Wir, die vaterländischen Heimkrieger- Berbände, erheben gegen diesen Film flammenden Protest, und unsere national aufgeredten Herzen und verlangen, daß man die Vorführung angenblidlich unterläßt.
Hände
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Im Westen nichts Neues. Seſamtziffer gegeben, ſoweit die Zahlen bis| Worten ist rund jeder sechste Soldat draußen heute feststehen. Das deutsche Heer verlor geblieben. Nimmt man aber nur die Zahl während des Krieges insgesamt 1,822.555 Tote. der in der Front gewesenen Soldaten als Bu dieſen kommen noch rund 4,278.000 Ver- Grundlage, so ist schätzungsweise jeder dritte wundete, so daß die blutigen Verluste zusam- Mann der feindlichen Einwirkung erlegen. men 6 Millionen übersteigen. Frankreich ver- Mit zwei Millionen Soldaten zog Deutschland lor rund 1,25 Millionen Tote, ohne Kolonien. 1914 ins Feld. Fast ebensoviele fehrten nicht England einschließlich seiner Dominions 1.6 wieder heim. Die Gesamtzahl der blutigen Millionen. Die Zahl der gefallenen Russen Verluste übersteigt die Gesamtzahl der bei wird niemals auch nur annähernd ermittelt Kriegsbeginn vorhandenen Soldaten um das werden. Man greift nicht zu hoch, wenn man Dreifache. Man mag schäzen, daß am Ende fie mit 3 Millionen einsetzt. des Krieges vielleicht noch ein Zehntel jener Hüben und drüben, auf allen Kriegsschau- Soldaten unverwundet lebte oder kämpfte, die pläten, zu Lande und zu Waffer, find insgesamt im August 1914 hinauszogen. schätzungsweise 11 Millionen Menschen den Soldatentod gestorben, während 69 Millionen unter den Waffen standen. Mit anderen
Wir bekämpfen mit Energie und Konsequenz jede verderbliche pazifistische Tendenz. Wir lassen uns den Krieg nicht diffamieren. Wir lassen auf den Krieg nicht das geringste kommen.
Will's Gott , wird schon morgen wieder die Knarre genommen,
und dann lassen wir wieder andre für uns trepieren.
Das sind wir unseren zwei Millionen Toten schuldig.
and tote Männer sind immer geduldig. Ferner protestieren wir
gegen die verlogene Darstellung des Films: Unsere feldgrauen Braven
dächten nur an Fressen, Saufen und Schlafen. Denn wie jedermann weiß, ist vom Trinken und Essen
im Felde überhaupt nie die Rede gewesen,
und ſtatt zu ſchlafen, haben wir die ganze Nacht immer nur an unseren Kaiser gedacht. Wir lebten im Kriege als reine Idealisten, und wenn wir töteten, taten wir's als Christen, und wenn wir starben, hatten wir Sonne im Herzen,
und wenn wir verwundet waren, hatten wir feine Schmerzen,
und wenn wir verlauft waren, machte uns das Vergnügen,
und Trommelfeuer konnten wir gar nicht genug auf den Graben friegen,
und in Gaswolken hatten wir ein Lied auf den Lippen,
und niemals befiel nur das leiseste Zittern uns in heroischen Stahlgewittern, und wenn nicht der Dolchstoß uns umgelegt, dann siegten wir heute noch unentwegt. So und nicht anders ist es geschehen. So und nicht anders war es im Feld. So und nicht anders wollen wir es gefilmt sehen.
Läge, Lüge über alles in der Welt!
Hafe.
In den nächsten Tagen lamen wir in Sturmreserve. Die Schlacht um die Tote Tochter" begann.
Uniformen!
Von Uniformen.
Von Nathan Gurdus.
Ich graue mich vor buntem Tüch. Ich haffe Uniformen. Sie machen Menschen zu Bahlen und unter goldenen Knöpfen schrumpfen die Herzen zusammen!
schenmenge. Ein Gendarmeriehauptmann steht vor dem Kremltor. Immer näher, die Marseillaise singend, kommt die Menschenmenge. Auf einmal springt das Tor auf, eine Kompagnie Garde tritt unters Gewehr. Eine Uniformmauer dringt gegen die Menge ein. Da Jahre vorüber. Und ich sehe Uniformen, Uni. Masse greifen nach dem Hauptmann, zerren Wenn ich die Augen schließe, rajen 15 aber geschieht das Wunder: Hände aus der formen... Uniformen verschiedener Böller. an der Uniform, Lizen, Treffen, Goldknöpfe Sie umgaben mich, meine Kindheit. Wenn fliegen auf das Straßenpflaster. Die erste uniformierte Männer zu mir traten, bedeutete Uniform des Zaren vom Volke angefaßt, und es Leid. Wenn sie an den Fenstern vorbei- still stand die Garde! Nieder mit der Uniform! zogen, bedeutete es Unglüd. Ten Weg der Kindheit und Jugend umstanden Uniformen. Selbst die Sonne war düster geworden vor Uniformen.
1. August 1914.
Man hält mich zum Fenster heraus. Drauzen ziehen unsere sonst so ruhigen Straßen fingend feldgraue Regimenter vorüber, zur Front. Aus den Fenstern winken Frauen, Kinder, jauchzen, als ziehe da unten ein Karnevalszug dahin. Ich winke nicht. Und als auf einmal scharfe Kosakenkommandos über die Straße erschallen, beginne ich bitterlich zu weinen..
Erste Bekanntschaft mit der Uniform, erstes Grauen in der Kindheit.
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Ich bin frank. Beide Beine gebrochen im Gips verband. Meine Mutter trägt mich auf den Armen, auf dem Bahnhof von War schau . Das Tragen ist schwer, schwer feucht meine Mutter, aber immer weiter müssen wir entlang des leßten Zuges, der Warschau verläßt. Denn an den Kupeetüren stehen gold glänzende Uniformen und winken lächelnd ab alles reserviert". Wir schleppen uns weiter. Das Tragen tut weh. Ich fühle jeden spitzen Stein des Perrons, dann stoßzen die Bruch stellen zusammen
Es war winterliches Frühjahr. Mit blutjungen Soldaten aus dem Elsaß rückten wir in die vordersten Gruben. Das Sturmgepäd wurde gerollt. Die letzten Briefe nach Deutschland waren geschrieben, die letzten zärtlichen Briefe und Worte, in denen die Ahnungen eines jähen und ge= Ueber die Stadt zieht gerade ein Flugwaltsamen Todes zitterten. In der Nacht vor dem Sturm schrieb ich an Viktoria, deren Bild immer strahlender vor meiner Seele stand.
Als sich die Langrohrgeschütze einschoffen, lagen wir schon vorn. Bald trommelten die Saubizen. Dann kam das Ende der Welt.
Die Toten des Krieges.
Um einen Begriff davon zu geben, welch furchtbare Beute an Menschenleben der Krieg forderte, sei hier eine Zusammenstellung der
angriff. Bomben prasseln, schwer ächzen Ge schüße. Immer mehr jäbelrasselnde Offiziere stürzen in den Zug. Uns wird abgewinkt. Lächelnde rote Gesichter mit goldenen und
Der Jahrhundert alte Bann der Uniform war durchbrochen, und da im selben Moment schoß am höchsten Fahnenmast des Kremis ein roter Funke, entfaltete sich, und über Moskau , über Rußland , wehte zum erstenmal die rote Fahne der Revolution!
Ein Brausen stieg in der Menge auf. Die Gardemauer wankte. Die Uniformen begannen selbst ihre Goldknöpfe abzureißen. Sie wollten feine Uniformen mehr sein. Auf einmal waren alle Menschen, and singend zog das Feldgrau neben Arbeiterblusen, Studentenröden und Bauernkitteln durch die Straßen Moskaus .
Aber nicht lange und wieder zogen Uniformen in die Stadt. Zerrissene, verlumpte Uniformen, aber schon flebten neue Hoheitszeichen" an den Mermeln und Mühen: Sowjetsterne. Und anstatt Gesang erklang das Tat- tal -tak- tak- tak der Maschinengewehre auf den Straßen Moskaus . Männer in denselben Uniformen beschossen sich, ihre Regeln aber sausten in die Häuser und töteten Frauen, Kinder. Als man dann auf die Straßen trat, lagen Leichen vor jedem Tor und Uniformen drangen in die Häuser ein, Bücher, Betten, Schränke flogen durchs Fenster. Tschekisten drangen in die Wohnung, schleppten alles weg. schlugen mit Gewehrkolben alles zusammen und schmissen zum Schluß alles auf die Straße. Wir aber waren noch glücklich, wenigstens ihren Revolvern entronnen zu ſein...
filbernen Stragen an den Kupeefenstern, und Wieder liege ich mit verbundenen Beinen an den Türen immer noch Ordonnanzen. Da in einem Vichwagen. Schwer rollt der Zug der raschelt ein Schein in die Hand einer gold- polnischen Grenze zu. Beinen im Wagen. betreßten Uniform, diese verbeugt sich, Orden ,, Adien Rossia", murmeln alle. Die Grenze und Sporen flirren, wir sind im Zug. ist da, Türen werden aufgerissen Tichela fontrolle! Uniformen dringen in den Wagen. ,, Was, hier sind noch einige Bourgeois! Raus mit ihnen!"
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Moskau 1917. Ich sehe die russische Revolution, die erste, die dann erst später in den Blutströmen der Tscheka ertrank.
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Einige alte Ruffen werden herausgeschleppt und während der Zug langsam weiterfährt,