Eimern yegoffen. In jener Nacht hatte der Sturm die Wolfen zerfeßt. Mein Gaul, durch fallendes Holz verlegt, lief lahm. Mitten im Gespensterwald hielt ich inne Konnte nicht weiter. Um wenigstens dem Hagelschauer dürrer Zweige zu entgehen, versuchte ich, ein Segel zu spannen. Die Nacht war eisig falt. Das Mondlicht fiel wie grüner Phosphor auf die weißen, naffen Bäume. Meine Hände und Füße erstarrten. Ich versuchte, in einem hohlen Baum ein Feuer zu entfachen. Ge­wärmt, fast gefröstelt, setzte ich mich unters

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das Wasser, über die Ufer quellend, jagte| Hörner, Köpfe, Kadaver, Stelette, alles wild wild dahin und im Wasser drehten sich durcheinander. Die schwächeren Tiere wurden Radaver, Stelette und Baumstrünfe in von den anbrausenden Kadavern stromab­schauerlichem Reigen. Es war der Zug des wärts getrieben. Die stärkeren gewannen das Todes. Wir mußten durch diesen Totenzug, jenseitige Ufer. Von 12.000 Schafen, 2000 um auf das Hügelland jenseits zu gelangen. Rindern und 500 Pferden erreichten die Schreiend trieben wir die Herde an, die vor- Küfte 800 Stüd Vieh, ein paar todmüde dersten Tiere überraschend, die hinteren auf. Männer und ein Overländer, der sich und die vorderen peitschend. Wir drehten uns im seinen Herrn zugrunde gerichtet hatte. Wirbel. Das Leben schwamm durch den Tod. ( Schluß folgt.)

Beltdach. Ich weiß nicht, wie es fam, daß Phantafie für Lebermorgen. Geschäftliche Rücksichten empfehlen einen Halte­

ich einschlief. Ein furchtbarer Strach wedte mich. Der Baum, in dem ich Feuer gemacht, war geborsten, mitten entzweigespalten, und leuchtete wie eine ungeheure Totenfadel in die bleiche Nacht. Die brennende Hälfte wippte. Rasch sprang ich beiseite. Ein weiter Krach. Zehn Schritte vor mir hat der Baum mein Pferd erschlagen. Tausend rote Käfer ziehen durch die fable Nacht. Ich fliehe durch den Gespensterwald, vom Winde getrieben; ich habe Angit, nicht vor dem Sput, sondern vor dem Feuer, das ich entfachte und das alles verschlingen wird, den Wald und mich und die Welt.

Der Zug der Stelette.

Ich hatte faum geendet, da meldete sich der Oberländer zu Worte. Ein stämmiger Deutschauſtralier mit gebrannter Lederhaut und den blutleeren Lippen des Wanderers in der Sonne. Der Neid seiner Konkurrenten hatte ihn ins Lager gebracht.

,, Wißt ihr, was es heißt," sagte er ,,, eine von Hunger und Durst gequälte tausend­töpfige Viehherde über Land zu treiben, viele hundert Meilen durch unbekanntes, unbarm herzig dürres, wasserloses Land, Wochen und Wochen, unter der sengenden Sonne, dem zitternden Kupferhimmel?

Der Weg, den wir zurückgelegt hatten, war ein Band von verwesenden Kadavern. Alle Augenblicke brach ein Tier zufammen. Die Zungen hingen heraus. Die Rippen lagen bloß. Die Augen traten wie Kugeln aus den Höhlen. Um ein dürres Grasbüschel, ein paar Tropfen stinkenden Wassers, quetschten die Tiere einander zu Tode.

Wir famen aus einer Wüste: aber vor uns lag Aergeres als eine Wüstenei, die Spinifergegend. Stachelgras, das fein Tier fressen kann, das die müden Beine wie mit grünen Sicheln zerschneidet. Ich zog das Leichenland nach Süden. Werde ich ein

Drittel der Herde zur Küste bringen,

Nach einer zweiten Leidenswoche entdede ich eine Fährte. Ich kreuze den Weg einer anderen Hungerherde. Der Weg ist mit Steletten bestreut die in der Sonne bleichen. Unzählige Totenschädel liegen umher und grinien uns an. Soweit man fieht. regiert der Tod. Vor uns liegt orauenhafte Unend­lichkeit, hinter uns eine Welt von Gebeinen. Immer tiefer neden sich die övfe der Le­benden zu den Gebeinen der Toten auf der Erde. Mehr und mehr Vieh bricht zusammen.

Ich hatte noch ein Viertel der Herde, als eines Morgens der Sonnenball nicht aufging. Der Himmel war bleiern. Mittags fiel balfamtischer Regen. Menschen und Tiere atmeten auf. Wie durch einen Rauberspruch grünte die Natur. Das matte Vich grafte und labte sich im strömenden Regen. Es goß immerzu, diefen Tag den nächsten und noch zweie. Jetzt stand das Wasser höher als das Gras. Ich änderte die Richtung. Meilenwveit war das Land überschwemmt, wir mußten höheres Terrain erreichen, jenseits eines Flusses. Wir trieben die Herde zum Fluß:

Von Erich Kästner  .

Und als der nächste Krieg begann, da sagten die Frauen: Nein!

und schlossen Bruder, Sohn und Mann fest in die Wohnung ein.

Dann zogen sie, in jedem Land, wohl vor des Hauptmanns Haus und hielten Stöcke in der Hand und holten die Kerls heraus.

Sie legten jeden übers Knie, der diesen Krieg befahl: die Herren der Bank und Induſtrie, den Minister und General.

Da brach so mancher Stock entzwei. Und manches Großmaul schwieg. In allen Ländern gab's Geschrei, und nirgends gab es Krieg.

Die Frauen gingen dann wieder nach Haus, zum Bruder und Sohn und Mann und sagten ihnen, der Krieg sei aus! Die Männer starrten zum Fenster hinaus und sahen die Frauen nicht an...

Granatsplitter gefällig? Kapitalistische Marodeure des Weltkrieges.

punkt an der Kathedrale. Gegenüber den goti­schen Portalen liegt das Warenhaus für Kriegs­andenken. ,, Granatsplitter gefällig?"" Berarbeitet oder roh?" Berge solcher Andenken" liegen auf getürmt. Splitter, die manchem ſein Bein, seinen Arm oder gar sein Leben kosteten. Denkt auch ein einziger nur daran?, wie interessant!", findet die englische Schlächtermeistersgattin diese Auslagen und beäugt durch ihre Lorgnette einen zerschoffenen Stahlhelm.

,, Madame, vielleicht eine besondere Novität: ein blutverrostetes Seitengewehr oder einen alten Kürassierhelm?" anbieten geschäftstüchtige Verkäufer, Reiche Auswahl ist vorhanden Das Geschäft blüht!

Der Fremde aber geht mit seinem sauber eingepackten und verschnürten Granatsplitter ins Kaffeehaus. Es war ein anstrengender und auf­regender Tag für ihn hier an der Front"." Gott   sei Dank! Morgen geht es wieder hinaus aus dieser öden Gegend nach Paris  . Die frä­hende Stimme aber wird morgen und noch auf lange Zeit hinaus Granatsplitter anpreisen können. Vier Jahre Krieg haben viel produ ziert".

Der Marodeur, jener Soldat, der beute­suchend das Schlachtfeld absucht, ist einer der verachtungsvollsten Gestalten, die der Krieg kennt. Schwere Bestrafung harrt seiner. Der Kapitalist, der noch aus den letzten traurigen Ueberresten des Krieges seine Geschäfte zu machen versteht, ist ein, tüchtiger Organisator".

Der Krieg war das große Geschäft für den Kapitalisten, Kriegsanleihen wurden gezeichnet, höchste Dividenden notiert. Nach dem Kriege mußte Zerstörtes wieder aufgebaut werden. Der Wiederaufbaugewinnler löste den Striegsgewinn­ler ab. Mit dem fortschreitenden Wiederaufbau Aus schwanden aber Gewinnaussichten. Enttäuscht betrachtete das Auge des Unternehmers das Schlachtfeld von einst. Schade! Um Millionen Toter? Um Milliarden zerstörter Werte? O nein, das große Geschäft war zu Ende. Aber noch war ja zu verdienen, denn viele, die den Krieg leider" nur auf der Karte mit dem Absteckfähn­chen verfolgen konnten, sie waren jetzt für einen

Frontbesuch zu begeistern.

Geschäft ist Geschäft." So dachte auch Coof. Er appellierte an die Reisewut der Eng­länder und Amerikaner. Er organisierte die Neugier, die falsche Pietät und die Sensations­gier. Das Schlachtfeld bekam noch einmal Kurs wert. In Paris  , London  , Neuyork, Köln   und anderswo prangten Plakate: Verbilligtes Reifen nach den Schlachtfeldern!"

Reims   ist die Zentrale. Am Bahnhof be­findet sich Cooks Schlachtfeldreisebüro. Fahrt nach dem Frontgelände am Chemin des Dames, im angenehm gepolsterten Rundreiseauto. Ein Führer ist dabei.- ,, Ladies und Gentlemenen!!! Sier Unterstände, da Stacheldrahtverhaue. Sie sehen noch Kleiderfetzen verbluteter Soldaten.

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Dort Volltreffer auf einen Stollen, im ur­sprünglichen Zustand erhalten. Diese An­marschstraße lag immer unter starkem Artillerie­feuer. In diesen Höhlen( Zutritt ist nicht zu empfehlen!) lag ein ganzes Regiment Sol­daten, bis. Um diese Höhlen aber wurde jahrelang um jeden Fußbreit hart gekämpft."

Erschöpft lehrt man nach Reims   zurüd. Bier Stunden Autofahrt ist keine leichte Sache.

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dem Tagebuch einer Schauspielerin.

Von Ladislaus Lakatos. Morgens stehe ich auf, vormittag habe ich Probe, mittag lunche ich, nachmittags fahre ich Auto, um Mitternacht gehe ich zu Bett. Ach ja, um es nicht zu vergessen: abends von sieben bis

zehn bin ich talentiert.

Es ist nicht wichtig, daß ich eine gute Schau­spielerin bin. Wichtig iſt, daß die anderen ſchlechte Schauspielerinnen ſind.

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Jeder kann mal durchfallen. Der Autor, das Stüd, der Direktor, die Gesellschaft. Das Theater kann pleite gehen, die Bank von Eng­ land   kann fallieren, der Souffleur, der Inspi­zient, die Kritik, das Publikum kann durchfallen. Shakespeare   kann durchfallen, und auch Napo­ leon  . Nur ein Mensch kann nicht durchfallen. Jch.

Weshalb bin ich groß? Weshalb bin ich gut? Entzückend, begabt, phänomenal, unver geßlich? Weshalb bin ich appetitlich, strahlend, bezaubernd und wundervoll?

Weil ich ich bin

Ich möchte... Was möchte ich sein? Ich möcht. das Publikum sein, das mich sieht. Die Bühne, die ich betrete. Der Anbeter, der mir die Hand füßt. Die Feder, die über mich schreibt.