zierte Zahnstocherbehälter, eine ganze reich haltige Kollektion aus Bunzlau  , Gablonz   und Umgegend.

,, Das verkaufen Sie den Indianern? Des halb die gefährliche Fahrt und Jaguare?",

Gerade mit den Indianern fann man gute Geschäfte machen, die von der Welt ganz abgeschlossen sind. Das war in Deutschland   auch so. In den Dörfern, wohin nicht mal eine Lokalbahn fährt, tann man am besten ver­Taufen. Solche Fahrten waren auch in Deutsch­ land   mühevoll. Und bissige Köter, die es auf einen Motorradfahrer abgesehen haben, sind im Grunde nicht weniger unangenehm wie Jaguare, die Angst vor den Menschen haben. Ueberhaupt, abenteuerlich fäme mir das Leben hier in den Tropen nur vor, wenn ich in Deutschland   darüber lesen würde. Hier habe ich andere Sorgen. Ich muß daran denken, wie ich meine Aufträge hereinbekomme und eine billige Unterkunft finden kann, genau so als wäre ich in Deutschland  .

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Samburg fuhr, gehörte zu den wenigen selb meiner Brüder arbeitet auf den Delfeldern in ständigen" Deutschen  , die ich unterwegs traf. Venezuela  , ein anderer in den Raffinerien auf ,, Auf eigenen Füßen zu stehen, das hört Trinidad. Wir bekommen genug Briefe aus sich schön an und das war auch immer mein Deutschland  , in denen man uns um unser Wunsch. Aber heute ist das, wenn man nicht interessantes" Leben beneidet. Worin besteht zu den Großgrundbesitzern gehört, die auch die das Interessante? Ich bin überzeugt, man Macht haben, nichts weiter als eine Illusion. denkt dabei nicht gerade an die Arbeit. Was Es kommt nicht mehr darauf an, wieviel man aber ist das Neuartige, das wir hier erleben? produzieren, sondern wie man verkaufen kann. Die Hize, Tropenkrankheiten? Wir finden es Die Ernte ist glänzend, aber die Kleinen gehen gar nicht so spannend, Chinin zu nehmen und dabei zugrunde." von den Moskitos gequält zu werden. Ja, wir Ein Buchdrucker, ein Leipziger, der schon verdienen mehr als drüben. Der Wochenlohn seit Jahrzehnten in San Juan  , auf der schönen eines gelernten Arbeiters schwankt zwischen Insel Porto Rico  , lebt, seufzt melancholisch, 25 und 60 Dollar, aber die untere Grenze ist als von der Schönheit der Insel die Rede ist. die häufigere. Dagegen sind die Lebenshaltungs­Ich merke nicht viel davon. Die Arbeits- fosten entsprechend höher als in Europa  . Kampf zeit ist zu lang und trotz all der Jahre kann sums Dasein ist auch hier der Wahlspruch." ich mich an die Site nicht gewöhnen. Einer| Maria Leitner  .

Cine Brieftasche gefunden.

Von Kurt Rudolf Neubert.

Miete bezahlt. Aber Zahlungsbefehl wegen Möbelrate bekommen. Durch Annas Mantel pfeift der Wind. Es ist doch nicht so leicht.

Holländisch- Guayana ist ein reiches, kaum An der Brücke fand ich eine Brieftasche.| Woche. Schwein muß der Wensch haben. Sente bevölkertes Land, das einem unternehmungs- Ich hob sie auf und untersuchte sie unter einer abend essen wir warme Wurst mit Sauerkraut. Iuftigen Geist anscheinend jede Entwicklungs- Laterne nach einer Adresse. In der Brieftasche möglichkeit bietet. Wie sieht es in Wirklichkeit befanden sich zwei Zahlungsbefehle, eine Stem­aus? Es gibt hier verhältnismäßig viele peitarie, auf den Namen des Arbeiters Paul Deutsche, aber kaum einen, der selbständig W... ausgestellt und diese Blätter, die ich zu Hause studierte. Ich benachrichtigte dann die Behörde, da ich an einen Selbstmord des Arbeiters Paul W... glauben mußte. Einige Tage später aber konnte die Tasche dem Ver­fierer zugestellt werden. Er hatte sich beson­

märe.

Pioniere, Kerle, die den Urwald urbar machen, die eine neue Welt aufbauen in einer neuen Welt, das klingt alles sehr großartig, aber wenn man näher hinsieht, was stellt sich herans? Auch am Rande des Urwaldes, anch nen im Urwald selbst bleibt dir nichts anderes übrig, als für einen Wochenlohn von soundso viel und bei einem Arbeitstag von 10 bis 12 Stunden dieselbe Arbeit zu verrichten wie drüben im alten Europa  . Für wen? Für irgendeine Aktiengesellschaft mit unsichtbaren Häuptern, die in London  , in Amsterdam  , in Baris siyen. Und nicht nur uns Deutschen   er­geht es so. Betrachten Sie hier in unserer Hauptstadt die sogenannte bessere Gesellschaft. Alle die Konsuln, also die erfolgreichster: Ge­schäftsleute, auch sie sind nur Angestellte.

Unsere Kolonial- und Kurzwarenläden, die manchmal so primitiv aussehen, sind trotzdem meist sehr rationell ausgebaut, mit einer Ein­kaufszentrale in London   oder Amsterdam   und mit Filialen auf den Inseln und in den Kolo nielländern."

Einen Berliner   traf ich in einer neuent­standenen Stadt mitten im Urwald. Muß der da ein phantastisches Leben führen! Was macht er hier?

Ich bin Buchhalter, Arbeitszeit von ntor­

gens sieben Uhr bis abends um sechs, eine Stunde Mittagspause, Gehalt 140 Dollar, aber die Lebenshaltungskosten sind hoch, ich ber brauche fast alles, was ich verdiene."

Bhantastisches Leben? Genau jo phan tastisch wie das eines Buchhalters in Berlin  

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Ein Rheinländer in Maracaibo  , der nur nach vielen Schwierigkeiten eine Stellung auf den Delfeldern fand, erklärt seinen Wirkungs­freis.

Ich kontrolliere die Arbeitskarten, wenn

fie gestempelt werden."

Kontrolluhren bei den Indianern? Sier, wo es vor kurzem nur Urwald gab?"

Ja natürlich, wir haben genau denselben Großbetrieb wie in Deutschland  . Und auch bei 40 Grad Hi( e bleibt die Hauptlofung Arbeits­disziplin."

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Ein Kaffee Plantagenbesizer aus Guate­

Ob es besser wird? Es wird immer schlimmer. Wenn ich abends mit Anna darüber spreche, will sie es nicht wahr haben. Ob sie es manchmal bereut, daß sie mich geheiratet hat? Ronnte man das voraussehen? Und wenn man daran dachte, hat man die gesunden Arme geredt und gelacht: Ach was, wir wer den schon wieder Arbeit finden. Und man ver­hungert nicht so leicht."

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Und dauert es doch länger. Zu lange. Man wird verrückt: die Abzahlungen von früher, die Neuanschaffungen, die Miete, die Schuhfohlen. Anna braucht einen Winter­mantel, sie sagt ja nichts, aber ich sehe es doch. Ich sehe noch mehr: Annas blaffe Wangen  , meine durchgescheuerten Hosen, mein unge­schnittenes Haar.

Ich mache die Augen zu und döse stunden­lang am Tisch.

Anna focht Suppenwürfel.

Wir können gar nicht mehr miteinander

reden. Einer schleicht um den anderen herum, als hätte er Angst, ihm zu nahe zu kommen. Morgens wacht man schwer auf. Der Magen Brot gibt es auch noch. knurrt. Der Schädel brennt. Anna kocht Staffee.

Ich gehe stempeln, Arbeit suchen. Anna geht stempeln, Arbeit suchen Wie lange noch?

Heute war der Hauswirt wieder da. Ber­sönlich. Ich hätte ihn am liebsten die Treppe Geduld bitten müssen. Wie ich den Mietrück­runtergeworfen, aber ich hab ihn doch um stand bezahlen soll, das weiß ich auch nicht.

Im Park macht mir die Arbeit einige Freude. Aber wie lange wird es dauern? Wir sind eine Kolonne von elf Erwerbslosen. Mor­gen kommt das große Mittelrondell ran.

Anna kam heute mit einer verdammten Neuigkeit nach Hause. Der Alte, bei dem sie

die paar Groschen verdient, belästigt sie. Was denkt sich der Kerl? Wenn es nicht anders wird, muß Anna wieder zu Hause bleiben.

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Stube geholt. Am Spiegel flebt der Kudud. Heute haben sie uns das Sofa aus der Jch fege noch immer im Park.

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Nun ist auch das vorüber. Ich bin wieder zu Hause. Aber Anna bringt abends wenig­stens Wurst mit aus dem Geschäft, sie sagt, die Frau würde es ihr zustecken, ich frage nicht mehr, ich habe Hunger. Manchmal bleibt mir doch der Bissen im Munde stecken. Ich sehe Anna an und denke: Sie hat etwas! Sie sieht verweint aus.

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Die Zeitungen sind voll von Berichten über Lohnabbau. Sollen sie. Die Arbeitslosen­ziffer steigt.

predige: Ich kann das und das. Habe das und Ich laufe herum. Renne Türen ein. Ich Das gelernt. Hier sind meine Zeugnisse. Alles in Ordnung. Ich bin ein Mensch wie du, wie ihr, aber sie zucken die Schultern: Arbeit? Es ist zum Aufhängen.

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Vormittags hatten sie uns den Kleider­schrank weggeholt.

Abends kam mein Freund Franz zufällig, als wir beim Abendbrot saßen. Anna hatte wieder Wurst mitgebracht. Franz sah hin und wurde blutrot. sagte: Na, Not ist das gerade nicht!" Anna

Ich hatte keinen Hunger mehr. Ich hatte plöglich einen schauderhaften Gedanken. Ob mein Gesicht danach aussah? Anna erhob sich, Endlich! Anna hat etwas gefunden. Auf- ging ins Schlafzimmer und begann hinter ab­wartung bei einem Fleischermeister. geriegelter Tür zu weinen..

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Endlich wird es besser. Ich fege jetzt im mala, der mit einer schweren Malaria, nach Stadtpark und kriege gegen dreißig Mark die

Ich bin nicht zu Anna ins Zimmer gegan­gen. Ich habe nur an der Tür gestanden und ihr Weinen gehört, am Regal hing noch ihr