الهلال

4. dour

Feiera

Feierabe

Nr. 50.

Enterhaltungsbeilage.

Herr Grenadier   findet Italien   begeisternd.

"

1931.

,, Was brüllen diese tapferen Leute?" fragte

,, Sie sagen, daß sie es trinken werden." Was denn?"

,, Das Blut, das von der Nase rinnen wird, Cavaliere."..

Es gab vor einigen Jahren Leute, und es| Die Schändlichkeit des fascistischen Regimes ist gibt ihrer noch, die ohne vor Mussolinis Herr schaft Italien gekannt zu haben und ohne unter die Oberfläche der Dinge eingedrungen zu sein, nach ein paar Wochen Aufenthaltes in Italien  als Lobredner der Ordnung", die der Fascis mus   geschaffen habe, auftraten. Wenn sie im eigenen Lande nur ein paar Monate unter dem furchtbaren geistigen und physischen Drucke des Fascismus leben müßten, wäre ihnen dies un erträglich, aber in ihrer Oberflächlichkeit und Gedankenlosigkeit sehen sie nur die von den fascistischen Banden hergestellte Disziplin", die teinen Italiener auch nur ein lautes Wort sprechen läßt, sie lassen sich von den Baraden der Fascisten entzüden, loben blind alles und sind schon begeistert, wenn die Züge was auch nicht immer vorkommt fahrplanmäßig pünktlich ankommen.

aus zahlreichen Darlegungen, Schriften und Herr Grenadier. Büchern bekannt, doch nie noch wurde dem Fascismus ein so geistreicher und wiziger Spie­gel vorgehalten und nie noch wurde die Jta­lienbegeisterung des Spießers grimmiger ver­höhnt wie hier. Zum Schlusse wird Grenadier aus Italien   ausgewiesen und muß binnen einer Stunde seine Koffer paden, worauf ihm zwei Carabinieri bis an die Landesgrenze das Ehrengeleite geben, doch geheilt ist er von sei ner Mussolini  - Verzückung nicht.

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Im nachstehenden geben wir mit Erlaub nis des Verlages eine Leseprobe aus dem lesenswerten Buche:

Herr Mussolini   erschien auch in der Tat, ge­rufen von dem Geschrei von 400.000 Stimmen.

Er war einfach gekleidet, in ein schwarzes Hemd, graue Hose, besetzte Stiefel. Er trug feine Stopfbedeckung; aber wie ein eleganter Kavalier, der eben vom Pferde steigt, hielt er eine Reitpeitsche in der Hand.

ten", rief Philippine aus. Man fönnte ihn für einen Dompteur hal­

Er wird sich einen Schnupfen holen", meinte Madame Grenadier...

" Bst"... machte Herr Grenadier  , Las­fen Sie doch diesen außerordentlichen Mann sprechen." und sich zu Raffaello wendend: Herr Carbinati, wollen Sie uns, bitte, die unsterblichen Worte, die jetzt verkündet werden, nach Sinn und Bedeutung übersetzen."

Er sagt," gab Raffaello zur Antwort, daß das fascistische Italien   an der Spike der Zivi­lisation der ganzen Welt steht." Bei Gott  !"

Herr Mussolini   sezte seine feierliche An­sprache fort, mit grandiosen Bewegungen sei­ner Faust; sein Antlig wurde schrecklich: seine Augen rollten in ihren Höhlen, sein Mund spie Feuer, seine Maste schien den Zuckungen einer innerlichen Explosion ausgesetzt zu sein. Das war kein Orpheus mehr, das war der Aetna  ...

Rafaello nahm seine Ueberseßung wieder auf. Der Chef der Regierung, von der Menge mit Beifall überschüttet, von seiner eigenen Stimme berauscht, ließ in diesem Augenblick eine schöne Verteidigung des Krieges vom Stapel. Gibt es eine edlere Musif als die der Kanone?" sagte er... ,, Nein, nein!" schrien hunderttausend Kehlen ,, Wollt ihr das große Konzert beginnen?"-- Ja, ja!" rief das musikliebende Volt. ,, Auch dann, wenn ich das erhabene Zeichen gebe?"" Ja, ja! Es lebe der Krieg! Nieder mit Fra..

Raffaello hörte plöglich auf zu übersehen. ,, Was sagt das Volt, mein Kind?" forschte Herr Grenadier.

Es sagt, daß... daß Frankreich  ..."

,, Ah, diese tapferen Leute", sagte Herr Gre­nabier. Ich habe niemals für sie ein brüder­liches Gefühl empfunden."

Ein Typus dieser Sorte ist Herr Grena­ dier  , ein reich gewordener Warenhausbesiger in Paris  , den der französische   Schriftsteller Mau­rice Bebel, in Anlehnung an ein tatsächlich existierendes und nicht schwer zu erratendes Borbild zur Hauptfigur eines soeben in beut scher Uebersehung erschienenen amüsanten Ro­mans gemacht hat.( ,, Herr Grenadier findet Jtalien begeisternd." Baul Neff Verlag, Berlin   W 10.) Herr Grenadier   ist Patriot und er betätigt seine Liebe zu seinem Baterlande, indem er, wie bei Patrioten üblich, mit großen Phrasen um sich wirft, aber auf alles schimpft. Natürlich ist er auch überzeugt, daß die Demokratie das Glüd bes Volfes be­drobe, daß diesem eine Autorität fehle und so beschließt er eines Tages, daß sich das alles ändern müsse und daß das arge Krebsgeschwür, welches das arme Land an Kopf und Augen verwüste, zu retten. Er fauft eine Zeitung, Und daß die, die daran zweifeln, setzt den Preis des Abonnements auf die Hälfte bald" Stockprügel auf den Rücken und Faust herab und verkündet nun von dieser Tribüne herab seine politischen Ideen. Um aber den hiebe auf die Nase bekommen werden" Zuständen im Lande noch gründlicher an den Los! Auf die von Briand  !" sagte Herr Leib rüden zu können, beschließt er, nach Nom Grenadier. zu reisen und dort an Ort und Stelle das Nach jeder längeren Periode brach die Herr Grenadier   zuckte die Achseln. " Prinzip der Autorität", das dem demokrati Masse in so gellende, so fürchterliche Rufe aus, schen Frankreich   so sehr fehle, zu studieren. Von daß ein Zeuge, der es gesehen haben wollte, Nachdem der. Redner von der Kanone ge­den Erlebnissen und Erfahrungen, die Herrn später erzählte, der Herkules im Palazzo Far- sprochen hatte, sprach er nun vom Sieg, den Grenadier in Rom   zuteil werden, erzählt nun nese babe auf seinem Postament gezittert wie er übrigens mit der Schlacht identifizierte. dieses Buch. Es sind Erfahrungen, die jeder ein Mann, der Angst hat; und dabei ist der Italienreisende zu machen Gelegenheit bekommt, Palazzo Farnese   selbst für einen Adlerflug im aber wie werden sie erzählt! Man tommt mer noch mehr als tausend Flügelschläge vom beim Lesen aus dem Schmunzeln nicht heraus. Palazzo Venezia   entfernt.

Und da er das Bedürfnis hatte, seinerseits jeine Stimme erschallen zu lassen: Es lebe unsere Schwester Stalien!" rief er vom Balkon herunter. Denn nichts ist so ansteckend wie der Enthusiasmus der Menge; die meisten verlie­ren den Verstand; die einen, die sich diesem Enthusiasmus ausliefern, und die anderen, die ihn stiften

" Théophile, Théophile", schrie Madame Grenadier. ,, Was ist in dich gefahren, du gleichst ja Mussolini  . Das sind keine Manie­ren für einen Familienvater."

.Schwarzhemden," schrie er, seid ihr ent­schlossen, zu siegen?"" Ja, ja!" antwortete die Menge, einschließlich der Greise, Kinder und Frauen. Ich nehme es an, euer furchtbares

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