— 2—trotz eifrigen Durchsuchens der ganzenGegend nicht hätten aufgefunden werdenkönnen.Sir George schüttelt« verwundert denKops und ärgerte sich ein wenig über denVerlust der beiden seltenen Exemplar«.ich««?!"Iein«desFelseukämm«,«in neue-, besseresLandüber den Wäldern!"Zwei GesGiGteuvon Andersen.Der dänische Dichter H. C. Andersen,der auch viel« schöne Märchen geschriebenhat, erzählt die folgenden Geschichten im„Bilderbuch ohne Bilder". Sie stellenArt von Reportage aus der Mittevorigen Jahrhunderts dar.Ein Knabe aus dem Königsthron.„Gestern," sagte der Mond,„sahZukunft.Du reiche Fra«, du«dl« Krau,mit deiner Hoffnung unterm Herzen,du möchtest jubeln und«schrickst:ich sehe dich in-einen Schmerzen,wie du bei«, Schein der Ambrakerzendie svidne Megendecke stickst.Du zählst die Fäden, silbergra«und schwarz und blutrot, und dir schweb««viel tausend Hände vor, die weben,viel tausend grau« Mutterhänd»,die weben, weben ohne Ende;ich seh dich, wie du grausig nickstund dunkel durch dein Zimm« blickst.Und tausend Kinder stehst du stehn,H« still an einem Stricke dreh«,früh alt vor Hunger und Gebrest,,«nd stehst die Väter fich«heben,all«, di« häßlich müssen leben,! damit eS Schönheit könne geben,sie stürmen dein geschmücktes Rest:„Madam, dies blutig« Garn, wer span«Da würdest du in Todrswehenentzückt sei«, könntest du dich sehen,Wie sich zum mörderischen Festdir schmutzige Faust d«S Arbettsmannes«M deine Weiße Kehle pretzt.Richard Dehmel.den Jmmortellenkranz auf seinem Grade gc.küßt, meine Strahlen haben in der Nacht bi«Stirne des alten GroßmütterchenS geküßt, alses träumte, und das Bild sah, das du hierzeichnen kannst:„Der arme Knabe auf Frankreichs Thron!"Der Tob in Grönland.Es war wieder klare Luft; mehrere Abend«waren verflossen, er stand im ersten Viertel;ich erhielt wieder die Idee zu einer Skizze—hör«, was der Mond erzählte.»Ich folgt« dem Polarvogel und demchwimmenden Walfisch nach Grönlands Ostküste; nackte Felsen mit Eis und Schnee umschließen em Tal, wo Weiden und Hoidelbeerin reicher Blüte standen; die duftende Lychnisverbreitet« süßen Geruch; mein Licht war matt,mein« Scheibe blaß wie der Wasserlilie Blatt,das seit Wochen, von seinem Stengel losgerissen, auf dem Wasser Herumgetrieben; dieNordlichtkron« brannte, ihr Ring war breit, unddie Strahlen gingen wie wirbelnde Feuersäulenüber den ganzen Himmel hin und spielten inGrün und Rot. Di« Nordländer sammeltensich zu Tanz und Lustbarkeit, aber sie stauntennicht, denn«s war«in« für sie gewohnt«Pracht:„Laßt die Seelen der Toten mit demHaupt des Walrosses Ball spielen!" dachten sienach ihrem Glauben und hatten nur Sinn undAuge für Gesang und Tanz. Mitten im Kreis«stand, ohne Pelz, der Grönländer mit seinerHandtrommel und stimmte einen Gesang vomSeehundssang an und der Chor antwortet«:„Eia, eia, a!" und hüpfte in seinen weißenPelzen im Kreis« herum; es sah aus wie einEisbärenball. Augen und Kopf machten di«kühnsten Bewegungen. Nun begann Gericht undUrteilsspruch. Die, welche sich entzweit hatten,traten auf und der Beleidigte nannte aus demStegreif die Fehler des Gegners, keck und höh.nisch,«nd alles unter Tanz zur Trommel; derAngeklagte antwortete ebenso schlau, währenddie Bersammlu:^ lachte und das Urteil zwischen ihnen fällte. Di« Berge dröhnten, dieGletscher krachten, die großen stürzenden Massen lösten sich im Fall in Staub auf; eS warein« grönländische schön« Sommernacht. Hundert Schritt« davon, unter denl osfenen Zeltaus Fellen, lag ein Kranker, noch strömte dasLeben durch sein warmes Blut, aber er mußt«doch sterben, denn er glaubte es selbst und all«rings umher glaubten es; deshalb näht« sein«Frau bereits de» Fellüberzug um ihn fest, umspäter den Toten nicht berühren zu müssen undsie fragte:„Willst du aus dem Berg in denfesten Schnee begraben werden? Ich werde dieStelle mit deinem Kajak und deinen Pfeilenschmücken! Der Angekok soll drüber hintanzen!Oder willst du lieber ins Meer versenkt wer.den?"—„Ins Meer!" flüsterte er und nicktemit einem wehmütigen Lächeln.„Das ist«inangenehmes Sommerzeit!" sagte die Frau,„daspringen Tausende von Seehunden, da schläftdas Walroß zu deinen Füßen und di« Jagd istdort ficher und lustig!" Und die Kinder risienaufdas bewegte Paris herab, mein« Äugen dran- igen in d!« Gemächer des Louvre. Ein altesGroßmütterchen, armselig gekleidet— sie ge- Ihörte zur Bolksklasse— folgte einem aus derniederen Dienerschaft in den großen leerenThronsaal; diesen wollte sie sehen, müsse siesehen. Es hatte sie manches kleine Opfer, vielBeredsamkeit gekostet, ehe sie bis hieher gelangtwar. Sie faltete die mageren Hände und sahsich feierlich um, als wenn sie in einer Kirch«stände.„Hier war es!" sagt« sie.„hier!" undsie näherte sich dem Thron, von welchem derreiche, goldverbrämt« Sammet herabhing.„Da,"sagt« sie,„da!" und sie beugt« ihr« Knie undküßt« den Purpurteppich— ich glaube, sieweint«.„EL war nicht dieser Sammet!" sagteder Diener, und es spielte ein Lächeln um seinen Mund.„Aber hier war«8 doch!" sagt« dieFran,„so sah es hier aus!"—„So," antwortet« er,„und doch nicht so; die Fensterwaren ringeschlagen, di« Türen herabgerissenund Blut auf dem Boden. Sie kann dochsagen: Mein Enkel ist auf dem Thron Frank-reichs gestorben!"—„Gestorben!" wiederholt«die alt« Frau; ich glaube nicht, daß noch einWort gesprochen wurde; sie verließen anch baldden Saal, di« Abenddämmerung brach hereinund mein Licht bestrahlte doppelt hell den rei-chen Samt auf Frankreichs Thron. Wer,glaubst du, daß die alte Frau war—? Ichwill dir«in« Geschichte erzählen. Es war inder Julirevolution, gegen Äbend, an jenemglänzendsten Tage des Sieges, als jedes Hauseine Festung, jedes Fenster ein« Schanz« war;das Volk stürmt« die Tuilerien. Frauen undKinder sogar waren mitten unter den Kämp.senden; sie-rangen in di« Gemächer und Säledes Schlosses. Ein armer, kleiner Knabe inLumpen kämpft« mutig zwischen den älterenKriegern; tödlich verwundet von mehreren Ba-jonettstichen sank er zu Boden, cs war imThronsaal und man legt« d«n Blutenden ausFrankreichs Thron und wickelte den Samt umseine Wunden; das Blut strömte über denköniglichen Purpur. Welch ein Bild! Derprächtige Saal, di« kämpfenden Gruppen! Einezerbrochene Fahne lag auf dem Boden, die drei»satbige Flagge wehte auf den Bajonetten, undauf dem Thron der arm« Knabe mit dem blassen, verklärten Gesicht, die Augen zum Himmelgerichtet, währen- di« anderen Glieder imTodeskampf zuckten; seine nackte Brust, sein«armselige Kleidung und halb sie bedeckend dirDraperie des reichen Sammet mit den Silberlilien. An des Knaben Wiege war prophezeitworden:„Er wird auf Frankreichs Thron sterben!" Da- Mutterherz hatte von einem neuenNapoleon geträumt. Meine Strahlen habenKüst« brandeten. Ungeduld beflügelte ihrenSchritt. Sie lief und sang dazu:„Fern hinab, ein neues, besseres LandErschließe uns, Geist über den Wäldern!"Der Gärtner mußte Sir George melden,daß die Kannibalin samt dem Basilisken aufrätselhaft« Weise verschwunden seien undihr wieder ein. Niedergebeugt auf die zier-nche Drachengeftalt, ihr Auge liebevoll inden Basilisken-Blick gesenkt, murmelt« sie:„Aus den Niederungen finstrer Dickicht«,fiebriger Sümpfe...Wohin? Wohin?Aufwärts über kahleJenseits hinab—Erschließe uns, GeistDen beiden Exoten hatte Sir Georgenach seiner Meinung alle Lebensbedingun-gen verschafft, deren st« bedurften, um zugedeihen und zufrieden zu sein: sichres Lw-dach, ausreichende Kost, feuchtwarmes, tro-penartigeL Treibhaus-Klima, Bewegungsfreiheit in geräumiger Urwald-Landschaft.Welche Ansprüche konnten sie sonst noch stellen? Di« Kannibalin und der Basilisk wären Iwohl selbst um eine Antwort verlegen gewesen. Dennoch scheint es, daß ihr« Naturzurückverlangte nach d«m Amazonen-Strom.Janet entging es nicht, daß ihr Zum-bichi von Tag zu Tag mehr dahinschwand.Er verlor feine Regsamkeit, magerte ab, verweigerte die Nahrung. Geäst und Wasserlockten ihn nicht mehr. In ihrem Schoßelag-«r schlaff, fast regungslos, sein kleinesHerz schlug immer schwächer.Endlich verschleierte sich auch noch seingiftiger" Basilisken-Blick Mit letzter Kraftreitete er sich in di« feuchten Augen der Gefährtin, ertrank darin, erlich.Da nahm sie den toten Zumbichi sachtauf ihren Arm und trug ihn umher, unterden Palmen, und Orchideen. Als die Nachthereinbrach, verließ sie heimlich mit ihm dasTropenhaus, schlich davon durch den verlassenen Park, an Wiesen und Mooren vorbei, di« im Mondlicht flimmerten; der Geistihrer fernen Wälder wies ihr durch denZumbichi den Weg zum Ozean, dessen endlos« Weit« sie von der Heimat trennte.Frohlockend vernahm sie das dumpfeBrausen feiner Wog«n, die an Cornwalls