folgende Stelle, in welcher der schönste der chinesischen Tempel, der sich in Jehol befindet, geschildert wird:

Wir tamen mit dem Auftrag nach Jehol , den herrlichsten Tempel Chinas für einen Part in Chitago nachzubilden. Je mehr er ver modert und zerfällt, deste wertvoller wird das getreue Abbild für die Neue Welt werden.

3

Himmels spiegeln sich im glänzenden Gold- seinem Zusammenklang entzücken und begei belag des Daches. stern! Die Terrassen und Altanen gewähren Ter heiligste innere Hof ist so cug, daß aus verschiedener Höhe die prächtigsten Ausblide man kaum einen Gesamteindruck vom goldenen über das Tal. Von der höchsten Mauerfrone Tempel gewinnt. Mag man sich auch ganz in aus überblickt man den Part mit seinen ver­einen Winkel des Hofes drängen, der Abstand streuten Häusern, Pagoden und Reliquien ist noch immer zit gering. Wenn die Sonne Türmchen, überschaut man die Hügel jenseits des ihren höchsten Stand erreicht, fällt der Schat Löwentals, über deren Kamm die Mauer des Raiserpalastes als graues Band entlang friecht. Im Ostsüdosten gewahrt man das benachbarte Seiligtum Ssin- tung, das nächste Ziel unserer Wallfahrt.

Wir näherten uns in gespannten Erwarten des vorspringenden Daches über die äußere tung dem Hauptziel unserer Reise, und wirk Pfeilerreihe, senkt sie sich zum Gesichtskreis so lich, wer zum erstenmal diese edelste Perle chine beschattet die Mauer des Außenbaus den gan sischer Baukunst vor sich sieht, steht bewundernd zen Tempel, nur das obere Dach bleibt im und ergriffen. Licht.

Die vier Seiten sind einander ganz gleich, nur daß an der Südseite, dem Altar und den großen Buddha- Bildnissen gerade gegenüber, der Eingang liegt. Das zweifache Dach ist mit mattvergoldeten Kupferplatten belegt, die Dach­fanten sind an den Ecken auswärts gebogent. Diese besondere Eigenart chinesischer Bauweise gibt dem Gebäude einen unnachahmlichen rhyth­mischen Schwung.

Der Tempel steht inmitten einer gepfla sterten schachtartigen Versenkung auf einem meterhohen Steinsockel. Aus dent Schacht füh ren an jeder Seite des Quadrates füuf Stufen zur Plattform des Sockels hinauf. Die 28 roten, frei stehenden Rundsäulen des offenen Bfeilergangs, der rings um den eigentlichen Tempel läuft, tragen das untere Tacy. Tes obere ruht auf den zwölf je vierzehn Meter hohen Säulen, die aus dem Innenraum empor wachsen. Der Tempel hat im ganzen 60 Säu len, 20 davon sind in die Wände eingebaut. Der ganze Bau ist 20 Meter hoch. Tas jeierliche

Halbdunkel der Tempelhalle umgibt die Götter bilder mit geheimnisvollem Schimmer. Rur

Auf Schritt und Tritt, unter dem gold­Erst die Nachbildung des Tempels, die in schimmernden Tempeldach und int Schatten der Chicago aufgestellt werden soll, wird zu voller Binien, ist man von dem Gefühl der Wehmut Wirkung kommen. Der Bau wird im Freien über die Vergänglichkeit alles Jrdischen benont­vor einem Hintergrund schattenspender der men. Ueberall Zerfall und Vernichtung. Bäume errichtet werden. Dann werden die roten Säulen im Licht der untergehenden Sonne wie durchsichtiges Gold schimmern.

Kindheitsmärchen.

Aus den Erzählungen des jüngst verstorbenen russischen Schriftstellers E. Tschirikoff.

Als die Gesandtschaft des Lord Macartney im Jahre 1793 nach Jehol fam, strahlten Botala und die andern Lama Tempel in vollem Glanz, königlich besoldete Mönche pflegten die Die Kindheit ist voller Märchen, verschmole Heiligtümer. Der Kaiser selbst verrichtete seine zen mit der Wirklichkeit und nicht mehr von Andachten im Goldenen Tempel. Staunton ihr zu trennen. Ein solches Märchen ist mir schildert in seinem Bericht über den Verlauf wieder in den Sinn gekommen. der Gesandtschaft, daß Lord Macartney eines Morgens im Park des Palastes dem Kaiser Ch'ien- lung begegnet jei. Der Kaiser geruhte stehenzubleiben und erzählte, er sei soeben auf dem Wege nach Potala, um dort seine Andacht

eine Erbschaft machte und den Dienst quittierte. Ich war acht Jahre alt, als mein Vater eine Erbschaft machte und den Dienst quittierte. Gouvernementsstadt über. Mein junges Leben wir siedelten aus dem Dorse in die große ir siedelten aus dem Dorfe in die große war bisher in Törfern dahingeflossen. Ein zu verrichten. Leider bete der Lord nicht zu Ungetüm schien mir die große Stadt zu jein. den gleichen Göttern, so könne er ihn zu sei Häuser gebaut wie für Riesen. Mächtige Fen­nem Bedauern nicht auffordern, sich anzuster, geheimnisvoll blinkend in dunkler Straße,

schließen.

überladen mit nie zuvor geschauten Dingen. 1911, im ersten Jahre der Republik , waren Ein Gewühl von Menschen, die alle irgend­duro die offenen Türen und das geschnitte noch einige auserlejene Schmudgegenstände im wohin hasteten, liefen, fuhren und sich stießen. Gitterwerk der Fenster dringt das Tageslicht Tempel erhalten. Pater van Obbergen jah zum Und so viele Kirchen und Glockengeläute und ein. Eine vorspringende Plattform bildet den Beispiel hinter dem Altar prächtige Seiden­Altar. Sier thront in der majestätischen Ha! gewebe hängen, der Altar selbst war mit Opfero viele Straßen! Man vermeinte, nie wieder tung des Lama ein kleines vergoldetes Bronze- gejäßen, Räucherkesseln und symbolischen Kult- ans der Stadt herauszufinden, mochte man bild des Reformators Tjong Khapa, eines Zeit gegenständen überladen, er glich dem Schaufen auch freuz und quer gehen, so viel man wollte. genossen Timurs . Ringsumher stehen Opfer ster eines Altertumshändlers. Die berühmten Ganz bang wurde einem: wie wenn man gefäße und symbolische Kultgegenstände. An Götterbilder fehlten. Der Pater glaubte, sie ausginge und sich verirrte und nie wieder der Ost- und Westseite, innerhalb des Kranzes feien wohl in zwei Kisten verpadt, die er ab- zurüdfände zu Vater und Mutter, zu den Heinen Brüdern und dem Schwesterchen. Ja­der hohen Säulen, leuchten die mattgoldenen seits vom Altar stehen sah. Weit gefehlt, sie wohl, die große Stadt war ein Ungetüm! Und Bildnisse anderer Größen des Lamaismus. Die waren schon längst von einem Mandarin ge- die Kinder waren herausgeputzt und wichtig; meisten stehen vor dem Hintergrund eines Sei- stohlen worden, der gerade Geld gebraucht hatte. man getraute sich nicht, sie anzureden. ligenscheins aus glänzendem Gold, mit Blue In einem Winkel der Tempelhalle zeigte man men und Blattgewinden reich verziert.

In Tibet gibt es Tempel, die weitaus ge­waltiger wirken, deren Mauern aus steilen Felsschroffen herauszuwachsen scheinen. Botala, dieses Kind einer Herrscherlaune, übertrifft sie dennoch. Erfahrene Baukünstler haben hier ein Gotteshaus von unnachahmlich vornehmer Linienführung und edelsten Maßverhältnissen geschaffen und haben es in wunderbaren Far­ben mit prachtvollen Bildwerken und Zieraten ausgeschmückt. Rot und Gelb herrschen vor, nur die Friese und Kapitelle zeigen auch andere Farben. Die geometrischen Muster und Facet ten der Decke leuchten in Rotgold und sind überreich mit Schnißereien verziert, die Säulen dagegen sind ganz glatt und schmucklos.

Zuweilen nahmen die Eltern mich mit zu noch einen Sattel, einen Bogen und einen einer endlos scheinenden Fahrt durch die Köcher mit Pfeilen. Die Gegenstände stamm Straßen. Mir war's unheimlich und doch auch ten angeblich noch von Kaisere Ch'ien- lung und reizvoll. Ich fürchtete mich vor den Schild­wurden als Reliquien bewahrt. Bater van wachen. Ich stellte mir vor, ihre Wacht gliche Obbergen ahnte schon damals, daß diese Wunder des Zaren. Sie könnten mit den Menschen derwerke baldiger Vernichtung geweiht sind". verfahren nach Gutdünken. Sogar töten durf­Montell hatte während dieser ersten Be- ten sie. Sobald wir aber die Kaufhäuser be­sichtigung von Potala viele Aufnahmen getraten, tauchte ich vollends unter in eine Welt macht, ich selbst hatte einige Skizzen gezeichnet. Der Märchen und Wunder. Neugierige Soldaten und heruntergekommene Lamas standen als Zaungäste um mich herum. Sie hatten ihre Freude daran, wie das Tempel gebäude allmählich aus der Fläche des Papiers hervortrat. Die Soldaten sind ebenso arme Schlucker wie die Lamas. Sie beziehen ein einhalb Taels Monatsgehalt, das sind etwas mehr als fünf Mart, hatten aber seit einem halben Jahr nicht einmal diesen Hungersold ausbezahlt bekommen. Sie waren offenbar nicht zu unserer Ueberwachung aufgestellt, denn ihre Aufmerksamkeit erlahmte später, als sie sich an unsere Anwesenheit gewöhnt hatten.

Man gab sich alle Mühe, einen fultivierten Knaben aus mir zu machen. Man putzte mich heraus, ließ mir die Haare schneiden und unter­wies mich, wie ich zu sitzen, zu essen, mich zu bewegen hatte. Die schönsten Perlen der bilder­reichen und sinnigen Bauerusprache wurden mir untersagt. Es war unendlich öde und qual­Weshalb ist dieser herrliche Tempel zwischen voll. Richt einmal Narr oder Schwein" zu hohen Mauern verborgen? Der palastähnliche schimpfen war erlaubt. Spuden durfte man nur Block des Hauptgebäudes dient nur dem Zweck, ins Taschentuch. Dieses aber befand sich in das allerheiligste Kleinod den Blicken der Welt Täschchen, und das Täschchen vergaß ich meist zu entziehen und den goldenen Tempel mit dem mitzunehmen. Raufen, laut lachen, eine Nase Geheimnis der Entrücktheit zu umgeben. In drehen. Dorflieder singen war verboten. Aber früherer Zeit waren von draußen nur die fünf Dieser erste Ausflug nach Potala befrie- man vergaß es immer wieder und wenn man hölzernen Pagoden auf der Mauerkrone sicht- digte uns sehr, die Wirklichkeit hatte meine Er sich erinnerte, war es bereits zu spät. Schon bar, jest erblickt man von fern nur noch die wartungen weit übertroffen. Der Park mit wieder Schimpfworte! Marsch, in die Ecke mit eine übriggebliebene Pagode und die goldene seinen wehmütig sänselnden Pinien, die Tordir!" hieß es gar oft. Dachspitze des Tempels selbst. Sonst verrät türme, Pavillons und Pagoden, die großarti nichts das Dasein des Prachtbaus. Nur Sonne, Mond und Sterne bliden ungehindert auf das Heiligtum herab, und die Vögel des

Wir wohnten in einem mächtigen Hause gen Mauerfassaden, der edle Tempel mit seinem im dritten Stock. Ta letterte man, fletterie, goldenen Tach jede Einzelheit war bezan- als gälte es, die Turmspise der Dorfkirche zu bernd, um wieviel mehr mußte das Ganze in erklimmen. Doch alles wäre noch erträglich

1