Rendezvous verabredet. Jch verbrannte die f Karte und schrieb auf das Duplikat, anstatt der langen Borstrafenliste: Hieramts nichts Nachteiliges bekannt." Der Dieb bekam nur fünf Tage Arrest. Das ist eine Untat, eine Fälschung, die ich mir nic verzeihen fonnte. Es ist gerecht, wenn ich dafür in die Hölle

tomme."

Da erhob sich Petrus   und trat zur Seite, so daß das Vortal des Himmels offen ftand. Ein Leuchten ftrahlte in seinem Geficht. Und dann sprach er leise: Tritt ein, mein Sohn, denn du hast doch eine gute Tat in deinem Leben begangen."

Noch the die arme Seele des Bezirks­richters Leberecht Streng recht zur Besin­nung fam, schlossen sich hinter ihr die Tore des Himmels.

Walter Szü ß.

Frühlingsbriefe.

Der Liebhaber.

sende ich dir, liebe Qu, ein paar be­scheidene Veilchen, deren Duft dich an das Ver­sprechen erinnern möge, das du mir im vorigen Frühjahr gegeben hast, und auf dessen Erfül­lung ich noch immer sehnsüchtig warte. Sch Schlage vor, daß wir nächsten Sonntag nach Grünau hinausfahren. Du weißt, warum.. Herr Meyer.

und beginnt, wie Sie wissen, jetzt die flaue Zeit in der Möbelbranche und lege ich größten Wert darauf, daß meine Vertreter sich doppelt und dreifach anstrengen, meine Ware abzusetzen. Sehen Sie zu was Sie machen fön­nen. Meinetwegen nehmen Sie Afezpte in Bah­lung, ich habe zu Ultimo schwere Verpflichtun­

gen.

Der Globetrotter.

hier an der Riviera ist es natürlich, Trimmer, belämmert, selbst einem modernen Menschen wie mir fällt schließlich mal das ewige Jazzgedudele auf die Nerven. Vergiß nicht, mein Süßes, ein paar Flaschen Coth beizu

paden...

Der Badfisch.

Die Gefahren des Frühlings. Hochwaffer- Latvinen Eisberge.

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Die Wärme ist eine wunderbare Kraft, ist nicht Herr geworden. Ein Warnungsapparat, Schöpferisch und lebenbildend. Wärme macht aus ein Nachrichtennet für Lawinen- und Hoch­faltem Weiß lebendiges Grün, aus Starre Be- wassergefahr ist noch das beste, was wir bisher wegung, aus Tod Leben. zur rechtzeitigen Erkenntnis der Gefahr ge­Wenn die Erde in ihrem Lauf um die schaffen haben. Sonne sich dem Punkt der Tag und Nacht- In den Meeren um den Nord- und Süd­gleiche nähert, wenn auf der nördlichen Halb- pol aber gleiten die Gletscher ins Meer. Das lugel die Sonne höher und höher über den vereiste Festland stößt seine Gletschereismassen Horizont steigt, wenn ihre Strahlen in stets weit ins Meer hinaus, das Wasser hebt diese weniger spizem Winkel die lebenspendende Eismassen hoch und bricht gewaltige Eisblöde,

die nicht selten die Größe von fleinen Inseln haben, los. So ent­stehen die Eisberge, die oft das Schiff um das fünf- und sechsfathe an Höhe überragen, dabei sieht nur ein Sechstel ihrer Masse aus dem Wasser hervor, während fünf Sech­stel unter dem Wasserspiegel verbor­gen bleiben. Man hat Eisberge fest­gestellt, die eine Höhe von 100 Meter hatten, die unter Wasser also noch eine Tiefe von 500 Meter besaßen. Ihre Breite betrug viele Kilometer. Da fie ständig Wasser verdunsten, so sind sie meist auf viele Kilometer Entfernung mit einem Nebelschleier umgeben. Die Schiffe können sie in­folgedessen nicht rechtzeitig wahr nehmen. So bedrohen die Eisberge auf das gefährlichste die Schiffahrt. So manche große und furchtbare Schiffstatastrophe haben sie hervorgerufen und bilden im Frühjahr den Schrecken der Schiffe, die die Nordsee   kreuzen.

Ein Eisberg bei einer Begegnung mit einem Passagierdampfer.

Wärme zur Erde tragen, wenn. die in Banden geschlagene Erde erwacht, dann vollzieht sich eine Reihe revolutionärer Erscheinungen, die von Alters her von der Menschheit als Sym­bole gedeutet wurden.

Und trotz aller Gefahren ist dieser gleiche Frühling doch der Spender des ersten Grün, der uns blaßlila Krokusse, läutende Schnee­glödchen, Weidenfäßchen und leuchtende Ane­monen schenkt.

Nirgends ist bisher wissenschaftlich die Existenz der Aequinoctial- Stürme, der Stürme zur Tages- und Nachtgleiche, einwandfrei nach gewiesen, und doch sind sie ein feststehender, unerschütterlicher Volksglaube. In England und auch an der deutschen Nordküste glaubt man Die Leibesfrucht spricht. heute noch überall, daß diese Stürme zur Früh­lingstag und Nachtgleiche bestimmenden Ein­fluß auf das Wetter haben. Herrschen am 23. märz östliche Winde, so wird dieser Wind der rend des ganzen Jahres vorherrschen. Typus des kommenden Jahres sein und wäh

er heißt Egon Heinz und geht schon er heißt Egon Heinz und geht schon in Prima. Gestern hat er mir Hustenbonbons mitgebracht, fiebe Erna, ich habe mir bald einen Aft gelacht, wo ich sonst immer bloß die anständigsten Sarottipralinen effe, aber ich habe Die Geheimnisse der Wetterbildung, die noch unerforscht sind und denen die Wissen bie Hustenbonbons doch gegessen, er ist doch zu nett, er hat so einen entzückenden Angenaufschaft der Meteorologie heute noch fast hilflos Schlag...

Der Dichter.

... und draußen, Angebetete, begibt sich das Wunder. Aus den braunen Stäben der Zweige entfaltet sich die Pracht des frischen Grüns, die Lieder erwachen in den Herzen der Menschen, die Lieder und die Liebe. So nimm denn aus meinem Herzen, das mit allen Her zen in gleichem Schlage schlägt, das folgende Lenzgedicht...

Frißchen.

... Ich bleibe dihs Jahr Bestimmt hän­gen, aber Papa darf doch nichts dafon wisse, es ist überhaupt eine ungerechtigkeit, aber warte man, den Matematiklehrer stede ich in ben ganzen Stuhl voll Stednadeln. Er wohnt parterre, ich spude in seine Stube...

Der Mufilant.

... bitte ich Sie, verehrter Verlagsdirek­tor, mir sofort einmal die Salonorchesteraus­gabe von Hildachs Der Lenz ist da" zu schicken, zu den fulantesten Bedingungen...

gegenüberstehen, hüllen Gesetze und Regeln in ein undurchdringliches Dunkel und lassen alle Voraussagen als gewagt und zweifelhaft er scheinen.

Nur das eine wissen wir, daß die revo­lutionäre Kraft der Wärme die unter ihrem Einfluß erwachende Natur in eine Gärung und Erregung versetzt, die für das schwache Ge­schlecht der Menschen mit außerordentlichen Gefahren verbunden ist, mit Gefahren, die sonst feine andere Jahreszeit im gemäßigten Klima des nördlichen und mittleren Europa   aufzuwei­sen hat.

Die Schneeschmelze schafft in den Bergen eine Lawinengefahr, gegen die es noch immer feine menschlichen Abwehrmittel gibt. Die ver len zu Strömen und wilbreißenden Wasser­schlafenen Bäche und vereisten Quellen schivel­fällen an, zerschmettern in den Bergen Stane und Wehre, reißen Felsblöde, Brücken und Häuser mit sich fort und verwandeln die Ströme der Ebene in ein Wiesen und Felder überschwemniendes Meer.

Alle Schutzmittel, die Menschengcist erdacht hat, find bis heute der Macht der Elemente

..

Für mich sorgen fie alle: Kirche, Staat, Aerzte und Richter.

Ich soll wachsen und gedeihen; ich soll neun Monate schlummern; ich soll es mir gut sein laffen sie wünschen mir alles Gute. Sie behüten mich. Sie wachen über mich. Gnade Gott  , wenn meine Eltern mir etwas antun,

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da sind sie alle da. Wer mich anrührt, wird bestraft: meine Mutter fliegt ins Gefängnis, mein Vater hintennach; der Arzt, der es getan die geholfen hat, wird eingesperrt- ich bin hat, muß aufhören, Arzt zu sein; die Hebamme, eine fostbare Sache.

Für mich sorgen sie alle: Kirche, Staat, Aerzte und Richter.

Neun Monate lang.

Wenn aber diese neun Monate vorbei sind, dann muß ich sehen, wie ich weiterkomme. Die Tuberkulose? Rein Arzt hilft mir. Nichts zu effen? Keine Milch? Kein Staat hilft mir. Qual und Seelennot: die Kirche tröstet mich, davon werde ich nicht satt. Und ich habe nichts zu brechen und zu beißen, und stehle ich jeder Richter ist da und setzt mich fest.

mich fümmern- niemand. Da muß ich mir Fünfzig Lebensjahre wird sich niemand um selbst helfen.

Neun Monate lang bringen sie sich um, wenn mich einer umbringen will.

Sagt selbst: Ist das nicht eine merkwürdige Fürsorge? Kurt Tucholsky  .