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Ja. Es wäre großartig. Ich verstehe mich auf so etwas. Wir werden eine feine Nummer machen. Ohne Rostüme, so wie wir find, Gal­genvögel, weißt du? Vielleicht wird es etwas für ein Varietee. Ich war früher an einem großen Zirkus, aber ich lief dem... dem Kerl nach, den sie dort hinausgeschmissen haben."

Nun hatten sie Gesprächsstoff für die ganze Nacht. Sie rüdten ihre plumpen Schemel an bie Tür, festen fich darauf und erörterten ge­meinsam ihre Zukunft. Sie sprachen zusammen wie gute Kameraden, die sich schon jahrelang tannten.

Erst als der Morgen graute, wurde Gaby müde. Ihre Stimme flang matter. Plötzlich aber fuhr sie auf. Pit hatte einen überraschten Laut ausgestoßen. Er hatte in dem schwachen Morgenlich etwas entdeckt. Gaby!" rief er. Die Tür... die Tür...! Oh herrlich, die Tür ist gar nicht verschlossen gewesen! Wir Dummtöpfe, oh wir Dummköpfe...! Die ganze Nacht.

"

Da war er schon in ihrer Zelle.

Gaby schnellte einige Schritte zurüd. Wie erstarrt standen sie einander gegenüber und prüften sich neugierig und verwundert. Pit ver­fchlang bas zierliche schwarze Ding in den dim­lichen Kleidern fast mit den Augen. Er begann über das ganze Gesicht zu erstrahlen.

Du...!" flüsterte er entzüdt, als sehe er die Sonne steigen.

Ja...?" jagte sie fragend, leise wie er. Langjam recte er die Arme auseinander Gaby

.

Bit...!" janzte fie und flog auf ihn zu. Einige Tage später zogen durch das weite Bruch, über dem die Morgennebel in der Sonne brodelten, zwei Galgenvögel dem Glüd zu.

Die enge Gaffe wird verstopft.

Von Hans Auer.

Die deutsche Art.

Mensch, drehen Sie doch Ihren Karren um, Sie sehen doch, daß ich nicht vorbei kann!" Fällt mir nicht ein, ich will ebenso hier durch wie Sie!"

"

Sie sahen doch, daß ich hier rein fuhr. Sie hätten warten können!"

Nee, Sie hätten warten können! Sie ver­jäumen nicht soviel. Ihr Kraftwagen ist rascher als mein Pferd."

Ein Herr mischt sich ein: Das ist doch eine Einbahngaffe!"

Nee, is eben nicht! Sind ja teine Zeichen angebracht!"

Rette Schlamperei, diese enge Gaffe nicht als Einbahngasse zu bezeichnen!"

Also, Mensch, fahr' zurüd, wir können doch nicht warten, bis der   Völkerbund die Gasse als einbahnig bestimmt hat!"

Nee ich fehr nicht um!" Ich noch nich!"

Ein Schupo. Intervention. Reiner will nachgeben. Da richtet sich der Schupo stramm auf und schnarrt: Wenn feener von Euch hier mal umdrehen will, so wird das Pferd eben

hier an Ort und Stelle notgeschlachtet!"

Die österreichische Art.  Wien.

In einer engen Gaffe ein Knäuel von drängenden, schiebenden Menschen, um irgend etwas geballt. Immer neue Menschen kommen, arbeiten sich mit den Ellbogen vor: Js was 8'schehn? Gehn's Frau- was is denn g'schehn?"

Ein Auto und ein Pferdewagen halten einander gegenüber. Die enge Gajje verstopft. Fenster fliegen auf. Köpfe erscheinen.

Großer Wirbel.

Aus der Mitte des Wirbels tönt nun die

Stimme des Kraftwagenführers: Drah' um, fag i dir, drah um, bleadar Bua mit deiner Habergas!"

Weg'n dir no lang net, scherter Benzin­schurl. bin' schericht einag'fahr'n!"

Drah um, sag i dir, drah um mit dein Würscht!!"

" net, vaschtehst? I net. Und wann an Bart friag dabei wia da Hainisch!"

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Da brüllt der Chauffeur: Hört's, hört's halt's mi z'rud, sonst sonst hau i eahm aufs Hirn, daß er glaubt, er fahrt zwa­spannig!"

ane

Aengstliche Stimmen aus der Menge, die bedrohlich angewachsen ist. Seisas, jessas tumm Mizer!-es wird glei g'schossen wer'n!"

Wachmann! Wachmann!"

Es erscheinen gleich drei. Die Menge bröselt ab. Das Nationale wird den beiden

abgenommen.

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" Ferdinand Januschef, geboren 1895". Tippt sich sein Widersacher auf die Stirn: Januscher, Januscheti hab' mir glei denkt, daß i   Ihna fenn. Hab'n net bei die Vier­undachtziger dient, in der Sternedlasern'?" Jessas der Bold!!" Sowas, Ferdi!"

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Die Wachleute lächeln leise bei dieser Er­fenntnisszene. Die Amtshandlung unterbleibt.

" Js scho in Urdnung, brauchans Ihna net bemüh'n, Her Wachmann! War halt a tlane Maanungsvarschiedenheit! Kumm Boldl, drah' ma sie auf a Viertel Wein!"

einen Gasthaus. Und sie verschwinden einträchtig in einem

Spät abends, als der Mond über den Dächern aufsteigt, ist die enge Gaffe noch immer berstopft und das Pferd senkt wehmütig den Kopf vor dem Kühler.

Aus dem Gasthaus aber flingt ein be­schwipstes Duett: Es wird a Wein sein und mir wer'n neama sein...."

Die   französische Art.

Jean Montpellier ist eben im Begriff, mit sei­Dieselbe Gasse in einer Vorstadt in   Paris. nem   Tagi in die enge Gasse einzubiegen, als er am anderen Ende Vater Vernieur mit seinem Milchwagen erblidt, vor den ein Eselchen ge­spannt ist. Vater Vernieur will ebenfalls in die Gasse einbiegen.

Jean Montpellier stoppt. Bater Vernieur ebenso. Es ist klar, da kann nur einer durch, der andere muß warten.

Der Kraftwagenführer steigt ab, grüßt Vater Vernieur am anderen Ende der Gasse und gibt ihm höflich das Zeichen, zuerst durch­zufahren.

Vater Vernieur hält sein Efelchen am ihm seinerseits das Zeichen, zuerst zu fahren. Halfter, verneigt sich noch höflicher und gibt Jean Montpellier zudt liebenswürdig mit den Schultern: Auf keinen Fall vor Ihnen, Mon­ſieur. Bitte fahren sie mit ihrem Efelchen, ich

warte!"

neinend zurüd: Nach Ihnen!" Vater Vernieur lächelt und fuchtelt ver­

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Montpellier wieder zurüd. Aber nicht doch nach Ihnen!" mimt

Das alles wird durch eine Flut liebens­würdiger Gesten ausgedrückt, die kein Ende nehmen wollen.

Endlich große Ratlosigkeit bei beiden. Einer muß doch zuerst fahren. Aber weder Jean Montpellier, noch Vater Vernieur wollen dies, denn feiner will seiner Höflichkeit Abbruch

tun.

Endlich kommt beiden zugleich eine Er­leuchtung. Sie grüßen einander noch einmal sehr höflich. Dann fährt Vater Vernieur rechts weiter,   Montpellier links, die enge Gaffe bleibt unbefahren. Beide aber müssen durch die Lösung einen riesigen Umweg machen.

Wenn nicht   Montpellier ein paar Schritte weiter gehalten hatte und nach dem Verschwin den des anderen zurüdgefahren wäre.

Mit Haien unter Waffer.

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Der bekannte amerikanische Zoologe und glichen. Wenn ich meine floffigen Untertanen Meeresforscher Prof. William   Beebe hat jetzt im allgemeinen betrachtete, so fand ich, daß sie einen neuen Tauchrekord aufgestellt. Er ließ sich in deutlich unterschiedene Geschlechter oder nämlich in einem vor Hamilton auf den Ber- Kasten geteilt waren; diese zerfielen wieder mudas- Inseln verankerten Schiff in einem mehr oder weniger natürlich in Gilden und Stahlball ins Meer hinab, wobei die Luft- Berufe. Ueber den Korallen mit ihren Mauern, erneuerung durch Sauerstoff bewirkt wurde; 8weigen und Labyrinthen schwammen die sein Tiefenrekord betrug bisher 325 Fuß.   Beebe Kasten der freien Nomaden und der Weide­ist überhaupt der erste Gelehrte gevejen, der gänger. Als Nomaden möchte ich die Fischleute die Beobachtung der Tierwelt unter Wasser bezeichnen, die gewöhnlich allein manchmal durchführte, und er hat darüber in einem der aber auch in fleinen Rotten jagen; die schönsten naturwissenschaftlichen Bücher, die die keine Wohnstati haben, keinen Korallenbezirk Literatur der Gegenwart bejißt, dem Arcturus- und feine felsigen Schlupfwinkel; die im freien Abenteuer" berichtet, dessen deutsche Ueber- Wasser leben, fressen, kämpfen, lieben, schlafen jehung bei F. A. Brodhaus in   Leipzig er- und sterben. Zu ihnen gehören die Haie, und schienen ist. Für diese Forschungen hat er in ihnen ist, was sie nicht selbst herrisch bean­Busammenarbeit mit amerikanischen Technikern sprucht haben, von Sage und Phantasie zu eine neue Stahllegierung gefunden, die befon- eigen gegeben. Wasserbrud in größeren Tiefen besitzt. Das dere Widerstandskraft gegen den ungeheuren Arbeiten auf dem Meeresgrunde ist aber nicht ganz ungefährlich, und man muß schon den Mut dieses unerschrodenen Forschers haben, um sich z. B. mit den gefürchteten Räubern der Meerestiefe, den Haien, gut zu vertragen.

,, Während vieler Tage, an denen ich manch­mal grau vom triefenden Wasser, falt und flappernd, aber immer ungern zur Oberfläche emporstieg", schreibt er, studiere ich die Fische und stellte fest, daß sie in allen wichtigeren Ge­wohnheiten des Lebens erstaunlich den Menschen

in fidh felbst bewunderungswürdig find, eine Wir Menschen lieben es, um Dinge, die Vogelscheuche aus Stroh und Papier zu bauen. Die Rufe Schlange!"," Hai!" genügen, um gewisse ängstliche Seelen in wilden Schreden zu versetzen. Allen diesen Befürchtungen liegt ungefähr gleich viel Wahrheit zugrunde: von den 1700 Schlangenarten, die heute auf der Erde leben, ist weniger als ein Drittel gefähr­lich, und sicher sind seit Anbeginn der Geschichte Fälle vorgekommen, daß Saie Menschen ange­griffen haben. Wer die Haie verurteilt, dürfte auch niemals eine Autodroschte benutzen, weil