Zeitungsuik.

Gesammelte Stilblüten vom ungeschornen Edelstein,- ,, gestochnen Madonnen" usw.

Richtet der Druckfehlerteufel" in den mei­sten Fällen Schaden an, so ist seine Schwester, die Stilblüte", heiter und regt zum Lachen an, wie folgende Kostproben beweisen:

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Schreibt da der Lokalreporter einer Mein­

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jrgendeine religiöje Sefte gibt eine Zei eine Hälfte auf den Teller des Mannes. As tung Der Messias" heraus. Am Kopf diefes er aber zurüdkommt, schneidet sie noch ein Stüd Blättchens steht: Der Messias erscheint all- von ihrer Hälfte ab und legt es ihm ebenfalls wöchentlich." auf den Teller. Der Mann wehrt sich:

Konrad Fra 11 3.

Das Liebesopfer. Samstag in einer billigen Gemeinschafts­stadtzeitung vom ersten Frühlingsgewitter: füche. An meinem Tisch sitzt ein Paar, furcht­Plößlich zuckte ein Bliz und bald darauf einer erzernen Gewöhnlichkeit. Die beiden be­bar gewöhnlich, man möchte fast sagen: Von erschütterte ein gewaltiger Donnerschlag das stellen ein Wiener Schnitzel mit Salat und Weltall!" Leider ging das Weltall des Lokalparioten zwei Bestecken. Denn es ist Samstag, da geht nur bis zur Stadtgrenze. Wenige stilometer man mit dem seit Jahren angelobten Bräuti­weiter hatte niemand etwas von dem weltall- gam zusammen zu Abend essen, und dann, dann erschütternden" Donnerschlag gehört.

Machten da eines Nachts einige jungen Burschen furchtbaren Lärm auf der Straße: Doch das Auge des Gesetzes hörte den Lärm, eilte herbei und verhaftete die Ruhestörer" meldet das Lokalblättchen.

Was doch so ein Auge nicht alles hört.

In einer anderen Zeitung wurde bekannt­gemacht, daß das Blumenpflücken in den An­lagen verboten ist und unnachsichtlich bestraft wird. Der Lokalredakteur schreibt dazu: Dar­um ist es besser, man läßt die Edelsteine unge­schoren, die da am Wege viühen."

ift.

Was natürlich auch ganz unsere Meinung

ist die Nacht, nach der man am frühen Mor­gen nicht vom unbeugsamen Mechanismus des Existenzkampfes aus dem Bett gerissen wird.

Warum gibst du mir so viel!"

Sie( anscheinend auf ein längeres Gepläne fel gefaßt, währenddessen sie ihr Stück zurückzu nehmen schließlich doch liebevoll genötigt wird): Ach, ich mag nicht so viel essen..."( Das klingt beinahe vornehm!)

Worauf der Mann sich mit gutem Appe

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tit seinem Teller zuwendet und über Gleichgül tiges spricht.

Die Frau tut mir leid, wie sie so langsam

die kleinen abgezirkelten Stücke von ihrer Box­tion Wiener Schnitzel verzehrt.

Und während ich meine geröstete Leber ver schlinge, als hätte ich weiß Gott welche Eile, reflettiere ich: Diese Bräutigame sind doch manchmal von einer geradezu grausamen Ge dankenlosigkeit."

Das Wiener Schnißel wird gebracht. Es sieht sogar recht groß aus... Der Mann geht zum Büfett, Brötchen und Apfelsaft zu holen. Aber ich habe mich start im Verdacht, daß Währenddessen teilt die Frau das Wiener ich heimlich bedauere, keine solche Braut zu Schnitzel in zwei ganz gleiche Teile und legt die haben.. Hermann Peczenit.

Erster Preis: Eine Frühlingsreise.

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Von Ernst Germer.

Der junge Warenhausverkäufer hatte sich Am Tage aber ist es wieder ein anderes an einem Preisrätsel beteiligt; an einem sehr Lugano; da weht in heller Sonne eine frische ernsthaften dann hatte er es wieder ver- Brise vom See, und die Blätter der Balmen gessen; die ersten Preise, dachte er sich, gewin- ranschen, anders als die Laubbäume daheim; es nen ja doch immer die anderen. Aber diesmal ist ein härterer Ton, so wie alles hier stärker, war es anders gewesen. Noch bevor anders gewesen. Noch bevor er unmittelbarer ist. Und Agaven, Zedern, Kat feinen Namen las, also noch bevor die Ergeb- teen, Zypressen und Feigen sind, jeder einzelne nisse des Preisrätsels veröffentlicht waren, Baum oder Strauch, ein Wunder für den, der teilte ihm seine Wirtin beim Nachhausekommen sie noch niemals fah. mit, daß ein Herr nach ihm gefragt habe und Der Tag hat noch eine anders schöne In einer Elternzeitschrift steht: Die Leh- am Abend nochmals wiederkommen werde. Stunde, das ist die Kaffeestunde auf der Piazza

In einem Kunstbericht heißt es: Er( der Künstler) stach sitzende und stehende Madonnen." Ein Bustmörder? Nein! Ein berühm­fer Maler und Kupferstecher des Mittelalters.

rer streden die Fühler aus und tasten nach den rer strecken die Fühler aus und tasten nach den Bedürfnissen der Außenwelt."

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Ganz entschieden sonderbare Wesen, die Lehrer.

Was blieb übrig, als auf den Spaziergang Giardino, wo man im Freien sitzt und Autos durch den Vorfrühlingsabend zu verzichten und in allen Farben und Formen vorüberfligen auf diesen merkwürdigen Mann zu warten, von sieht. Zeitungsausrufer, knatternde Motor­dem er gar nicht wußte, was er mit ihm vor- räder, ein Springbrunnen vauscht, und dunkel­haben könne. Er brauchte nicht lange zu warten. ängige, fröhliche Zuganerinnen achen vorüber,

In einer Frauenzeitschrift schreibt ein june Der Mann fam wieder und teilte dem vor Er- alle ganz ähnlich, wie das junge Mädel, das

ges Mädchen: Ein junger Mann, der in mei ges Mädchen: Ein junger Mann, der in mei ner Haut stedt, würde sich furchtbar lang

weilen."

Womit bewiesen ist, daß die Autorin ohne Temperament ist.

Ein kräftiger Stammhalter ist eingetrof fen! Dank dem Herrn, über uns wohnet! Dr.

D. und Frau."

regung ganz blassen Gewinner sein Glück mit: Reise nach Lugano und vierzehn Tage Aufent­halt in dieser südlichen Stadt.

den Kaffee serviert. Sie ist gesprächig und luftig, und es bleibt nicht aus, daß der junge Mann sie bittet, ihm einmal abends Gesellschaft Kneipen sigen und roten Chianti trinken, der zu leisten, wo sie dann in einer der gemütlichen so füß und feurig durch die Kehle rinnt und gleich ihr arbeitenden und um sein Brot das Blut wärmt. Dies junge Mädel spürt den kämpfenden Menschen, und ihr Geplauder wird zum Gespräch.

Mann, mit seinem Frühlingsurlaub in der So war es zugegangen, daß dieser junge Tasche, nun am See von Lugano den schönsten Aus einer Todesanzeige: Am X . folgte Fron seiner Arbeit auszumalen vermocht hatte. Mai erleben konnte, den er sich jemals in der unerwartet unsere geliebte Mutter, Frau D. 3. Balmen und südliche Sonne, dazu die strahlende nach fünf Tagen ihrer lieben Tochter in die Bläne des Sees! Alles war von einer so un Ewigkeit nach.- Ihre dankbaren Kinder." wahrscheinlichen Schönheit, daß der junge die allem Anschein nach eine reiche Erbschaft ge- Mann mehr als einmal sich bei dem Gedanken Eines Tages schrillt wirklich ein Wecker, macht haben. ertappte: Gleich schrillt der Wecker, ich wache eines Tages muß ein junger Mann eilig aus auf, muß ins Geschäft, und alles war nur ein dem Bett springen, im Stehen eine Tasse dün Traum! Aber immer noch famt das Schriften nen Staffee trinken, zur Haltestelle heßen, im des Weckers nicht, und immer länger zog der Laden stehen, Schicksal von tausend und aber Traum sich hin, ohne dadurch an Kraft der tausend Angestellten. Aber als jemand tiefblaue Beglückung zu verlieren. Die steinernen Wäch Seide verlangt und er die weichen Falten aus ter San Salvatore und Monte Bre stehen breitet, denki er an den blauen, blauen See von unerschütterlich zu seiten des blauen Sees: Lugano, und die Hände in den weißen Hand­ihre Form, ihr Aussehen prägt sich unverlier schuhen sind die weißen Segelboote, die dar­bar der Erinnerung ein. Sie sind ein Teil über hingleiten. Bitte, vier Meter!" Da muß dieses wunderbar schönen Landschaftsbildes. er eine Schere nehmen und den blauen Luganer Und was ist dieser Abend am See in der Bucht See zerschneiden, mitten durch, und dann muß nis! Das weite Halbrund der hellen, spiegeln Regal legen Am Abend aber steht in von Lugano für ein feltfam großartiges Erleber ihn wieder aufrollen und in ein fachliches den Lichter von Paradiso bis Cassarato und seinem Zimmer auf dem Tisch ein Kästchen: am Kai von Lugano ein buntes Leben. Muster ohne Wert( Eilsendung). Und als er es öffnet, quillt ihm die Fülle goldener Mimo sen und schimmernder Narzissen entgegen. Das duftet! Und aus dem Blühen meint er, die dunklen Augen seiner kleinen Kameradin von dort unten lachen zu chen.

Wer ist nun eigentlich der Vater? Nach so einem Fall kann sich der Mann scheiden laffen.

Warnung! Ich warne alle diejenigen, die über mich unwahrheiten aussagen; sobald ich etwas erfahre, werde ich andere Wege gehn. Welch dunkle Wege sind es, die die Frau Welch dunkle Wege sind es, die die Frau

Frau Klava H."

geht?

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,, Liebe Else! Brief liegt unter meinen vier Buchstaben. Hole ihn. Dein Paul." Ob sich die liebe Else diesen Brief wirk­lich selbst holte?

Und wie tief ist im Gegensatz zu dem bewegten Bild am Hafen der Friede der engen, stillen Straßen, in denen es dunkel und trau lich ist.