Feierabe
Feierabe
Nr. 38
Enterhaltungsbeilage.
Lind eines Tages..
Don Henry Lawson , Gydney( Auftralien). zukommen. Nur dort herumzustreichen, wo fie weilte, machte mich schon unglücklich.
Die beiden Saifonarbeiter hatten bis spät in die Nacht auf ihrem Freilager Erleb niffe ihres Lebens miteinander ausgetauscht, und der Mond war ganz niedrig bis zwischen die Mulgabäume herabgesunken. Mitchells Kamerad hatte gerade ein ziemlich urwüch siges Erlebnis zum besten gegeben, aber es schien auf Mitchell feinen Eindruck zu machen. Er war in einer fentimentalen Siimmung. Er rauchte ein Weilchen, dachte nach, und dann meinte er:
An jenem Abend, da ich fortging, waren alle auf der Station, um sich zu verabschieden auch das Mädel war hingekommen. Als der Zug schon fahrbereit da war, da stand sie ein bißchen abseits am dunklen Ende des Bahnsteigs und meine Schwester stieß mich heimlich an und blingelte auf mich und zog mich auf, aber ich wußte nicht, worauf sie abzielte. Schließlich fagte fie:
,, Also geh doch und sag ihr doch ein Wort, du Tolyatsa), geh und sag doch der Edie ein Lebewohl!"
Ich ging also zu ihr hin und als die anderen mit dem Rücken zugekehrt standen: Also, auf Wiedersehen, Miß Brown", sagte ich, ihr meine Hand hinhaltend. Ich denke, daß wir uns wiedersehen werden, bis ich, so Gott will, zurückfomme. Und ich danke Ihnen, daß Sie hierher gekommen sind, um sich zu verabschieden."
Ach was! Da tannte ich einmal so ein kleines Mädl in das ich ganz verschossen war. Sie fam zu uns, um meine Schivester zu besuchen. Ich denke wohl, daß sie das beste, liebste Mädchen war, das jemals gelebt hat und wohl auch das hübscheste. Sie war gerade achtzehn Jahre al: und reichte mir faum bis zur Schulter; sie besaß die herrlichsten blauen Augen, die es überhaupt gibt, ihr haar reichte ihr bis zu den Knien und war so dicht, daß man es nicht mit bei den Händen umspannen konnte- braun Gerade da kehrte sie ihr Gesicht dem und glänzend – und ihre Haut war wie Lichte zu, und ich sah, daß sie weinte. Sie Lilien und Roſen. Natürlich fiel es mir nie- zitterte anu ganzen Leibe. Plöglich sagte fie: mals ein, daß ſie ein jo rohes, häßliches," Jad, Jad!" gerade so, wie ich es jetzt jage unwiſſendes Scheuſal wie mich anſehen und sie streckte mir ihre Arme so, wie ich es fönnte, und ich pflegte ihr auch meist auszu- jetzt iue, entgegen."
ein bißchen steif; ich wollte nämlich nicht,
in die Arme geschlossen und geküßt bast?" ,, Nun, ich denke wohl, daß du sie dann
weichen und benahm mich ihr gegenüber Mitchell ſprach jetzt mit einem feierlichen daß die anderen davon erfahren sollten, daß Ton in seiner Stimme, der ihm gar nicht ich in sie verschossen war, ich wußte ja, daß eigen war, und ſein Kamerad blickte auf. sie mich auslache, und möglich hätte sie mich Auch Mitchells Gesicht hatte einen feierlichen Ausdruc engenommen und seine Augen dann mehr als alle anderen ausgelacht. Manchmal aber lam sie und sprach ein Wort blidten starr ins Fener. zu mir und setzte sich in meine Nähe zum Tische. Jch aber dachte, daß sie dies aus ihrer feinen Natur heraus tat, weil sie mit mir fragte fein Kamerad. Ich denke auch." schnauzie ihn Mitchell Mitleid hatte, daß ich ein so ungehobelter, tölpelhafter Bursche war. Ich war in dieses an. Es gibt gewisse Dinge, über die ein Mädel bis über den Kopf verschossen, und Mensch keine Scherze machen foll. Nun, ich dies ganz ohne Scherz: ich war geradezu stol; meine, wir fönnten einen der Teekeſſel aufdarauf, daß sie eine Landsmännin von mir hängen und einen Schlud Tee nehmen bevor war. Doch ich ließ sie von all dent nichts wir schlafen geben." merken, denn ich wußte, daß sie mich auslachen würde.
Nun schön, die Dinge gingen hren Gang, bis ich eines Tages ein Angebot be lam, für zwei oder drei Jahre nahe der Grenze einen Posten anzunehmen; und ich mußte es tun, denn ich war mit dem Geld zu Ende, und außerdem wünschte ich fort
Nun, ich nehme an." meinte jetzt wieder Mitchells Stamerad, als sie ihren Tee tranfen, ich denke wohl, daß du eines Tages zurückkehren und sie heiraten wirst."
„ Eines Tages! Das ist es ja eben: es scheint so, nicht wahr? Wir alle sprechen " Eines Tages". Ich pflegte vor zehn Jahren so zu sprechen, und schau mich jetzt an. Seit
1928.
fünf langen Jahren schlag ich mich so herum, die beiden letzten Jahre auf der Walz , auf der Landstraße, und feine Hoffnung, daß es besser werden wird, wie ich auch racere, habe aber nicht einen Benny in meiner Tasche und kaum einen Fehen auf meinem Rüden und keine Aussicht, feine Aussicht auf eine Aenderung. Ich habe es mir hoch und heilig geschworen, ohne ein Bankguthaben nicht heimzukommen, und was noch mehr ist, ich will es auch nie. Aber die Tage der Bank guthaben sind vorüber. Schau dir mal meine Schuhe an. Wenn wir unten in den bevöl ferten Distriften wären, würden sie uns Landstreicher und Bettler nennen. Und was ist da für ein Unterschied? Ich bin ein toller Bursche gewesen, ich weiß es, aber ich habe es bitter bezahlt; und nun gibt es nichts dagegen, als weiterzuwandern, zu wandern, zu wandern, um das biffel Fuiter zu ver dienen, und bei diesem Wandern zu bleiben, bis einer alt wird und nachlässig und schmutzig und man sich an den Saub und Sand und die Hive und die Fliegen und die Moskitos gewöhnt hat wie ein Laſtochſe, und bis man allen Ehrgeiz und alle Hoffnung verliert und mit dieſem tierischen Leben wie ein Hund zufrieden ist, und bis cinem fein Rückenbündel wie ein Teil seines eigenen selbst erscheint und man glaubt, daß man verloren ist, und einem unbehaglich und merkwürdig erscheint, wenn man sich nicht auf seinen Schulern herumschleppt, und es einem ganz egal bleibt, ob man wieder irgendwo eine feste Arbeit erfält oder wie man glaubt, daß man den Geist eines Laftein Christ lebt. Und das geut so weiter, bis ochsen und nicht mehr ein Menschenherz be ißt. Wem licg: caran? Wenn wir gestern den Weg nicht gefunden hätten, tönnten wir zusammengebrochen und verfaul: in diesem Cehölz liegen, und memand würde dadurch hüger oder trauriger werden wer weiß
0824
Er rauchte ein Weilchen in einem beruhigben Schweigen; dann fiopste er die Asche aus seiner Pfeife. griff mit einem Seufzer nach seinem Tabak und sagte:
,, Nuu ja, ich bin heute nach ein bißchen verdrießlich. Ich habe zuviel nachgedacht. Ich denke es wird das beste sein, wenn wir uns zur Ruhe begeben, alier Bursche. Wir haben