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Feierabend

Feierabe

r. 33

Sie jiten alle in Kirchen

Unterhaltungsbeilage.

Bassion der Broletarier.

Von Mar Braun.

und senken betend die Herzen, daß Er nicht so sehr leide, den sie ans Kreuz schlugen,

Er, von dem sie sagen, er trüge soviel-

daß seine schmerzliche Passion vorübergehe-

jeht, er fiirbt dahin, und die Welt ist dunkel vor Gram.

Aber wer in der Welt

spricht von unsrer schmerzlicheren Paffion?

Er schleppte nur einmal in seinem Leben das Kreuz schwer dahin, und da kam ein Mensch mitleidig und trug die Last wer hilft uns daran,

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und wir schleppen uns doch das Leben lang zum Kulvarienberg des Werks.

Schweigsam erheben wir uns,

unser Schweigen vereint sich mit dem der Jahrhunderte, und wie lang oder kurz der Weg ist, er endet am Kreuz,

von denen errichtet, die uns vorangingen in der Schicht.

Meine Kameraden in den Werken der Welt!

Ich nenne euch nicht einzeln

doch ist meine Hand für jeden bestimmt,

meine Neigung hat sich ausgedehnt über die Welt, jie erreicht auch dich!

Was tut die Farbe der Haut,

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oder wer meint, ich verstünde seine Sprache nicht? Meine Genossen, in das Leiden versenkt wie ich die Sprache des Schmerzes ist allen Herzen gemeinsam, und mein Stöhnen halblaut, das Schweigen meines verbissenen Mundes

ist deines, du von England, von Rußland   oder vom Senegal  ,

und die Träne, die ungeweint nach innen fließt,

hat mit der Sprache nichts, mit dem Herzen alles zu tun. Meine Kameraden! Ich spreche das von mir geliebte Wort aus, um euch zu sagen, daß auch ich schweigjam

mein Krenz zu meinem Kalvarienberge trage. Ich bin reich, ich habe euch,

1929.

ihr hunderttausende der Werke, und ich empfinde meine Last nicht so sehr, weil sie ein Teil eures Leidens iſt! Ihr alten Arbeiter, schon naht die letzte Schicht, blesse Lehrlinge voll Schrecken über die Finsternis Geduld! Geduld!

Ihr zitternden, angjivollen Herzen!

Ich habe mich aufgemacht, euch zu treffen,

und wenn ihr niedersinkt an der Ecke, das Kreuz euch zu schwer wird,

will ich da sein und es auf meine Schultern nehmen!

Ich bin jung, die Last, die mich drückt, wird mich nicht nieder­werjen,

Ich weiß von eurem Leiden,

ich habe meine Augen aufgeriffen und euer Leiden gesehn,

ich sehe dich in Pittsburg  , Charles Brown,

und ich sehe dich in Florida   in der Spinnerei, den Neger Samuel Johnjohn,

und ich sehe dich, Francis Palu, in Charleroi  !

Geduld!

Unire Passion ist schmerzlich,

und ich weiß, viele werden am Kreuz noch sterben, vielleicht werde ich darunter sein-

die Hoffnung der Toten soll unsre entflammen! Niemand betet für uns,

aber es soll auch niemand für uns beten,

wir wollen tragen

die Passion der hunderttausend Proletarierherzen der Welt

und uns ermuntern, nicht müde zu werden-

und auch ich, versunken in den Massen, mit taum erwachtem Herzen,

will dich, Kamerad, proletarischer Bruder,

janji herabnehmen vom Kreuz

und die tiefen Furshen deines Leides glätten mit männlich zartem Trost

und der schönen Verheißung auf deine Auferstehung.

Zwei Welten,

die sich in leßten Briefen fpiegeln.

Nicola Sa's schrieb an seinen Sohn Danie:

Die letzten Briefe, die Sacco und Van- man der Deffentlichkeit zugänglich gemacht. tete, auf der einen, der strenggläu setti, che sie unschuldig in Boston   dem Er war ein frommer Christ, der viele Stir bige yankee und Milliardar, auf elektrischen Stuhl überantwortet wurden, an chen gebaut hatte und Ehrendoftor theologi- der endere: Seite. ihre Lieben schrieben, sind der Nachwelt erhal- scher Fakultäten. Upton Sinclair   stellt nun ten geblieben. Fast gleichzeitig mit den beiden in seinem Buche" Boston  " das gegenüber, Anarchisten trat auch ein großer Stahl und Finanz fönig, Elbert S. Gary, die Reise an, von der noch keiner wieder fehrte", und auch seine letzten Worte hat

was diese Menschen angesichts des Todes, am Rande der Zeit für sagenswert hielten­zwei anarchistische Italiener, auf die der Scharfrichter war­

Anstatt zu weinen, sei stark, so daß Du Deine Mutter trösten fannst, und wenn Du sie von troftlofer Trübsal ablen­