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Der Schriftsteller mußte über sich selbst la-| Du, Papa," erinnerte ihn nach| breitung der Cholera und aller möglichen Sen chen. Am Ende hatte Frischen recht: Papa Tisch sein Sohn, du wolltest mir doch bei dem chen beitragen. fonnte keinen Frühling schildern?-- Oho, Aussay helfen?" Das Buch betätigt, daß in Indien der das wäre ja noch schöner! Zum Donnerwetter, Wollte ich auch, aber ich habe mir's über- astengeist noch ungebrochen herrscht und er bin ich doch kein Pfuscher? Ich weiß, was ich legt. Ich brauche dir nicht zu helfen, der Aufjazzählt von der Kaſte jener, die man nicht be­kann. Und die Welt hat mir's oft genug bestä ist fertig." rühren darf", deren Kinder in den öffentlichen tigt. Was habe ich heute nur? Schulen nicht aufgenommen werden, die selbst nicht nach Wasser zum Gemeindebrunnen gehen fönnen und Aimosen nur aus einiger Entfer nung erbitten dürfen.

Die Frage, was er heute hatte, wäre so einfach zu beantworten gewesen: ex prüfte heute zum erstenmal sein Werk nicht mit den Augen der Literatur, sondern mit den Augen eines Pindes. Also mit Dichteraugen.

Nun gudte er wieder in das Aufsazheft. Der Frühling.

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Wenn der Frühling fommt, ist alles schön. Ist alles schön ist alles schön- Weins Junge, das hast du eigentlich ganz ausgezeich net gesagt! Jst alles schön...

Erstaunt blickten ihn zwei große Kinderau­gen an. Och, du!"

Jawohl, mein Junge! Mein voller Ernst. Gib das Heft ab, wie es ist, auf meine Vecant wortung!"

Und als Frischen für diesen Auslag die Note Völlig ungenügend" heimbrachte, taufte ihm sein Vater zur Belohnung eine große Tafel Schokolade. Weißt du wofür, Fritzchen? Weil ich soviel aus dem Aufsatz gelernt have. Jch. nicht du."

Papas sind manchmal furchtbar mert würdig.

Kinderehen in Indien .

( Ein trostloses Kapitel moderner Barbarci.)

Die Blutfäer.

Die Missionstätigkeit im dunklen Erdteil hat beſtändig mit dem Ausleben alter heidnischer Gebräuche zu kämpfen, die auch die Christen in ihren Bann ziehen oder ihnen das Leben erschweren. Von solchen Kämpfen gegen das Heidentum im Njassaland erzählt Missionär Gründler in den Berliner Missionsberichten" und verweilt besonders bei der Unterdrückung einer allgemein gefürchieten Sefie, der sog. Vabudi oder Totschläger, die die Gewohnheit haben, ihren Acker dadurch fruchtbar zu machen, daß fie die Saatförner mit Menschenbint ver­Indien! Das ferne märchenhafte Land der In einem anderen Kapitel beschreibt Fran mischen und dann ausjäen. Diese Blutsäer neh­mächtigen Radschas auf weißen Elefanten, das Mayo eine Geburt im indischen Dorf. Uebri­men aber nur das Blut von einem bestimmten wundervolle Land der goldglizernden Tempel, gens, nicht nur im Dorf, auch die Städter hal- Teil des lebenden Menschen, und um dies zu das geheimnisvolle Land der Yogi und Fakire! ten sich in solchen Fällen an die uralten erlangen, begehen sie eine ungeheuerliche Grau­Indien, die Sehnsucht vieler!... Dieses In- Bräuche. Nach indischen Begriffen ist die Frau samkeit. Sie überfallen Hirten, die allein bei Sien ist leider mehr ein Trugbild, und wer seine während und nach der Niederkunf: unrein und ihren Herden sind, oder Wanderer, die sie auf Illusionen behalten will, soll das Buch der verunreinigt alles, was sie berührt. Darum einsamen Wegen antreffen, werfen sie nieder, Frau Mayo nicht lesen. Es ist ein schreckliches unterbringt man sie im schmusigsten, finsterften reizen ihnen mit Gewalt den Mund auf und Buch. Es erschließt uns das wirklich: Indien Winkel der Wohnung, gibt ihr schmierige, zu machen einen Einschnitt in den Kehldeckel; aus und seine unglücklichen Bewohner, die in nichts mehr verwendbare Feßen statt Wäsche, dieser Wunde wird dann so viel Blut, wie nur Schmus und geistiger Finsternis verkommen. bettet sie auf einer alten Baſtmatte oder einfach möglich, herausgepreßt. Es ist klar, daß viele, Gebrauch ist Tyrann, und das größte Un- auf Kuhmiſt. Als Hebammen wirken Frauen, die auf diese Weise überfallen werden, an der glück Indiens ist die Sitte der früheren Ehe­Dhai genannt, die selbst zur Kajte der Wunde, und den Verlegungen, die sie bei der fcbließungen. Als allgemeine Regel werden die Unreinen" gehören und ihren Beruf von Ge- Abwehr erleiden, zugrunde gehen. Ihre Lands­Mädchen im Alter von fünf bis sieben Jahren schlecht zu Geschlecht vererben, ohne daß dazn leute haben unter diesen Blutsäern" furchtbar an den Mann gebracht. Ein Mädchen, das unch der Nachweis entsprechender Kenntniſſe nötig gelitten, aber sie wagten nichts von den Untaten bis neun Jahren nicht verheiratet ist, bedeckt wäre. Auch die Thai kleidet sich in die schmuzig der Babudi ans Licht zu bringen, weil sie ſouſt mi: Schmach und Schande die ganze Familie, ſten Kleider, die sie nur hai, natürlich in ſolche, von ihnen auf grausame Weise umgebracht wur­die nun von der Nachbarschaft gemieden wird die von den vorigen Wöchnerinnen befleckt und den. Gründler wurde auf diese Sifie aufmerk­und im Jenseits schwere Strafen zu gewärtigen angesteckt wurden. Ein Bild deſſen zu geben, sam, weil sich öfter Leute, die von den Babudi hat. Damit erklärt es sich, daß die Eltern ihre was im Zimmer, richtiger in der Zimmerecke überfallen worden waren, an die Missionsstation Töchter als eine überflüssige Laft empfinden. Es einer Wöchnerin vorgeht, fällt schwer. Das Verum Hilfe wandten. Er ging dann der Sache wird auch verständlich, warum viele Mädchen fahren der Dhai ſpottet natürlich allen Erforüber Jahr und Tag nach, aber es war sehr nach der ersten Geburt dahinscheiden. dernissen der ärztlichen Wissenschaft. Bei einer schwierig. Genaueres zu erfahren, weil viele schweren Entbindung aber wird Entſeßliches ausgeführt. Die Jnder glauben, daß die Geister der Frauen, die tot waren, bevor das Kind zur Welt fam, zu den bösesten Dämonen gehören. Darum wird eine schwangere Frau, die in den letzten Zügen liegt und das Kind nicht gebären kann, von der Dhai behandelt. Zuerst reibt sie in die Augen der Sterbenden Pfeffer, daß damit die Seele, des Gesichts beraubt, den Ausgang nicht finde. Dann breitet sie die Arme ihres gehorſamen Opfers aus und ſchlägt durch jede Wie man Krokodile dreffiert.

Was den Gatten anbelangt, so kann er auch noch ein Kind sein, wenn es seine erste Ehe ist, er fann aber auch schon ein Greis sein.

Kaum hat die kleine Frau ihre geschlechtliche Reife erreicht, wird sie gewöhnlich gleich Mut ter, denn ihre einzige Bestimmung im Leben iſt ja, möglichst früh einen Sohn zu gebären. Aber die unentwickelten minderjährigen Müt­ter setzen in die Welt schwächliche, lebensunfä­hige Wesen. In Indien sterben jährlich zwei Millionen Säuglinge, und viele werden tot ge­

boren.

Die frühe Mutterschaft wirkt verderblich auf den schwachen Leib der kleinen Wöchnerinnen, die nicht selten dadurch verkrüppelt werden. Frau Mayo widmete ein erschütterndes Kapitel dem, was sie in Spitälern gesehen und von den englischen Aerzten gehört. Hier einige Fälle:

a) Ein nennjähriges Mädchen, am ersten Tage nach der Hochzeit eingeliefert. Ausrenkung des linken Schenkelbeins, Abtrennung der Hüft­blätter, abgerissene Muskeln hängen in Feßen

b) Ein zehnjähriges Mädchen. Kann ich seit der Hochzeitsnacht nich: aufrechterhalten, friecht auf allen Vieren.

c) Ein elfjähriges Mädchen. Infolge bru taler Behandlung des Ehegatten fürs Leben zum Krüppel geworden. Lähmung der unteren Gliedmaßen. Es werden noch schrecklichere Fälle angeführt, aber die Einzelheiten sind derart, daß jie faum einem nichtärztlichen Publikum ver­

mittelt werden können.

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Handfläche einen langen Rage! in den Boden, um die Seele an den Boden anzunageln und also zu verhindern, daß sie auf der Erde wandle. Die Angehörigen müſſen vor möglichem Unheil geschützt werden, und die unglückliche Frau fenn: ihr Los und ergibt sich ihm, ohne zu murren. Sie bittet vielmehr die Götter um Berzeihung für ihre früheren Sünden, denn der schreckliche Tod ist natürlich ein Beweis dafür, daß ihre Seele im vorherigen Leben schwer gefündigt hat.

Das Buch erzählt auch vom traurigen Schicksal der minderjährigen Winwen, die, von allen verachtet und verstoßen, zur ewigen Ehe­losigkeit verurteilt sind. In der Regel sind diese unglücklichen Witwen Stlavinnen im Hause der Schwlegereltern.

Das Buch berichtet von den Geschlechts­frankheiten, die überall um sich greifen, von den unmöglichen ſanitären Verhältnissen, den widrigsten kirchlichen Gebräuchen, die zur Aus

Säuptlinge mit ihnen unter einer Dede steden und die Babudi, wenn sie von einem Ueberfall hören, scheinbar zur Rechenschaft ziehen, sich aber dann durch Kinder, Bier und andere Sa chen bestechen lassen und die Untersuchung un­terdrücken. Als der Missionär sich genügendes Beweismaterial beschafft hatte. brachte er die Sache bei der Regierung zur Anzeige, und dar­auf ist die Unterdrückung der Sekte erfolgt.

Eine afrikanische Sekte.

Der französische Kapitän Wall ist wohl der einzige Tierdreffeur, der mit einer Schar ge­zähmter Krokodile auftritt. Ueber die Schwierig­feit bei der Behandlung dieser Tiere weiß er allerlei Interessantes zu erzählen: Eine voll. ständige Dressur der Krokodile läßt sich nicht durchführen. Der einzige Weg, auf dem man sie gejügig machen kann, ist der, daß man ständig mit ihnen arbeitet und sie niemals aus den in sehr kurzer Zeit. Wenn ich sie in ihrer Um Augen läßt. Aber selbst dann vergessen sie einen zäunung zu Hause in Freiheit gelaſſen habe, so wäre es sehr gefährlich, sich ihnen zu nähern, wenn sie eine Weile in der Sonne gelegen haben. Erst dann, wenn ihre Haut vor Hiße zu frachen anfängt, und sie gezwungen sind, sich an ge schüßtere Stellen zurückzuziehen, sind sie so weit, daß ich mit ihnen üben kann. Wenn man von einem Krokodil angegriffen wird, so ist die wirk