D

Feierabend

Feierabe

Nr. 8.

Unterhaltungsbeilage.

1932.

Mister Flips entzieht sich dem Krieg

Mister Flips war, als der Weltkrieg befolgen mußte. Mister Flips, dessen Geld teils die Gas und Brisanzbomben herabschleuder­gann, erst zehn Jahre alt. Er lernte ihn also weise in der Rüstungsindustrie steďte, begann ten...

sich dafür zu interessieren. Eine pazifistische Vereinigung gab ihm Ratschläge, und er ver­schaffte sich die Literatur des kommenden Serie ges, phantastische Romane und fühle, sachliche Darstellungen der Fachleute.

Mister Flips hatte nichts zu tun. Sein

Mister Flips Zustände wurden schließlich so ernst, daß sie in seinem Hirn eine sige Idee erzeugien: jich dem kommenden Krieg zu ent ziehen, foste es, was es wolle. Eine Robin­jonade jenseits der Zivilisation und den

nicht aus eigener Anschauung kennen, sondern machte erst viele Jahre später mit ihm Be­tanntschaft. Flips dem Kind erschien der Strieg nicht schrecklich. Vater verdiente mehr, er ließ in seiner Fabrik Granaten drehen und die schwammen über den großen Teich, damit sie in Europa den damned Germans auf die Einkommen wuchs, ohne daß er einen Finger Strämpfen ihres Unterganges. Er hörte das Schädel fielen. Flips der Vater verdiente da rührte. Er hatte Zeit und Muße genug, die Erdbeben poltern, tief unten in den Funda­mals ein paar schöne hunderttausend Dollar, Bücher zu lesen, die er gekauft hatte. Er er- menten der Wirtschaft. An dem Tag, an dent und er wäre vielleicht sogar Millionär geworfuhr von Kampfgasen und Supertanks, von Henry Ford , der Messias, das Himmelreich der den und hätte ein Krankenhaus gegründet, Bombenflugzeugen und Brisanzgranaten, von laufenden Bänder von Detroit schließen ließ wenn er nicht an einem Gänseknochen erſtidt Tieregperimenten und Lewisite. Er verfolgte legte sich Mister Flips auf einen Operations­und Hunderttausende auf die Straße sekte, wäre. Er starb an dem Tag, an dem der die Vervollkommnung der Artillerie, die Fort- legte sich Mister Flips auf einen Operations­Waffenstillstand abgeschlossen wurde, in seiner schritte des chemischen Krieges, die Schrecken tisch , um seinen Blinddarm loszuwerden. Von Forttisch, um seinen Blinddarm loszuwerden. Bon Villa am Hudson, zehn Meilen West von New zukünftiger Schlachten. Er erfuhr von Gasen, er nichts. Im Traum seiner Narkose sah er Robinsonaden mit Blinddarmentzündung hielt gegen die es feinen Schutz gibt, feine Masten er nichts. Im Traum seiner Narkose sah er und feine Guttaperchaanzüge. Er las, daß die die Götter stürzen und apokalyptische Tanks Bevölkerung einer Stadt von der Größe New Ports in einigen Stunden ausgerottet werden fann.

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über die Ebene rattern.

York. Flips der Jüngling hatte, als die Mutter ein reichliches Jahrzehnt später dem Gatten in den Tod und in die gemeinsame Familien die Zähne reißen und ein rostfreies Stahl­Die nächsten Wochen ließ sich Mister Flips gruft folgte über dem schlichten Mausoleum erhebt sich eine treffliche verkleinerte Nachbil­gebiß montieren. Ein deutscher Gelehrter, der Das Gespenst des tommenden Krieges, un- mit einer Frau als Einsiedler auf den Gala­dung der New Yorker Freiheitsstatue, ein gleich lebendiger als des vergangenen, wurde pagosinseln lebte, hatte es auch so gemacht. stattliches Vermögen zur Verfügung, von des- für Mister Flips schicksalsbestimmend. Es fen Binsen es sich gut leben ließ. Es war ein gab Nächte, in denen Träume zu visionären Ein Boot mit Hilfsmotor und Segel, Kleider, Mister Flips taufte alles, was er brauchte. Vermögen, entstanden aus Krieg und Tod, Alpdrücken wurden. Mister Flips sah Gas Konserven, ausreichende Benzinvorräte, Waf aber es waren gute Dollars, und die stinken fümpfe, durch die undeutlich und schattenhaft fen und Munition, eine Hausapotheke, Same­nicht, weder von dem Blut, noch von den die Silhouetten der Tants frochen, und stvi- reien, Werkzeuge und landwirtschaftliche Ge­Schweiß, der an ihnen haftet. schen ihnen eine lose Schüßenlinie von Infan teristen in Landtaucheruniformen, die Rüssel der Gasmasten unter bedrecten Stahlhelmen. Er selbst, Mister Flips, lag hilflos auf dem Boden, das Caterpillarband eines Tants zer­riß seine Brust. Er erwachte schweißgebadet und verfluchte die Decke, die auf seine Rippen drückte.

Mister Flips lernte den Krieg im Kino tennen. Es war das Gespenst des Krieges; aber ein tönendes Gespenst, ein Teufel, den Hollywood an die Wände der Kinopaläste alte. Granaten trachten, solche Granaten, wie sie Flips der Vater geliefert hatte, und sie jchlugen ein in Menschenleiber. Es war ein pazifistischer Film, hergestellt mit einem Auf­wand von vielen tausend Dollars. Der Film war wirkungsvoll, und die Gesellschaft, die ihn hergestellt hatte, verdiente daran Hunderttau­sende. Nicht nur der Krieg, auch der Friede ist ein Geschäft.

räte. Und er vergaß nicht einen guten Radio­apparat. An einem Sommertag des Jahres 1931 vetließ er mit einem Dampfer, der durch den Banamatanal fuhr, die Wolkenkratzer von New York , die Krise, die Striegsgefahr und die Welt. Jenseits des Kanals, irgendwo in der Südsee, war eine fleine Insel, unbewohnt, still, fruchtbar. Eine Quelle murmelte, und Palmen schrankien leise im Wind

Mister Flips ließ sein Boot über Bord hissen und verschwand aus dem Kreise dieser zivilisierten Welt.

Mister Flips Bustand verschlechterte sich noch mehr. Er hatte Wachträume. Er saß in einem Strohfauteuil vor einem Lokal am Broadway, er sah den Strom der Menschen, der Straßenbahnwagen und Automobile. Und plöglich hatte er den Eindruck, das alles sei Er pflanzte seine Gemüse und schaufelte Man kann nicht leugnen, daß dieser und tot: die Straße, die Menschen, die Fahrzeuge. schwarze Erde um. Er baute sich einen kleinen ähnliche Filme auf Mister Flips Eindruck Entgleiste Straßenbahnwagen, umgestürzte Bungalow und lief nadt ins Wasser. Er ver­machten. Seine Hände, die auf den samtenen Automobile. Und überall Tote. Ueberein- gaß New York und die Welt. Er vergaß die Armlehnen des Kinofauteuils lagen, zitterten ander liegend, freuz und quer. mit verzerr- Beitrechnung, und Tege, Wochen, Monate, vor Angst, und er mußte sich gestehen, daß er ten Gesichtern, gekrampft in lehter Qual des Jahre vergingen, ungezählt unter einem feig war. Und es dauerte nicht lange, ehe Erstidens, wirre Haufen, die verwesten. Und blauen Himmel, den nur die Wolken der ihm zum Bewußtsein kam, daß diesen Krieg, die Neonröhren der Reklamelichter waren Regenzeiten umbüsterten. Mister Flips horchte der von ben Führern der Völker feierlich as Feuersbrünste der Wolfenfrater, und hoch nicht mehr auf seinen Radioapparat. Alles legter deflariert worden war, ein allerfester oben geistert der Sput feindlicher Geschwader, war fern und unwirklich. Nur die feine