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Hoffnung.

Von Josef Weigel.

verdienten Erfolgen seiner Höchstleistungen. I fliegerei. Nach kurzer Schulung in Rossitten Schlicht und einfach nach Segelfliegerart sind entschließt er sich, die drei Jahre der Ausbil­die Berichte und verraten doch das entschlossene dung zum Verkehrsflieger auf sich zu nehmen. Herz, die sichere Hand und den ruhigen Kopf Dann lockt die alte Heimat, die Kuppe, wieder. Die Zeit ist voll Unruhe, wie gewitter. des die Gefahr kennenden und sie meisternden Hier wirkt er anfangs als Segelfluglehrer, hier schwüler Himmel. Der Strom des Lebens ist Piloten. Groenhoffs Werdegang ist fein zutrifft er aber auch mit Prof. Georgii und dem dunkel und droht aus seinen Ufern zu treten. fälliger, es ist die Laufbahn des echten Segel Konstrukteur Lippisch zusammen. Sie ziehen Von Gequältsein erzählen die Menschen und ihre fliegers und der Werdegang des deutschen Groenhoff zur praktischen Erprobung ihrer Leiber sind hungerhager wie ihr Schicksal. Segelfluges überhaupt. Mit acht Jahren schon meteorologisch- wissenschaftlichen und technisch- Schwache im Nachen und drohender Unter­

entzieht er sich dem elterlichen Hause, um in einem Baumwipfel des Pfarrgartens ein aben­teuerliches Leben zu führen. Wie vom Magnet­berg gezogen, findet der kleine Mann dann den Weg zur Wasserkuppe und damit zur Segel­

Große Gräber

fonstruktiven Forschungsergebnisse heran. Und damit beginnt jene Reihe von Flügen mit und ohne Motor, die den jungen Flieger rasch zu immer erstaunlicheren Erfolgen führen.

gang,

Doch wir sind nicht gewillt, uns treiben zu lassen! Die Zeit des Ruderns ist gekommen und die des Gestaltens.

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Und wenn auch die Gelenke schmerzen und die Lungen feuchen und die Unruhe da ist wie Gewitterschwüle des Himmels wir wollen uns nicht unterkriegen laffen!

Wir wissen: Bor uns liegt die Zukunft, an

und eines Großen Grab. deren Mauern Brads verstorbener Jahrhun

Im Verlag Der Bücherkreis einem Jahrhundert schon den Ablauf dessen G. m. b. 5.", Berlin SW. 61, erscheint abzulesen gestattete, was Jahrzehnte und Halb demnächst ein neues, ein soziales Reisebuch. jahrhunderte später erst in den Nachbarländern Sein Titel lautet: Mit Kamera und sich entwickeln sollte. Es ist Karl Marx , der Schreibmaschine durch Europa . auf englischem Boden die Vorwürfe fand für Der bekannte, in Dortmund lebende Ar- fein gewaltiges Werf, das einer ganzen Klasse beiterdichter Erich Grifar hat es geschrie- den Impuls zu ihren Kämpfen gab und das ben, und seine Kamera hat die etwa 100 einmal beitragen wird, die Gesellschaft von Photos aufgenommen, die in Tiefdruck beute abzulösen durch eine neue Gesellschaft, wiedergabe den neuen, von Jan Tschichold die viele Namen von denen, zu denen heute die typographisch betreuten Großformat- Band Menschen wallfahrten, vergessen wird, die aber des Bücherkreises schmüden. Für RM. seinen Namen herausheben wird aus dem 4.30 fann jeder an dieser interessanten Dunkel, in das er nie veriant. Europareise unter Grisars Führung teil­nehmen:

Die Fremden, die nach London kommen, unt sich in einer dreistündigen Rundfahrt die Sehenswürdigkeiten dieser gewaltigen Stadt zeigen zu lassen, werden ohne Ausnahme in die St. Pauls- Kathedrale geführt, wo sie die Grä ber Nelsons und Wellingtons und den riesi­gen, aus der Bronze eroberter Geschütze gegos senen Brunkwagen, der zur Bestattung Wel lingtons gebraucht würde, bewundern dürfen. Haben sie das überstanden, schleppt man sie zur Westminster Abbey , dent englischen Warenhaus für Nationalheilige, das die große Idee, der die Erbauer dieses Domes dienten, nur noch im Mittelschiff, in dem der unbekannte Soldat

berte zerschellen.

Wir wissen: Tollt und braust auch der Stromer trägt uns, gezwungen von unse rem Willen, doch aus Ziel! Und tritt der Strom aus den Ufern: wir leiten ihn in ein nenes Bett und wir werden das Geröll tveg schaffen und die zerriffenen Aeder mit Erde fül­len, mit Saat befäen.

Und dieses Wissen gibt uns Kraft und Mut zum Ausharren!

Die unglückszahl.

Von Bruno Manuel.

Elfi hatte einen schrecklichen Hang zum Aberglauben. Sie legt tie Schlüssel auf den Tisch, geht schwarzen Razen schnöde aus dem Weg und mißt der Dreizehn verheerende Be­deutung bei.

Im Norden Londons , nahe den Quartie­ren der Armen, für die er sein Leben gab, liegt auf einem Hügel, den eine freundliche Stapelle frönt, Highgate Cementry, der Friedhof, auf dem Marg begraben liegt. Ein Park ist nahe, in dem bei schönem Wetter, wie die ersten Obwohl ich ihre Schwäche kannte, mutete Märztage es der Erde schenken, hunderte froher ich ihr im Theater den dreizehnten Stuhl zu. Kinder spielen und lärmen. Inmitten zehn Elfi war ob meiner scheußlichen Unart schwer tausender weißer Grabsteine, die jeder den beleidigt, jah mich vorwurfsvollen Auges an Namen eines Menschen festhalten sollen für und sprach: Ueberlebende, die vielleicht selbst schon zu den Toten dieses Friedhofes gehören, liegt ein Grab, das einfach ist wie der Mensch, der hier ruht, und das wie dieser seinen Wert in sich nicht in der äußeren Form findet.

Ein Rasen nur, von schmaler Steinfassung begrenzt. Am Kopf des Grabes, das durch die Nummer 24.748 bezeichnet ist, liegt ein flacher Stein, der die Namen von vier Menschen trägt, die, zusammengekettet durch das Schicksal, ihren Glanz bekommen durch den einen, deffen letztes Bager fie teilen.

würdig begraben liegt, erkennen läßt, während der Schwung der Seitenschiffe durch Hunderte von Denkmälern und Erinnerungstafeln an große Tote vollkommen verzerrt ist. Die Eili gen, die mehr oder weniger mit der Absicht rei­sen, die Angaben ihres Reiseführers zu kontrol­lieren, finden hier die Gräber Händels, Dickens ' und Darwins und ein Erinnerungsmal an ,, Jenny von Westphalen , the beloved Shakespeare. Der Eifrige findet noch die Grä- Wife of Karl Marx , born 12. 2. 1814 died ber Miltons und Ruskins und die Steine, 2. 12. 1881 and Karl Marx born 5. 5. 1818, unter denen Robert Browning und Thomas died 14. 3. 1883" ist auf dieser Totentafel zu Hardy ausruhen, doch wird der helle Selang lesen. Darunter finden wir die Namen Harry ihrer Namen gedämpft durch die Vielzahl derer, mit denen nicht in einer Reihe zu liegen fast schon wieder eine Auszeichnung ist.

Einent, den das England von heute, das London der City und des Fremdenverkehrs, zwar vergaß, auf den aber das London von morgen stolzer sein wird als auf manchen von den vielen Namen, in deren Glanz die Stadt sich heute noch eitel spiegelt, ward diese Aus­zeichnung zuteil.

,, Du, da sez ich mich nicht hin. Da kannst du machen, was du willst."

,, Schön", sagte ich. Wir werden tauschen. Ich bin darin nicht ängstlich."

Wir tauschten. Elfi nahm den zwölften Stuhl. Ich ließ mich mannhaft in den drei­zehnten fallen und forderte das Schicksal ge­

radezu heraus.

es würde fein gutes Ende nehmen. Da nahte Elfi blickte trübselig auf mich und meinte, in der Tat das Verhängnis. Eine Reihe vor mir, auf nämlichem dreizehnten Stuhl, pflanzte sich eine Riesendame hin. Drüber wegzusehen war allenfalls mit einem Scherenfernrohr möglich.

Elfi betrachtete das Hünenweib. betrachtet dann mich und sagte ziemlich klagend:

,, Da hast du es! Der dreizehnte Stuhl bringt immer Bech., Entweder er knarri oder der Nachbar hat einen Schnupfen oder es baut sich, wie in diesem Falle, ein Gebirge vor einemt auf."

,, Möglich", berseßte Elfi. Aber auf dem Dreizehnten muß es dir passieren."

Longuet, der eine Woche nach Kari Marg ge­storbene Schwiegersohn und Helena Demut, die am 4. November 1890 dahingegangene Haus­gefährtin des großen Mannes. Frieden ist um dieses Grab. Der Frieden vieler Gräber und ,, Elfi", behauptete ich. was hat das mit der Frieden eines Parkes, den keine Fremden- der Zahl zu tun. Es kann dir überall pas­karawanen stören. Die es besuchen wollen, sieren." haben es nicht so leicht wie die, die die Prunk­gräber in Westminster besuchen. Aber sie dür fen dann auch eine Stunde der Andacht und des Friedens verbringen an diesem Grabe, das Kein Lied sang dieser Mann zum Lobe die unvergessen ist von den Armen Londons . Un ses Landes, das ihm, dem Flüchtigen gestattete, vergessen von den Armen der ganzen Welt. Ideen, die einmal die von ihren Thronen stür- Frische Schnittblumen fand ich auf dem Grab, zen werden, die heute noch die Herren dieser helle Narzissen und ein kleines, schon welkendes Erde sind, zu denken und niederzuschreiben. Das Sträußchen blauer Veilchen. Zeichen dessen, einem Gehezten Asyl gab in den schwersten daß unvergessen der ist, der hier, nahe dem Zeiten seines Lebens. Und der, was er schuf, Brausen der großen Stadt, die hinter Nebeln nur schaffen founte in diesem Lande, das vor sich verbirgt, ruht.

Während unserer mystischen Unterhaltung wurde der Platz neben der Riesendame von einem kleinen Herrn eingenommen. Er ging restlos in den Polstern unter und gewährte Elfi einen Ausblick wie noch nie. Sie sah mich triumphierend an und pries mit Inbrunst ihren Aberglauben. Ich hütete mich, zu widersprechen.

Da nahm das Omen eine rasche Wendung. ,, Ach verzeihen Sie", hörten wir die Riesen­dame den Kleinen Herrn plöglich fragen, wäre