370
Feierabend
Feierabe
الاهلا
Mr. 41
Unterhaltungsbeilage.
Das Schweigen.
Erzählung von Henry Boulaille.
seinem Nachbarn.
1929.
Herr Motron, der Direktor der Web- 1 ,, Aber ich versichere..." stammelte der beim Lotteriespiel," meinte ein Weber zu fabriken von Grandpré, machte mit seinem Alte. Stellvertreter, dem Betriebsleiter Morin, feinen täglichen Rundgang durch die Fabrik.
,, Wir hatten schon einen solchen Fall. Hieß der Mann nicht Tauniz?" wandte fich Motron an seinen Betriebsleiter.
Mit gleichmäßigen Schritten ging er durch das Werk, beugte sich manchmal über einen Webstuhl und prüfe die Arbeit; ein Alte. paar Mal verhängt er auch eine Geldstrafe, wenn ein Arbeiter eine lässige Arbeit lie Ja
, aber Taunis tranf," erffärte der
Der Direktor mußte lächeln.„ Vor allem ferte. Morin ging hinter ihm und notierte. war er alt," entgegnete er und fügte hinzu; ,, Korhn, wenn man das von Ihnen sagte.." Gespannt folgten die Arbeiter mit den Korhn hatte gedacht, so den Direktor zu Augen dem Weg der Beiden. Jetzt ſtanden erweichen, und mußte nun begreifen, roh fie vor dem Arbeitsplatz des alten Korhn. Bater Korhn war der älteste Arbeiter gegen den gewesen zu sein, der lange sein der Weberei. Seine Arbeitskraft, die früher guter Kamerad war, vielleicht der beste geschäßt wurde, hatte seit einigen Jahren Freund, den er je gehabt hatte. fehr nachgelassen. Bisher hatte ihn die Fabriksleitung noch gehalten, doch der neue Aufsichtsrat hatte schon den Direktor aufgefordert, ihn zu entlaffen.
Korhn bediente nur noch zwei WebStühle. Der Nuben, den er der Fabrik brachte, entsprach nicht einmal dem eines mittelmäßigen Handwebers. Morin flopfte dem alten Arbeiter auf die Schulter:
,, Korhu, halt deinen Stuhl an. Der Herr Direktor möchte mit dir sprechen."
Der Arbeiter sah ihn einen Augenblick an und brachte dann den Webstuhl zum Stehen.
Ich hab doch noch Kraft in den men," bettelte er wieder.
Ar
,, Es geht nicht," schnitt Motron die Unterhaltung ab. Sie müssen erst wieder
Kräften fommen. In furzer Zeit, in vierzehn Tage oder längstens einen Monat werde ich Sie wieder holen lassen. Dann wird sich schon eine Stellung im Lager für fie finden."
Korhn begriff das alles nicht und starrte regungslos vor sich hin. Der Direktor rief ihn wieder in die Wirklichkeit:
,, Sonst habe ich Ihnen nichts zu sagen. Gehn Sie jetzt an ihre Arbeit, Storhn!"
„ Die Chefs müssen ihm etwas gesagt haben, was ihn verstört hat", erwiderte der.
Es war ihm furchtbar, ohne Arbeit zu sein. Und an dieses leere Versprechen einer Stellung... daran glaubte er nicht, fast gar nicht. Doch vielleicht war es wahr. Aber wie sollte er einen Monat ohne Verdienst leben, ja, nur vierzehn Tage? Hatte er dar
um fünfzig Jahre gearbeitet, um jezi mir nichts dir nichts auf die Straße geworfen zu werden! Für jeden Tag würde er sich sein bißchen Brot erbetteln müssen. Der Gedante an ein solches Hundeleben würgte ihn, aller
Groll erivachte und machte ihn wie närrisch. Dabei vergaß er seine Arbeit; sein Schiffchen sprang heraus. Sogleich stand der Werkführer bei ihm:
,, Kannst du nicht aufpassen, was du machst, zum Teufel!" schrie er ihn an.
Mit einem stieren Blid fab Korhn auf den Wertführer. Und weil er nichts sagte, schnaubte ihn der Werkführer noch einmal
an:
,, Mach, daß du weiterarbeitest, oder du bekommst eine Geldstrafe."
Da machte sich Korhn an seine Arbeit. Nach einer Weile fing der andere wieder an: ,, Du tummile dich und träume nicht!" Dann ging er achjelzuckend weg und murmelte zwischen den Zähnen:
Wozu behält man bloß solch alten Krüppel wie den da?"
„ Der Herr Direktor?" wiederholte er, Und der Alte ging zu seinen Webstühwährend die Maschinenarme ihre Bewegung len und blieb für alle Fragen seiner Sta verlangsamten, und, bevor sie stehen blie- meraden taub.- ben, noch einige Fäden in das angefangene Bevor Motron und Morin die Halle Stück webten. verließen und in ihr Büro tra'en, fah sich Trübe und fragend ſah Korhn die bei- Motron noch einmal nach dem alten Arbei- Der Arbeiter hatte es nicht gehört. Er den Chefs au. fer um; mit fintischen Bewegungen war er sagte vor sich hin:„ Dante." „ Kommen Sie mit", sagte Herr Motron. schon wieder an der Arbeit. Nicht eine Mi-„ Was ist los?" fragte der Werfführer. In der Färberei, hinter der das Waren- nute rubte er ans, der arme Teufel. Doch magazin lag, erklärte ibm der Direktor: er war zu alt, er fonnte es nicht mehr Sie können so nicht weiterarbeiten, schaffen. Storbn lief von einem Webstuhl zum mein lieber alter Korbu." Er entgegnete: Ich kann doch noch was leisten, trok meines Alters noch was leisten."
Motron jah mitleidig den armen Ster! an, wie er dastand mit zusammengejunkenen Schultern, mit gebeugtem Kopf und zitternden Händen.
,, Sie sind doch nicht mehr imstande, auch nur einen Stihl richtig zu bedienen; bebenten Sie das doch."
anderen, zog jedesmal Schiffchen zurüd und bediente so schlecht und recht seine beiden Stühle. Aber der Direftor ließ sich nichts vormachen. Der arme Kerl hoffte sicher, der Chef würde sich erweichen lassen, wenn er ihn so arbeiten sah.
Kurze Zeit liefen des Alten Webstühle regelmäßig. Mechanisch ohne daran zu den fen, führe er seine Handgriffe aus: denn Angst nahm alle seine Sinne gefangen:
Was ohne Arbeit anfangen? Lieber
den Tod!"
Plötzlich jah er um sich nur Nebel. Alles verschwamm und Lärm bratste in seinen Ohren. Wie ein Kind in Doch Korhn hoffte vergeblich. Die bei der Nacht aus eineur Walde, so hätte er den gingen weg. Seine Augen flammerten fliehen mögen; er wollte sich bewegen, da sich an sie, als ob er sie dadurch zurückrufen fühlte er einen furzen Stich in seinent Herwollte. zen, als ob etwas in der Brust en zwei ge " Der alte Korhu macht Augen wiel gangen wäre. Er wäre auf den Boden ge
1073