feuerzeug und nach und nach leuchteten alle ampions und Glaskelche auf. Ein Mur­meln der Befriedigung wurde vernehmbar Ja, aber die Fahnen!" hörte man plöglich eine Stimme.

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Die Hochzeitsreisenden haben dieses Land In   Europa hätte ich nie begriffen, daß der realsten Romantit noch gar nicht entdeckt.) jemand Bürozeit" für Künstler einführt. ( Christoph   Columbus war nicht verheiratet.) Von 9 bis 1 und halb 3 bis halb 6 wird ge­Aber wenn ich nach beinahe zweijähriger arbeitet und der Regisseur, der von mir ver­Erfahrung einen Unterschied machen sollte, langt, daß ich um halb 4 schminkfertig bin, Ja, die Fahnen!... Diese unglüd- dann nur den: In   Europa hat die Stunde 60 braucht mich bestimmt noch nicht um 3 Uhr feligen Fahnen, die schuld waren, daß die Minuten. In   Amerika 3600 Sekunden. Bis und sicher nicht mehr um halb 5. Aber wenn Herrin des Hauses das Weite gesucht auf die höchstgeschwindigkeit der Autler herrscht ich zur Zeit fertig bin, weiß ich, daß auch er hatte!... Wie gern hätte Herr Bichelot ein anderes Tempo. so weit ist und was ich an Nerven spare, weil fie alle jent verbrannt, um mit dieser Facel ich nicht warten muß, macht bei weitem den die Rückkehr der Ungetreuen zu erwirken. In   Amerika hat sich der Film in 30 Jah Energieaufwand wett, zu bestimmter Zeit fer­Immer mehr Stimmen riefen vom ren entidelt und hatte feinen Vorgänger. tig zu werden. Gebsteig herauf: Hier fürchtete fein Theater Ronkurrenz, weil Die Fahnen!... Die Fahnen... es teine Theaterkultur gab, die überwunden Die Fahnen! werden mußte. Hier lonnte man nicht lernen, sondern mußte neu schaffen, und wenn man sich nicht überholen lassen wollte, mußte das schnell gehen.( In   Amerika läßt man sich nicht überholen.)

Herr Bichelot zögerte nicht länger. Rasch trat er in das Speisezimmer und zog, ohne erst viel zu suchen, die erstbeste Fahne aus einem Bündel, das in einer Ede ftand, her­aus. Dann trat er wieder auf den Balton und befestigte fie unter den Zurufen der Versammelten an der Stange.

Aber... sie wehte auf Halbmast.

Wenn man mit Sekunden zählt, muß man fich beeilen.

Was macht es schon aus, wenn jemand fünf Minuten zu spät zur Arbeit fommt. 300 Sekunden flingen nicht nur gefähr­

Gedanken beim Leberfahren- licher, sondern sind auch troy Adam   Riese und

we. den.

Von Erich   Kästner. Halt, mein Hut! Ist das das Ende? Groß ist so ein Autobus. Und wo hab ich meine Hände? Daß mir das passieren muß.

Arthur wohnt gleich in der Nähe. Und es regnet. Hin ist hin. Wenn mich Dorothee so sähe! Gut, daß ich alleine bin.

hab ich die Theaterkarten, als ich fortging, eingeftedt? Basternad wird auf mich warten. Der Bertrag war fast perfekt.

Bit der Schreibtisch fest verschloffen? Ohne mich macht Stern bankrott. Gestern noch auf stolzen Rossen, Morgen schon beim lieben Gott.

Bitte, nicht nach Hause bringen. Dorothee erschridt zu sehr. Wer wird den Mephisto fingen? Na, ich hör ihn ja nicht mehr.

Und ich hab natürlich meinen guten blauen Anzug an. Anfangs wird sie furchtbar weinen. Und dann kommt der nächste Mann.

Weitergehen! Das Gewimmel hat doch wirklich feinen Sinn. Hoffentlich gibts feinen Himmel, denn da passe ich nicht hin.

Das Begräbnis erster Stlasse, mit Musik und echtem Sarg...  Dodo, von der Sterbekasse friegst Du zirka tausend Mark.

Andre würden gerne sterben. Noch dazu in voller Fahrt. Nur die Möbel wirst Du erben. Sätt ich wenigstens gespart.  

Amerika als Erlebnis.

Von Grete   Garbo.  Amerika   Europa:

Die Geographen behaupten: zwei Erdteile ( und haben recht).

Die Psychologen: zwei Welten( und haben nicht unrecht).

trotz aller Logit mehr. Und wer das nicht empfindet, soll um des Himmels willen nicht nach   Amerika fahren.

Manche behaupten, durch solch eine Ar­beitsmethode verliere gerade die Kunst an In­nigkeit und Vertiefung.

eine Rünstlerin, die spontan nicht dazu im­Steptisch wie ich bin, glaube ich nicht, daß stande ist, sich nach einer viertelstündigen Probe

berinnerlicht.

So sieht es von der einen Seite betrachtet aus. Andererseits aber find 60 Minuten ebenso wie 3600 Sekunden eine Stunde.  

Amerika und   Europa: in ihrem Leben, in

ihrer Kunst und( mit allen Unterschieden des Temperaments und der Mentalität) in ihrem Charakter: wenn Sie wollen Kollegen oder Kameraden oder Genossen oder Kompagnone in der Menschheit G. m. b. H. oder Brüder.

Liebste Mutter!

Briefe berühmter Menschen an ihre Mütter. So schwer man aus einzelnen Briefen aus, verschiedenen Zeiten im Vergleiche genauere Eindrüde über die Wandlungen auf gesellschaft­lichem und wirtschaftlichem Gebiete erhält, so erfährt man bei der Gegenüberstellung selbst privater und Familienbriefe doch manches über den Wandel der Zeiten, der Sitten, der Fa­milienbeziehungen und die Veränderungen im Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Viel­geliebte theuere Mutter!" überschreibt   Lassalle zärtlich seine Briefe an die Mutter, und ähn lich der große Schauspieler Kainz: Herzaller­liebstes Mütterchen!" Der Komponist Robert  Schumann wählt zur Anrede: Meine verehrte Mutter!", während   Lessing noch schrieb:" Hoch­zuverehrende Frau Mutter!" und Martin Lu­  ther sich der langen Anrede bediente: Der tugendhaften Frauen Margarethen Lutherin Wittben zu Mannsfeldt meiner herzlieben Mutter!"

Briefe berühmter Menschen an ihre Müt­ter geben nicht nur über manche geheimen Sorgen und Gefühle ihrer Schreiber Aufschluß, fie bringen auch manche Gedanken und Stim­mungen, die nur dem liebenden Mutterherzen anvertraut werden voll zum Ausdruck. Darum war die Herausgabe solcher Briefe aus den verschiedensten Zeiten( 2iebste Mutter!". Briefe berühmter Deutscher an ihre Mütter. Herausgegeben von Paul   Elbogen. Ernst  Rowohlt, Verlag,   Berlin) ein nütliches Un­ternehmen. Einem der Briefe des großen Ge­lehrten Rudolf Birchow, des Begründers der sogenannten Zellularpathologie, entnehmen wir folgende, für seine sozialen und politischen Auffassungen( der Brief wurde im Mai 1848 geschrieben) bezeichnende Stelle:

Du ſagſt, Du wiſſeſt nicht recht, was das alles sagen wolle, und ich möchte Dir darüber Bescheid sagen... Der größte Teil der Menschen hat schon lange nicht mehr an die Hölle geglaubt, jetzt fängt man an, auch den Himmel für sehr unsicher anzusehen. Man wünscht daher, daß die Ar­men und Unterdrüdten, welche ihre Leiden hienieden trugen, weil sie im Simmel eine größere Belohnung finden sollten, schon

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auf Erden in einen glüdlichen Zustand versezt werden und nicht erst auf die himmlischen Freuden warten sollen. Diese Verbesserung des Wohles der Armen war aber unter der bisherigen Staatsverfaffung nicht möglich, weil in die­fer der Wille des Königs allein Gesetz war und die arbeitenden Klassen gar keine Mittel hatten, ihre Forderungen geltend zu machen. Sie wurden von den bevorrechten. den Ständen stets unterdrüdt. Deshalb haben wir die alte Verfassung ge­stürzt. Der König soll einen Willen mehr haben, als den Willen des Bolles; es soll keine bevorrechteten Stände, ja überhaupt keine Stände mehr geben, sondern jedermann soll dasselbe Recht im Staate haben, wie es naturgemäß ist; wir wollen hinfort nur ein einziges Bolf von lauter gleichberechtigten Menschen bilden."

Ist nicht die ganze Ideologie der Achtund­vierziger- Revolution, wie sie sich in den Köpfen fdvärmerischer Idealisten bildete, in diesen wenigen zitierten Säßen enthalten? Aus einem Briefe Friedrich Nietzsches aus dem Jahre 1865 ſei zitiert:

Sehr stößt mich hier ab( der Brief ist aus   Köln geschrieben) die bigotte katholische Bevölkerung. Ich wundere mich oftmals, daß ich wirklich im 19ten Jahrhundert lebe. Neu­lich war das Frohnleichnamsfest. Prozessionen nach der Art der Kirchfestaufzüge, alles sehr geputzt und daher eitel und trotzdem fromm thuend, quäfende und frächzende alte Weiber, sehr große Verschwendung auch mit Weih­rauch, Wachsferzen und Blumenguirlanden. Am Nachmittag desselben Tages gab eine echte Tyrolergesellschaft ein Conzert, mit der gewöhnlichen gemachten Natürlichkeit und der ftereotypen Rührung beim Andreas Hofer­lieb... Schöne Uniformen habe ich da ge­sehen. Aber die alten Generale, die so schöne Uniformen trugen, führten sich gutmütig lachend durch die Straßen Cölns; denn sie hatten das große Düppelgefecht eines Di.