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Feierabend
Feierabi
Nr. 34
Unterhaltungsbeilage.
im Halbschlummer, wobei es nicht selten vorkommt, daß ein Mönch einschläft und plötzlich von seinem Klappsis zu Boden fällt nicht ohne Lärm! Wer aber beim Chor gebet Lärm macht, muß aus seiner Chorbank heraustreten, vor dem Abt niederfnien, und zivar so lange, bis der Abt seinen Holz hammer schwingt. Auf diesen Chordienst der Mönche scheint das Bibelwort zu passen: Dieses Volf ehrt mich nur mit den Lippen, sein Herz aber ist weit entfernt von mir." Doch die Form wird gewahrt!
1929.
vor dem Tisch des Abtes inien, bis der strenge Vorgesetzte mit seinem Hammer flopft. Viel Spaß bereitete uns einmal ein Laienbruder, der, unvorsichtigerweise, ein Nachtgeschirr zerbrochen hatte und mit dem Griff dieses Gefäßes sowohl im Kapitel- als auch im Speisesaal erscheinen mußte. Man machte diesen geistlichen Sport mit, der Form halber.
Kloster( vom lateinischen claustrum)| fennen die Psalmen auswendig und beten Speisesaal nehmen und etwa fünf Minuten bedeutet einen Ort der Abgeschiedenheit, der Weltverneinung mitten in einer hastenden und rasenden Welt. Kein Wunder, daß jeder sich die abenteuerlichsten Vorstellungen macht, wenn er vom Kloster und Kloster leben etwas erfährt. Nun brachte vor einigen Monaten ein großes Berliner Blatt eine Schilderung des Benediktinerklosters Beuron in Hohenzollern bei Sigmaringen , es war die Schilderung eines Außenseiters, der nur die wunderbar bemalte Fassade des Klosterlebens sehen und darstellen fonnte. Da ich aber mehr als vier Jahre meines Lebens hinter den Kulissen dieſes ſo be staunten und bewunderten Kloſters ver bracht habe, will ich jetzt da in der fatho lischen Welt das 1400jährige Jubiläum des Benediktinerordens gefeiert wird einen Tag im Kloster schildern, einen Tag harter Wirklichkeit.
Während die meisten Erdbewohner noch fest im Schlafe liegen, wandelt, zwanzig Minuten vor vier Uhr morgens, ein Laien bruder( ein Ordensmann ohne prieſterliches Studium und ohne Priesterweihe) die langen Korridore des Klosters entlang, flopft hart an die Türen der Zellen und ruft den Morgengruß: Benedicamus Domino( Laffet uns den Herrn loben), worauf jeder Kloster bruder sein Deo gratias( Gott sei Dant) zu rufen hat. Oft mischt sich in dieses Gott sei Dank ein bitterzorniges Gefühl, allein die Klosterregel verlangt diese Form und die Form muß gewahrt werden.
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Nach diesem zweiten Morgengottes dienst eilt jeder Mönch in seine Zelle. Das Wort Zelle mag einen falschen Begriff Nach dem gemeinsamen Gottesdienst in geben, denn es sind durchwegs schöne, hohe den Chorbänken folgen die Messen der und helle Räume, wenn auch die MöbeleinMönche auf den einzelnen Altären der richtung einfach ist mit Ausnahme der Kirche. Erst dann so um sieben Uhr Räumlichkeiten des Abtes, der mehrere fürstdarf der Mönch in den Speisesaal gehen, lich eingerichtete Zimmer bewohnt. Jeder feinen Staffee zu trinken. Vom Speisesaal Mönch muß sein Zimmer selbst in Ordnung geht es zurüd zum Chorgebet, das, besonders halten. An jeder Tür ist eine sogenannte Reizes nicht entbehrt. am Montag und Freitag, eines gewissen Bifitur angebracht, eine fleine Seffnung, von innen frei, von außen mit einem Schubdeckel verschlossen. Einige Male in der Woche hält der Abt seinen Rundgang und schiebt leise den Deckel weg, um durch die fleine Deffnung das ganze Zimmer zu übersehen. Wehe dem Mönch, dessen Zelle in Unordnung vorgefunden wird! Eine harte Buße fann ihn treffen.
Capitulum culpae( Schuldkapitel) nennt man den hochernsten Aft, der sich dem Chorgebet in diesen beiden Tagen der Woche anschließt. Bekanntlich muß in der katholischen Stirche nicht nur der Laie, sondern auch der Priester deichten, d. h. im Beichtstuhl einem Geistlichen seine Sünden bekennen. Mönche haben die Pflicht, wöchentlich einmal dieses Bekenntnis abzulegen. Außerdem müssen fie im sogenannten Schuldkapitel, das nicht in der Kirche, sondern im düsteren Kapitelsaale des Klosters abgehalten wird, auch alle Verstöße gegen die Klosterregeln öffentlich befennen. Der Abt ruft einen nach dem andern auf, der Aufgerufene beginnt, fein Schuldregister aufzuzählen. Etwa so: ch habe untertags gesprochen, ich habe die Kapuze beim Gehen nicht über den Kopf gezogen. ich habe beim Essen nicht auf die Lejung aufgebaßt, ich habe bei der geistlichen Konferenz( Bibelstunde) geschlafen, ich habe zur Nachtzeit mit dem Nachbar gesprochen,
In zwanzig Minuten muß jeder gewaschen und fertig angekleidet sein, denn Bunft vier Uhr beginnt in der Kirche der Morgengottesdienst. Zu beiden Seiten des Hochaltars stehen alte, oft funstvoll ausgearbeitete Chorstühle, fange Bänke mit fleinen Nischen, Stallen genannt. In jeder Nische sitzt auf hohem Klappsitz ein Mönch. Abgesondert von den Priestermönchen, in extra feinem, ausgepolstertem Chorstuhl, und so fort. sitzt der Klosterabt, der Bischofsrang beklei- Für diese Vergehen bekommt der Mönch det. Vor ihm liegt ein kleiner Holzhammer. eine Gebetsbuße. Hat er aber seinen Schuh Sobald der Abt mit dem Hammer flobft, oder seine Stutte zerrissen, so hält er diejes erhebt sich die Schar der Mönche, und bezerrissene Kleidungsstück in der Hand, flagt ginnt abwechselnd die alten Psalmen der sich an und vernimmt dann des Abtes Juden tonlos zu rezitieren, unterbrochen von Stimme: Satisfattion im Refeftorium", Lesungen aus den Büchern der Evangelisten d. h. während des Mittagessens muß der und Kirchenlehrer. Die meisten Mönche Mönch sein Kleidungsstück mit in den
Kaum ist der Mönch mit dem Aufräumen seiner Belle fertig, läuten schon wieder die Gloden und rufen alle in die Kirche zum Konventamt, das über eine Stunde die Mönche wieder in die Chorbänke zwingt. Zwischen zehn und zwölf Uhr ist Freizeit, in der jeder seinem Spezialberufe nachgehen fann. Jetzt wird es im Kloster lebendig. Der Pater Defonom geht in den Stall und in den Meierhof, der Fischer zu seinem Teiche, der Bienenzüchter sucht seine„ Völker" auf, der Waldmeister sieht im Forsthaus nach. der Küchenpater bereitet in der Küche das Mittagessen, der Gastpater zeigt den Gästen die Sehenswürdigkeiten des Klosters, die Buchgelehrten arbeiten in der Bibliothek, die al ten Mönche siten im Lejezimmer und blät tern in den Zeitungen, alle sind beschäftigt, bis die Mittagsglode erst zu furzem Ge bet in die Kirche und dann in den Speisesaal ruft. Lange Tische stehen an den Wänden
ohne Tischtuch. Nur der Tisch des Abtes und der Gäste ist weiß gedeckt und mis Blumen freundlich geschmückt. Ein lateini