl betrunken? Was wagen

biete Ihnen, Sire, die Dame zu berühren." Er taumelt. Dann sehr ruhig:„ Ich ver­

Wenn er den Kaiser niedersticht, ist die Welt gerettet, Deutschland   ist frei!- Nein, nicht frei Franzosenheere stehen tief im Land stirbt der Kaiser ein Blutbad nicht ich bin Richter über dich. du Großer- ich bin der Retter Deutschlands  , wenn ich falle das Volf ist mehr..

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„ Graf Lauriston, nehmen Sie diesem Herrn den Degen ab und setzen Sie ihn in Arrest. Er ist verrückt geworden."

In derselben Nacht erschoß sich im Arrest der Premierleutnant Helmut von Gerlach   mit einem Gewehr, das er einem Vosten entrissen hatte. Er wurde durch ein Peloton Grenadiere in aller Frühe des nächster Tages ohne jede militärische Ehren begraben. Zur selben Zeit fehrte der Kaiser Napoleon   nach Paris   zurüď. Eben, als die Soldaten ihre Arbert beendigt hatten, donnerte sein Wagen auf der nahen Chaussee Er saß mit falter Miene in seinem einfachen grauen Mantel und bemerkte nich: s. Sinter ihm galoppierte der stolze, funkelnde Schwarm der Generale und Adjutanten. Die Federbüsche wehten, die Pferde schnaubten, die Ordensbänder knisterten im Winde. Als die Staubwolke gegen Westen verschwand, brach die Sonne dur die Nebel des Morgens. 00000000000000000000000000000

Vom Gott der Kirchenchristen. Solange noch eine Stanone gegossen wird, solange noch ein Mensch den andern tötet, iſt keine Religion auf der Welt. Solange noch ein Geißlicher einen Menschen schwören läßt, auf Kommando seinen Bruder zu töten, ist alles Kirchentum ei: el Lüge.

Berthold Auerbach  , 1812-1882