Aber der Hund knurrte und schlug unwil­lig mit dem Schwanz. Waßja begann den Sad loszubinden. Da schnappte der Hund nach sei­ner Hand und hielt sie fest. Waßja schrie vor Schmerz und versuchte sich losgureißen, aber der Hund gab nicht nach. Es entstand ein Menschenauflauf und jemand rief:

Das ist doch der Polizeihund Treffla!" Als Waßja das hörte, fiel er vor Schred hin. Die Kleine Hündin sprang aus dem Sad und lief davon.

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Aha!" rieſen die Leute, ein Hundefän ger! Haltet ihn!"

Waßia wurde auf die Polizei gebracht und mußte sich nachher vor Gericht verantworten.

Man sprach ihn aber frei, denn erstens sei er arbeitslos gewesen und habe aus Not gehan­delt, und zweitens seien die Hunde immerhin für wissenschaftliche Zwede verwandt worden. Im Wiederholungsfalle würde man aber gegen ihn mit aller Strenge vorgehen.

helz.

Seit der Zeit handelt Waßja mit Brenn­

hätte dies nicht so eine Aufregung verursachen

der Kiste ins Lager befördert worden wäre,

lönnen, wie die Ankunft dieses einzigen Bia­nos. Am nächsten Morgen war es bereits be kannt, daß das Instrument für Tom Gostin, einen Schenkwirt und Befiser des größten Spielsalons im Lager bestimmt war. Es war beinahe eine volle Woche notwendig, um die­ses Ungetüm auf seine Beine zu bringen, und sein Eigentümer war das stolzeste Individium im ganzen Staate. Allmählich erhob es sich von feinem liegenden Zustande in einen aufrechten, stehenden, inmitten eines Stimmengewirrs der verschiedenartigsten Sprachen, so daß man den

Das erſte Piano im Goldgräberlager Turmbau von Babel hier vermuten konnte.

Eine abenteuerliche, amerikanische Weihnachtsgeschichte. Von Samuel Davis, übersetzt von J. Reismann.

Samuel Davis ist ein Zeitgenosse von Mark   Twain und Bret   Hart. Die Novelle ist ein Meisterstüd in ihrer Art, da sie psycholo­gische Feinheiten mit amerikanischem Humor und Abenteuerlichkeit vereinigt.

Es war um 1858 herum, vielleicht war es auch fünf Jahre später oder früher, daß sich die Sache ereignet hat, es liegt doch nichts da­ran, denn dies ist feineswegs ein Geschichtlein für öffentliche Schulen, also furz, um diese Zeit war es, daß sich ungefähr zehn Meilen auswärts von Pioche ein kleines Lager befand, das sich hier etwa dreihundert Goldgräber aufgeſchlagen hatten. Jeder von ihnen padte während des Tages seine zum Graben notwen­digen Geräte zusammen und schürfte bis vor Sonnenuntergang draußen auf erfolgverspre­chenden Feldern.

Wenn sich der Tag zu Ende neigte, da rasteten diese Leute keineswegs in der Art chrenwerter Ackerbauer aus Neu-   England, ſondern ſangen, tanzten, spielten Karten, und mitunter, wenn sie die Luſt überkam, schossen fie sogar aufeinander mit Pistolen.

Eines Abends verbreitete sich in der Hauptstraße( es war nämlich überhaupt die einzige Straße) das Gerücht, daß drei Män­ner in Silver Reef ermordet worden seien und daß man ihre Leichname hieher transpor­tiere. Und wahrhaftig, mit einem Male fam ein alter, schwerer Lastwagen den Hügel her­aufgefahren, den ein Paar Pferde mit schwe­rer Mühe vorwärtsbrachten und die unter ihrer Last außerordentlich feuchten. Auf dem Karren war eine sehr große Kiste aufgeladen, deren Umfang die trägen Leute erst dann zu interessieren begann, als ein schwacher Schim­mer von Licht darauffiel.

Der Tod hat immer etwas Ehrfürchtiges an sich, und obgleich noch niemand von den Leuten die sterblichen Ueberreste der Toten zu Gesicht bekommen batie, verstummte der Lärm in der Menge merklich, je näher die Pferde famen, bis schließlich während eines. Halts der Wagen sogleich von ihr umringt wurde. Der Fuhrmann aber schien nicht im geringsten von der Feierlichkeit seiner Mission eingenom­men zu sein.

Alles drinnen?" fragte einer aus der Menge.

wohl."

Ich hab es nicht kontrolliert. Ich denke

Der Fuhrmann stopfte sich seine Pfeife

und nachdem er sich sie entzündet hatte, fuhr!

er fort:

Ich wollte meine Knochen und die Laft schon über dem Grat drüben haben!"

wollte, daß es einer meiner Freunde wäre, dann werde ich Dich, Bursche, platt auf den Boden niederlegen!

Wir können ja nachschauen," entgegnete der Fuhrmann fühl, gerade ist der Deckel aufgebrochen, und wenn es Ihre Leute sind, die drinnen stecken, so stehe ich gerne zu Ihrer Berfügung."

Die Zwei blickten einander einen Augen­blid lang in die Augen, dann trat die Menge ein wenig näher an die beiden Männer heran, da sie einen Zusammenstoß erwartete.

Ich bin der Meinung, daß tote Menschen sich eine anständige Behandlung verdienen, wenn du Kerl aber sagst, daß du froh sein wirst, die Knochen schon über dem Verg zu haben, dann kann ich dir nur sagen, daß es besser für dich sein wird, wenn ich unter den Bellagenswerten nur ja nicht einen meiner Freunde habe!"

Schön, schön, also mach nur den Kisten­deckel auf! Ich nehme Worte, die ich gespro­chen habe, auf keinen Fall zurüd, und wenn meine Zunge deiner Art zu denken nicht ge­nehm ist. so saa ich dir, daß ich dafür auch einstehn werde!"

Mit diesen Worten begann der Fuhrmann den Kistendeckel herunterzunehmen. Dann rik er ein Brett los und schmiß ein paar Fehen beiseite. Ein Stück irgend eines dunklen Ge­genstandes, wie Rosenholz, wurde sichtbar.

Rosenholzsärge, zum Teufel noch einmal!" riefen ein paar aus der Menge verwundert aus und die Neugierde und Verwunderung wurde noch größer.

Ein paar weitere Bretter flogen herunter, und der Mann, der so pietätsvoll bereit war, das Andenken seiner Freunde hochzuhalten, loderte seine Waffe in der Tasche noch ein wenig mehr. Die kühle Art des Fuhrmanns hatte ihn derartig aus der Fassung gebrc.ht, daß er fest entschlossen war, von seiner Waffe beim ersten Anblicke eines Toien Gebrauch zu machen, und selbst wenn es nicht sein Freund. fendern sein geschworenster Codfeind sein sollte, der in der Stifte lag. Endlich also war die ganze Brettumhüllung losgelöst, und nachdem der Fuhrmann noch die sonstigen Hüllen entfernt batte, gewahrte die erstaunte Menge etwas, was sie alle in Verwirrung brachte. Burschen," ſagte der Kutscher, da habt ihr es. es ist ein Viano."

Der Mann, der so ängstlich bemüht war, für Ein allgemeines G- lächter wa: der Erfolg. feine Toten Reiveft zu erzwingen, murmelte etwas vor sich hin, daß ihm die Keble ausge­trodnet wäre, und der nächste Wirt batte ein vaar Augenblicke sväter die Hände vollauf zu Ein Mann, der zugeschaut hatte, trat jetzt tun, weil die Jungens den Wit. der die allge­plötzlich gegen den Kutscher heran.

Ich weiß zwar nicht, wen Sie da in die fer Siste drin haben, aber wenn es der Zufall

meine Aufmerksamkeit hervorgerufen hatte, nach Gebühr befeuchteten.

Selbst wenn ein halbes Duhend Toter in

Selbstverständlich, ein jeder einzelne wußte sehr wohl, wie ein derartiges Instrument auf­zustellen sei. Der eine wußte, wohin das Hin terbein gehörte, der andere wieder, wo der rich­tige Plas für die Vorderbeine war.

Tag für Tag trafen mindestens zwanzig Mann auf einmal ein, um ihre Hilfe anzu­bieten.

Ich werde die Füße so anbringen, wie es sich gehört.

Ich will es euch stimmen, ich bin der ge­eignete Mann für so etwas"

Ich habe Noten, daß ich die Bestie einen ganzen Monat lang damit ausfüttern fann."

Ein anderer brachte wieder ein paar Woll­decken, kurzum, jeder nahm das lebhafteste In­teresse daran. Endlich also war es so weit, daß man es als gebrauchsfähig bezeichnen konnte.

Nun hat es uns schon eine ganze Woche lang seine Zähne gezeigt, jest wäre es aber an der Zeit, daß es schon etwas ausipuden sollte!"

Aber leider, leider! Im ganzen Lager war nicht ein einziger Mensch aufzutreiben, der dar­auf zu spielen wußte. Der Wirt Goskin begann zu begreifen, daß das seinerzeit eine verfehlte Spekulation geweien war. Er hatte einen Gei­ger und einen Megifaner, der die Gitarre spielte. Ein Pianist hätte sein Or hester ver­vollständigt. Eines Tages erklärte ihm ein Bar­tenspieler feiner Spielbölle ganz im Vertrauen, daß er einen Freund hätte, der schon ein paar Summen Musik aus dem Piano herauszu fnaden wüßte, wenn man ihn ein vaar Stun den hindurch allein mit ihm ließe, um wieder in Uebung zu kommen.

Diese Nachricht verbreitete sich mit Win­deseile im Lager, aber als man den Betreffen den befragte, schwur er bei des Teufels Groß­mutter, daß er nicht eine einzige Note Musik kenne. Es wurde aber als ganz auffällig wahr­genommen, daß er oftmals um das Piano berumlungerte und es mit ähnlichen sehnsüchti gen Blicken betrachtete, wie ein hungriger Menich seine Blicke über ein in einem Reſtau rantfenster ausgestelltes Beef- steak gleiten läßt.

Es fonnte also abfolut fein Zweifel darüber be­stehen, daß dieser Mann Musif in feiner Seele hatte, vielleicht sogar bis in seinen Finger­pizzen, aber daß er es vielleicht nach so vielen Jahren der Vernachlässigung nicht wagte, einen Versuch seines Könnens nach allen Regeln der Harmonie zu unternehmen. So also unterhielt der Geiger mit seinem Tanzspiel, der fette Megifaner krapte auf seiner Gitarre, aber fein Mensch brachte den Mut auf, das Piano zu berühren.

Zwanzig Leute und mehr hätten zweifel­los und mit Vergnügen zehn Unzen feinsten Goldſtaubes dafür hergegeben, wenigstens ein halbes Stündlein mit dem Piano allein bei­fammen sein zu dürfen, aber jedermann scheute sich vor dem allgemeinen Gelächter, das ein einziger fehlgegangener Versuch hervorgerufen hätte. Es war beinahe eine Selbstverständlich. feit, daß die erste Hand, die dem Piano Töne