Feierabend
Feierab
Nr. 17.
der
1930.
Die ausländischen Arbeiter haben diese diesem Leben, das nur Unterdrüdung und Wahrheit schon verstanden, und heute, am Ausbeutung fennt, von diesem Leben, in schönen Tage des ersten Mai..." Die welchem für uns fein Blab ist, und wir Bolizei!" rief jemand. nicht als Menschen betrachtet werden!" Alle schwiegen, enger und dichter scharten sie sich um ihn.
Aus dem Und endlich war der Tag da, erste Mai. Die Mutter auf die Straße trat und in der Luft das Summen von Menschen stimmen vernahm, unruhig, erwartungsvoll überall in den Fenstern und in den Tor- schen wegen Gruppen von Leuten jah, die ihren 50000 Sohn und Andrej mit neugierigen Bliden geleiteten. Man begrüßte sie, und in dieser Begrüßung lag etwas besonderes.
Pawel und Andrej hatten scheinbar nichts bemerkt. Sie schritten ruhig, ohne zu eilen, dahin.
Die Sonne stieg immer höher, und er goß ihre Wärme in die fräftige frische Früh lingsluft. Man wurde lustiger, die Stimmen flangen lauter.
Hinter einer Straßenede, in einer schmalen Gasse, hatte sich ein Haufe von etwa hundert Lenten angesammelt, und mit ten unter ihnen ertönte Wesſowtschifowe Stimme.
„ Sie preffen unser Blut aus, wie den Saft aus Moosbeeren!" fielen plump die Worte auf die Köpfe der Menschen.
Der Bursche gibt sich Mühe!" ſagte Andrej.„ Na, ich will hingeben, ihm helfen! Er beugte vor, und wand seinen langen, geschmeidigen Körper wie einen Storkenzieher durch die Menge. Dann ertönte seine singende Stimme:
Bon der Straße her ritten, ihre Beitschwingend, vier berittene Bolizisten
Dem ersten Mai.
Du wärst ein Werktag wie die andren Tage Mit tollem Schwungrad, das die Leiber packt, Wir tracten in den Kohlenschächten nackt, Uns trieb Fabrit zu immergleichem Schlage... Erhob dich nicht zu seinem Feiertage Das Volf der Welt.
Ein freier Tag stieg auf aus unsrem Wollen. Hört unsren Kampfgesang, seht der Fahnen Blut! Wir tragen in uns aller Welten Glut, Wir tragen Sehnsucht und Gewittergrollen, Schon hört die Erde weit das Donnerrollen Des ersten Mai.
Seid stark! Ein Maitag muß uns auferstehen. Der alle Knechtschaft ewig niedergivingt. Wo alle Welt ein rotes Band umschlingt Und Ländergrenzen in ein Nichts vergehen.... Stürm Arbeitsvoll! Laß Herzblutfahnen wehen!
Sei erster Mai!
300xxx
Bruno Schönlant. XXXXXXXXXXX
direkt in die Menschen in der Gaffe hinein und schrien:
Genossen! Wir haben beschlossen, offen zu erklären, wer wir find. Wir erheben heute unser Banner, das Banner der Ver nunft, der Wahrheit und der Freiheit!"
Eine lange, weiße Stange bliste in der Luft, sentte fich, zerteilte die Menge, ver schvand in ihr, und nach einer Minute flatterte die breite Leinwand der Arbeiterfahne wie ein roter Vogel über den nach oben ges richteten Gesichtern.
„ Es lebe das Arbeitervolt!" rief Pawel. Hunderte von Stimmen antworteten ihm mit lantem Rufen.
„ Die Arbeiter aller Länder sollen leben!" rief Pawel, und es antwortete ihm ein an Straft und Freudigkeit stets zuneh mendes taufendstimmiges Echo, dessen Klang
die Seele erschütterte.
,, Genossen!" ließ jich jetzt Andrej vernehmen, Im Namen des neuen Gottes, des Gottes des Lichtes und der Wahrheit, der Vernunft und des Guten, haben wir uns jetzt aufgemacht. Weit in der Ferne liegt unser Ziel, die Dornentrouen aber sind in der Nähe! Wer an die Kraft der Wahrheit nicht glaubt, wer nicht den Mut hat, bis zu Tode für sie einzutreten, der ent
,, Genossen, auf Erden sollen verschiedene Auseinandergeben!" Was für Wider- ferne fich von uns. Wir rufen die zu uns, Völker leben Juden und Deutsche, Eng- sprüche! Wer spricht dort?" die an unseren Sieg glauben. Angetreten, länder und Tataren. Das glaube ich nicht! Die Lente machten finstere Gefichter Genoffen, es lebe der Feiertag freier Män Es gibt nur zwei Völker, zwei unverföhn und gaben den Pferden nicht gerade bereitner!" liche Feinde- Reiche und Arme! Die Men- willig Raum. schen fleiden sich verschieden, aber beobachtet Sie gelangten auf einen Blab. Die einmal, wie reiche Franzosen, Deutsche und Engländer die Arbeiter behandeln, jo fönnt ihr sehen, daß sie alle für die Arbeiter nicht besser als Baschibozuts find! Berreden joll die Bande!"
" Sehen wir die Sache vom anderen Ende an, so nehmen wir wahr, daß auch der französische Arbeiter, auch der Tatare und Türke ein ebensolches Hundeleben füh ren, wie wir russischen Arbeiter!
Von der Straße tamen immer mehr Leute. Andrej sprach lanter.
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Pawel schwenkte die Fahne, sie breitete sich flach in der Luft und zog vornewveg, von Menge wogte hin und her, die Leute erho der Sonne beschienen, rot und breit lächelnd. ben die Köpfe unruhig und blickten nach allen Seiten in ungeduldiger Erwartung.
Jetzt brüllte die Dampfpfeife und ver schlang mit ihrem dunklen Klang die Unterbaltung der Menschen. Die Menge zitterte, die Sißenden standen auf, einen Augenblid war alles starr, und viele Gesichter wurden blaj .
Genoffen!" ertönte Pawels Stimme flangvoll und fest.
Wir sagen uns los von der alten Welt..." ertönte Fedja Majins helle Stimme, und Dutzende von Stimmen nahmen den Gesang in weicher, starker Woge auf:„ Wir schütteln den Stanb von den Füßen.
"
Die Mutter schritt mit einem warmen Lächeln auf den Lippen hinter Masin und blickte über seinen Kopf auf ihren Sohn und die Fahne.
Brüder! Es ist die Stunde gekommen, daß wir uns von diesem Leben absagen, das * Erschienen im Malit Verlag, Berlin . voll Geiz, Bosheit und Finsternis ist. Bon Igen,
Steh auf, erheb dich, Arbeitervolt!" Das Volk lief der roten Fahne entge rief etwas, vereinigte sich mit der