Led davongetragen? Der Rumpf ist ganz ge­blieben, aber das Steuer gehorcht nicht mehr! Bald ist auch dieser Mangel behoben. Wenige Tage später bricht ein Brand im Benzin lager aus; mit fnapper Mühe entgeht das Schiff einer Explosion. Das dritte Abenteuer, das am Beginn der Expedition stand, war ein entsetzlicher Sturm, der vier Tage lang das Schiff zu vernichten drohte. Aber schließlich entging es auch diefer Gefahr.

As die Gioa" im Winterquartier lag,

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stieß ein Trupp Eskimos zu der Expedition. Zwei Jahre lang währte die Freundschaft, die Amundien reiche Gelegenheit zu anthropologi schen( menschenkundlichen) und ethnologischen ( völkerkundlichen) Forschungen bot. Die Esti mos boten mit Begeisterung ihre Roch- und Jagdgeräte Perlarbeiten( aus Renntier­fnochen) und die herrlichsten Felle für leere Konservenbüchsen, Jagdmesser und andere Waffen, besonders aber für Holz, das ihnen nahezu unbekannt war.

Feuerzauber in Gallfpach.

Der Wunderdoktor" Zeileis, dessen Name heute in aller Munde ist, hat das fleine   Gallspach zu einer Art   Lourdes ge­macht. Zu Tausenden strömen ihm Krante zu in der Hoffnung, Heilung bei ihm zu finden. Er hat begeisterte Lobredner ge­funden, aber ebenso viele Gegner, die sein Verfahren als glatten Humbug bezeichnen. Das sind nicht etwa nur die akademischen Aerzte alter Richtung, sondern auch er­fahrene und erprobte Heilkundige die aus­gefprochene Widersacher der sogenannten Schulmedizin find. Das gibt immerhin zu denken. Der vorliegende Bericht entstammt der Korrespondenz für Gesundheitswesen und Sozialversicherung, dem Organ der Aerzte   Deutschlands

Jede Zeit hat die Wunderdoktoren, die sie verdient; und wenn früher auf den Jahr­märkter die Zahnreißer, Knochenbrecher und Bruchschneider ihre Künfte an dem Bublifum ausließen, so stellt der moderne Heilbehandler die Elektrizität, die Röntgen- und Radium ftrahlen in seinen Dienst.

Envas auf diesem Gebiet faum Dagewe­fenes trägt sich seit einigen Jahren in dem Dort hat der Heilbehandler Valentin   Zeileis oberösterreichischen Marktfleden   Gallspach zu einen Strahlenbetrieb eröffnet, der im eigent lichen und übertragenen Sinne des Wortes die Zustände auf dem Gebiet der wilden Kran lenbehandlung beleuchtet. Beileis hat offenbar davon gehört, daß die Medizin Hochfrequenz­ftrahlung, Röntgenapparate und und Radium strahlen verwendet. Er hat mit diesen drei Seilfaktoren sich ein System zurechtgemacht, dessen Wesen darin besteht, daß es völlig systemlos ist und daß es bei allen Krankheiten angewendet wird. Das Verfahren ist weiter durch Einfachheit insofern ausgezeichnet, als nur behandelt nicht aber untersucht wird, d. h.

Balentin macht eine nur als Scheimunter. suchung zu bezeichnende Bewegung mit einer Geislerschen Röhre: Sie wird vor dem Kran­

fen einmal auf und ab bewegt, und aus ihrem Aufleuchten erkennt Zeileis angeblich, was dem Kranken fehlt. Die so gewonnenen Dia­gnosen sind fast ausnahmslos falsch, und sie treffen höchstens einmal zu in den Fällen, in denen man auch ohne das Herumfuchteln mit

Dieser Prozedur werden nun unterworfen: Haut-, Augen-, Hals-, Nasen-, Ohren-, Ner­ven-, Frauenleiden; Kranke mit Magenge­schwür, Rüdenmarksschwindfucht, Gehirnge­schwülsten, Gallensteinen, Leberleiden, Ver­danungsstörungen, Lähmungen usw. usw.

Hier ist also ein Spezialistentum am Werte, das angeblich für alle Krankheiten in Frage kommt, und man kann sich vorstellen, was die Folge einer derartigen Vielseitigkeit und Bickgeschäftigkeit eines solchen Heilbehand­fera ift

Rach Gallspach strömen Hunderttausende von Kranken, Siechen und Gebrechlichen mit allen nur erdenklichen Leiden; Männer, Frauen und Kinder kommen hierher alle Lebensalter sind vertreten. Jeder will sich be. strahlen, befunken, beleuchten und beblizen lassen. Einer erzählt dem andern von der Wunderwirkung der Zeileis- Methode. Man fonn sich denken, was cine, auf Zeileis fchivo­rende, von dem Wunsche zur Genesung beseelte Menschenmenge bedeu: et; lawinenartig wachten die Gerüchte und tragen die Propaganda fi  Gallspach in alle Welt hinaus Und während hier eine Massensuggestion wirksam ist, die der Umgegend von   Gallspach die Kranken, ihresgleichen fucht, liegen in den Spitälern in denen die Beileis- Kur nicht geholfen hat, die von rettenden ärztlichen Eingriffen zurückge­halten worden sind und die kostbare Zeit ver­foren haben bei den Bligen, Strablen und elektrischen Strömen von Valentin. Leute, denen gar nichts fehlt, werden als Parade heilungen auspofaunt; von Enttäuschungen, Berschlimmerungen, ja Todesfällen wird wohl weislich geschwiegen.

In der Berliner   Medizinischen Gesellschaft gab jest Profeffor Paul Lazarus ein erschüt terndes Bild von dem Betrieb in   Gallspach:

Durchschnittlich behandelt Zeileis täglich tau­fend Kranke Das kann er natürlich nur so durchführen, indem er immer etwa gleichzeitig hundert Patienten in den Behandlungsraum läßt; fie müssen mit entblößtem Oberkörper antreten, und dann geht der Feuerzauber los Fragen dürfen nicht geſtellt werden. Auf

Unterredungen mit den Kronken läßt sich Beileis auch nicht ein; er kann das auch nicht, weil er während der Behandlung ständig ine Virginia im Munde hat.

der Geislerschen Röhre dem Kranken sein Leiden ansieht, wie z. B. Lähmungen, Haut­ausschläge, Verkrüppelungen usw. Valentin hat So geht dieser Betrieb ununterbrochen es aber auch gar nicht nötig. Diagnosen zu Der Marktflecken   Gallspach mit seinen wenigen stellen, denn er behandelt alle Krankheiten, hundert Einwohnern ist natürlich nicht in der ganz gleich, um was es sich handelt mit einem Lage, die Tausende von Menschen aus aller Strahlenbündel aus seinem Hochfrequenzappa- Herren Ländern, die hier zusammenströmen. rat; dazu gibt er noch etwas elektrisches unterzubringen. Im weiten Umkreise müssen Bogenlicht und einige Röntgenbeleuchtungen, die Leute Quartier nehmen und in allen nur wie angeblich auch Radiumstrahlen. Dieser denkbaren Vehikeln sich nach Gallspach beför­Mischmasch von Funken, Blizen, Strahlen und Elektrizität wird nur ganz wenige Sekunden angewandt, und so fann niemand sagen, daß ihm etwa durch die Behandlung direkt Schaden zugefügt worden wäre.

dern laffen. Dort find die sanitären Zustände derartig primitiv, daß ständig mit dem Aus­bruch von Seuchen gerechnet werden muß, da ja zahllose ansteckende Kranke unter dem Fremdenpublikum sind. Was hier die Ent­

stehung einer Epidemie bedeuten würde, ist gar nicht abzusehen.

wie sie zu allen Zeiten und bei allen Bölfern Sier vollzieht sich eine Massensuggestion, vorgekommen ist und voraussichtlich vorkom men wird. Hier nust kein Bernunftpredigen, und jedes Einschreiten wäre aussichtslos; fonn­ten fich doch diese Zustände entwvideln, obwohl in Desterreich ein gefeßliches Verbot der Kur­vfuscherei besteht.

Die Menschenmaisen sind eben der Bestrah lungspsychose erlegen; während in der Hand des physiko- therapeutisch geschulten Arzies die Behandlung mit Hochfrequenzströmen, Rönt gen- und Radiumstrahlen segensreich wirken kann, wenn vorher die Krankheit sorgfältig diagnostiziert ist, bietet die Zeileis- Kur weiter nichts als Febltherapie, beruhend auf Fehldia gnojen. Professor Lazarus gab davon geradezu erschütternde Beispiele; die Verichlinnnerungen, das Verschleppen von Krankheiten sowie die Todesfälle, die ärztliche Kunst hätte verhüten fönnen, reden eine faute Sprache. Sie wird überhört von einer fanatisierten Menge, die in   Gallspach einen Wallfahrtsort und in

Reileis einen Wundertüter sieht. Wehe dem Arzt, der in dieser Weise Kranke, abfertigen" wollte; da würde sich das Publikum bei allen nur denkbaren Instanzen beklagen und die Berichte verurteilen jeden Mediziner, der nicht nach den anerkannten Regeln ärztlichez methoden anwendet. Erst unlängst wurden wie­Kunst" die wissenschaftlich geprüften bell­der Aerzte bestraft, weil sie Ferndiagnose stell ten; sie hatten im Jahre etwa 300 000 tranfe beraten, ohne natürlich exafie Diagnosen stel­len zu können: ein solcher Maffenbetrieb wurde von dem Gericht als strafbare Leichtfertigkeit angesehen.

Bei Zeileis geht eine derartige Massen­400 Mark; begreiflich, daß auch jez: außer­abfertigung Tag für Tag weiter; sie bringt ihm eine durchschnittliche Tageseinnahme von halb Gallspach Zeileis- Institute eröffnet wer halb   Gallspach Zeileis- Institute eröffnet wer

den. Dort geht es übrigens ähnlich zu wie sten Kranten berichtet wird. Angesichts dieser in   Gallspach selbst, was uns von den bezeilei­Tatsache muß die Oeffentlichkeit auf die un­geheure Gefahr hingewiesen werden, die in dieser Strahlenmyſtif, verquidt mit einer

Psychoindustrie, liegt!

Kazen- Hiftörchen.

Die Kaze ist auch in unseren Tagen, in

denen sie zum Schoßtier and Liebling des

Hauses geworden, noch immer von einem ge

wiffen Geheimnis umwintert. Es ist nicht zufällig daß dieses einst göttlich verehrte Tier von den Dichtern und Künstlern am meisten

besungen und gekennzeichnet worden ist. Die Legende hat um die Maße eine seltsame Phan­

astik gewoben, von der wir manches in einem nenen, demnächst bei Georg Müller in   Mün enrheinenden Buch Kazen" von Vol Sadarndt erfahren, das neben zahlreichen Ab­bildungen auch eine amüsante Geschichte der are bietet Throute die Kaye am Nil und am   Ganges in den Tempeln, so wurde ihr Bild von den römischen Regionen als Sinnbild der Freiheit auf den Fahnen getragen. In  Europa wurde die Kaze erst gegen Ende der Kreuzzüge allgemeiner, denn mit der Vermeh rung der Mäuse infolge der Ausbreitung des Getreidebaus mußte man auch nach einem Vertilger dieser Plage Unschau halten. Im zehnten Jahrhundert war eine Kaze, die schon gemaust hatte, sehr wertvoll und wurde mit hohem Preis bezahlt. Auch in den religiöfen