s Bank und Mief wi« ein Bär, fein dickes Ge­sicht war blaurot. Dröhnendes Schnarchen füllt« den Raum. Di« Tür ' öffnete sich und schlug langsam hinter»ns zu... Wir waren in der Frei­heit... Mein Doppelgänger. Ein vergessenes Prosagedicht von Iwan Turgenjew . Wenn ich allein bin, so gang und lange allein, dann kommt es mir vor, als ob noch jemand in meinem Zimmer weile, noben mir sitze oder hinter mir siehe. Drehe ich mich um oder richt« ich meine Blicke dorthin, wo ich jenen Mann ahne, dann seh« ich natürlich nie­manden. Selbst das Gefühl seiner Nähe schwin­det... Aber nach einigen Augenblicken kehrt es wieder. Dann leg« ich den Kopf in die hohlen Hände und sinn« über ihn nach. Wer mag er sein? Was mag er sein? Er kennt mich und ich kenn« ihn. Er ist mir beinahe verwandt ... und doch liegt zwischen uns«in Abgrund! Ich erwarte von Hm kein Wort", keinen Ton; er ist ebenso stumm wi« unbeweglich. Und doch spricht er zu mir..., spricht un­deutlich, unverständlich und so vertraut. Er weiß viel um mich und um meine GHeimnisse. 3m empfinde keine Angst, aber«ine un­heimliche Besorgtheit. 3ch möchte nicht«inen so nahen Zeugen meines inneren Lebens haben ... Ist er viesteicht gar mein Doppelgänger? Ist er vielleicht m«in verflossenes Ich? Wahr­haftig: zwischen mir, dem Gegenwärtige», und mir, wie ich«inst war, liegt eine tiefe Kluft. Mer er erscheint nicht auf meinen Befehl. Er taucht plötzlich auf, als ob er seinen eigen«» Willen hatte. Wir haben nichts zu lachen, weder ich noch er, in der drückenden Stille der Einsamkeit. Und wenn ich einmal sterb«, dann werden wir beide verschmelzen, mein früheres und mein gegenwärtiges Ich, und für immer in di« Regionen der nicht wiedcrkehrenden Schat­ten entschweben. llnaMckSWle Im Tierreich. Wenn Tier« eines gewaltsamen, unnatür­lichen Todes sterben, ist«S"nicht inml«r«in überlegener Feind, der sie zur Stricke bringt. Bor kurzer Zeit wurde zwischen Spandau und Berlin «in Hirsch von einem Motorrad über­fahren und getötet, wobei auch di« Fahrer fchver zu Schaden kamen. Ein« R«ih« ähn­licher Fälle stellt H. von Lengercken imNatur­schutz' zusammen. Ein langbeiniger Bogel, der Wasserläufer, suchte im seicht«» Wassrr nach Nahrung, wobei er mit einem Bein in die offene Schal« einer Teichmuschel trat- Diese schloß die Schale, der Bogel konnte fein Bein nicht mehr befreien und ertrank durch die Wir­kung des hemmenden Gewichtes. Ein Fisch­adler schlug beide Fänge in den Rücken«in«S starken Hechtes, konnte sie nicht mehr losmachen und wurde vom Fisch in di« Tiefe gezogen. Mitunter legt der Kuckuck keine Eier in die Nisthöhlen anderer Bogel mit sehr kleiner Oefsnung Der junge Bogel wird zwar von den Pflegeeltern ausgezogen und fleißig ge­nährt, gedeiht auch, kann aber durch di« enge Oefsnung die Höhle nicht verlassen und geht Äend zugrunde. Neswögel fallen aus dem Nest oder verwickeln sich mit den Füßen in das Material d«S Nestes, können nicht wegfliegen und kommen um. Buchfinken wurden beim Brüten von einem Schwarm von Raupen des RingrLpinners gestört, so daß ste diesen das Nest überließen, das nun ganz von Gespinsten überzogen wurde. Bon größeren Vierfüßlern sind es die wehrhaften Böck« mit Hörnern und Hirsche, die sich manchmal so ineinander verrenk«», daß sie nicht mehr auseinander können. Man findet dann im Wald manchmal nach Jahren unlös­lich verbundene Schädelskelett«. Ihre winzigen Ebenbilder, di« Hirschkäfer, können in ähnlicher Werse verunglücken, indem sie sich große Löcher in den Ehintinpanzer reihen, woran sie sterben. 3m Berliner Museum für Naturkunde findet man zwei Hirschkäfer, die sich so ineinander verkämpften, daß der«ine das Geweih nicht mehr aus dem Panzer des anderen lösen könnt«, so daß beide umkamen. Es gibt auch Massenunglücksfälle, nament­lich bei Jnsektemvanderungen, deren Richtung ganz willkürlich und meistens vom Wind be­stimmt scheint. Ost treibt der Wiird riesige Schwärm« von Insekten auf das offene Meer hinaus, wo sie ertrinken. Am Strand der ro­ll ich Ostsee findet man gelegentlich«inen schwarzen Rand von Myriaden von Insekten der verschiedensten Art, di« einzeln vom Wind aufs Meer hinausgetrieben und nach dem Er- Harem bedeutet das Verboten«, das Richt- zubetrerende, das Unzugängliche und Unver­letzliche. Daher ist Harem der Teil des moham­medanischen Hauser, worin die abgeschlosienen Wohnungen der Frauen liegen. Aber der größt« Harem war der Harem des Großherrn in Konstantinopel . Man har ihn und seine Geheimtiisse behütet mit einer Eifersucht, die selbst diejenige noch überstieg, womit der h«i- lige Stein von Mekka , di« Kaaba , einst vor den Augen der ungläubigen Hund«, vor den ausgeschlossenen Giaurs und Franken gehütet wurde. Und jetzt ist der Harem des Sultans für di« Oeffentlichkrit zugänglich gemacht! In all diesen mit wahnwitziger Verschwen­dung ausgestattcten Palästen, auf der äußersten Spitze der großen Halbinsel zwischen Goldenem Horn und Bosporus , wo Byzanz, Konstanti­ nopel , Stainbul erbaut ist, im Palais von Dolmabagtsche und in dem berühmten Palast von Topkapu, di« das Serail deS Sultans bildeten, gab es solche Harems. Es sind nun kein« schwarzen Verschnitten«« mehr da, keine Haremswächter mit dem Ksilaz-Aga an der Spitze, di« uns den Eintritt in den kaiserlichen Harem mit Schwert und Dolch streitig machen können. Geöffnet ist das Verschlossen«, er­laubt das Verbotene, das Unzugängliche weg­bar und verletzt das unverletzliche Geheim­nis, das der Harem des Sultans seit vierhun­dert Jahren, seit der Eroberung Konstantino­ pels durch di« Türken im Jahr« 1453, gewesen ist. Di« neue Zeit hat alles w«ggefegt. Zwischen seidenbesparmten, porzcllanver- ziertrn Wänden, über di« kostbaren Teppich« aus Kaschmir , Smyrna und Samarkand eilen nicht mehr- die Scharen der Sklavinnen, um die großen Khadunas, dieDamen ", di« Ge­mahlinnen d«s Großherrn, zu bedienen. Wer verfchleppr noch di« schönen Cirkasiierinnen und Georgierinnen, die einst di« Mutter, di« Schwester und die anderen Verwandten des Sultans oder auch«in eifriger Wesir seinem allmächtigen Herrn vom Sklavenmarkt zuführt«. Niemand mehr. Alle Schrecken der Thronstreitigkeiten, B«r- walrungSrejorwen und Staatsumwälzungen, die Absetzung des Großwesirs odrr der Sturz rin«S Janitscharen-Aga, der di« auS christlichen trinken wieder ans Land gespült wurden. Dies« Friedhöfe«rtruirkener Insekten können eine Dicke von mehreren Zentimetern»nd ein« Oberfläche von einigen Quadratmetern besitzen. Solche Massenunfälle gab«8 schon vor Zchn« tausenden von Jahren, als Insekten an den reichlich fließenden Harztropfen der Bernfteiiw sicht« kleben blieben und darin erstickten. Man suchet sie jetzt als Einschlüße in Bernstein . So wurden viel« naturwissenschaftlich wichtige In­fekten der Nachwelt«Haven. Beim Kopal- harz der Tropenländer findet dieser Vorgang noch heut« statt. Schließlich sei noch der Fäll« gedacht,^ wo Tiere Opfer der Technik werben. Bügel ver­wickeln sich in Telegraphendrähte oder werde» vom hochgespannten Strom getötet. Sie stoßen sich, vom trügerischen Licht angelockt, di« Ki^f« an den Glasscheiben der Leuchttürm« ein. Schwimmvögel, di« sich aufs Meer niederlassen, gehen zugrunde, wenn ihr Gefieder vom Oel verklebt wird, das von ölgcheizten Dampfschif­fen herstammt. Auch kommt«8 ost vor, daß im Wald besonders Hasen im Scheinwerfer­licht nicht mchr den rettenden Sprung zur Seite wagen und ülberfcchren tverden. Renegaten gebildeten Leibtruppen, di« tapfer», sten d«r bewaffneten Sklaven des Sultans be­fehligte: all dies wie oft ist es in, der Verschwiegenheit des Harems ersonnen und an» gestiftet worden! Oder di« Eifersüchteleien unter den schönen Odalisken und indischen Huris des Sultans haben manchen Würden­träger das Krummschwert an dep Nacken, di« seiden« Schnur an die Gurgrl gebracht!... Oder das Geschrei unt«r der Bastonade, das die Hallen erfüllte... wenn di« dritte oder viert« Khaduna aufsteigen wollt« in den ersten Rang wenn die einflußreichen Khassekis, wie di« Mütter der Prinzen genannt wurden, ihrem Sohne den Weg zum Thron« ebnen wollten, dann brüteten Verrat und Intrige in den Haremsgemächern über Meuchelmord und Gefängnis und Galeeren. Gelang es einer dieser kaiserlichen«ouavinnen, ihren Sohn auf den Diwan beS Sultans zu erheben, dann wurde auch sie Sultanin; ihre Töchter, di« Schwestern des Großherrn; Sultaninnen gleich ihr. Dann bestimmte sie, die Walide-Sultan, di« Muttrr d«S regierenden Sultans, di« alS einzige, allen sofort erkennbar, unverschleiert gehen durste, sie bestimmt« dann, welch« der OdaliSken in den Tagen d«s BeiramfesteS und in d«r Nacht des 27. Ramasan das Schlafzim­mer des Großherrn teilen durfte. Und wi« vieles hing doch davon ab!...Für das für den Serail und für die Auserkoren« selber! Und schenkt« ste dann dem Sultan«inen Sohn «in« neu« Glücksperiod« des osmanische« Reiches würde anbrechen! Das Kalifat würde zu immer höheren Gipfeln irischer Grohmäch« tigkeii emporsteigen. Weg si-d sie, die oberste Prinzenmutte, mit dem Titel Khafleki-Sultan, und di« Kahaja« Khaduna, die alt« Geliebte des Kaisers, di« er nach langen«rpropten' Diensten zur Oberaus« I sicht an di« Spitze des Harems gestellt hat, dl« ' OdaliSken' Diese Gemächer stehen weit oste«,«in Kunstwerk jedes einzeln«», in schön«» Lini«» abgesetzt mit kostbarem Porzellan von tief« malvenfarbig«! Tönung. Hundert« von großen Betten mit PrukbaldachinS überdacht, indisch«, versische Arbeit. Venezianischer Geschmack. Weiße Marmorbrunn«» zwischen prächtigen Orchi- 3m Harem des Setzten Sultans.