-

fich alle Eunuchen zurüdgezogen und alle

-

Und er wanderte und wanderte, immer

siegend, immer unerfüllt, immer suchend, bis er alt geworden war und sein Haupt grau schim­merte, gleich Eis.

*

Da erst merfte der Fischer, wie bitter fich

Und er war kraftlos!

*

Was konnte ihm auch die Liebe der schönen Der Fischer wand das Seil, die Tänzerin Späherohren sich entfernt hatten, wenn in dem Frau geben, wenn er das Mittel besaß, die| sank zu ihm aufs Lager... weiten, großen Balast nur mehr Frauen verschönste zu gewinnen? Wo sollte er die blieben, da brachte die einsehende Nacht die suchen, in deren Besitz er reuelos vergehen die enttäuschte Liebe der Fee gerächt: Suchend, gemeinsame Sehnsucht. Wenn es auch Neben- fönnte? unerfüllt war er durchs Leben gewandert. Und buhlerinnen und Feindinnen waren, Hoch­nun er am Ziel seiner Wünsche war, war er mütige und Demütige, Erhobene und Unge­zu alt geworden. achtete, so waren sie doch alle gleich, hatten gemeinsame Wünsche und gemeinsames Ver­langen. Und auch die, welche der äußern Form nach etwas erreicht hatten die Begünstigten Endlich, als Greis, fand er die Richtige. und Auserwählten waren genau so arm und hilflos wie die einfachsten Dienerinnen.. Es war eine kleine Tänzerin, die sich dem Die Sprache der Sonnenlosigkeit verwisch: Alternden, eben seines Alters wegen, versagte. Titel, Reichtum und Glanz. Sie dringt Gerade aber dieser Widerstand reizte den Sieg­erweckend zu dunklen, unerforschten Trieben, gewohnten zum Aeußersten. Diese, die Wider­deren erwachte Lebendigkeit feine starre Eintrebende, erschien ihm sofort als die Schönste engung mehr anerkennt. Die versperrte, ver- auf Erden. riegelte Nacht des Harems deckte unbarmherzig die Leere des hohlen Daseins auf. Das Leben all dieser Frauen lag abseits von eigenen Wünschen, von eignen Hoffnungen und von persönlichen Zielen.

-

Die letzte Geschichte des Jeremias Himmelstößer.

Als aber an diesem Morgen die auf­glutende Sonne alle Leidenschaft der Nacht auf­löste, sprach die Fee zum Fischer, hochbeglückt durch seine Liebe. Und sie befrug ihn, welchen Lohn er begehre.

Aber der Fischer sprach:

,, Wechselvoll sei sein Verlangen nach der Frau, gleich den Farben des Meeres. Deshalb bitte er um eine Gabe, durch die er je de Frau gewinnen fönne; und sei fle die schönste auf Erden."

Sehr traurig war die Fee ob dieses Wun­sches, ausgesprochen nach solcher Nacht, denn sie hatte den Fischer wahrhaft geliebt. Doch mußte sie ihr Wort einlösen; aber sie tat es ungern und mit traurigem Herzen.

Und die Fee erhob ihre weißen Arme jum Simmel und flocht aus den glitzernden Siza len der Sonne ein goldenes Seil. Das reichte fle dem Fischer und sie sprach dazu:

So du dieses Seil um eine Frau widest, die du begehrst, wird sie dein sein. Doch adjie, Fischer, nur einmal wirksam ist der Zauber. Daß du ihn nicht voreilig gebrauchest."

Der Fischer dankte höflich für die Babe Doch war er nicht froh im Herzen, denn mit Doch war er nicht froh im Herzen, denn mit Trauer war sie ihm gegeben worden.

*

Und wieder wanderte der Fischer zwischen den Frauen!.

Immer, wenn er ein schönes Weib jah, griff er nach dem Seil. Und immer wieder hielt

er inne.

War es denn schon die Schönste, der er eben begegnet? Konnte nicht schon morgen vine Schönere über seinen Weg schreiten? En Weib, das wirklich würdig war, daß er jentet wegen den einmaligen Zauber gebrauche. Wiel leicht gelingt es dieses Mal noch so, ohne Seits

Seltsam genug, es gelang!

Es gelang immer, es gelang wie eine Selbstverständlichkeit!

Denn schon im Bewußtsein, das Feenfeil überhaupt zu besitzen, lezten Endes jede Frau, auch gegen ihr Wollen, erobern zu fön­nen, hatte sich so viel Sieghaftigkeit, so viel Selbstvertrauen über ihn gebreitet, daß hm fein Weib zu widerstehen vermochte.

Nur daß er dennoch dabei traurig thicb. Und darum trug wieder nur das Feenfeil die Schuld.

Als er aber diese Nachtt alle Leidenschaften der Seele auffingen ließ, wanderte der Fischer zurück in seine Hütte, und er trug das Feenseil in der Hand.

Seme Augen waren wie erstarrt in Weh und er wußte alles Leid der Erde.

Und erst nachdem er das Seil versenkt hatte, rann über seine Wange die erste Träne.

Bater Marr an feinen

Gohn.

Unter dem Titel Geliebter Sohn"| jedem Leiden ein gerissenes Herz offen zu legen bringt der Ernst- Rowohlt- Verlag Berlin eine und das unserer Lieben mit zu zerreißen, foll bon Paul Elbogen besorgte Sammlung das Poesie heißen? Gott bewahre uns für die Briefe von Eltern an ihre berühmten ein schönste aller Naturgaben, wenn das ihre der heraus. Häufig sind es einfache, unbe- nächste Wirkung ist. Nein, Schwachheit, Eere fannte, einfältige Menschen, die Ratschläge zärtelung, Eigenliebe und Dünkel allein redu zu geben verfuchen aber sie wachsen zu zieren so alles auf sich und lassen auch die biblischer Größe. Wir erleben den Einfluß teuersten Gebilde in den Hintergrund tveten! der Eltern auf das Werden des bedeutenden Die erste aller menschlichen Tugenden ist Kraft Sohnes, der Tochter, ihre gelungenen aber und der Wille, sich zu opfern, sein Ich hintan fehlgeschlagenen Versuche, sie zu wandeln, zusehen, wenn Pflicht, wenn Liebe es gebeut, ihnen den Weg ebnen, ihnen geistig und und zwar nicht jene glänzenden, romanti chen materiell zur Seite zu stehen. Von Pipin über oder heldenmütigen Aufopferungen, das Werk Friedrich II. , Goethe, Schiller, Mozart , eines schwärmerischen oder heroischen Augen­Schopenhauer bis zu Liliencron , Wedekind, blicks. Dazu ist selbst der größte Egoist fähig, Kainz, Dehmel, Rathenau hören wir den denn gerade das Jch glänzt alsdann hoch. Strom des Blutes rauschen. Als Probe ge­ben wir einen Brief von Karl Margs Vater an feinen Sohn wieder.

Bad Ems , den 12. August 1837. Bieber Karl!

Du selbst hast so schön das Leben Demer vortrefflichen Wutter geschildert, so tief empfun den, wie ihr ganzes Leben ein fortgefehtes Opfer der Liebe und der Treue ist, und Du haft wahrlich nicht übertrieben. Aber wozu die Mein Schreiben, in einer großen Autre- schönen Vorbilder, wenn sie nicht zur Sach­ahmung beleben? Kannst Du aber die Hand gung entstanden, mag Dich etwas hart getrof- aufs Herz- dies von Dir bis heran rühmen?, fen haben, und ich bedaure es herzlich, wenn dies in der Tat der Fall war. Nicht, als hätte ich dabei Unrecht begangen, ich laffe Dir felbst die Beurteilung über die Frage, ob ich gegrün­dete Ursache hatte, aufbrausend zu sein. Du weißt es, Du mußt es wissen, mit weicher Liebe ich Dich umfaffe. Deine Briefe( insofern lichkeit und phantastischer schwarzer Gedanken ich nur darin Spuren jener kränkelnden Empfind­finde) find ein wahres Bedürfnis, ste väzen es mir und Deiner seelenbollen Mutter vor­züglich diesen Sommer gewesen...

-

So sehr ich Dich über alles die Mutter ausgenommen- liebe, so wenig bin ich blind, und noch weniger will ich es sein. Ich lasse Dir viele Gerechtigkeit widerfahren, aber ich fann mich nicht ganz des Gedankens entschla­gen, daß Du nicht frei von Egoismus bist, etwas mehr, als zur Selbsterhaltung nötig. Ich kann nicht immer den Gedanken verscheachen, daß ich in Deiner Lage mit größerer Schonung, mit aufopfernderer Liebe den Eltern entgegen­gefontmen fein würde. Habe ich außer cem Dasein nichts von den Meinigen erhalten doch ohne ungerecht zu sein, von meiner Mut­ter Liebe und wie habe ich gekämpft und ge litten, nur folange als möglich fie nicht zu fränken.

-

Entschuldige Dich nicht mit Deinem Charakter. Klage die Natur nicht an. Sie hat Dich gewiß mütterlich behandelt. Sie hat Dir Stärke genug verliehen, das Wollen ist dem Menschen hingegeben. Aber bei dem kleinsten Sturm sich dem Schmerz zu überlassen, bei

Du wirst und mußt nun früh Famii: en­bater werden. Aber weder Ehre noch Reichtum noch Ruf werden die Frau und die Kinder be­glüden, Du allein fannst es, Dein befferes Jch Deine Liebe, Dein zartes Benehmen, das Hint anfeyen türmischer Eigenheiten, heftiger, Auf­etc. Ich spreche kaum mehr für mich, ich rufe braufungen, tränkelnder Empfindlichkeit ete ete Deine Aufmerksamkeit auf das knüpfende Band.

Du fagst es selbst, das Glück hat Dish zu feinem Schoßkinde gebettet. Möge der Allgaige es, soviel die gebrechliche Menschlichkeit es ge stattet, treu Deinen Fersen folgen laffen. Aer auch der Glücklichste sieht trübe Stunden; feinem Sterblichen lächelt ewige Sonne. Aber von ihm, dem Glücklichen, darf man mit vollem Rechte fordern, daß er dem Sturm männlichea Mut, Fassung, Resignation, Heiterkeit catgegen­feze. Mit Fng darf man fordern, daß das ber­flossene Glück ein Panzer werde gegen momen­tane Leiden. Das Herz des Glücklichen ist voll und reit und fräftig, es darf sich nicht so leicht zerreißen Laffen.

Lebe wohl, mein guter Karl, und behalle mich immer so lieb, wie Du es fagst, doch mache mich mit Deinen Schmeicheleien noht rot. Es schadet nichts, daß Du eine so große Meinung von Deinem Vater hast. In meiner Sage habe ich auch etwas geleistet, genug um Dich zu haben, lange nicht genug, um mich zw befriedigen. Dein Vater.

Marg