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Eine Begegnung.

Im Bücherfreis G. m. 6.§. Berlin SW 61, Belle- Alliance- Play 7/8) ist soeben der satirische Roman Kehr' um" von Robert Budzinski erschienen. Das Be­merkenswerte an diesem Buch ist, daß hier ein Kapitaliſt, der sich durch eine ſonder­bare Laune des Zufalls in einen Proleta­rier verwandelt, gezivungen wird, die Welt von unten aus zu erleben. Wir veröffent­lichen heute aus dem genannten Roman die nachfolgende Szene:

Reinhold Bärting refapitulierte furz: Seine Ehe war ein Geschäft gewesen, ein sehr solides, zwischen zwei Familien, aber merkwür­digerweise trotzdem nicht glücklich. Auch nicht gerade das Gegenteil, an Zant fonnte er sich nicht erinnern. Sie hatte ihren Kreis, er sei­Hen, beide störten sich nicht. Treffpunkt in den ersten drei Jahren das Ehebett, hernach die Ge­sellschaft. Von ihrem Seclenleben wußten sie gegenseitig nichts, über das andere bewahrten sie Diskretion. So galt die Ehe als glücklich. In der letzten Zeit fonnten sie sich sogar wie zivei nähere Bekannte honorieren. So lam es, daß fie sogar nach I... stadt reisen konnten, zusammen, zu ihrer Silberhochzeit, wie um au untersuchen, ob da aus einem Fünklein noch eine Art von Wärme hervorzuloden wäre. Da bei war dieses denn ganz ausgegangen. Einen Grund zur Wehmut sah man nicht, es lag leine Zerstörung vor. Der Sohn Rolf, durch die Großeltern schon früh seinem Einfluß entzogen, zum späteren Hüttendirektor bestimmt, frühzei­tig verdorben. Da lag immerhin etwas wie Schuld. Er hatte ihn zu einem einfachen, ar­beitssamen, vor allem sozial denkenden Men schen erziehen wollen, aus dem geheimen Ge­fühl heraus, daß er dazu verdorben sei, vom Reichtum und Klassendünkel zerstört. Alle hat­ten über diese seine Marotte mitleidig und halb nachsichtig gelächelt. So bekam er es also nicht fertig, nein, im Gegenteil, er erreichte das an­dere beim Jungen, frühzeitiges, mitleidlojes Prozentum. Wie war das während der Kome munistenherrschaft in München gewesen, und damals, als der Bengel sich an der Haustochter vergriff, und dann, wie die Jünglinge in brau­nen Kitteln sein Haus bevölkerten! Und dies und das und alles vorbei! Ein schmußi­ger Himmel, jetzt in dieser Hölle lebte es sich immerhin reiner!

Bärting stehen, mit dem Zeichen des Ver­storbenseins neben dem Namen.

Marianne fragte ihn:

Warum läßt du dir jetzt einen Bart stehen und warum trägst du Arbeiterkleider? Dat bist mir übrigens schuldig. Und denke dir, jemand erzählte mir, du wärest tot.

fchon schweigen, niemand soll dich in deinem neuen Leben stören. Ach du, Reinhold, du hast flingt aber nicht so schön. Alles, alles hast du das fertig gekriegt? Ka- ver? Also Xaver, bergessen? Hör' mal, dann wohl auch mich? Ja, auch mich, es ist gut ſo, man darf nichts von der Bergangenheit rübernehmen, fein Ge­Athened päd. Du darfst überhaupt nicht mehr an so gekonnt hast, für den ist das Weiß nicht mehr was, an Liebe denken. Wer das kann, was du da, nur die Menschheit. Weißt du, ich spen­diere eine Flasche Wein, ja? und einen Auß noch obendrein, warte so jest!" Unter dem Einfluß des Alkohols ging das ursprüng­lich warme und echte Gefühl in Sentimentali­tät über. Er rettete sich und ließ sie ihr Leben schildern.

Sie schwatzte immer noch so viel und auf Geratewohl.

Auch sonst hast du dich sehr verändert, im Gesicht, im Ausdruck, meine ich; bist glüdlicher, ruhiger, nicht?"

Er erzählte ihr feine Wandlung. ,, Weißt du, Reinhold", meinte sie ,,, so wie du das alles sagst, so einfach und wie nennt man das so ohne falsche Scham, denke ich, auch ohne Tuerei, da könnte ich dich wieder lieben, jetzt gehörst du zu uns.( Plötzlich in ganz anderem Ton): Lieber, lieber Reini, sieh, hier mein Monatsgeld, 105 Mart, bitte, bitte, nimm das, ich sehe, du brauchst nötig. Die 3000 von dir damals, die liegen noch auf der Sasse, ich schenke dir ja nichts, kaum die Zin­sen sind es. Bitte, bitte, nimm es."

,, Also acht Stunden am Tag Schreib­maschine, dann noch zu Hause. Künftiges Jahr Zulage von zehn Mart. Und Liebe? Ja, ich denke ans Heiraten, er ist Dekonom, in Stel­lung noch bis zum Ersten, dann wird er stem­peln. Von den 3000 sage ich ihm nichts. Die sind vielleicht auch für Mutter, sie soll immer ausspannen und in die Berge. Aber meine Stellung ist unsicher. Und zu Kindern wird's nimmer langen, nein, sie sollen nicht einmal auch fümmern. Noch einen Kuß, so­10

Er weigerte sich und nahm es nicht. ,, Und du bist wirklich Arbeiter? Der Reini Als sie gegangen war, fand er ihr Geld­beim Chausseebau und in der Fabrik! Da hätte täschchen auf seinem Stuhl neben sich. Die ich dich sehen mögen. Keine Villa mehr und Wärme, die er hier empfangen, hielt gut bis feine Frau! Ja, verlaß dich darauf, ich werde| Berlin vor.

Eine ideale Ehe.

,, Du bist dumm," sagte Lulu zu Frufru. Früher hast du immer behauptet, du möchtest um nichts in der Welt deine Freiheit aufgeben, möchtest niemals eine jener Frauen werden, die um jeden Hut, um jedes Kleid ihren Herrn Ge­mahl anbetteln müssen. Und jetzt gibst du deine gute Stellung auf und wirst Hausfrau eines Textilkaufmanns. Jetzt wirst du mit deinem Gatten um Wirtschaftsgeld feilschen, wie eben das Geschäft geht, und wirst schöne Augen machen, wenn du dir ein neues Kleid anschaf­fen willst. Warum bleibst du nicht in deiner Stellung?"

Frufru lächelte: Nein, ich habe es ganz anders eingerichtet. Ich habe Karl gejagt: Mein Lieber, ich möchte dich schon heiraten und mich dir widmen, aber meine Stenung ist zu gut. Ich verdiene 200 Mark monatlich. Das ist allerhand für eine Frau in diesen Zeiten. Als deine Frau hätte ich mindestens ebenso viele Arbeitsstunden und müßte trotzdem mein Gehalt aufgeben und mich von dir abhängig machen."

Er schien im Lokal Aufmerksamkeit zu er regen, er zahlte und ging los. Er wandelte nun auf der anderen Seite der Straße, jetzt sah er die Fenster seines Schlafzimmers, sogar das Thermometer an der Spiegelscheibe. Ihm fiel ein, daß er nur etwa noch 12 Mark besaß, daß Er fragte mich, was ich eigentlich von ihm er also bald wieder vor dem Nichts stand. Daß wollte, und ich machte ihm folgenden Vor­da oben Gegenstände in den Zimmern sich beschlag: Du zahlst mir mein Gehalt wei­fanden, von denen manch einzelner allein sein Leben lange Zeit erhalten hätte, daß seine Schlafzimmergarnitur nur 14.000 Mark tostet; vierzehntausend Mark. Was für wundervolle Ueberlegungen man an solche Tatsache knüpfen

fonnte!

Mittlerweile belebten sich die Straßen, Angestellte, Schüler, Arbeiter fuhren und eil­ten dahin.

ter, gibst mir auch jährlich die übliche Zulage und die Weihnachtsgratifikation, wie ich sie sonst bekommen hätte. Ich zahle für Miete jährlich genau dasselbe, was ich sonst ausgeben würde, und es geht dich nichts an, was ich mit meinem übrigen Gelde anfange."

Also dann überreichst du ihm jeden Mo­nat eine Rechnung: Für einen Monat Ver­Heiratsein mit Ihnen..."

,, Unsinn, er zahlt mir genau so mein Ge­halt, wie das im Büro auch geschieht. Du siehst: ich verliere nichts bei meiner Heirat, und Karl wird an seinem Geburtstage fein Geschenk von seinem eigenen Gelde bekommen. Das ist die ideale Ehe!"

Dann traf er Marianne, als sie zum Dienst ging. Er war für sie schon einmal ge­storben, vor zwei Jahren. Wie er sie begrüßte, wußte jie von seinem eigentlichen Tode nichts. Sie verabredeten um die Mittagszeit ein Zu sammentreffen. In der Zwischenzeit schlen­derte er da und dort umher. Stand zum Bei­spiel vor den Fenstern der Kunsthandlung, die alle seine Bilder damals hatte. Sah noch einen Inhalts:

Sehr geehrte, gnädige Hausfrau!

Die schlechte Konjunktur in der Branche zwingt uns zu einer Reorganisation unserer Firma. Wir müssen Ihnen daher zu unserem Bedauern Ihre Stellung unter Einhaltung der geießlichen Frist von drei Monaten kündigen.

Mit vorzüglicher Hochachtung Karl." Fortschritte der Technik.

( Ein Schulauffag.)

Vor vielen Jahren gab es noch keine Bücher und nur die ganz reichen Leute fonnten sie lesen, weil sie zu teuer waren. Da kamen die Mönche und schrieben sie ab, das dauerte wieder sehr lange und starben oft vor ihrem Ende und ein frischer Mönch mußte das Buch voll machen. Endlich wurde Gutenberg ge­boren und als er groß war und aus der Schule ausgetreten, so nahm er ein Holz und zerschnitt es auf Buchstaben und drückte sie in die schwarze Farbe und nahm ein Bebier und druckte es ab. So entstand die Bibel. Aber leider verlor er dadurch sein ganzes Geld und sand aber später einen Freund, der ihm was leihte, und diese Kunst verbreitete sich dann durch Europa und Desterreich. Und dann fam noch ein Mönch und entdeckte das Schieß­pulver. Dieser nahm einen Topf und wollte eigentlich etwas anderes reinmachen, aber es wurde ein Schießpulver daraus, indem ein Funke losging und er sprang aus dem Topf und explodierte und hieß Berthold Schwarz.

Hausrezepte

Wenn auf Dielen oder Fensterbrettern weiße oder auch helle Ringe durch Eimer und von Blumentöpfen entstanden sind, so lassen sich dieselben durch Anwendung von Terpentin oder auch Alkohol schnell entfernen.

Eis hält fich längere Zeit hart, wena man Ein Jahr nach ihrer Heirat bekam Fru- jein Stüd Stoff lose über ein Gefäß spannt, in fru einen eingeschriebenen Brief folgenden die Vertiefung das Eis legt und dieses wie­derum mit einem feuchten Tuch zudeckt.