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die Kunde von dem Drama in der Daje. In allen Städten wurde nach dem Täter ge­fahndet. Aber niemand wußte etwas über ihn; niemand fannte ihn, niemand hatte ihn gesehen! In Medsched sammelten sich die Menschen vor dem Gerichtsgebäude.

Die Untersuchung ergab: Der Fremde, den man in der Dase fand, hatte einst den Vater Fazils erschlagen. Seine Tat blieb den Menschen unbekannt. Er wurde reich, er tat fich schöne Kleider an den Körper und führte ein großes Wort.

Niemand hatte von seinem bösen Tun erfahren. Niemand rechnete mit ihm ab; lein Gericht, fein Richter. Von Stufe zu Stufe stieg er empor, bis er eines Tages in die Dase fam, wo er zur Berantwortung gezogen wurde.

Durch Fazil! Durch den Sohn des Mannes, den er einst erschlagen hatte! Fazil wußte nichts von all dem. So wurde Fazils Vater gerächt."

Der Wächter machte eine Pause; die Nacht war jezi far und fühl. Ein Wind erhob sich, der aus der Gegend der Gletscher

kam. In die Stille hinein drang manchmal| Konjagen, der eifrig damit beschäftigt war, der Ruf eines streifenden Tieres. Brennholz zur Hütte seines Schwiegervaters Aber der Rächer setzte sein Wert fort", zu schleppen. Er unterbrach diese Tätigkeit auch begann der Wächter wieder zu berichten. nicht, als er nach dem Zweck seines Beginnens Denn in der Schazkammer des Fremden gefragt wurde. Erst als er fertig war, erzählte fand man auch einen Ring mit einem er, daß nach einer alten Sitte der Schtvieger­Türkis, wie ihn die Türkisschleifer zu Med- john dem Schwiegervater das Bad herzurichten sched zu arbeiten pflegen. In den Türkis habe. Tatsächlich ist dieser Brauch bis an die eingrabiert fand man den Namen Fazil Beringstraße verbreitet, und wenn auch der Khan". Das war der Name Fazils Vater. Bräutigam eine noch so hohe Kaussumme für Als dies fund wurde, wagte sich Fazil aus die Auserwählte bezahlt hat, der Pflicht, dem den Bergen zurück in die Nähe der Men Schwiegervater das Badewasser zu wärmen, schen, kam schließlich nach Medsched und kann er sich nicht entziehen. fagte aus. Er nannte alle Schmucksachen, Möchten Sie Ihre Frau nicht tuschen? die seinem Vater gehört hatten, und die er wiedererkannte. Sie wurden ihm zuge- Selten kommt es zwischen den Ehegatten sprochen. Dann setzte er seinen Weg fort, zu tiefgehenden Streitigkeiten. Die nordsibiri­erwarb das Getreidefeld. Und heute fönnt schen Völfer haben für häusliche Zerwürfnisse Ihr, wenn Ihr in die Ebene von Nischapur   nichts übrig. Ist einer mit seiner Frau nicht fommt, den Bauern Fazil auf den Korn- mehr zufrieden, so bietet er sie seinem Freunde feldern treffen. Ihr erkennt ihn an einem oder sonst einem Stammesgenoſſen zum Tauſche dünnen goldenen Ring mit einem Türkis, in an. In den meisten Fällen ist der Handel dem: Der Rächer" zu lesen steht. Fazil ist schnell perfekt und der Konfliktſtoff iſt damit der einzige Bauer in der weiten Ebene, der aus der Welt geschafft. mit einem goldenen Ring zur Arbeit geht."

Eros am Nordpol  .

Von Ralph Elber.

diese letzte Rate bleibt, wie dem Kapitän ein alter Estimo, Vater von acht Töchtern, ärger­lich erzählte, nur zu oft unbeglichen.

Zu demselben Auskunftsmittel greifen die Renntierforjaken, wenn sie eine Frau bei einem Ehebruch ertappen. Wozu deswegen zanken? Ohne die Gerichte anzurufen, tauscht der be= trogene Ehemann sein Weib gegen die Frau oder die Tochter seines Nebenbuhlers. Nur wenn dieser sich weigert, verfällt er der Blut­rache. An der Beringstraße   und auf den Aleu­ten findet der Austausch der Frau auch dann statt, wenn sich der Mann auf Reisen begibt und sein eigenes Weib die Reise nicht mit­machen will.

Ein feierlicher Empfang.

Hätten wir Europäer, um zu einer Ehefrau der Rest ist ein Jahr später zu bezahlen zu kommen, nur annähernd ſo ſchwere Bedin gungen zu erfüllen, wie die nordsibirischen Völker, die meisten von uns blieben Zeit ihres Lebens unbeweibt. Ein ganzes Jahr muß der Einmal entbrannte ein heftiger Streit Tunguje dem Vater seiner Auserwählten auf darüber, ob die schon bezahlte erste Rate zu­der Jagd die Waffen iragen, seine Aufgabe ist rückgefordert werden kann. wenn der Vater des es, das erlegte Wild zur Jurte seiner zukünf- Mädchens vom Kontrakt zurücktritt. weil der tigen Schwiegereltern zu schaffen, und während Schwiegersohn während des letzten Monats der derschaft gezogen und kehrt er nach längerer Ist der Eskimo ohne Frau auf die Wan­sich die Verwandten der Braut bereits an Brautdienstzeit zu faul gewesen ist. Man Abwesenheit wieder zurück, so wird ihm zu einem fetten Renntierschinken gütlich tun, ist wandte sich an den Kapitän des Walfischfän- Ehren ein tagelang dauerndes Fest veranstal­er noch lange mit dem Abziehen der Felle und gers als den einzigen Unparteiiſchen um Rat. tet. Während dieses Festes hat er das Recht dem Zerteilen des Fleisches beschäftigt. Als dieser mit seiner Entscheidung zögerte, auf sämtliche Frauen und Mädchen seiner Auf Kamischatka ist der Schwieger- iagte der enttäuschte Schwiegervater den Braut Sippe. Matrosen europäischer Schiffe erzählen, bater noch anspruchsvoller. Nicht nur, daß werber kurz entschloſſen davon. die Aeltesten daß zu solchen Veranstaltungen einem Fremden der Brautwerber alle schweren häuslichen Ar­des Stammes gaben ihm recht. der Zutritt niemals gestattet wird. Wer ihn beiten verrichten muß, ehe er die Hand der zu erzwingen sucht, wird von den erbitterten Tochter erhält, der Bräutigam hat außerdem Eskimos getötet. für die ganze Verwandtschaft Felle zu be schaffen und darf sich auch mit Geschenken nicht gig zeigen. Waffen und Schmud sind die erwünschtesten Gaben.

Das Recht auf das Bett der Braut. Zu hart wäre es, hätte der zufünftige Schwiegersohn nur Pflichten. Die Jtälmen auf Kamischatka sind einsichtsvoll genug, den jungen Mann, schon während er das Braut dienstjahr abarbeitet, mit seiner Braut zusam­Erman, der im äußersten Nordosten Si­men in einem Bett schlafen zu lassen. Ob sich biriens die Sitten und Gebräuche der Polar- daraus Beziehungen ergeben, bleibt freilich völker ſtudierte, erzählt davon, daß Väter, die ganz dem Mädchen überlassen. Außerdem hat mehrere Töchter zu vergeben haben, oft lange der Schwiegervater jederzeit die Möglichkeit, Zeit ihres Lebens überhaupt nicht zu arbeiten diese Begünstigung zurüdzuziehen, wenn er mit brauchen, weil ſie immer wieder Bewerber der Arbeitsleistung des Bräutigams unzufrie­finden, die vor einer langen Brautdienstzeit den iſt. nicht zurückschreden. Wenn man bedenkt, daß in vielen Gegenden Nordsibiriens ein empfind­licher Mangel an Frauen herrscht, so wird es Wendet der mißzgünstige alte Herr diese verständlich, daß bei manchen Stämmen der Maßregelung zu oft an, so wird der künftige Bräutigam außer seiner Dienstpflicht auch noch einen ansehnlichen Kaufpreis in Renntierfellen und Waffen abzustatten hat. So arm mancher ist, so hungert er doch lieber, als daß er auf eine Frau verzichten würde.

Brautpreis auf Raten.

Der Schwiegersohn muckt auf.

Transvestiten bleiben straflos.

Eine nicht alltägliche Enttäuschung erlebte ein russischer Pelzjäger auf Kamtschatka  . Wäh­rend eines mehrmonatigen Aufenthaltes bei einem korjakischen Stamme hatte er sich das Vertrauen der Eingeborenen in ſolchen Maße erworben, daß man keinen Anſtand nahm, ihn zuweilen den Liebesfesten der Sippe beizuziehen. Fühlte er sich anfangs durch das Ungewohnte einer solchen Veranstaltung einigermaßen be­engt, so war es ihm um so willkommener, daß jich eines der Mädchen ein besonders hübsches und schlank gewachsenes noch dazu- lebhaft für ihn interessierte. Aber seine Partnerin ente puppie sich als ein Mann in Frauenkleidern...

Sowohl bei den Kamtschadalen als auch bei den Stälmen und den Korjaken verrichten solche feminin veranlagte Männer weibliche Arbeiten, meiden den Umgang mit Frauen, sind aber troß ihrer Veranlagung nicht weniger geachtet als

Schwiegersohn zuweilen energisch und entführt das begehrte Mädchen, ohne das Ende der Dienstzeit abzuwarten. Im Rechtsempfinden der Polarvölker ist eine solche Eigenmächtigkeit eine strafbare Handlung. Bei den Korjaken und vereinzelt bei den Tungusen nimmt die die anderen. Sippe des geraubten Mädchens die Verfolgung des Diebes auf und tötet ihn unbarmherzig, wenn sie seiner habhaft wird. Nur wenn seine Verwandten ein hohes Lösegeld zahlen,

Auf der Sankt- Lorenz- Insel   in der Beringstraße   machte der Kapitän eines Walfischfängers die heitere Entdeckung, daß die jungen Eskimos, wenn sie nicht begütert genug tönnen sie sein Leben retten. find, den Brautpreis in drei Teilen abstatten fönnen. Das erste Drittel ist noch vor Antriff bes Brautdienstes fällig, der zweite Teil muß

Wenn der Branivater baden will. Holmberg beobachtete auf einer feiner am Tage der Verheiratung erlegt werden und Reisen einen jungen Estimo vom Stamme der

Ehe unter Blutsverwandten.

Daß Heiraten unter Angehörigen derselben Sippe verboten sind, ist in voller Strenge nur von den Jukagiren bekannt. Die anderen Polar­völler sehen in der Blutsverwandtschaft nicht immer ein Ehehindernis. Bei einzelnen Stäm men auf Kamtschatka   schließen sich sogar Brü der und Schwestern mit ihren Familien zu