Das Flüstern drang warnend zu Aischa Hanoum. Und wieder ließ fie Gülnehal rufen. Furchtlos stand sie diesmal vor der Im großen Palast gab es jetzt zwei Den Pascha bedienten jetzt neue Stla Herrin. Die Augen der Frauen trafen sich. Herrinnen. Jede hatte ihre eigenen Ge- vinnen. Er fam wieder spät nach Hause, Hast du mein Vertrauen verraten?" forschmächer, ihre eigene Bedienung. Unabhän- aber feine wache Sehnsucht wartete jetzt auf ten die dunklen Augen. Er liebt mich!" gig und abgeschloffen voneinander hätten sie ihn. ftrahlten die blauen zurüd. So stark und leben können, ohne sich je zu treffen. Aber leuchtend war dieses Strahlen, daß die ftolze Herrin den Blick abwandte. Wortlos ging fie hinaus.

Schwester, ich liebe sie," war das einzige, fichtsschleier auf dieselbe Art befestigt was fie sagte. wurde.

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Der Pascha war betroffen, als Aischa Hanoum vollkommen ruhig blieb, als er ihr mitteilen ließ, daß Gülnehal seine zweite Gemahlin werden würde. Sie ist meine

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Der flowakische Bauer. Gott  , mein Gott, sich uns an! Heillos ist die Lebensbahn.

Was muß ausstehn, was muß ausstehn Strenger Herren Untertan!

Alle Last auf uns fällt,

Saure Arbeit, kein Entgelt.

Tenkt der Herr, daß er die Herrſchaft Immerdar fortbehält?

Auf den Herrn, auf den Knecht, Hat der Tod dasselbe Recht, In der schwarzen Erde werden Modern gleich Herr und Knecht. O ihr Herrn, groß und reich, Untertänig find wir euch; Aber in der schwarzen Erde Sind wir all', alle gleich!

Aus dent Slowakischen. Entnommen der Zeitschrift Der Nachbar", Wien  .

Das Geheimnisvolle.

Von Frank Crane.

Die sieben Weltwunder waren keinesfalls die wundervollsten Dinge der Welt.

Die Wunder des Lebens find am dichtesten unter den uns vertrauteſten und alltäglichen

Dingen zu finder.

Vielleicht ist das erstaunlichste, verblüf­fendite, geheimnisvollste Ding im ganzen Welt­all ein Samenkorn.

Sich den Apfelbaum! Die ganze Form des Stammes, das Gesetz seiner Aeste und Zweige, feine Blätter und ihre Adern, seine zarten Blü­ten und feine Freeht sie alle waren in einem Heinen, braunen, harten Samenkorn beschlossen.

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nach kurzer Zeit sah man sie immer zufam dem stillen nächtlichen Bart das Rollen Wenn durch die geöffneten Fenster aus men. Bei der Ausfahrt, bei Empfängen Bei der Ausfahrt, bei Empfängen Park und Besuchen. Sie nahmen die Mahlzeiten eines Wagens flang, da sahen die zwei gemeinsam ein, sie wählten dieselben kost- Frauen sich lächelnd an. Gesegnet sei deine baren Stoffe für die langen, verhüllenden Nacht, meine Schwester!" sprachen dann Mäntel, fie trugen die gleichen Kleinen Blu- beide und füßten sich, bevor sie sich zur menhüte, an denen der dünne, weiße Ge- Ruhe begaben.

Sprechmaschine betrachten und beobachten, wie zelnen Menschen. Wandern und Reisen sind der Ton einer Stimme, eines Klaviers, einer ein unumgänglich notwendiges Stüd Men­Violine oder die volle Orchestermusik durch eine schenbildung. Nadelspitze hervorgebracht werden. Es erscheint unmöglich, ein Wunder.

Und dennoch ist dies nicht so erstaunlich wie die Tatsache, daß ein lebendes Wesen, eine Ente, ein Hund, ein Eichbaum, ein Rosenstrauch den ganzen wundervollen Organismus in einem Samenkorn vereinigt, aus dem dann ein ganz ähnlicher Organismus hervorgeht.

Es ist nicht wahr, daß die Masse der Men schen ohne Verlangen nach Bildung ist. Denn Bildung ist nicht nur Vermehren von Wissen. Bildung ist in des Wortes tiefstem und schön­stem Sinne das bildnerische Schaffen an der Persönlichkeit, das Wachsen des Menschen zu großem Sinn, das Durchadeln des Mensch­lichen

Nicht eine von den Ansichten der Erde ist Und wenn Menschen wandern und reisen dem Samenkorn vergleichbar. Die Niagarafälle  , möchten, dann regt sich diese Kraft aus der die Peterskirche in Rom  , die Pyramiden in Tiefe. Dann regt sich dieses bildnerische Le­Aegypten, die Gipfel des Himalaya  , nichts davon bensbedürfnis des Menschen, der da im Wei­überwältigt den gedankenvollen Geist so sehr wie ein Samenkorn.

Das Wunder aller Wunder ist das Leben. barung des Lebens. Und das Samenkorn ist die wunderbarſte Offen­

ten, jenseits des engen Werktagskreises, einmal atmen möchte, frei und tief. Weil diese Weite die Seele dehnt und weil diese Schönheit da überall das Herz groß macht und leben­glaubend.

So ist es nicht zu verwundern, daß dieses Die Wunder der Elektrizität, der Radio­aktivität, des Hellsehens und der Träume, die Wander- und Weltgefühl ein wesentliches Wunder des gestirnten Himmels mit seinen un Stüd unserer Literatur geworden. Da wurde gcheuren Massen von Distanzen, die chemische eben der Mensch zum dichterischen Werke, wie Verwandſchaft und die sonderbaren Gelüste der er ist und sucht und möchte und wie er leben Moleküle, die Wunder der Kunst und der Er- muß. Der Mensch, der in engen Kreis gebannt findung ich kann sie mit dem Wunder des ist und niemals hinausfam, lebt in menschen­Samenkornes nicht vergleichen, das in einer ein- widrigent Zwang. Da wird der Menſch in ſei­zigen Substanz alle physische, moralische und nem feierlichsten Weſen mißbildet, ſtatt hin­intellektuelle Vergangenheit und Zukunft von aufgebildet zu werden im Sinne dieses ewigen Tausenden von Geschöpfen beschließt. inneren Dranges.

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Wenn ich ein Heide werden und in der

Im Wesen des Menschen stedt eine heilige Natur einen Gegenstand suchen sollte, um ihn Unruhe. Sa, Wirken und Schaffen, jeder an als Gott zu verehren, etwas, das das unend- ſeinem Blaze. Doch dann immer wieder ein­fiche Mysterium des Lebens verkörpert würde ein Samenkorn anbeten.

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ich

mal an den Quell alles Lebens, da in die Weite, in die Ferne. Ist es der kosmische Ur­sprung des Menschengeschlechts? Sit es seit fünstlerisches Bedürfnis nach Mannigfaltigkeit

Deffne das Korn und du fichst nichts als eine Urlaub, Reiſen, Menschen- und Freude an Welt?

bildung.

Schon bei den Alten, bei den griechischen Dichtern und Philosophen, war die Weisheit erwandert. Und diese heilige Unrast zieht sich durch die ganze Geschichte bis in unsere Zeit. kleift, Seume  , Goethe, Niessche, immer das gleiche. Von Norden nach Süden. Von Osten nach Westen. Warum? Weil es ihnen, aus un bekanntemt innerem Drang, notwendig gewe. sen. Weil Wandern und Reisen ein tiefes men­schenbildnerisches Bedürfnis ſind.

weißliche Fülle. Und doch hat diese Substanz Kräfte, die so seltsam sind wie die des Geistes. Ja, in ihr ruht ein Plan, der Holz, Blüten| Der Urlaub ist dem Menschen eine Le und Aepfel in sich begreift. bensnotwendigkeit. Wer ein ganzes Jahr hin­Von meinem Fenster aus höre ich am Mor- durch das Einerlei des Alltags ertragen, der gen den eigentümlichen, heiseren Ruf der Hähne. muß einmal ausſpannen. Sie frähen immer die gleiche Melodie. Einmal Der muß aber auch in seinem Urlaub aus war diese Melodie im Ei oder doch irgendwie dem Alltag hinaus in eine andere Um ihm verbunden. Also: Totter und Weiß des welt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß das Eies vermögen das zu erzeugen, was einen be- Ausspannen eine Aenderung des Lebenskreises stimmten Schrei ausstoßen kann. Und zweifel- zur Voraussetzung hat. Das sind zum Teil die ,, Die beste Bildung findet ein gescheiter los frähen die Hähne heute wie sie im Garten Einwirkungen des andern Klimas; Luftver Mensch auf Reisen", so hat es Goethe einmal des Paradieses gefräht haben. änderung nennt man es in der Sprache des in flaren Worten gesprochen. Lesen und lernen! Nimm zwei Keime. Selbſt mit dem Mikro- Volfes. Es iſt z. B. feſtgeſtellt, daß von den Und nochmals leſen und lernen! Dazu aber stop ist kaum ein Unterschied zwischen beiden Kindern eines Erholungsheims die Kinder die reisen! Wandern! Nicht nur mit zwed. Unt zu erkennen. Und dennoch entwickelt sich aus intensivste Kräftigung gefunden hatten, die zu lernen. Um geſehen zu haben. Nein, auch dem einen der Löwe mit dem ganzen vielfachen dem stärksten Stlimawechsel unterworfen waren aus diesem unerklärlichen menschlichen Drang, Organismus von Haaren, Blutgefäßen, Nerven- Diese Aenderung der Umivelt ist aber der da befriedigt sein will. Weil Wandern und fäden, geistigen Anlagen und besonderen Kenn- auch eine tiefere, seelische Notwendigkeit. Reisen auch um ihrer ſelbſt willen nötig sind. zeichen, und aus dem anderen der Mensch mit Der Mensch muß einmal aus dem Gleichmaß Weil der Mensch seine Seele immer wieder seinem Körper, der ebenso umfassend ist wie der der Tage heraus. Und ist ihm das Leben viel tauchen muß in das Unerfaßliche. des Löwen, und mit seinen Gehirn, das Phan- leicht auch befriedigend und beglückend, es Einst banden die Handwerksburschen diese tafien erzeugen fann. drängt ihn hinaus in die Weite. Wandern und Lust an Weite und Welt mit ihrem wirtschaft­Es erscheint unheimlich, wenn wir eine Reisen sind das innerliche Bedürfnis jedes ein- lichen Bedürfnis. Poesie liegt über der Zeit,