-

3-

auf einem gelodten Kopf ein graues Hüt­

Milch wird niemals alle, die Nuh mach; immer der weiß das ſchon. Das Kalb nährt sich durchchen trug. Die andere Düſte war ein hübſcher,

mehr. Wie sie das macht, haben wir noch nicht gehabt.

Die Kuh hat einen feinen Geruch. Man riech: fie schon von weiten, denn das macht die gute Landluft.

Der Mann von der Kuh ist der Ochse, er ficht genau so aus, wie die Kuh, mur hängt unten feine Milch dran. Darum ist der Ochie auch kein Säugetier. Dr Ochse ist ein Schimpf wort.

Die Kuh kriegt jedesmal ein Kalb, wie sie das macht, weiß ich nicht. Mein großer Bru

Nudeln.

Die Kuh lebt von Gras, Kartoffelschalen und Butterblumen. Wenn das Futter gut ist, macht sie gute Milch, wenn das Futter schlecht ist, macht sie schlechte Milch, wenn es donner: wird die Milch sauer. Die Kuh braucht nur wenig Nahrung. Was sie einmal gegessen hat, ißt sie öfters, weil sie alles wiederfaut, bis sie ganz satt ist. Wenn sie einmal runterschludt, dann rülpst sie und dann hat sie das Maul wieder voll. Mehr weiß ich nicht."

Die Dirne Elifa.

Von Edmond de   Goncourt.

Als Gegenstück zu der kürzlich im " Bücherfreis nen herausgegebenen Ger minie"( 1865), erscheint jest im Verlag Kaden u. Co.,   Dresden, Goncourts Ro man Die Dirne Elisa"( La fille Elifa". erschien 1878, nach dem Tode des Bru ders Jules de G.), ebenfalls in der Uebertragung von Bernhard Jolles.( In Ganzleinen 3.50 Mart). Mit Genehmi gung des Verlags geben wir nachstehen den Abschnitt daraus wieder:

Jezi war es Zeit. Glisa knäpste sich einen weißen Schal um den Hals, setzte einen schwar­zen, mit roten Geranien garnierten Samthut auf und zwängte sich in de mit Hafenfell ge­fütterte Jade, die allen Mädchen des Hauses zur Verfügung stand und abwechselnd von ihnen getragen wurde.

-

furchtham, angriffslüstern und zur Verteidigung bereit. Fünfzig Schritte fünfundzwanzig von der Haustüre aufwärts und fünfundzwanzig abwärtsumfaßte Elijas vorschriftsmäßiger Geschäftsgang, deffen Grenzen das Haus Nr. 17 und ein leerer Bauplatz bildeten. Auf die­fem Gange kam sie an der Werkstatt eines Stuhlflechters vorüber, der, als Geschäftsschild, zwei Stühle mit durchlöcherten Rohrsißen über seiner Tür aufgehängt hätte, dann bei einem Fleischabfallberfäufer, dessen eines, civas zu rüdliegendes Fenster tagsüber von einem Schmalzbäder gemietet war, vor einem Frisier­laden, dann an dem schwarzen Haus, an dessen Fenstergitter der bei einer Schlägerei abgerissene Uniformfragen eines Liniensoldaten wie eine fleine Fahne im Winde flatterie... und wenn fie weiterging, fah sie den Eingang zu dem Weinschant, in deffen Hinterstube Sonntags ge­tanzt wurde. Dann stand sie vor einem Hand­wagenschuppen, an dem sich eine Darmfaiten­pinnerei anschloß, die mit blutrot gemalten Violinen auf fich aufmerksam machte. sulest fam ein Zaun, hinter dem die Ruine eines eingestürzten Hauses stand. Vor diesem das Trottoir, das das Feld ührer Tätigkeit Zaun wandte Eliſa ſich um und begann ihren war. Das Trottoir zog sich an alten, notdürftig Weg von neuem, mißmutig darüber, daß fie instand gesetzten Baraden hin. Hier und da sprang ein in lesten Jahrzehnt entstandenes Haus, das die neue Baufluchtlinie innezuhalten gezwungen war, ein Stüd zurüd, und dazwi schen wuchsen Prellſteine auf, die die Einfahrt in einen Bof flankierten. Wenn es einmal län gere Zeit regnete, trat das Wasser aus dem Rinnstein und überschwemmte die Straße.

Ob es draußen regnete, schnoite, stürmte der fror, ob sie gesund oder frank war: Elifa war verpflichtet, ihre Stunde abzulaufen, und Bein Wetter befreite sie von diesr Pflicht.

Sie trat aus dem dunklen Hausflur, auf beffen feuchtglänzende Mauern die Treppen­lampe einen rölichen Schein warf, und gewann

Und

gezwungen war, dieselben Häuser, dieselben Auslagen, dieselben Mauern sechzigmal in einer Stunde zu sehen.

junger Mann mit blonder, sorgfältig geschei telter Frisur, einer weißen, von einer Nadel zusammengehaltenen Krawatte und einem auf gedrehten Schnurrbärtchen. Dieser nette, junge Mann, dessen Bädchen rofig glänzten, hatte einen schwarzen Hut auf dem Kopfe und wirkt durchaus stußerhaft.

Da Dinge, die im Hellen stehen, in der fie umgebenden Finsternis die Blide auf sich zichen, hemmte Elisa, soost sie an den beiden Büsten vorüberkam, unwillkürlich den Schrit und starrie, ermüdet und abgestumpft vom ewi gen gleichen Trott ihres Weges, die beiden Pup pen mit leeren Augen an.

Plöglich fuhr fic, wie erwachend, auf, zog den Rod fester um die Schenkel, warf den Kopf zurück und setzte ihren Marsch fort. Aber je öfter ſie die ihr zugemeſſenen fünfzig Schritte auf dem glitschigen Pflaster ging, desto mehr berlor the Gang seine herausfordernde Straff­heit und wurde müde und schleppend.

Dann verlosch auch das Licht im Frifier­laden, und die Straße vereinsamte vollends. Nur Elisa ging weiter hin und her, hin und her... und die einzige Begieitung, die sie fand, war ihr Schatten. Wenn sie an dem Bauzaun, dem Ziel ihres Weges, angelangt war und vor einem der weißen Plakate, mis denen man den Zaun überklebt hatte, stehen­blieb, um Atem zu schöpfen, dann fie! the Schattenbild in seltsamer Verzerrung auf das helle Papier. Sie erschanderte, wenn sie es sah. Denn es glich den Karikaturen alternder Vor­stadtbirnen, wie sie ihr, beim Durchblättern eines Wisblattes, zuteilen ein unerklärliches Frösteln über den Rücken gejagt hatten...

Die Kulturleiftungen der Menschheit

Wie und wann wurde die Grenze zwischen

Tierheit und Menschheit überschritten, wann ist der Tiermensch Kulturmensch geworden, daß heißt, wann hat er in seiner aus jahrhunderte­und jahrtausendelangen Erfahrungen geschöpften Geistesentwicklung bewußt diese Erfahrungen Wenn sie es ermöglichen konnte, wählte fich nubbar gemacht, in der Formung der erster Elisa für ihren Gang die Zeit, in der die Nacht primitiven Werkzeuge, in der Verwendung des Feuers zu seinem Schuße die Elemente be­den Tag in ihren mütterlichen Schoß aufnimmt. Feuers zu ſeinem Schuße die Elemente be Sie liebte dieses bleiche Licht, in denn die Kon- siegen gelern:? Und welches ist der Weg aus turen der Giebel verschwammen, das Blau des ben steinzeitlichen Kulturen, aus den Zeiten die­Sie ging, mit rippeinben Schritten, auf Simmers leise in ein dunstiges, filbernes Grau ser Vormenschen die Jahrhunderttaufende hin­beat Trottoir auf und ab, hob ihren Rod auf. hinüberwechselte, und in einer unwirklichen burch bis auf unsere Zeit? An einer großen, zusammenfassenden Ge­drehte den Kopf nach linte, nach rechts, jaerne die zitternden Strahlen des Abendsterns fich um, sobald sie ein Paar Sohlen auf dem über das verdämmernde Tageslicht zu trium- schichte der Entwicklung der menschlichen Rule tur hat es bisher gefehlt, sie wird uns sehr it Pflaster flappern hörte, und flüsterte, wenn es phieren begannen. einem grandiosen Standardwerk Hermana ein männliches Wesen war: Di, Kleiner, hör' Schneiders, Professors der Philosophie und doch mal!" der Pädagogik an der Universität Leipzig g bracht, dessen erster Band soeben im Verlage J. J. Weber in   Leipzig erschienen ist. ( Die Kulturleistungen der Menschheit. 1 Band: Die Völker des Altertums" XIV/ 672 Seiten, Legilonformat, mit 3 Tabel len. Preis V. 27.50, Geb. Dat. 30.-) In deus sveiten, das Werk abschließenden Bande, wird die Geschichte der Kultur der Völker   Europas in der Neuzeit( seit 1200 nach Chrifti) behan belt werden. Hermann   Schneider, von dem u. a. ein Werk Philosophie der Geschichte" befanns geworden ist, hat an dieser einzig dastehenden Seulturübersicht 25 Jahre gearbeitet und er haf in dieser Lebensarbeit ein Werk geschaffen, dep sen Tatsachen- und Gedankenreichtum felber unter die Kulturleistungen der Menschheit ein gereiht zu werden verdient. Als Philofoph und Historiker hat er damiz gleichermaßen Großes geleistet und dies in einer Form, die es nicht tok für Gelehrte, sondern für breitere Krefe

Sie ging und kam raffte ihren Rock noch ein wenig höher and lich bis zum Knie die provozierende Weiße ihrer gut modellierte Beine umspannenden Strümpfe fchen.

Wie mit einem Zauberschlag löschte die Finsternis die letzten Tagesschatten aus, der Simmel färbte sich schwarz, die Dinge, die eben noch nahe waren und unverhüllt ihr häßliches Geficht gezeigt hatten, schienen entrüdt und wie verklärt durch das Dunkel, das ihre Böhe ein­Sie ging und fam, wiegte sich in den Hirhüllte. Bor den kleinen Hotels, die Zimmer ten und ließ ihren gestärkten Unterrod ran schen, so daß es tang, als fithre ein Reifig besen über weltes Laub.

Zie ging und lam, trai jedem Vorner gehenden in den Weg, mit einem leisen Wip pen des Körpers, das an die lüfterne Bewegung einer Cancantängerin erinneric.

Sie ging und kam. Sie ging durch die Fin sternis, streiste an feuchten Weauern hin, ein Schatten überhuschte oder der Lichtstreif einer Gastaterne traj sie, zeigte ihre Rundungen oder hre Schlankheit und die Annut ihres   Ganges.  Olifa ging das Trottoir hinauf und kehrte auf dem Trottoir zurüd. Nad babei war sie zugleich schandvoll und herausforderud, hähn und

für Tage und Stunden anboten, zündete ein schmieriger Hausknecht die runde, irübe bren­nende Laterne an. Die Straße wurde menschen leer, und nur von Zeit zu Zeit stolperte ein Betrunkener, dessen Durst noch nicht gelöscht war, in die nächste Schänke, die er auf einen unsicheren Beinen erreichen konnte. Die Läden wurden geschlossen. Aber im Schaufenster des Friseurs brannte noch eine fladernde Gas lampe und warf ihr Licht auf Pomadebüchsen, auf Flaschen mit einer grün oder lila gefärbten Flüssigkeit und auf zwei leine Büsten. Die eine stellte einen Regerknaben dar, mit roter Wefte und himmelblauer Krawatte, der den Mund an einem freundlichen Grinsen verzog