jist? Er fann mir nicht helfen, den von der Sonne glühenden Stein zu beschatten und mein armselig Brünnlein im Boden zu schüßen. Drum hocke ich am Boden, drum presse ich meinen Leib an den Stein, drum sind meine S zerrissen und schmutzig, drum fann ich nicht blühen, drum muß ich frendlos dahinsicchen. Und es ist gut so, daß ich keine Nachkommen schaft hinterlasse. So kann ich ruhig ster wenn meine Zeit gekommen ist.

Der Fette hatte faum mehr hingehört. Was fümmert einen die Not und das Elend der andern, wenn man satt ist?

Da lam ein Knabe die Straße en: g. Als er den fetten Löwenzahn erblickte, padie er ihn beim Schopf und schnitt ihn glatt hr der Wurzel ab:

Meine Stallhasen werden lachen," sagte er und schob den grünen Busch in den Korb.

Der Brautraub.

Dem deutsch  - englischen Maler Herkomer  war ich von Herzen gram, als ich las, daß er in London   ein eigenes Theater besitze. Seitdem find rund zwanzig Jahre vergangen. Und bin reicher geworden, als der reiche Lord Herkomer: er muß sein schwerfälliges Theater hübsch zu Hause in London   lassen, ich aber schlage meins in fünf Minuten dort auf, wo es mir gefut. Die Sitz- und Stehpläye haben alle den gleichen Preis, sie kosten nichts, denn meine Schau­spielertruppe spielt ohne jede Gage, bald Lust oder Trauerspiele, bald Operetten oder pen. Andern mags als ein Nachteil erscheinen: das Personal spielt was es will. Ich weiß nie, wie das Stück heißt. Aber das ists gerade, was mich reizt. Keine ärgerliche Zeitungsbesprechung,

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Die Starre meines Körpers löst sich, und ich wage um mich zu schauen. Ei, sieh' da, da schwebt wieder ein solcher grünglänzender Dop­peldecker vorbei. Hier noch einer und da läßt rsich ein Pärchen auf dem Seerosenblatt nieder. Die dritte Szene beginnt: Das vordere Tier, das blaue Männchen, läßt plötzlich die Füße los und steht mit steifem Hinterleib frei in der Luft auf dem Weibchen. Ei," lächle ich, ..zwei Parterreakrobaten". Aber mich will be­dünken, der Mann mute seiner Dame ein biß­chen zuviel zu. Da bekommt der Hinterleib des Mannes wieder seine Beweglichkeit, biegt sich einwärts rund ab, so daß sich sein vorlegtes und das zweite Hinterleibsglied mit der Unterseite berühren, richtet sich wieder steil empor, ruht einen Augenblid und wiederholt das artige Stück zwei-, dreimal.

wandelt. Es könnte zu Ende sein. Schon will ich zum Ruder greifen. Da läßt sich ein neues Pärchen am nahen Schilfftengel nieder. Halb beschämt über meine Unwissenheit halte ich inne. Wer konnte auch wissen, daß noch ein dritter Aft folgt?

Nun hat die junge Frau die Führung. Rüdwärtsschreitend macht sie ein paar zierliche Schrittlein, biegt den Hinterleib um, betastet angelegentlich den Schilfstengel. Noch ein paar Krebsschrittlein und wieder folgt die gleiche Tätigkeit. Jetzt ist sie am Wasserspiegel ange langt. Nun ist's genug," denke ich. Aber schon flappen die Flügel ganz hart nach oben zu sammen und tapfer schreitet die Fran, begleitef von dem Gatten, ins nasse Element. Die Kör per erglänzen wie flüssiges Silber. Ja, diese Schauspieler verstehen sich darauf, mich in Spannung zu halten. Nach geraumer Zeit tau chen sie wieder empor. Der Mann voran. Mit eiligeren Schritten. Ich nehme an, daß die naſſen Flügel sie wohl am Fliegen hindern würden, beuge mich zur genauen Besichtigung nach vorn, da klappen die Flügel auseinander und das Hochzeitspärchen schwirrt davon.

Nun ist die Reihe an dem Jüngfernchen. Es macht Kopfstand, um Raum für seine Künste zu bekommen, rundet seinen geschmeidigen Hin­terleib auf die gleiche Weise und schiebt ihn zwischen den eigenen Beinen nach vorne. Das Orchester bricht plötzlich mitten im Saye ab und zeigt an: Jezt kommt die Hauptattrat­tion." Der Mann trippelt, seinen Hinterleib Das Lustspiel ist aus. Schade, daß ich kein zu einem Kazenbuckel nach oben wölbend, einige Kurbelmann bin. Das Stüdlein aus meinem Schrittlein zurück und umschlingt den Hinter Naturtheater würde im Flimmerkasten überall leib des Weibchens, der inzwischen beängstigend Freude und vielleicht verständnisinniges Lächeln weit nach vorn geschoben worden ist. Jetzt ist auslösen. So ist das Leben: Zuerst hat er die sich die Umarmung. Die Frösche plärren und die Führung und die zärtlichen Umarmungen wollen Rohrsänger freischen Beifall, das junge Paar fein Ende nehmen. Oft aber wendet sich das aber macht sich fort zur luftigen Hochzeitsreise.| Blättchen und nun trippelt er wie ein Hündchen So hat das anfänglich wie eine Tragödie hinterher. Ja, sogar die kalte Dusche bleibt anmutende Schauspiel sich zur Komödie ge- zum Schluß nicht erspart.

fein ungereimtes Werturteil meiner Freunde Das Scheidungsparadies. Scheidungsluftigen herbei. Sicherlich wird man | dem tüchtigen Richter bald das wohlverdiente

schiebt sich zwischen uns. Ich genieße ohne jede Boreingenommenheit.

So wars gestern.

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Ich hatte mein Boot durch die enge Deff nung des Leinritts" in ein Altwasser des Mains hineingelotst und vor Anker gelegt. Das Bühnenbild war wundervoll. Ringsum stand wiegender, flüsternder Schilfwald, der mich ver aller Welt abschloß. Vor mir ausgebreitet ein Teppich runder, glänzender Blätter, mit gelben Mummelflammen, goldenen Sornenkringeln und dunkelblauem Himmel darin.

Bodo M. Vogel.

Bücher aus der Ferne.

Starville ist eine hübsche kleine Stadt im Denkmal in Starville errichten. Territorium   Missouri in den Vereinigten Staa­  ten. Bisher hat sie sich in der Geschichte noch nicht auffällig bemerkbar gemacht. Welterschüt ternde Dinge trugen sich hier nicht zu. Die Starviller Einwohner lebten genau so, wie jeder Durchschnittsamerikaner lebt. Sie schufteter, amüsierten sich ein bißchen und übertraten wohl auch gelegentlich ein wenig das Prohibitions­gefeß. So ging das Leben tagaus, tagein, und Starville wäre wohl für alle Ewigkeit eins der langweiligsten Nester der Vereinigten Staa Und schon beginnt das Vorspiel: ieise aludten geblieben, wenn Mister Abraham sen die Wellen, im Schilfwale erwachsen urrend Crocson hier nicht zum Richter ernannt wor­geheimnisvolle, überirdische Töne, Blankchlen den wäre. und Rohrammerlieder mischen sich drein und plöglich heben, weithin shallend, die Trompeten stöße der Frösche an. Jetzt kann die Vorstellung beginnen.

Ungehört schwebt ein Rohringferchen heran, umschwebt tänzelnd meinen Kahn und läßt sich am Bordrand in Greifweite nieder. Grün blau schimmert das Kleidchen, durchsichtig wie filberne Seide, die vier Flüglein. Zierlich be­wegen sich die feingliedrigen Beinchen, und Acuglein hat das Jüngferchen leuchtend wie Feuer. Das ist Lestes sponsa.

Zweite Szene. Wieder flattert ein blauer Schatten heran und rüttelt furz über dem Rohrjungferchen. Schneller, als ichs hier sagen fann, stürzt sich der Schatten herab, legt die zwei Zangen des schlanken Hinterleibes um die Vorderbrust meiner kleinen, reißt sie hoch und faust hinein ins Blaue.

Ich bin starr. Ein Brautraub vor meinen Augen. Das Schauspiel läßt sich gut an. Viel versprechend! Wie wird es endigen? Als Tra­gödie? Als Komödie?

Man läßt mir Zeit zum Ueberlegen. Das Jüngferchen hat gar keine Ueberraschung ge­zeigt, nicht die Spur von Widerstand. Es ist flügelschwirrend hinter dem Gewalttätigen in der Luft verschunden.

Dem Richter Crockson wurde die Erledi­gung der Scheidungssachen übertragen. Er besaß darin die besten Vorkenntnisse. Er selbst ist bereits sechsma! geschieden! Das ist wohl auch der Grund, warum ihn die Scheidungsluftigen Starvilles für kompetent in dieser für alle Amerikaner so wichtigen Lebensfrage hielten. Richter Crodjon nahm sofort seine Tätigkeit auf, hörte sich einige Minuten lang das Für und Wider der Kläger an, räusperte sich dann ver­nehmlich, erhob sich feierlich von seinem Sive und sprach kurzerhand die Scheidung aus. So ging das täglich wohl ein Dußend mal und noch häufiger.

Der gute Ruf dieses Richters verbreitete sich in der ganzen Umgegend Starvilles mit rasender Geschwindigkeit. Die Hotels der Stadt waren überfüllt. Man mußte neue Wohnungen bauen. Das geschäftliche Leben der Stadt nahm einen niegeahnten Aufschwung. Ganz Starville schmunzelte. Man mußte nämlich ſechs Monate in der Stadt wohnen, um sich das Zuſtändig­feitsrecht beim dortigen Scheidungstribunal zu erwerben. Zahlreiche Ehepaare haben sich daher schon im voraus in Starville angefiedelt...

Richter Crocksons Berühmtheit ist bereits über die Grenzen   Missouris hinausgedrungen. Auch aus den anderen Territorien stürmen die

West vom   Miſſiſſippi. Bilder aus den un polierten Breiten des heutigen   Nordamerika. Von Paul C. von Gontard. Verlag Georg Stilfe,   Berlin. Gontards Bilder aus dem Westen   Amerikas, dort, wo es am westlichsten ist, sind aus eigenem Erleben geschöpft, aber er wählt nicht die persönliche Form des Erzählens, sondern verarbeitet das Erlebte zu zehn Ge schichten, die vom Cowboy, vom Indianer, vom Neger, vom Greenhorn, von Bären, von der unendlichen Prärie, von Jagden, von Men­schenschidjalen und nordamerikanischen Verhält nissen in bunter Reihe anregungsvoll berichten. In den riesigen Weiten des Westens ist noch viel Romantik, doch wie lange noch? Die Schlange der neuen Zeit friecht weiter, sie ist gefräßig, ihr Gift ist stark und die Zeit ist ihr Gehilfe." Der Verfasser versteht es, mit frischen, lebensvollen Farben zu malen, befremdend da­gegen wirkt seine einseitige Stellungnahme zum Klu- Klux- Klan. Die im Text enthaltenen 113 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen des Autors und die 20 Zeichnungen von Hans  Krause unterstüßen die erzählenden Berichte des Verfassers aufs wirkungsvollste.

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Im Dämmer des Rimba."   Sumatras Ur wald und Urwaldmensch. Von Dr. Wilhelm  Volz. Verlag Ferdinand Hirt, Breslau  .( Preis Ganzleinen 4 Mark.) Von Malaien und dem indischen Geist. Von Menschenaffen und Tigern, Urmenschen, Urwaldweben in heißen einige der Kapitel aus diesem einzigartigen Urwald­buche. Es berichtet in packender Weise von der geheimnisvollen Welt der ungeheueren Urwal der auf Sumaira, von ihrer Formenmannigfal tigkeit, von ihren Schrecken und von ihrem wundervollen Zauber. Nur ein groß Natur­freund konnte diese herrlichen Stimmungsbilder