Frauen.

Von Jrma Neumann.

Sie ist die Frau von einem Arbeitslosen, Bebensmüde und gedrückt ist er- Sie aber hat es furchtbar schwer.

Sie muß ihn trösten, Wut ihm machen, Muß mit den Kindern spielen- lachen,

Sie muß vom letzten Rest ein Mahl bereiten Und tun dabei als glaube sie an beff're Zeiten. Er ist ein armer Arbeitsloser

Und träumt nur manchmal noch

Bon Arbeit und von forgenfreiem Leben, Sie aber hat die Kinder ihm gegeben

Und gibt ihm Mut und Kraft- Man fragt sich, wie sie's schafft. Sie ist ja sonst so schwach und zart,

Doch in der Not des Lebens steht sie fest und hart Und ihr allein gebührt der höchste Ruhm- Proletenfrau zu sein, ist stilles Heldentum. Niemand wird den Arbeitslosenfrauen Je ein steinern Denkmal bauen;- Nur im Herz des Volkes werden weiterleben Frauen, die uns legten Mut gegeben Und den Glauben an des Volkes Kraft, Die uns ein neues Leben schafft.

Jelbst in Sicherheit befindet, ist es leichter, jemand sterben zu sehen.

Es war um ihn geschehen! So fürchter­lich auch der Tod war, der ihn erwartete, er erschien ihm fast wie ein Wohltäter, weil er ihm den Beweis für seine zerbrochene Liebe brachte.

Aber die Todesqual währte zu lange. Um zum Schluß zu kommen, hatte er nicht übel Lust, denen da oben zuzurufen: ,, Laßt Jos! So laßt doch los!"

Da schleuderte eine besonders heftige Schwingung ihn hart gegen die Felswand ... Endlich!

Er verlor das Bewußtsein

2-

Die beiden 3auberer.

Von Alma M. Karlin.

Die Autorin dieses Aufsatzes, der zusehends dahin, und am zwölften Tage ihrem letterschienenen Buche Der ihr Mann hat sich verspätet ist sie so schwach, Todesdorn"( Prismen- Verlag, Ber- daß ste sich nicht mehr zu erheben vermag. Da lin) entnommen ist, hat unter den aben- ruft Pedro durch den Spalt: teuerlichsten Umständen acht Jahre auf einer Weltreise verbracht, zwei Jahre da­von im Reiche der Kinder der Sonne" in Peru und unter dem Völkergemisch Panamas und hat dort die eigenartigen Bräuche und seltsamen Künste" der ist, ist!" eingeborenen Zauberer" fennen gelernt. Rojita fämpft tapfer gegen die Krankheit Alma Karlin erzählt anregend und sie an. Zu Mittag ist sie so elend, daß sie kaum behauptet, daß alle ihre Erzählungen auf noch die Arme zu heben vermag, und am Wahrheit beruhen. Es sind darunter Abend ist ihr Gesicht eingefallen, die Augen manche recht phantastische. Die nachglanzlos, die Nase spizz. Jetzt weiß sie, es stehende Leseprobe berichtet einen Fall bleibt nur Tod oder Ergebung! Als der alte von dem unter den Eingeborenen ein- Herenmeister nachts anpocht, öffnet sie. Boll genisteten Aberglauben: Sier greift er nach seinem Opfer. Willenlos

,, Rofita, mert dir, morgen ist der aller­letzte Tag! Wenn du auch dann dich nicht er. gibst, mußt du sterben. Ich kann dir nicht helfen, du weißt: Wenn ein Zauber begonnen, läßt er sich nicht mehr ungeschehen machen Was

gibt sie sich ihm hin. Erst nachdem Pedro feine Lust befr edigt, fehren ihre Kräfte zurück. Der Zauber ist gebrochen!

-

Am Abend lehrt

Es war hoch oben in den Bergen, weit hinter Medellin," begann mein Bekannter, dort wohnte in einem Bergdorf eine auf fallend schöne Frau, die erst fürzlich gehei- Er zieht schon am folgenden Morgen weiter ratet hatte. Ihr Mann war ein Bauberer in ein Bergdorf hinauf. und wußte dies und das. Von ihm hatte der Händler heim. Ganz verstört tritt ihm ich gelernt, wie man Schlangen fängt, entgiftet, feine Frau entgegen. bändigt. Er war viel unterwegs, weil er Häute und Felle hinab zur Küfte trug und an weiße Händler verkaufte.

Eines Tages fommt ein alter Mann namens Bedro aus den Berghöhen hinter Bo­ gotà. Rosita steht am Fenster und lacht. Sie lacht gern, denn sie ist jung und glücklich; ihr Leben ist hell wie eine Vollmondnacht. Pedro ist nicht mehr jung, aber sein Blut ist immer noch heiß. Die da, die Rosita, ja, die möchte er wohl besigen!

Er geht wiegend auf das Fensterchen zu. Wozu lange Umschweife?

Willst du die Meine werden?" flüstert er, und seine Augen glühten begehrlich.

Rosita lacht und schlägt den Laden zu. Pedro gibt die Hoffnung nicht auf. Er ist gewöhnt, alles zu bekommen, was er will.

,, Rofita, heute abend komme ich zu dir, Als er die Augen wieder öffnete, war dann wirst du mein werden!" ruft er durch Nicole über ihn gebeugt.. Sein Blick den Spalt im Holz. Und drohend fügt er suchte van... War er verschwunden?| hinzu: Sonst wirst du krank!" Hatten Scham und Reue über seine Tat ihn hinweggetrieben?

Remy vermochte die Tränen nicht zu­rückzuhalten, die ihm plöglich über die Wan gen rollten; das Seil noch fest um die Hände gewunden, lag Yoan am Ende feisser Sträfte neben ihm besinnungslos

am Boden

( Berechtigte Uebersehung von Margarete Michalowski.)

Der Fasttag.

Aber Rosita, die eine Zunge wie Iguana hat, ruft zurüd:

eine

Krank wirst nur du sein, Alter, vor Sehnsucht nach einer jungen Frau!"

Am Abend verlangt er Einlaß, aber die berriegelte Tür öffnet sich nicht. Nichts rührt fich. Er schäumt vor Wut.

"

Morgen bist du frank!" ztscht er. Lachen spottet zurück.

Doch am folgenden Morgen fühlt sich Ro­fita elend und kann nicht ausgehen. Freundin­nen besuchen sie, raten, geben Arzneien, trösten sie. Es wird bald wieder besser werden. Aber es wird nicht besser. Sie schickt alle fort und riegelt sich ein.

-

Den ganzen Tag liegt sie müde und matt auf ihrem Lager. Der Tag neigt sich dem Rande zu, es dunkelt. Da, Schritte ums Haus. Ein Rütteln an den Fensterläden. Dann flopft es laut.

Der befannte französische Aphoristiker Nico­ las Chamfort erzählt die folgende Anekdote: Der Bischof von 2. saß gerade beim Früh stück, als der Abbé von Ch. zu ihm zu Besuch tam. Der Bischof tud den Abbé ein, an seinem ziemlich üppigen Mahle teilzunehmen, aber der Abbé dankte. Der Bischof, der bei seinen ,, Rosita, mach auf", ruft Pedro drohend. Schmausereien gern Gesellschaft hatte, wieder- Sie rafft sich zusammen, öffnet einen Spalt holte seine Einladung dringender, doch der Abbé und jagt ihn fort. Ihr Herz gehört ihrem dankte wiederum. Monseigneur," fagte er ,,, ich Manne, der bald zurückommen muß. habe schon zweimal gefrühstückt, und außerdem ist heute Fasttag."

,, Fehlt dir etwas?" ist seine erste Frage. Da stürzt ihm das arme Weib zu Füßen und erzählt ihm unter Schluchzen von den Qualen, die sie ausgestanden hat.

Der Hund!" knirschte der Mann. Das foll er mir büßen." Er stürzt hinter das Haus und sucht nach einer bestimmten Pflanze. Es ist eine Art Löwenzahn gewesen. Raum hat er sie gefunden, wendet er sich in die Richtung, in die Pedro gegangen, murmelt eine Be­schwörung und wartet, bis die Sonne im Sin fen ist. Dann bläst er den Samen hinter Pedro her. Mir wird es falt dabei, und ich möchte nicht in der Haut des Alten sein..."

,, Wie endete die Sache?" fragte ich.

,, Eine Woche später", fuhr der Kolumbier fort, hatte ich ebenfalls im Dorf gegen Süd­westen zu tun. Ich erkundigte mich nach Pedro. Man deutet mit dem Finger auf die erste Hütte des Dorfes. Als ich die Schwelle freuze, fommt mir ein älteres Negerweib entgegen. Pedro lebt mit ihr.

,, Anita, ruf ihn heraus!" sage ich zu ihr, denn in der Hütte ist es finster und die Luft dumpft. Sie schüttelt den Kopf, setzt eine rußende Fadel in Brand und leuchtet in einen Winkel. Da liegt Pedro und stöhnt.

,, Was hast du?" frage ich ihn.

,, Es muß eine Woche her setn, mehr oder minder, so gegen Sonnenuntergang. Plötzlich fühl ich ein starkes Begehren, hinter die Hütte zu gehen. Na, das geschieht uns ja allen, wie du weißt, der Mensch ist nicht aus Glas. Ich trete hinter die Hütte und dent' mir eben schau', nun taucht gewiß die Sonne eben ins Meer bei Cartagena, als ein ganzer Schwarm Müden auf mich losfährt, und mich sticht. An den Armen, Beinen, der Brust, fühle ich die wilden Angreifer. Ich schlag' mich, renn' zum Schluß wütend in die Hütte und leg' mich nie­der. Am nächsten Morgen wedt mich Anita und bringt mir gebratene Bananen. Wie ich mich aufsetzen will...", er schweigt einige Sekunden, geht es nicht mehr. Ich bin ge lähmt. Ich bin ganz gelähmt, Mann!"

Hat er sich bald erholt?" frage ich. Jeden Tag die gleiche Frage, die gleiche ,, Er ist sieben Jahre später gelähmt ge­Antwort, Rosita bleibt standhaft, doch sie siecht storben", erwidert er, Anita hat ihn zuletzt