lige Forschungsergebnisse zum Resultat hatte.Nach seiner Rückkehr hat Filchner, kaum daß erdiese bewundernswerte Leistung vollbracht undden Bericht darüber niedergeschrieben hatte,eine neue Reise angetreten. FllchnerS Reiseging von Moskau über Taschkent nach Dschar-krnt, von dort über Pässe durch verfallene undverlassene Kirgisenstädte und eisführende tiefeBergbäche übe: die chinesische Grenze.Anderen wäre schon die Reise bis zu diesem Punkte der Welt ein großes LebenSereig-nis, doch Filchner» Entdeckung»- und For-fchungsfahrt nimmt hier eigentlich erst ihrenAnfang. Ein Einzug in China an der russischen Grenze war schon 1S2S, als der heutigeKonflikt zwischen Rußland und China erst seineSchatten vorauswarf, keine einfache Sache,denn Chinesen und swvjetrussischc. Grenzsoldaten standen sich schon damals bissig wie Hundund Katze gegenüber, jeder fremde Reisendewir im höchsten Maße verdächtig, der Schmuggel florierte und die Grenzwächtergewehre gingen leicht los. Filchner hat Glück, die Grenzwächter erkennen ihn als„harmlos und ungefährlich" und nun geht es weiter durch dieDschungarei über Tihwa, die Hauptstadt Sin-kiangs, nach monatelangen Wanderungen durchunwirtliche und wieder auch fruchtbare undwildreiche Gegenden, durch Sümpfe, Wildnisund Oasen, durch da» Kukunor-Gebirge nachTibet. Herumschweifende Räuberbanden bil-*den eine stete Gefahr für die Expedition, Hunger, Durst und vollständiger Geldmangel türmen schier unüberwindliche Schwierigkeiten vorihr auf und schließlich. erleidet Filchner durchSturz einen Bruch der Knochen des rechtenHandtellers, aber nichts kann dem Zug derExpedition Einhalt tun, auch nicht di« ungeheueren Hemmnisse, die ihr hohe tibetische Beamte zu bereitrn suchen. Eines Tages vernimmt Filchner daS Urteil: die Expedition darfnicht weiter, sie muß sogar umkehren aus demgleichen Wege, den sie mühsam zurückgelegthatte! Endlich gelingt es doch, auf brieflichemWege die Erlaubnis des Dalai-Lama zur Weiterreise zu erwirken. Wieder folgen harteTage, beschwerliche Wanderungen und abenteuerlich«' Erlebnisse. Allem zum Trotz führt.Filchner seine Reise zu Ende und über denHimalaya geht es nach fast drei Nähren heimwärts.Einfach, schlicht, ohne Ruhmredigkeit erzählt dies alles Wilhelm Filchner in einemBuche, daS soeben im Berlage von F. A. Brock-hau», Leipzig l..0m mani padme hum“. 364Seiten Text, mit vielen Abbildungen nachHandzeichnnngen des Verfassers, 48 Kunstdrucktafeln und eine Uebrrsichtskart«. Preis geh.Mk. 13.—, Ganzleinen Mk. 15.—) erschienenist und daS nicht nur eine äußerst spannend»Lektüre, sondern auch werwollr Einblicke ineine ferne, seltsame Welt bietet. r.üMe tmm&er&are AuSsteyt.Bon Sctmaint Beaumont.Francois wollt« sich verheiraten, und«Sgalt«ine Wohnung zu finden, die rin passenderRahmen für Solange war. Lr stürmte kreuzund quer durch Paris und befand sich geradezuin einem Rausch bei der Aussicht, Solange nunganz allein für sich im eigenen Heim zu haben,besonders in einem solchen, daS ganz nach ihremGeschmack eingerichtet war. Wie schon daSSprichwort sagt:„ES gibt einen besonderenGott für dir Liebenden"— Francois fand eineentzückende, kleine Atelierwohnung, und bereitsvor Ausgang eines MonatS konnte er an Solange schreiben:„Komm' in die Stadt und bewundere, waS ich für unS gefunden habe."Das beste an der neuen Wohnung war dirAussicht. Bon dem großen Fenster konnte manauf ganz Paris hrrabschauen, auf die vielenKuppeln, Türme und Gärten bis nach Saint-Cloud.Sie wird in Ekstase geraten vor Bewunderung, dachte Francois, während er hin undher lief und sie erwartete.Nn seiner fieberhaften Spannung stellte erdie Konditorkuchen mit der Schlagsahne auf denWärmeapparai und begoß die Tulpen mitPortwein. Da klingelte es und im nächstenAugenblick umklammerte er Solanges Hände.„Ach— Solange— endlich bist du gekommen!"Sie hörte nicht ein Wort von dem, was erredete, sondern stellte sich, vollkommen überrascht von der Aussicht, mitten ins Zimmer.„Na, findest du nicht, daß das schön ist?"fragte er froh und geschmeichelt über ihre Ber-zückung.„Wunderbar!"Noch mit ihrem Pelz angetan, schritt sieauf das Fenster zu und öffnet« cs.Die Kälte sttömtc ins Zimmer, daSFrancois soeben erwärmt hatte.Sie lehnte sich hinaus und wiederholtenur:„Wunderbar ist es— ganz bezaubernd",während Francois vor Kälte zitterte.Als er der Meinung war, genügend Möglichkeiten für eine Bronchitis gesammelt zuhaben, macht« rr den zaghaften Borschlag, daSFenster zu schließen und eine warme Taffe Teezu trinken. Sie warf ihm einen kleinen, schnippischen Blick zu, den ersten, seitdem sie gekommen war. 1 Dann sah sie wieder zum Fensterhinaus.„Tee? Nein, danke. Wir stehen hier jaso schön. Was sind, da» eigentlich für Türmeda hinten?"„Saint-Clothildr, liebe Solange, aberkomm' jetzt, du ahnst nicht, wie glücklich ich bin,dich hier zu sehen."„Und was ist daS für eine Kirche dort?"„Der Nnvalidendom, Solange. Wie ist esdoch herrlich, daß du gekommen bist."„Und die vielen Bäume dort?"„Das ist der Luxembourggarten. Weißt du,dort sah ich dich das erste Mal, du hattest eingrünes Kleid an und in dem Augenblick fülltesich mein Herz mit Hoffnung."„Und das Gebäude dort hinter dem Luxembourg?"„Saint-Sulpice. Aber ich fürchte, du wirstdich erkälten."„Quatsch! Ich erkälte mich überhauptnicht! Und hinter Saint-Sulpice?"„DaS ist der Louvre."„Ach du glückliches Biest, solch eine Wohnung zu haben!"„Es soll ja auch deine sein, Solange, deineund nicine Wohnung. Sag doch, daß du michliebst!"„Aber das'da ganz hinten, was ist denndaS?"„Das ist Sacrö Coeur, aber du frierst."„Und neben Sacrö Coeur ist das St.Denis?"„Ja, meine Teuerste," versicherte er niesendund schnaufend.„Aber laß uns nun endlichda? Fenster schließen und trink ein Glas Portwein mit mir."„Ach laß mich doch zufrieden. Glaubst duvielleicht, ich will dahinten in der Osenccke hok-ken und mich langweilen, wenn ich hier eine sofabelhafte Aussicht habe. Sag mir lieber, wasI ich dahinten schimmern sehe?"„Das jinh die Wasserwerke."„tlnb was ist das da hinten im Rebel?"„Das ist ja der Triumphbogen!"„Ach, wie gräßlich, daß«s jetzt dunkel wird.Ich kann fast nichts mehr sehen. Ist daS derObelisk?"„Rein, das ist der Turm des Lyoner Bahnhofes."„Ach— jetzt kann man gar nichts mehrsehen."In Francois flackerte einen Augenblick dieHoffnung auf..„Komm, ich ziche die Gardinen vor undwerde daS Feuer im Kamin von neuem anfachen,. dann können, wir. gemütlich plaudernund vielleicht finde ich dimm auch die Gelegenheit dazu, dir zu sagen, daß ich dich liebe."Da klatschte Solange in die Hände undrief:„Rein— sich nur, jetzt wird der. Eifelturm beleuchtet— sieh nur die Lichtreklameund die Zeiger der Ähren!"Um sieben verabschiedete sie sich und reichteihm ihre kleine Hand, die noch immer behandschuht war.Als sie gangen war, schloß Francois endlich daS Fenster, fetzte sich an seinen Schreibtisch und schrieb mit finsterer Mime:Annonce.Tauschwohnung gesucht. Eine Atelierwohn-nung mit alle» modernen Bequemlichkeitenund mit wunderbarer Aussicht wird ge-- tauscht'gegen eine' Parterrewohnung nachdem Hof gelegen.(Letzteres Bedingung.)Und dann machte er sich einen warmen Tee.Rur die Ruhe kann unsretten.Tristan Bernard will Augen- und Ohrenzeuge dieser köstlichen Szene gewesen sein, dieer vor einigen Tagen in einer Pariser Zeitungerzählte.Eine alte.Frau aus dem sogenannten„Bolle" erschien vor der hohen Obrigkeit. Zwi-chen dem„Kunden"(siehe Höflichkritserlaß!)ind dem Beamte» entspann sich folgende Unterhaltung:„Unterschreiben Sie Ihren Namen!"„Den ganzen?"„Na. Familien- und Bornamen, bitte!"„Meinen Sie den Mädchennamen?"„Rein, den Ihres Mannes. Sind Sie verheiratet?"„Rein..."„Dann natürlich den Mädchennamen."„Ich bin nämlich Witwe."»„Dann de» Namen Ihres verschiedenemGatten."„Der verschied nicht; der ist gestorbew"„Tas ist dasselbe. Schreiben Sie den Familiennamen des Berstorbeuen!"„Ten Bornamen nicht?"„Doch. Ihren Vornamen auch rmt."„Na, wie soll ich das bloß schreiben?"„Ganz so, wie es auf Ihrem Trauscheinstand."„Wir hatten keinen Trauschein."„Wieso nicht?".„Wir wurden gar nicht getraut. Paulwollte nicht..."„Warum haben Sie das nicht schon ehergesagt? Dann muffen Sie natürlich doch denMädchennamen schreiben."„Den Rufnamen aber mit?"„Ja, doch. Können Sie mich denn immernoch nicht verstehen?"„Verstehen kann ich Sie schon, aber schreiben kann ich nicht!..."