Feieraber

Mr. 11.

Unterhaltungsbeilage.

Feierabe

1930.

Die Geschichte mit den Statuetten.

Humoreste von Eugen Spatmari.

Entnommen mit Erlaubnis des Ver- wort. Hätte er zwanzig gesagt, so hätten wir[ Nach knapp zehn Minuten tauchte Franz wie­lages Emil Reis, Prag   Wien   Leipzig   demes eventuell geglaubt. Aber zweihundert? Of der auf, stieg ein und gab dem Kutscher eine von Egon H. Straßburger Berlin   fenbar fieberte er.

dritte Adresse an.

Dieser Bump hat mir nur dreißig Mark gegeben", brummte er.

Den fabelhaften Betrag von dreißig Mark bezeichnete er plöglich mit nur".

herausgegebenen und von Arch. Emil Weiß Trotzdem wurde ihm unser Freund Franz, trefflich illustriertem Buche: Bustige der Bildhauer, zur Verfügung gestellt. Sie Geschichten": 40 Humoristen haben das zogen sich zurück und berieten zehn Minuten Wort! Preis geb. t. 4.- 84- fang. Als jie zurückamen, erklärte Franz, daß Diese Sammlung urwüchsigen und gesun Georg ein Finanzgenie sei. Er glaube an ihn. Es würde zu weit fithren, alle Details zu den Humors enthält 40 lustige Geschichten Es folgten drei erwartungsvolle Tage. erzählen. Ich will furz sein. Wir fuhren noch von deutschen Humoristen, darunter auch Georg zog sich jeden Morgen mit besonderer in sechs Geschäfte und überall verkaufte Franz vieler von Trägern bestbekannter Namen. Sorgfalt an, verschwand auch, lehrte erst am eines feiner geheimnisvollen Pakete. Um zwel Das Buch ist geeignet, dem Leser manche späten Abend heim. Franz hatte sich in sei- Uhr nachmittags fuhren wir mit zweihundert­harmlos- fröhliche Stunde zu bereiten. nem Zimmer eingeschlossen und arbeitete. Soundfünfzig Mark in der Tasche heim. Auch diese Geschichte beruht auf Wahrheit fagte er wenigstens. genau so wie meine sonstigen Erzählungen. Am Morgen des dritten Tages, den wir Sie ist freilich noch in den vergangenen Frie- faum noch erwarten konnten, erklärte Franz, denszeiten vor sich gegangen, als es noch für daß er in die Stadt gehe, und daß ich mit­feltsam und sozusagen vornehm galt, Bohemien gehen müſje, da er Pakete zu tragen habe. Ich zu sein. So war ich auch Bohemien.

Wir bewohnten zu viert eine Atelierwoh nung in Charlottenburg  : wei Maler, ein Bildhauer und meine Wenigkeit. Die Mater malten, der Bildhauer modellierte und ich schrieb. Allein die Zeiten waren schlecht. Vergebens suchten wir nach Mäzenen fie meldeten sich nicht. Bergebens waren unsere

gesamten Räume mit den herrlichsten Kunst werken eigener Produktion geschmückt. Berge

bens bombardierte ich die Redaktionen. Die

Moneten floſſen äußerst ſpärkch und unsere

Kredite waren erschöpft.

sollte ihm helfen. Er händigte mir vier größere waren, nabm vier andere und wir machten Pakete ein, die sorgfältig in Papier   gewickelt uns auf den Weg.

Ich bestürmte Franz mit Fragen, aber er antwortete nicht. Erst zu Hause sollte das Ge­beimnis gelüftet werden..

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Und es wurde gelüftet. Beim kalten Sta­paun denn es gab ein solches erhob sich unfer Freund Franz und erzählte die Ge­schichte des Wunders. Sie war höchst einfach.

Er begab sich am ersten Morgen in die Stadt hinein, zu Fuß freilich denn wir Es war ein weiter Weg von Charlot hatten feinen Groschen ging in eine große Denn zwei Groschen, um fahren zu können, zeigte ihm Gemälde, Bronzen, Statuetten in tenburg nach der Friedrichstraße zu Fuß. Kunjiyandlung und wollte etwas laufen. Man besaßen wir nicht. Aber Franz tröstete mich. Marmor und Gipsaber er schüttelte den Burüd fahren wir mit einem Auto", Kopf. sagte er. Ich schwieg, aber in meinem Innern war ich um seinen Verstand besorgt...

Wir hielten in der Friedrichstraße vor einer großen Stunsthandlung. Franz händigte

mit von feinen vier Paketen drei ein.

Warte einen Augenblid". fagte er, ich gleich wieder da."

Ich late laut auf.

In dieser verzweifelten Situation hielten wir einen Kriegsrat ab. Ich schlug vor, unfer gebin jamtes Lager an Kunstwerken zu verramschen. Aber ich wurde niedergeschrien. Nicht des Ehr­Das ist also enter Trick!" rief ich. Du geizes wegen ach nein. Aber die Mehrheit willst etwas verkaufen? Es fauft doch keiner vertrat die Meinung, daß wir für unser gewas von Dir!" jamtes Lager keinen Pfennig bekommen wür den.

Wie gesagt die Lage war fritisch. Seit Tagen hatten wir feinen warmen Löffel mehr gesehen. Und unser Kriegsrat mußte im Dun kein abgehalten werden, da wir in unseren sämtlichen Taschen nicht einen Groschen für den Gasautomaten auftreiben konnten. Plötz­lich erhob sich unser Freund Georg, der Mater Nr. 1.

Gebt mir absolute Vollmacht, stellt mir Franz zur Verfügung und ich schaffe euch in drei Tagen zweihundert Mart her!" sagte er troden.

Ein schallendes Gelächter war die Ant

Diesmal ja..." flüsterte er und ver schwand mit seinem Pafet im Geschäft.

Zehn Minuten vergingen. Dann erschien Franz in der Tür, pfiff einen Gassenhauer vor ich bin and winkte einem Auto. Wir blieb das Herz stillstehen.

Du hast doch nichts...", stotterte ich. Doch, antwortete Franz. Und er ließ zwei Zwanzigmarkscheine flattern.

Wir stiegen in eine Droschke. Franz las von einem Zettel eine Adresse ab. Air fuhren bin. Franz stieg aus, nahm wieder eins der Bafete mit und verschwand damit in einer zweiten Kunsthandlung. Ich wartete wieder.

No", sagte er mit dem stets besonderes Vertrauen erwedenden Akzent eines Vollblut­amerikaners. Ich möchte etwas anderes haben... Something else... You know... Sie wissen, ich habe in Boston   einen Brother, der etwas zu viel trinkt... He drinks really too much... Und ich möchte ihm etwas mit­bringen, das ihn daran erinnern soll, daß das nicht schön ist... Irgendetwas Autialkoho lisches..."

Man suchte, felbstverständlich vergebens. Sajade", sagte Georg, der Pseudoyankee. Aber vielleicht finden Sie etwas, ich bleibe noch drei Tage bier und komme am Freitag zurüd. Geld spielt bei mir keine Rolle..."

Das war übrigens gar nicht gelogen. Das Geld spielte bei ihm wirklich feine Rolle. Es war fiets abwesend.

Genau dieselbe kleine Komödie wieder­hoite unser Freund Georg in sieben anderen Geschäften. Dann fehrte er heim und über­reichte unserem Freunde Franz eine Liste der, Geschäfte, die er mit seinem hohen Besuche beehrt hatte. Den nächsten Tag verbrachte Frans damit, daß er acht Statuetten model­