Erntelied.

Bon Richard Dehmel  .

Es steht ein goldenes Garbenfeld, Das geht bis an den Rand der Welt. Mahle, Mühle, mahle!

Es stockt der Wind im weiten Land, Viel Mühlen stehn am Himmelsrand. Mahle, Mühle, mahle!

Es kommt ein dunkles Abendrii, Biel   arme Leute schrein nach Brot. Mahle, Mühle, mahle!

Es hält die Nacht den Sturm im Schoß, Und morgen geht die Arbeit los.

Mahle, Mühle, mahle!

Es fegt der Sturm die Felder rein, Es wird kein Mensch mehr Hunger schrein. Mahle, Mühle. mahle!

Von Heinrich ersch.

2

Will krizelte einen Briefbogen voll mit den großen, ungelenken Buchstaben seines Alphabets, unterstützte die mangelhafie Ortographie mit feiner feiner Zeichnung, steckte den Wisch in einen Umschlag und verklebte ihn. Dann machten wir, daß wir weglamen.

stadt saßen, fragten wir Will, was er eigentlich Als wir glüdlich im Zug zur nächsten Groß für eine Bärenfur geleistet habe, und mit un­erschütterlichem Ernst berichtete er:

sie nicht zu Hause. Da ging ich in den Ziegen­stall, stedte den Biestern ein Streichholz zwischen die Zähne und ging. Da nun der Wirt der ein­zige Nachbar ist, kam sie auch prompt und ver­langte Rat und Hilfe. Der Wirt gab ihr den Rat und ich machte mit der Tat! Nun ist uns stüden in der Hosentasche. allen geholfen. Gott   verläßt die Seinen nich!" Und lachend flimperte er mit den Silber­

" Ja", sagte der alte Spedjäger, der noch in Erinnerung an den genossenen Kümmel mi: Die alte Here sah mich fechtend fommen,| Rum schwelgte, ja, die jungen Leute! Junge verriegelte Fenſter und Tür und tat, als jei gente haben inner' Glüd!"

Der Räuber Data.

Von Dhan Gopal Mukerdschi.

Am Morgen gegen fünf Uhr wurde das| Polizeimann, jo laß es das Reisschiff eines In­Dorf von einem schredlichen Lärm gewedt. Nie, ders sein, raube aber nicht Reisschiffe, die einem rie, rie!" hörte man von allen Seiten. Bir Engländer gehören; der schlägt sonst großen

Handwerksburichenstreiche. prangen rasch auf und wollten wiffen, was es gäbe. Der Wachmann, unser Wirt, schrie: Er Kommi! Er betritt nie ein Dorf, ohne lund  zutun, daß er naht."

Seit einer Woche regnete es ohne Ende. Der Wind schlug uns die grauen Flaggen des naisen Herbstes um die Ohren. Im Dorf­wirtshaus fanden sich die Kunden ein, denen in diesen hundserbärmlichen Tagen fein Staffer einen Mitleidszoll verweigerte.

Wir saßen um den Öfen und jannen, wie wir zum Fahrgeld kämen. Zum tausendsten mal: Fahrgeld um wenigstens bis nach Tirol zu tommen, ein paar sonnensaftige Herbsttwochen in Italien   zu verschlampern bei Traubenmost und weißem Brot.

Nur Will Welop, der plante nicht mit and grinjte nur.

Ich habe mein Eijen im Fener, wenn ich's heiß habe, werde ich wohl einen Taler herais­jamieben!" jagte er.

Zwischen Tag und Dunkel kam eine Frau in die Stube gestürzt und bai den Wirt, doch einmal nach ihren Ziegen zu sehen. Seit zwei Stunden ständen ste im Stall und sperrten die Mäuler auf.

Der Wirt ging, blieb eine Viertelstunde aus, und als er zurüdfam, fragte er, ob zu fällig ein Metzger unter den Kunden sei.

Wie aus dem Nichis tauchte aus dem Dun­fel ein weißgekleideter Mann mit einem Wurf­ipieß in der Faust auf. Seine Füße staken in Schuhen aus Antilopenfell. Er trug einen schwarzen Bart, und seine Augen waren wie scharfe Lichter, ſeine Brauen, wie Adlerflügel. Als er ins Zimmer trat, bemerkte er uns und fragte: Wer sind diese Leute?"

Der Wächter erwiderte: Es find gott  judhende Pilger auf der Wanderschaft."

Da jagte Data: Geht ihr auf die Wander­schaft, um Gott zu suchen? Gott   ist in euren eigenen Herzen."

Mein Freund Radschah wurde kühn und fragte: Habt ihr ihn in eurem eigenen Herzen gefunden?"

Ja, allerdings!" antwortete Data  . Warum betragt ihr euch dann wie ein Räuber?" fragte Radschah.

Ein Schatten des Aergers zudte über das Gesicht des Räubers, aber er schwieg eine Minute. Dann sagte er: Du verstehst mich leider nicht. Ich bin, was ich bin, weil ich Gott  in meinem Herzen fand."

Lärm und geht nach Kalkutta  . Dann wird ran mir befehlen, dich zu verhaften, und das kann ich natürlich nicht."

Der Räuber antwortete: Mir ist es ganz einerlei. Mich fümmert es nicht, welchen reichen Mann ich beraube, solange die Armen dadurch civas zu effen bekommen."

,, Du bist ein Gentleman", sagte ich zu ihm. nein," erwiderte Data  , ein Gentleman raubt zu seinem eigenen Vergnügen, ich aber tue das nicht."

Wir wunderten uns über uns selbst, daß wir in Gesellschaft eines Secräubers saßen und jo mit ihm sprachen. Und dennoch schien es damals ganz natürlich.

Die Sache, derentwegen der Seeräuber ge­fommen war, führte er durch. Im Laufe des Tages wurden Meldungen gebracht, daß ein Krokodil mit der Strömung schwimmend gesehen worden sei; es war Ebbe. Das Krokodil war fiußaufwärts gezogen und ging nun wieder fluß­abwärts. Data   eilte hinaus und forderte uns auf, mitzukommen. Er hatte sein Boot mit zwei Männern unter dem Schutz eines Baumes be­reitliegen.

Wir ruderten zu sechst im Boot hinaus. Data  stand am Bug, den Wurfspieß in der Faust. Am besten trifft man ein Krokodil," sagte er uns, wenn man ihm entweder den Bauch oder den Rachen durchbohrt. Wir wollen sehen, was sich tun läßt."

Das tut der alten Schraube gut," sagte der Wirt ,,, jezt gehen ihr die Ziegen faputt. Sie Das ganze Dorf war auf den Beinen, und füttert ihre Tiere nur solange sie gut Milch die Leute wimmelten überall hin und her, als geben. Sobald sie mit Milchgeben nachlaffen, ob ein merkwürdiges Fieber fie erfaßt hätte. läßt sie mit dem Futter nach und glaubt, fie Wie man von einer hellbeleuchteten Bühne mit Unterdessen war das Krokodil längsseit ge­fönne fie mit Sungern zum Milchgeben zwingen. Schauspielern einen schwarzen Vorhang weg- fommen. Achtung!" brüllte Data   den Ruderern Ich habe es ihr schon hundertmal gesagt, aber zieht, so brach der Tag an. Die Sonne glich zu, als das Krokodil seinen Schwanz unter das fie hört nicht auf mich. Jetzt haben sie die Maul- einem Lichterheer mit glisernden Speeren. Und Boot zu stemmen versuchte. Das Boot neigte sperre und friegen die Kinnbaden nicht mehr hier drinnen befaßte sich Data, unser Räuber- sich plöglich, und der Krokodilschweif fuhr us aufeinander. Nun fann sie den ganzen Winter gast, mit dem Gesinde, trieb Spaß mit den dem Wasser wie eine Peitsche. Das war der Hasenpfeffer von den Ziegen machen!" Kindern des Wächters und richtete allerhand Trid des Krokodils, das Boot mit dem Schwanz Fragen an uns. Nach dem Frühstück setzte sich zu treffen und umzuwerfen. Für eine Weile war der Räuber mit uns anderen zur Morgen- es verschwunden, aber wir fuhren langsam andacht. Dann sagte er: Trei Minuten sind Gott genug. Jetzt wollen wir uns menschlichen Angelegenheiten zuwenden. Warum ließest du mich holen?"

Während er noch redete, kam die Frau mit dem Burschen zurüd. Sie konnten sich über den Preis nicht einig werden. Will verlangte pro Schnauze einen Taler, wenn er das Vich zum Fressen bringe. Fürs Schlachten nähme er nur 50 Pfennige. Der Wirt entschied, daß der Heil­tünstler wenigstens auf die drei Stück eine Mark Rabatt geben müsse. Er mache sie also um acht Mark gesund. In zehn Minuten! am er wieder; in seinem Hosenjad klimperte das Silber. Der neugierige Wirt lief zur Nachbarin und überzeugte sich, daß die Tiere wirklich fraßen. Nun wollte er wissen, was den Tieren gefehlt habe. Doch mit todernster Miene er Härte Will, dies sei sein Geheimnis. Er sei eigentlich Student der Tierheilkunde und könne wegen Mangels an Geld nicht weiter studieren. Wenn der Wirt das Rezept gerne hätte, so könne er es ihm verlaufen, aber nur gegen bar Beld, und zwar in der Höhe der gesamten Zeche. Der jeuch um Erlaubnis zu bitten." Wirt nahm an.

,, Wie kommt es, daß du dieses Jahr zwei Boote statt eines einzigen raubtest, wie du es gewöhnlich tust?" fragie der Wächter. Die Behörde ist wütend."

Ich mußte es dieses Jahr tun", erwiderte Data  . Stromauswärts herrscht Hungersnot, und ich brauchte das ganze Korn, das ich dem zweiten Boot raubte, für den Hungerbezit. Mehrere von meinen Gefährten verkleideten sich als Mönche, brachten Reis in das Hungergebiet und gaben ihn den wirklichen Mönchen, die den hungernden Leuten helfen. Ich beabsichtige noch ein weiteres Boot zu rauben, deshalb kam ich,

Nun, wenn du rauben mußt," sagte der

weiter und trieben mit dem Strom. Hundert Ellen weiter erschien das Krokodil wieder, hielt uns jedoch für ein anderes Boot und nicht für das, das es hatte umstürzen wollen. Wir wen­deten in der Richtung zum Ufer; sogleich ber­folgte es uns. Es holte uns ungefähr zehn Fuß vom Ufer ein und führte einen mächtigen Schlag mit seinem schrecklichen Schwanz. Der Hieb ging daneben, aber durch ihn allein schaukelte das Boot schon gefährlich. Dann hob es sich mit dem halben Leib aus dem Wasser und riß seinen ungeheuren Rachen auf, um einen von uns zu schnappen. In diesem Augenblick sauste ihm der Wurfspeer in den Schlund. Jm Todesschmerz schlug das Krokodil neuerlich nach dem Boot, und dieses Mal wurden wir alle ins Wasser ge­schleudert, das jetzt ganz rot von Blut war. Wir schwammen aus Leibeskräften ans Ufer. Als wir es erreicht hatten, sahen wir den Schaft