lierte, di« einen befracktm Herrn darpellten, der eine Gasfaterne liebevoll umschlungen hielt. Am dritten Tage machte er«ich mit mir dann auf den Weg. Wie er gestand, war er schr gespannt, ob alles klappen werde. Es klappte. Er betrat das erste Geschäft und sagte bescheiden:„Sch möchte etwas der» kaufen..." „EL tut mir sehr leid, wir können nichts gebrauchen." Doch Franz lieh nicht locker.„Vielleicht werden Sie für meine Arbeit doch Interesse haben", sagte er.„Das ist etwas Besonderes.
Allein die Brutpflege der Fische mit dem uns oft sonderbar anmutenden Benehmen des Männchens, birgt unendlich viel Beobachtenswertes. Baut doch beispielsweise bei den Stichlingen, der Mann das Rest. Er sucht Pffan- gen und Wurzelteilchen zusammen, sondert ein Nierenfekret ab und formt aus diesem Material ein Nest. Eifersüchtig beißt er das Weibchen weg, um höchtpersönlich, sowohl über den Eiern, wie über den Jungen zu sichen, um ihnen mit seinen Flossen frisches Wasser zuzufächeln. Später freilich, wenn die Jungen seiner Pflege nicht mehr bedürfen, frönt der einst so treusorgende Vater Stichling der Kanniba- lismus und frißt, falls sie ihm gerade begegnen, unbesehen seine Schützlinge auf. Wie überhaupt der Kannibalismus unter den Fischen schr verbreitet ist. Sicher ist sicher, wer weiß, wem der hungrige Fisch»och einmal auf feiner Schwimmbahn begegnet. Warum denn womöglich drei andere Fische ftessen, wenn man durch einen Artgenossen, den man bewältigen kann, sich gerade alle die Stoffe zuführt, die einem fehlen? Für menschliches Empfinden imponierend ist die Brutpflege der Cichliden. Zu ihnen gehört der wegen seines chamäleonöhnllchen Farbenwechsels gern in Aquarien gehaltene Fisch Chanchito. Zuerst reinigen Mann und Frau gemeinsam einen Stein. Dann heftet sie die Eier an diesen Stein, der Manu streicht darüber hinweg und das Ehepaar buddelt gemein- fam eine Mulde für die Eier und die auS« schlüpfende Brut. Diese wird jeden Tag spazieren geführt. Papa schwimmt voraus, dann folgt der Schwarm und Mama schwimmt Hinterher. Wehe dem, der den Jungen zu nahe kommt. Er wird unbarmherzig weggebissen. Während dieser Zeit nehmen die Tiere wütend alles an. Denn falls man in einem Aquarium in ihr Bassin ein Stöckchen hält, gehen sie auch sofort daraus los. Nach beendetem Spaziergang werden die Kinder wieder in die Sandmulde gepackt. Der Schwarm wächst zusehends, er wird eigenwilliger und die Eltern- Fischchen haben es oft recht schwer, ihn zusam- menzuhalten. Doch getreulich tun sie ihre Pflicht, bis die Nachkommen ihr Leben aus eigen« Rechnung beginnen können. Bei der chinesischen Gattung der Makropoden, die zu den Lab-rinthfischen gehören, baut wiederum der Mann das Nest, und zwa'i efti Schaumnest. Auch er bewacht rührerk)
Eine Art Tendenzwerk. Eine sozusagen antialkoholische Statuette." Und schon packte er den Mann mit der Gaslaterne aus. Die Wirkung blleb nicht aus. Man dachte an den verrückten Amerikaner, bei dem Geld keine Rolle spielte. Man holte den Chef. Der Ehef bot Franz zehn Mark. Er verlangte fünfzig. Sie einigten sich auf vierzig. Und so ging daS achtmal hintereinander. Die Erinnerung an den Amerikaner wirkte überall. Franz schlug alle Statuetten loS. Und in acht Geschäften wartete man auf Rückkehr des ManneS auS Boston . Vielleicht warten sie noch heute.
Eine ganz eigenartige Brutpflege herrscht bei den Seepferdchen. Diese Büschelliemer, die uns im lebenden Zustande wie kleine mumifiziert« Fabelwesen anmuten, kommen aus dem Mittelländischen Meer zu uns. Fast jedes große Schauaquarium beherbergt sie, obwohl sie schr schwer am Leben zu erhalten sind. Das liegt an der künstlichen Rahrungsbeschaffung. Man füttert sie ungefähr täglich zchnmal, mit Daphnien, kleinen, massenhaft im Düßwafler vorkommenden Krebsen, die sich jedoch nicht lange im Seewasser halten. Bei den Seepferdchen hat nur das Männchen Bruttaschen. In diese stopft das Weibchen die Eier und so trägt bei diesem Lebewesen in des Wortes vollinhaltlicher Bedeutung— der Mann die Kinder aus.
Sine Beerenfammlerln ist gestorben. In der Stadt, in der ich lebe, bringt die Zeitung regelmäßig eine Rubrik in der die Verstorbenen deS vorangegangenen TageS angegeben find. In dieser Spalte las ich unlängst: „Barbara R., 81 Jahre, Beerensammlerin." Run, eine Beerensammlerin ist gestorben, was weiter! Aber doch: dieses Wort irritiert einen grotesk. Es gibt also noch zwischen Ozeanflügen und Freßrekorde», zwischen Hormonen und Wolkenkratzern, inmitten forcierter GlaS- hauStraubeu, Riesengänselebern und Transplantationen, inmitten des„Fordissimo" von heule— eine Beerensammleriu. Zwischen Wech- selfälscheraffären, Alouizertrümmerungen, See- abrüstungskonserenzeii, Tonfilm, Papageienkrankheit und Mondraketen, zwischen alle diese Dinge, die täglich die Welt und die Zeitungen erschüttern, hat sich eine simple Beerensammlerin eingeschlichen: die Baibara R., 84 Jahre alt. Sie lebte davon, es Ivar ihr Schicksal, Beeren zu sammeln, und damit Geld zu verdienen. Einmal ging durch die Presse die sensationelle Nachricht, daß der Vorsitzende der Pariser Akademie der Wissenschaften dem Plenum dieser erlauchten Gelehrtengesellschaften einen kleinen Gartentopf vorgesetzt hätte, in dem eine Erdbeerstaude mit prachtvollen Beeren gedieh. Diese züchtete man—. das heißt, man erpreßte das Leben dieser Heinen Frucht— mit
ungeheuer starkem elektrischen Licht, in einem Keller binnen kurzer Zeit. Mit Stolz konnte dieser Herr auch berichten, daß dieses Experiment eine Unsumme gekostet hatte Triumph der Wissenschaft! Arme alte Barbara N.! Pflückt sich ihr Leben lang die Hände wund, muß auf Sommer und Reifen warieu, um zu chrem Bröfelchen Geld zu kommen, und diese Tausendsassa der Wissenschaft machen in vierzehn Ligen in einem Keller aus Nichts reife Erdbeeren. Beerensammlerin— das reizt ja überhaupt zum Lachen. Gesammelt werden Beeren? Man ißt sie doch nur, läßt sie sich servieren, und wenn man Geld hat, dann schon zu einer verrückten Jahreszeit, etwa mitten im Winter: Ananaserdbeeren auf Silberschalen, die Früchte poliert und in einem Elitehotel von einem Emigrantenkellner vorgesetzt, der früher ein russischer Prinz gewesen ist. Aber eine Beerensammlerin! Beeren sammeln: daS erinnert an wunderbar würzige Halden, an grüne, auSgeholzte Flächen, an Sommerhimmel und käseriges Gesumme, an sanft ansteigenden blauen Rauch aus einstöckigen Bauernhäusern. In dieser Welt war Barbara N. daheim. O ja, ich sehe es vor mir, daS alte Weiberl, wie«S mit einer Butte, auf dem Rücken, mit Händen, di« zu Werkzeugen geworden find, tagelang die blauen Heidelbeeren, die roten Erdbeeren und Himbeeren und die säuerlichen Preiselbeeren„gebrockt" hat. Wieviel ihr das eintrug? Ich weiß eS nicht. Und ob der Händler dabei viel verdient hat? Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, daß die Beeren der Barbara R. in sorglosen Mündern von Kindern zerflossen, daß sie, von manikürten Spitzfingern, auf blanke Lösfelchen geschaufelt, als Dessert zu Schminkelippen geführt wurden, von HanSftauen auf dem Markte wegen hohen Preises bemängelt, kurz, irgendwie ihrer Bestimmung zugeführt wurden. Die Bestimmung der Barbara N. war es, Beeren zu sammeln. So hat eS her liebe Gott gewollt. Nichts anderes als Beeren zu sammeln, so etwa, wie der eine Bilanz macht, der andere mit Pferden handelt und der dritte mit Krawatten. Sie ist still gestorben im Landeskrankenhause, 84 Jahre alt, und hat den Titel Beerensammlerin erhalten. Und wurde schnell begraben. Vielleicht hat sie ein wenig Freude erlebt in ihrem Sammlerleden. Oder nur Kummer. Vielleicht hat sie Söhne gehabt, die im Kriege gefallen sind. Oder Konflitte mit Revierförstern, die strikte nach der Weisung ihres Herrn handelten:„In diesem Balde ist daS Sammeln von Beeren streng, bei einer Geldstrafe von 18 Mark, verboten." Ist eS eigentlich nicht komisch, daß heut« außer Generaldirekwren, Boxchampions, Geheim-' und Regierungsräten und siebenfachen Raubmördern noch eine Beerensammlerin stirbt? Ich glaube, die Beeren, die dn dein Leben fang im Sonnenglast, auf bezaubernden Matten, umschwirrt von Faltern, in tiefer Waldeinsamkeit gepflückt hast, die wird man bald drahtlos ans einem Laboratorium hervorzaubern. Aber, Barbara N.. olles Beerenweiberl! Kein Dichter könnte sich deinen Abgang anS dieser Welt so schön ausmalen: Kränze auS köstlich duftenden Waldbeeren, Girlanden anS blauprailen Heidelbeeren, Sträuße auS Himbeeren müßten dein armeS Grab schmücken. Und wenn du in den Himmel einzichft, Barbara R., dann müssen alle die Beeren, die du mit deinen kümmerlichen Händen gepflückt'hast, zu Engeln werden, die dich mit Hallelujoh empfangen. Hans Auer.
aw MntetkHMer. Bon Erna Büsing.
Der Mensch hat früher die Meere durchfahren, als er die Berge erstieg. Von Hunger geleitet' haben unsere Urvorfahren das Leben in den Gewässern sich nutzbar gemacht und Fischfang betrieben. Dennoch bietet, bis auf den heurigen Tag, die Welt rm Wasser tausend und abertausend Wunder für unS.
sorgfältig die Eier, fällt beispielsweise ein Ei aus dem Nest, nemmt er eS geschwinde inS Mäulchen, bläst es auf und trägt daS Ei wieder zu den andern. Ob ihrer schönen Nester sind diese Fische allgemein beliebt, weshalb man sie in Zimmeraquarien hält. Und da man weiß, daß Wärme auf die Liebe von Einfluß ist, stellt man in Europa die Fische zu ungünstiger Futterzeit— kalt.