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Der Berg geht um.
Sie begannen die Rettungsarbeit. Pazelt brach mit der Keilhaue vorsichtig aus dem Trümmerhaufen, der auf Lafferts Körper lastete, einen Steinblod heraus, fing ihn mit Im Verlag der Büchergilde Gutenberg| Dann folgte ein trommelfellsprengendes den Armen auf und trug ihn zur Seite. Als ( Berlin) iſt ein Roman von Rudolf Dan- Splittern und Krachen, ein Spellen und höl- Grieger aber den zweiten lockern wollte, ging mann,„ Der Streik", erschienen, aus dem lisches Kreischen, dazwiſchen schmetternde ein neues Zittern und Beben durch den Berg wir nachstehenden Abschnitt veröffentlichen. Schläge, wenn die Stempel unter dem ungehen von Trümmern, ein Stempel, der noch die Decke Der Autor, ein schlesischer Dichter, zeichnet ren Drud zerbrachen. Wie Kanonengebrüll hielt, begann sich zu neigen, so daß die beiden in seinem Bergarbeiterroman die Anfänge dröhnte das Stürzen der Felsmassen... dann zurüchspringen mußten. wurde es grabstill: dide Kohlenstaubwollen stri Bahelt warf sich auf die Knie, als der Die Halbschicht war fast vorüber, da rief chen durch den Gang und drohten die letzte Bruch wieder stille stand, und kroch zu Laffert Laffert den Häuern zu:„ Ihr schafft mer zu Lampe zum Erlöschen zu bringen... Die an- heran:„ Laffert! Hörschte mich?... Laf wenig! Fällt das Kohl nich mehr so gut?... dere hatte der Luftstoß der Explosion ausge, fert? Es geht nich!... Der Bruch liegt zu lose!... Noch ee Steen weg und das ganze Es werd wull zu harte fer Handarbeit sein! blasen. ... Ich hab no ne Spur Schwarzpulver eim Gemächte kommt: runder!... Kamrad Laffert! Pagelt richtete sich in der grauenvollen Horne. Da jubeln wer de Wand eefach runder, Stille zuerst auf. Sein Fuß stieß an Griegers Ich; dei aler Kumpel Papelt... Ich foann und ees... zwee... dreie sin mer fertig!" Bein, der mit verzerrtem Gesicht und krampfZustimmend nickten die beiden anderen. haft geschlossenen Augen an der Gesteinswand Laffert reichte ihnen den meterlangen, diden lehnte. Jetzt riß er die Augen auf, verwun Meißelbohrer zu. Payelt ergriff ihn mit bei- dert, daß er noch lebte, und die beiden starrten den Händen, stemmte ihn, etwas schräg nach sich stumm an. Bazelt bewegte die Lippen, als unten gerichtet, an die Kohlwand, und Grieger ob er Worte, unsagbare, formen wollte. Griefchlug mit hartem Schlag, den schweren Treib- ger suchte das stumme Sprechen zu deuten. Mit fäustel beidarmig handhabend, auf die breite zitternder Hand zündete er seine Lampe an der Meißelkappe. Langsam, nur millimeterweise, des alten Häuers en und betrachtete forschend drang der Meißelbohrer in die harte Wand. das verzerrte Gesicht des nach einem Worte Immer nach zehn Schlägen machte Grieger eine Ringenden und stieß plöglich das Wort hervor Pause, und Patzelt reinigte das Bohrloch von das der andere suchte: Laffert!" dem Kohlenstaub. Nach einer Viertelstunde En grauenvolles Stöhnen fam aus dem war das erste Bohrloch fertig, noch zwei wur- Dunkel von dort her, wo Laffert gestanden den geschlagen. hatte. Es flang röchelnd, fafelnd, gurgelnd Laute wie aus einer anderen Welt. Es riß
Dann trat Laffert hinzu, füllte die Bohrlöcher mit Pulver, setzte die Strohhalme mit dem Zündpulver auf
Sen Lattenversat ein und band dann den Schwefelschwärmer an die Strohhalme, die aus dem Sprengversas hervorragten. Laffert arbeitete wie ein Priester bei einer fultischen Handlung.
„ Nehmt das Gezähe weg!" befahl dann Laffert.„ Bleibt unden im Hauptſtollen ſtehn!" Die beiden anderen nahmen ihre Lampen, beIuden sich mit dem schweren Werkzeug, dem Gezähe, und stiegen in den Seitenstollen hinab.
nicht ab. Der Klang schien nicht enden zu wollen, schlug manchmal in grausiges Gurgeln um, wurde zu hohlem Pfeifen und dann wieder Säuern falte Schauer das Rückgrat hinabjagte. zu diesem entsetzlichen Stöhnen, das den beiden
Patzelt hob die Lampe, machte zwei- drei fleine Schritte, wie eine geistlose Marionette Dann krächzte er einige formloje Laute und wandte sich müde an Grieger, der geduckt zu thm trat. Er konnte es nicht mehr sagen, was er fah:
Dort lag Lafferts Haupt, hineingepreßt in Laffert prüfte noch einmal den Verjayz und den ölig schimmernden Kohlenschlamm, der zu zerfaserte die Enden der Schwefelschwärmer den Seiten der Ohren kleine Hügel bildete. Die zwischen den Fingern. Dann hielt er die Lampe Augenlider waren furchtbar auseinandergean die Schwärmer, und als er jah, daß dort zerrt, das Gesicht zu einer entseglichen Maske, kleine blaue Flämmchen zu zucken begannen, wie sie die Kannibalen formen, verzogen. Aus
kroch er schnell aus dem Arbeitsstollen.
der nich halfa!"
Durch Diamanten zum Leuchtdraht.
Ein Wunder technischer Arbeit.
Häufig angewandte Ausdrücke wie„ haargenau", um eines Haares Breite" u. a. sind ein Beweis für die allgemein verbreitete Ueberzeugung, daß ein Menschenhaar zu den dünnsten Dingen auf der Welt gehört. Tat fächlich hat ja auch das besonders seine Frauen haar einen Durchmesser von nur ein Sechzehn: el Millimeter. Man müßte also 160 Haare nebeneinander legen, um ein Band von einem Zentimeter Breite zu erhalten. Und doch wird das Frauenhaar an Feinheit weit übertroffen von den Metalldräh: en, die wir in unseren Glühlampen verwendet sehen. Der Leuchtdraht einer Glühlampe, der bei einigen Typen den kaum begreiflichen Durchmesser von nur etwa ein Hundertstel Millimeter hat, Menschenhaar. Erstaunlich, daß eine Glühist also etwa sechsmal dünner als das seinste
lampe mit einer derart seinen Seele die im merhin robuste Behandlung beim Versand mit in die Fassung aushält, und daß diefer FeinPost, Bahn und Auto und beim Einschrauben draht uns rund 1000 Stunden hindurch in
hellſter Weißglus Licht zu spenden vermag, ehe er, wie alle irdischen Dinge, denen wir irgend eine Leistung abzwingen, seinen Dienst versagt.
Am erstaunlichsten ist es aber wohl, daß
seinem Munde blies jeder Seufzer purpurrote Seine Kameraden fand er unten wartend, Blutblasen hervor. Zerplatten sie, dann klang feitwärts auf das Bruchfeld zu. Sie hatten sich wieder der hohle, ſtöhnende Seufzer auf, hielt es der Technik gelingt, derart dünne Drähte an die Wand gelehnt und schauten schweratmend an, schwang in der Luft wie der Urlaut alles in ihre Lampenflammen. Er sprang auf die Menschenschmerzes, fand einen grausigen Widerandere Seite, auf den Querstollen zu, und hall in der Kluft und erstarb, wenn eine neue lehnte sich an einen verdrückten, gesplitterten| blutige Schaumblase aus dem Munde hervorStempel. Da ging es wie ein seufzendes quoll.
Atemholen durch den Berg. Die Stempel be- Der ganze Körper Lafferts war überdeckt, gannen leicht zu zittern, als seien sie es müde verſchüttet von Geſteinstrümmern, Holzstücken geworden, die Rieſenlaſt zu tragen. Knirschend zerbrochener Stempel und Bohlenreſten, die den löften sich lange Splitter von den Kappenstäm- ganzen Gang bis zur Decke füllten. Nur das men, die quer über dem Stollen lagen und dem Haupt ragte aus dem schauerlichen Gewirr herGstein den Einbruch verwehrten. vor. Der schwarze Schlamm begann sich von Bagelt schrie auf:„ Dar Barg geht! Toas dem verströmenden Blut rötlich zu färben Hangende fimmt!", preßte sich an die Wand, Bazelt schüttelte zuerst die Erstarrung von hel: die Hand empor, als wollte er mit seinen sich Er ergriff mit zitternden Händen eine Händen die Riesenlast auffangen, die über sei- Steilhaue und bezwang die Lähmung seiner nem Haupte hing und herunterzustürzen drohte. Bunge:„ Grieger! Der Laffert!... Los! Wir Grieger warf seinen Körper eng an die vibrie- müſſen ihn rausholn!" rende Seitenwand, aus deren Rissen ein feiner Grieger schüttelte wie im Krampf den Mulm hervorzujickern begann. Kopf, faßte aber nach Treibfäustel und BrechIn das schwere Alechzen des Berges hin- stange und sprach mit tiefen, trockenen Kehlein flang plöslich das dumpfe Krachen einer lauten wie zu sich selber:„ Der Laffert! Explosion. Eine schwere, dichte Kohlenstaub- Dar arme Ker!! Dan hats erwischt!... Dam wolte schlug jäh mit einem scharfen, nach Bul- hilft nischte mehr! De Rippen sein dam verdämpfen riechenden Luftzug aus dem Sei- in de Lunge neigespießt!... Sieh ode... das tenstollen und füllte alles in pechſchwarze hellrote Blut! Doas timmt von dar Lunge! Finsternis.
Das rote Blut!"
mit völliger Sicherheit und größter Genauig foit herzustellen, dazu noch feit herzustellen, dazu noch aus Wolfram, einem von Natur aus sehr sprödem Metall, auf das man aber wegen seines hohen Schmelzpunktes angewiesen ist
Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß z. B. Kupferdrähte durch Ziehen aus diceren Kupferstäben gevonnen werden Hierzu dienen gehärtete Zieheisen, durch deren Bohrung das Metallstück gezogen wird und sich dabei auf den Bohrungsdurchmesser vers jüngt. Zur Herstellung der feinen Glüh -ampendrähte ist weil Wolfram zu den härtesten Metallen gehört, selbst ein Zieheisen aus härtestem Stahl völlig ungeeignet. Man muß zu dem härtesten Material unserer Erde, dem Diamanten, greifen, um den Wolframstab in die Form eines nur ein hundertstel Millimeter starken Drahres zu zwingen. Und allmählich nur darf die Verjüngung vor sich gehen, so daß man eine ganze Reihe( bis zu 75 Stück) von Diamanten mit aufs feinſte und genaueste abgestuften Bohrungen braucht. Die Durchbohrung der Diamanten ist schon an fich ein an der äußersten Grenze des technisch nach