Feierabe

Feierabe

Jr. 9

Unterhaltungsbeilage.

Das Trozki- Bild.

Der verantwortliche Parteiarbeiter, der] der Gouvernementsstad: eingetroffen war, schielte zum Porträt Tropfis hinüber, das neben dem Bilde Lenins   hing, und seine Brauen leg'en sich in düstere Fallen.

Opposition?" warf er zornig bin. Der Vorsitzende des Gemeinde- Vollzugs tomitees begriff zwar nicht, fühlte sich jedoch schuldig.

Ihr macht hier wohl in Opposition?" fragte der verantwortliche Genoffe noch stren­ger.

,, Steineswegs," murmelte der Vorsitzende. Damit befassen wir uns nicht. Haben hier lau'er ruhiges Volf, was aber die Steuern anbetrifft... oder sagen wir einmal, den Fusel..."

Warum ihr da den Troßki hängen habt, frage ich?"

Der Vorsitzende wurde endgültig ratios. Nun so... Denn er ist ja doch ein Führer der gauzen, sozusagen der gan­gen großmächtigen russischen Stommunie Nicht eigenvillig taten wir es, sondern auf Befehl der Obrigkeit... Ist doch Befehl ergangen, daß die Porträts der obersten obrigkeitlichen Bersonen

"

Vor lauter Anstrengung ivat ihm der Schweiß auf die Stirn.

Von. Taffin.

Niemand erhob die Hand. Die Resolu­tion war einstimmig angenommen.

Foriräumen!" warf der verantwortliche Genosse hin, indem er mit den Augen auf das Bildnis Troykis deutete. Dann verließ. er die Versammlung und fuhr fort.

Eine Minute etwa herrschte dvidendes Schweigen. Dann war es, als wäre plößlich ein Stautvehr gebrochen: alles begann gleich­zeitig zu sprechen.

Bläst einem Nebel vor die Nase, wedeli mit dem Schwanz und schon ist er fort!"

,, Ach was, Nebel! Hai es doch deutlich genug gesagt... vom Trotzki   also... der ist gegen die Arbeiter- und Bauernmacht ge­gangen..."

bat also mit den Engländern angeban­delt... und mit den anderen Großmäch fen... um, feht ihr wohl, Rußland   an sie zu verkaufen. Gan; einfach!" Schau mal an! Wollte also davonlan­

fen?"

Was meiniest du denn? Haft doch wohl gehört, wie es in der Resolution heißt: Jene Genossen, die über die Grenzen hinausge­hen..., das war von ihm gefagt, von jenem gleichen Troyki."

1929.

bat man ihn also ins Gefängnis ge Sperrt?"

Wohin denn sonst? Soll nur mal fiven bis das Gericht entscheidet, na und dann.. ,, An die Wand?"

Ohne Umstände. Für solche Geschichten, Bruder, wird man nicht gerade gestrei chelt..."

,, Was fangen wir denn jetzt mit dem Bilde an?" fragte der Vorsitzende. Wollen wir es forträumen?"

Es trat wieder Schweigen ein. Forträumen wäre ja nicht schwierig, wie aber, wenn das wieder alles erlogen ist?" ertönte eine Stimme. Wenn wir nur nicht noch hinterher etwas abfriegen!"

auf.

Wieso denn?" horchte der Vorsitzende

Na so... Der da... der mit der Brille... der hat da weiß Gott was daher­geredet, das soll man nun verstehen! Eine dunkle Sache, nichts für unsere Bauernschä del. Bielleicht ist es eine List, um uns in Versuchung zu führen... wir räumen das Bild fort. dann aber... dann kommt eine andere Obrigkeit und schon zieht man uns Sie haben ihn also erwischt?" zur Verantwortung: Daß euch der Teufel Ja, dicht an der Grenze. Salt, Freund- hole, warum habt ihr das Bild fortgenom­hen, du entwischt uns nicht! De Grenzwacht men? Auf Grund welcher geschlichen Verfü ift ihm eben auf die Spur gekommen. Grad gung? Ihr wollt euch wohl gegen die Arbei­Für heute abend das Gemeinde- Voll- wollt er auf die andere Seite hinübergehen, ter- und Bauernmacht auflehnen, daß euch zugsfomitee einberufen... und die anderen doch... und gleich geht ein Telegramm nach Bauern, was Kommunisten find!" befahl er. Mostau, wir hätten einen Aufstand gemacht!" Zu Befehl!" Daß wir aber der Obrig­feit zuwiderhandelten, davor möge uns Gott bewahren..."

Der verantwortliche Genosse zog die Brauen noch mürrischer zusammen.

Am Abend versammelten sich in der ehe­maligen Gemeindeverwaltung an die fünfzig Verfonen.

Wird wohl wegen der Steuern sein!" tuschelten die Bauern.

Der verantwortliche Genoffe redete lange von den Verſuchen Troßfis, Zerlegung in die Kommunistische Partei   bineinzutragen, udes die Zuhörer schuldbewußt seufzten und im mer noch warteten, wann er endlich bei den Steuern anlangen werde. Dann verlas der verantwortliche Genosse eine Protestresolution gegen das desorganisatorische Auftreten Trotz tis und für die Notwendigkeit, die Einheit der Partei zu wahren.

Wer dagegen ist, erhebe die Hand!"

da haben sie ihn gegrapft. Denn in der Hin­ficht geht's bei uns streng zu! Heißt es doch auch in der Resolution: Wir stehen auf der Wacht!

Es war doch auch von Lenins Vermächt nis darin die Rede. Da hat wohl auch dieser Trokki etwas angerichiet?".

Wer weiß, vielleicht hai er das Ver­mächtnis gefälscht... es legt ja doch hin­ter sieben Schlössern ganz gebeint aufbewahrt. niemand kann daran, der Troyli aber, der iſt doch dran gelangt, na und dann... dann hat er es so gedreht, als hätte Leniu alles au ihn vermacht."

Schan mal an! So ein Schlaufopf! Und geizig dazu! Wollie alles für sich haben

,, Nun ist er bestraft für seine Habgier. Wie die Alte in dem Märchen vom Fischer und vom Fischlein: sie wollte so viel haben, daß das Fischlein zornig wurde und ihr alles wieder nahm."

,, Richtig!" ertönten erregte Stimmen. Wir fliegen so herein, daß wir uns hinter­ber den Budel fraßen fönnen! Denn wir sind ja sinstres Volf... Wie sollen wir etwas davon verstehen?..."

Da muß ein Papier her!" rief irgend jemand.

Was für ein Papier denn?" horchte der Vorsitzende noch aufmerksamer auf.

Ein Befehl von der Obrigkeit, daß wir das Bildnis forträumen folfen. Schwarz auf weiß!"

Richtig! In aller Form! Mit Unter­schrift und Siegel  . Dann werden wir das Porträt forträumen"

Der Lärm nahm zu. Die Bauern flam­merten sich an das Papier  " wie an einen vettenden Anfer.