„ Hört doch mit dem Lärm auf!" schrie ärgerlich der Vorsitzende. Wo soll ich euch denn das Papier hernehmen? Ihr habt doch gehört, daß er es befohlen hat? Wenn ich jest noch ein Papier verlange, so wird man mich für einen Konterrevolutionär halten. Davor will ich verschont bleiben!"
Aber die Bauern bestanden auf dem ihren.
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geht es nicht!" Schreib nur fo: die ganze Gemeinde hat befchloffen. daß ein Papier her muß... Nach aller Form! Mit Unterschrift und Siegel. "- Richtig! denn du bist eine Amtsperson und folglich bist du auch Obrigkeit..."
Ich pfeife darauf!" geriet der Vor
Volksküche.
_Von Oito Ziese.
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Der große Kessel dampft die dicke Frau mit roter Bluje, graufarierter Schürze, rührt langsam, immerzu, darin herum.
Es riecht nach Erbsen und nach Maggiwürze,
wie jeden Dienstag auch genau dasselbe Bild: Die rote Bluse rührt und rührt sich trumm, am Markenschalter wadelt noch dasselbe Schild. Derselbe alte Mann, im wellen Ruffenfictel, erzählt von seiner Tochter wieder in Amerika Und auch die beiden Budelfinder sind schon da, unb zanten sich genau wie alle Tage. Genau wie alle Tage geht die Frage bon Winter, Arbeit, von der Nachbarin, umher
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fißende außer sich. Ich laffe alles liegen, dann könnt ihr machen, was ihr wollt. Ich hab es fatt! Jetzt follen andere fich plagen..."
das Publikum vom Verlauf der Kriegshandlumgen:
Mein Gott ! Der Tropki! Woll'e ganz Rußland verkaufen, der verdammte Heide! Aber sie haben ihn erwischt, ins Gefängnis gesperrt, an die Kette gelegt... Und haben ihm das Geld abgenommen... Große Mil
Das wird dir nichts nügen! Du bist Amtsperson, so mußt du auch gewissenhaft deine Arbeit tun und dich nicht brüden - ,, Richtig! Nimm die Feder und schreib... lionen!" ein Papier. nach aller Form!"-Ja, ohne
Die Weiber biffen die Lippen zusammen
Papier geht es unter keinen Umſtänden..." und wiegten traurig die Kövfe:„ Das find Der Vorsitzende spie wütend aus und sah voll Saß zuerst die Bauern und dann das aber, die sich auch hergeschleppt ha'te. unt Sachen!" Die alte fchwerhörige Bubnicha Bildnis Tropkis an.
Draußen im Flur drängien sich die durch zu hören, was die Leute redeten, richtete fich den Lärm herbeigelodien Weiber und Salb- auf und lispelte mit ihrem zahnlosen Munde: wüchigen. Tante Afulina hielt das Ohr an Wieviel kommt benn da auf die Christendie Tür und unterrichtete von Zeit zu Zeit feele, wenn man es verteilen würde..
schworen, daß das schwarze Zeichengevögel aus- 1 ferung entsprechend verdoppelt haben. Das ist getilgt werden müſſe. Uebervölkerung."
Da famen die Krähen zusammen und hielten ernsten Rat, was in so drohender Stunde zu tun sei. Es war aber unter ihnen eine ganz alte Krähe, von der man sagte, daß sie schon an den Menschenleichen des Dreißigjährigen Arieges fich gesättigt hatte. Sie war auch berühmt, weil es ihr gelungen, alle Krähen fest und sicher zu organisieren. Wohin fie flog, dahin flogen die anderen.
„ Das ganze Unglüc“, sagte sie,„ liegt in unferem Namen und in unserer Farbe. Krähe, der Name verrät uns und macht uns mißliebig. Wir stehen schon zu lange in schlechtestem Geruch, und weil wir so schwarz sind, darum fieht man uns überall in dieser bleich und fahl gewordenen Welt. Die schwarze Farbe können wir nicht ändern, die werden wir nicht los, aber den Namen, darauf kommt es an, den müssen wir verschönern."
Der König hatte aufmerksam zugehört. Dann fragte er:„ Und was für ein Mitte! gibt es dagegen?"
„ Wir kennen keines", erwiderten die Räte traurig.
" Dann will ich nachdenken", sprach der König voll Würde, und ein ganzes Jahr dachte er nach.
Als das Jahr um war, schien er wie verjüngt. So glücklich war er; denn er hatte das Mittel gefunden. Boten gingen durch die Lande und verbreiteten überall, indem sie flingelten, den Befehl des Königs:„ Der König hat ver boten, daß Männer vor dem fünfzigsten und Weiber vor dent vierzigsten heiraten..."
josiale Frage gelöst. So hatte der König durch Nachdenken die
Nach vier Jahren ließ der König eines Tages die Räte zu sich entbieten und sprach: Und von Stunde an flogen die Krähen vor alle Fenster und wo immer ſie Menschen scheint es mir jetzt. Ich fürchte, das Volk er„ Mich ängstigt das Eheverbot. Zu grausam trafen, und fäuselten gar sanft und zart:„ Geliebte Mitmenschen, das ist ein arges Mißver- derben. Das Verbot sei wieder aufgehoben." trägt es nicht länger und sinnt auf mein Verständnis, daß ihr uns für alte Krähen haltet, bloß weil wir schwarz sind, nein, ganz im Gegenteil; es wird Frühling, und wir stellen uns aus ganzem Herzen dem neuen Frühling zur Verfügung. Denn scht, wir sind die Vorboten des Lenzes und singen süß wie die Nachtigaller den jungen Morgen ein in der purpurnen Dämmerung. Denn wir sind seht 3wei Märchen von Kurt uns nur an- eure lieben Amsein, die fröhlich
Die Suppenfüllen werben voll und leer. Ein zahmer Win aus einem grauen Barte wagt fchen sich zu der roten Bluse hin bie nun Geficht hat, Worte, spikes Kinn und auf dem Holztisch glänzt die fette
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Schweineschwarte.
Eisner.
Die Krähenamjelu.
Ueber den Leichenfeldern der Welt flatterten lauernd dichte schwarze Schwärme von Krähen. Ihre Schatten befleckten die Erde und Schienen Berwefung auszudünften.
Ihr wildes, frächzendes Geschrei erschredte die Menschen, und sie schrien: Sabt ihr nicht endlich genug, ihr Totenvögel? Gebt Ruhe!"
Und sie warfen mit Steinen nach ihnen und schredten sie mit Schrotflinten.
Das verwunderte die Krähen, denn sie glaubten, die Herren der Welt zu sein, weil sie Macht über die Leichen hatten. Man will uns ausrotten, dachten fie und krächzten vor Angst um so lauter. Und wenn man ganz genau hinhörte, vernahm man, daß ihr Gefrächz sich bemühte, Menschenlante nachzuahmen, und es flang ungefähr: Die Chelichion icht in Chefach!" Sie schrien das mit besonderer Anftrengung durch die Nasenlöcher ihrer Sch:.abel, damit es recht schrecklich und drohend Klinge.
Das war aber eine Kriegslist. Nun glaubten sie die Steine und Schrotflinten nicht mehr zu fürchten. Aber die aufgebrachten Menschen fanden die Geräusche noch widerlicher, und je
mit den Lebenden und niemals von Verwesung fich nährten."
Und sie begannen ihr Lied zu fingen und bersuchten wie die Amseln zu flöten. Aber sobald sie den Schnabel öffneten, kam nichts heraus als ihr altes Gekrächz:„ Die Chelichion
icht in Chefach."
Da lachten die Menschen, und die Steine flogen hageldicht.
Die heilige Ehe.
Als der König alt geworden war und feine Freude mehr hatte au Frauen und Svielen, begann er zu denken. Seine Räte wären beinahe umgefallen, als er sie plötzlich beim Frühstück fragte, was die soziale Frage set.
Sie mußten aber antworten, und einer jagte schließlich:„ Das ist das Elend!"
„ Mein Elend?" fragte der König. „ Das Elend des Volles", berichtigte der Geheimrat.
"
Und woher tommt das Elend?" „ Von der Uebervölferung, Majestät.“
"
Wenn das Land zu klein wird für das sich vermehrende Volf. Bei uns wohnen gegenwärtig auf das Quadratkilometer hundert Ein wohner. Jedes Jahr wächst diese Zahl um fünf. Jn zwanzig Jahren wird sich also die Bevöl
Die Räte erwiderten:„ Das Volk ist fröh. licher denn je, in Gesundheit und heiterer Arbeit verbringt es seine Tage und segnet den König. Die Aufhebung des Verbotes jedoch wäre die Revolution."
„ Ja," meinte der König, so muß es eigentlich auch sein, ist doch der Fluch der Uebervölkerung von ihm genommen. Und die Ehen haben sich vermindert seit der Zeit?"
,, Niemand hat in dieser Zeit geheiratet", sprachen die Räte.
Da flatschte der König in die Hände, stolz und froh über die Frucht seines Nachdenkens. „ Nur eines möchte ich noch wissen," fuhr er fort ,,, um wieviel hat sich die Kopfzahl auf das Quadratkilometer vermindert?"
Die Räte schwiegen beklommen. ,, Mein Volf ist doch nicht ausgestorben?" rief der König in jähem Schred.„ So redet.doch!"
Die Räte schwiegen noch immer. Als jedoch der König zornig ward, trat der Aelteste hervor, denn er hatte ohnehin nicht mehr lange zu leben, und sprach:
„ König, zürne uns nicht. Das Volk hat sich verdoppelt."
00000000000000000000000000000 Sprüche von Marie Ebner- Eschenbach . Es würde viel weniger Böses auf Erden getan, wenn das Böse niemals im Namen des Guren getan werden könnte.
Man kann nicht allen helfen! sagt der Engherzige und hilft feinem!