mich die Evelyne" auf, ich hatte unter dem Schmerz des Bisses loslassen müssen, aber das Bild des Mädchens war in mein Gehirn gehämmert. Ich juchte meine Mörderin?.. Sie töten? Nein! Aber ihr das Leben ver­giften... Warum, weißt du?" schrie er. Du Mörderin! Bestie! Unmenschlich! Jene Mutter im Boot hat die Hand nach mir ausgestreckt, und sie hatte um zwei Kinder zu zittern. Du um deine Perlen, deinen Schmuck! Weine! Weine! Du wirst viel weinen müssen! Hast du mich nie erkannt?" Aus Tränen und Zittern, Verzweiflung und Angst ging ein Blid ihm auf.

Unmenschlich?" stammelte sie. Mensch war ich. Ich war noch nicht Mutter. Ich war noch nicht barmherzig. Unverzeihlich, du? In jener Nacht? Alles Wahnsinn, Todesangst. Und ich soll büßen für War ich es denn damals, die das tat?"

,, Du! Gerade du! Du warst die Wahre, die Eigentliche. In solchen Augenblicken-" Und zwei Menschen starrten sich in ent­jezte und ratlose, so hassen wie lieben wollende Augen...

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―osi.

Der zweite Wunschzettel hatte folgenden| Geist des gelehrten Rabbi Oppenheimer bei Wortlaut: erhöre, lieber Wunderrabbi, cinem rumänischen Steuerdirektor ohne fleine meine inständige Bitte, daß meinem guten Belohnungen etwas auszurichten vermöchte braven Mann immer mehr und bessere Geschäfte gelingen mögen, damit wir ohne Sorgen leben!" Dann fand man einen zwei Seiten langen Warum die Weißen nur eine Brief, dessen eine did unterstrichene Stelle ( wahrscheinlich der Hauptwunsch des Bitt­stellers) lautete: Gib meinem Kopfe Kraft, damit meine Haare erstarken und von meinen Füßen die Ballen verschwinden..."

Frau haben.

Eine holländische Missionärin erzählt in einer Amsterdamer Zeitung von ihren Erleb­nissen in den Kolonien. Dabei berichtet sie auch, Der vierte Zettel enthieit folgenden wie sie einmal zu einem Häuptling fam, der Wunsch: Allmächtiger Wunderrabbi! Gib, daß nach Landesjitte viele Frauen hatte. Levys Erfindung erfolgreich sei, damit ich ein meisten hatten noch niemals eine weiße Frau ruhiges Heim finde und er mich auch weiter gesehen und konnten sich nicht genug daran tun, liebe und unterstütze! Den Gang meines Pro- sie zu bestaunen und freundschaftlich zu betasten. zesses überwache, damit er nicht schief ausgehe| Wie sie nach dem ersten Sturm so bei ihnen und meine Feinde nicht in die Lage kommen, im Kreise saß, mußte sie viele Fragen über an mir Rache zu nehmen! Abraham, Isaak urd sich ergehen lassen. Hast du viele Kinder? Jakob! Gebet meinem Manne viel Glüd! Kannst du schwimmen? Reitest du?" Eine der Josephine." der gespanntesten Fragen war: Hat dein Mann vicle Frauen?" Und die Antwort, daß in Europa die Einehe Sitte sei, rief Erstaunen hervor. Dann ging es weiter: Ist dein Mann gut zu dir? Ist er groß und start?" Die neu­gierigste Fragerin aber sagte: Wenn dein Missionärin unterdrückte ein Lächeln und ver­sicherte ernst: Mein Mann schlägt mich nicht, aber wenn er mich schlagen würde, so würde ich bestimmt wiederhauen." Da ging den dunkel­farbigen Schönen ein Licht auf und sie kamen einstimmig zu der Meinung: Nun begreifen wir, warum bei euch die Männer nur eine Frau haben. Sie haben Angſt.

Auch ein rumänisch geschriebener Zettel fand sich vor, mit folgendent Inhalt: Oh, großer Günstling Gottes und wundervoller Rabbi! Jch, Vasile, Stlabe Gottes, bitte dich vielmals, der du der Günstling Gottes bist,

Am Grabe des Wunder- meine Steuerlast erträglicher zu

rabbis.

machen. Das wäre dadurch möglich, daß du den bösen Steuerdirektor Nedanu überredetest, mir etwas davon abzulassen, und daß du ver­fügteſt, daß ich mein Gelb von Jean Micſa und Franz Nemetz wieder zurüdbekomme."

Weit und breit ist das Grab des auf dem jüdischen Friedhof in Temesvar beigefeßten gelehrten Rabbi Oppenheimer bekannt. Der Diese Bitte schien jedenfalls die aftuellste Stätte werden Wunderwirkungen nachgerühmt, und dringendste unter allen zu sein. Es ist so daß noch heute bort täglich abergläubische jedoch zu bezweifeln, ob selbst der wundertätige

Leute, Juden, Ungarn , Siebenbürger , Sadhjen und Rumänen, die durchweg den besseren Ständen angehören, erscheinen und ihre Wünsche, die sie zu Papier brachten, vortragen. Sie steden den zusammengefalteten Bettel unter bas Blechbach des Grabmals, in der Hoffnung, baß der Wunderrabbi ihre Wünsche erfüllen lassen werde.

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Mann dich schlägt, hauſt du wieder?" Die

Die Stadtgöttin von Möffel.

Ein lustiges, mitunter derbes, aber Frau gleich ihrem großen Gegner Baltus immer amüsantes Buch ist im Propyläen- Powenz über und über tätowiert vorstellen, Verlag, Berlin unter dem Titel: Die mit dem Stadtplan von Mössel etwa, aus der Bowenzband e", Zoologie einer Familie Vogelschan, mit Kirche, Post und Bahnhof, um gemeinverständlich dargestellt von Ernst Pen- jo anzuzeigen, daß alles, was da geschah, an zoldt. Der Dichter hat hier ein neues Gebiet ihr geschah und sie förperlich und seelisch be­betreten und erobert, das der Humoreste. wegte. Denn jedes Kind, das in der Stadt ge= Mit Erlaubnis des Verlages entnehmen wir boren wurde, gebar sie im Geiste mit, jeden dem Buche folgende Skizze aus dem Spießer- Tod starb sie und beweinte ihn zugleich, an leben einer Kleinstadt in der Vorkriegszeit: jeder Liebe, und das vor allem, nahm sie wärmsten Anteil. Sie duldete kein Geheimnis in der Stadt, die bebte unter ihrem Soldaten­

Da der Belehr auf dem jüdischen Friedhof in der letzten Zeit allzu rege wurde, schöpfte bie Siguranza so nennt sich die politische Polizei in Rumänien Verdacht. Sie ber­mutete Verschwörung, Hochverrat und derglei­then und fandte einen ihrer tüchtigsten Beamten auf dem jüdischen Friedhof, um den Grund der Popularität des Grabes auszufundſchaften. Nach der Ruhestätte des Wunderrabbi ge­Es gab damals in Möffel rund sieben langt man die Besucher nehmen wenigstens tausend Witwen und unversorgte Töchter. Sie alle diesen Weg- von rückwärts durch eine waren alle schwarz gekleidet, wodurch sich das Bresche in der Einzäumung des jüdischen Stadtbild nicht sehr freundlich gestaltete. Ueber Frie hoses. Als der Vertreter der rumänischen alle aber herrschte jene reiche Witwe Quiebus, Staatssicherheit sich dem Eingang näherte, eine rojige, sehr forpulente Riefendame. Sie wartete dort gerade ein elegantes Privatge- liebte die Wohltätigkeit, aber sie haßte die fährt mit zwei Schimmeln. Am Grabe weilten zwei ebenso elegante Damen, scheinbar Mutter und Tochter, im Gebet versunken. Der Geheimpolizist fonnte wahrnehmen, wie die Damen irgend etwas unter dem Blechdach des Grabmals verbargen. Kaum hatten sie den Friedhof verlassen, so eilte er nach dem Grabe, um ihm das Verborgene zu entnehmen. Da framte er unter dem Blechdach des Wunder grabes viele kleine Zettelchen hervor und lieferte sie der Sigurenza ein. Aus den Doku­menten der vermeintlichen Verschwörung ging hervor, daß es sich um harmlose Wunschzettel chen handelte, die an den toten Wunderrabki von seinen Gläubigen gerichtet worden waren. Ein Zettel lautete wörtlich: Lieber Wunder rabbi ! Ich bitte dich, mich anzuhören. Gib, daß 2. meine Enfelin, sich mit Otto H. verheirate und glücklich werde! B. K."

Bowenzbande". Sie verabscheute jie, vielleicht, weil ihr dreimal der wohlgemeinte Versuch mißlungen war, diese so schrecklich verwahrlosie Familie zu retten". Nichts aber konnte wahr­haftig die verstockten Powenze mehr kränken, als wenn jemand sie auf den rechten Weg zurüdführen" wollte...

schritt....

Frau Quiebus hat ein mitjühlendes Herz. In ihrer Trauer weint sie mit jedermann, mit den Briefträger, mit der Puhfrau, sogar mit dem Steuerboten. Sie hat für alles ein großes menschliches Verständnis. Oh, sie versteht den Fehltritt Frau uhlenkamps, von dem sie längst weiß, sie verurteilt auch die hübsche Frau Jorfum nicht. Sie kennt sogar die galante Ursache des Rüdenmarkleidens von Direktor Q., und sie hat Gewißheit in bezug auf die. Rinderlosigkeit bei O.s. Sie ist über alles orientiert. Sie fennt alle Ehen ganz genan...

Sie hatte zwei Kinder. Sie hatte ihren Edwin, dessen Gesundheit ihre ständige Sorge war, und Carola, ihren Sonnenschein, abgesehen von den Powenzleuten übrigens das cinzige Wesen in Mössel, dessen Geheimnisse Frau Quiebus nicht fannte. Carola sagt mir alles, sie ist ja auch noch ein solches Kind in derlei Dingen", äußerte Frau Quiebus überall und meinte damit die Liebe. Carola war übrigens ein großes, hübsches Mädchen, rassisch blond, mit einer Haut wie gepudert, unschuldigen Augen und den schönsten Beinen, für die sie jogar einmal, ohne Wiffen der Mutter natürlich),

Frau Thusnelda Quiebus war eine Ger­manin von Gestalt, blond, rotwangig, und, wie gejagt, folossal". Sie war es, weil sie zuviel , obgleich sie es natürlich rundweg leugnete. Fast alle Diden behaupten, daß sie doch fast nichts äßen und nicht wüßten, warum sie stän dig zunehmen. Auch Frau Quiebus sagte das von sich. Das bißchen Suppe, die paar Kar töffelchen, die kleine Schnitte Schlagrahmtorte, das konnte es doch unmöglich machen. Es mußte also die Veranlagung daran schuld sein oder aber die Schneiderin, deren Kleider so schred lich dick machten. Ihrer Gestalt nach fonnte wahrscheinlich, damit der Wunsch Quiebus ohne weiteres als Mösseler Stadt einen nicht unbedeutenden Preis bei einent ber Großmutter um so bestimmter in Ergöttin gelten( im antifen Sinne). Symbolisch| Reklamewettbewerb für Damenstrümpfe troß füllung gehe. ausgedrüdt, mag man sich diese unvergeßliche starfer internationaler Konkurrenz davonge

Dieser Text war auch ins Ungarische übersetzt-

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