لله

Feierabend

Feierabe

Nr. 5.

Draußen regnet es. Sie wird ihren Mantel brauchen doch nein sie wird ihn ja nun nie mehr brauchen, denn wie tönnt' Regen einem Geiste Schaden tun? Wandel und Tod, ein im Sturmwind wehender Geist.

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Unterhaltungsbeilage.

Requiem.

Bouheodore Dreijer.

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1930.

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man dich, die man Tochter nannte, ausein lang ertönt. Ich weiß, sie ist es- beutete, ohne schüßende Freundeshand fie im Dunkel, im Regen, irgendwo, nicht nichts als Arbeit, nur Arbeit. hier, aber mir nah. Sie spielt für mich, Und doch war fie im Grunde eine ich höre fie, höre sie. Es flingt wie vom Träumernatur wie ich, der nicht der Sinn Himmel her- doch nein, aus dem Weltall stand nach Reichtum und Macht. Aus Ur- tönt es, doch nein, überall ist es, dort wo Einmal, als ich frant im Hospital lag, instinft mußte sie spielen, was ihr im Ohr ich bin allüberallall. besuchte sie mich, einfach wie sie war, den flang. Als sie das erstemal eine Geige er Denn außer dieser Welt, die unser ist, Geigenkasten in der Hand.( Sie trug das blidte, ergriff sie das Instrument, setzte es gibt es eine andere noch, ihr mögt mir's blaugestreifte Kleid und den weißen Stroh an die Wange und spielte. Es war ein ärm- glauben oder nicht. In des Aethers blauer hut dazu.) Und während sie mitten im tlei- licher Saften, der einer Gefährtin gehörte, Unendlichkeit, die ruhend sich bewegt, ballen nen Saale stand, von nadten Wänden arg die im gleichen Laden diente. Und die Weise, sich Kräfte, die ruhend sich bewegen, Gigan­bedrängt, spielte sie, spielte das kleine füße die fie spielte, war einer jener Schlager, der tensterne, Sonnen, neue Welten freisen im Liebeslied, das grad' von aller Leute Lippen durch alle Gaffen lief, und auch sie ergriffen Planetenraum. Nur, was bedeuten wir flang. Der Schmied im Bette links von hatte, so daß wie von selbst er den Weg ihnen? Wir und unsere einfältigen Träume? mir, mit dem gebrochenen Najenbein, jezte zu ihren Händen fand, die ihn spielen muß Sie wissen nicht einmal, daß wir bestehen. sich auf, und seine Augen glänzten Dank. ten unwiderstehlich sehnsuchtsvoll Aus einer Laune geboren nur Glieder Und rechts der Schuster erwachte aus träumerisch. Envas erhoffend, erwünschend, der Kette, die abwärts führt zu den Mi­fiebrigem Traum und flüsterte, auf seine das aus den unsichtbaren Quellen des Le- troben scheinen wir ihnen winzige Mük­Ellenbogen gestützt: Meine Thekla ich bens aufrauscht sei's Glück oder Unglück. fen, Sonnenmüden- Mondmüden wußte ja, daß du einst kommen würdest!" Aber dann kam die Nacht, wo ich sie Sternenmüden Nahrung für die Stär­Das war seine Tochter gewesen, die nun wiederfand tot. Vieles war inzwischen feren, oder auch nicht ganz nach Belie­schon viele Jahre tot war.( Seit damals geschehen, gar vieles, seit dem Tage, als ich ben, wie die Schweine auch, wie das liebe hatte sich sein Geist verwirrt.) Und jener fie das erstemal gesehen und wieder fort- Wieb wie Früchte und Körner find wir mit dem Knochenfraß, der Verläufer, der gemußt hatte, liebte ich sie. Sie war mir hier, ohnmächtig, uns selbst zu helfen, und da wimmerte Tag und Nacht, hörte auf zu selbst zum Lied geworden. War Farbe und ohne uns dagegen zu stemmen. Nur die wimmern und lauschte. Auch der Schwind- lang, Schönheit ohne Ende, war Morgen Erkenntnis unserer Hämmerlichfeit bleibt süchtige, blutleer und verzweifelt, mit dem rot und Abenddämmerung, mein Tag und uns unbenommen. In schwerem Summer es schnell zu Ende ging, vergaß zu busten, meine Nacht. Und immer spielte fie für weint einer um den andern, sieht einer auf hob den Kopf und jeufzte. Und ich dachte auf der Geige, die ich ihr gegeben hatte. daran, wie ich sie das erstemal gesehen hatte den andern leiderfüllten, wehen Auges oder Aber dann gerad' als ich fort war, mit But und Verachtung im Blid. Vathe­ - ein zerbrechliches Stadtlind, dessen Her- ertranften ibre Lungen, und man holte sie tische Nichtse, ringen wir noch um Dinge, funft ungewiß, war sie damals in die große aus dem fleinen Zimmer, darin ich sie ge- bie nicht find. Stadt gekommen, um zu lernen und sich lassen hatte, fort in das kalte Hospital. Ind weiter zu bilden. Aber gleichzeitig mußte sie als ich nach vielen Tagen wiederfam, hatte Aber sie, die draußen im Regen ruht, Aufwartung machen, als Kellnerin, an den sie aufgehört zu sein. Sie war dori ganz ruft mich aus ihrer Dunfelheit, spielt nud Mittagstischen der Studenten- nichtahnend allein gelegen- unbetreut- zehn Tage spricht: Ein Gedenken bin ich, ein Lied aus ibre große Begabung, und unbewußt des lang, und dann war sie gestorben. Ich hätte dem Dunkel, dem Regen, hin zu dir, für feltenen Reizes, der sie umfing. ihr ein wenig helfen können, wenn ich es dich ein holdes Erinnern an Schönheit gewußt hätte. Obwohl auch ich arm war in deinem Leben, mehr nicht und anders ich hätte ihr doch helfen können, gewik. nirgendwo ich bin nicht, wie auch du Aber ich wußte es ja nicht und war nur nicht bist, doch zu zweit. zu zweit ist es zurüdgekommen, zu erfahren, daß sie immer nicht gar so schlimm. und immer wieder meinen Namen gerufen

Aber jest regnet es draußen, und ihr Grab wird nag, ihr frisches Grab.

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( Und da ist niemand, der Beistand ge­währt.)

Mädelchen du! Süße Blume, die mir duftete, was alles hat man dir angetan! Umbergestoßen, ohne den Vater zu kennen und einer Mutter wärmende Liebe. Einmal hatte. erbarmte sich deiner eine freundliche Frau, Draußen regnet es, und sie haben ihr Und ich, der weiß, antworte ihr: Ja die du Pflegemutter nanntest. Die aber ein Grab gegraben. Wie schmal es ist und ja, Geliebte, hier bist du, hier, in mir, starb, als du zehn Jahre geworden warst. darunter, fie draußen, wo es regnet für immer, so lange ein Dasein mir beschie Ein andermal halfft du einer Scheuerfrau sie. den, und das große Nichts, das auch mich schrubben mit den kinderkleinen Händen. In ein zeitloses, vages Zavielicht, doe umfängt, zu Ende ist, oder erst beginnt. Bald darauf wurdest du Ladenmädchen in auf buntelgoldenen Wogen mich schautelnd und ob es kein Nachher auch gibt, bleib einem Großchenbasar und brachtest den Lohn hebt, und lind mich streichelnd weiterträgt, bei mir, holdes Gedenken, singe, flinge, hier heim zur Ziehmutter, der Waschfrau, wool schreite ich langsam dorthin- to fanft hier, in mir.

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