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den Gemeinschaftssinn der Mitglieder zu wek- schaft sämtlicher gewerbetreibender Mormonen, und außer sich vor Eifersucht: denn Herr Hente fen. Der Staat Utah, der gezwungen war, die ihren Zehnten abliefern mußten. Dadurch, war mittags wieder plötzlich verreist! völlig isoliert zu bestehen, lebte nach der heute war man finanziell fräftig genug, um erfolg Sie mußte fast eine halbe Stunde in dem so viel diskutierten Idee" der Autarkie: durch reich den Kampf gegen die amerikan schen Groß- chinesischen Zimmer warten, dann öffnete sich Aderbau und Viehzucht und häusliches Gewerbe betriebe aufzunehmen. Vorübergehend kam eine eine Tür und aus dem Dunkel flötete eine fonnten alle Mormonen unabhängig vom übri- Blütezeit des Mormonenstaates. Das nüchterne Frauenstimme: Bitte eintreten. Bitte während gen Amerika ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse Bild der Mormonenstadt veränderte sich der Sigung kein Wort zu sprechen!" befriedigen. Da es Youngh außerdem verstand, Youngh ließ für seine Lieblingsfrauen präch Frau Hente betrat mit Herzklopfen den durch geschickte Propaganda eine große Zahl tige Paläste bauen, die ebenso geschmacklos wie halbfinsteren, großen Raum. Hinter ihr schloß von Europäern herbeizuholen, denen er Konzes- fostspielig waren. Seit jener finnreichen Sanic- sich lautlos die Tür. Es roch betäubend nach jionen zur Ausbeutung der Bodenschätze, Abhol- rung des Mormonenstaates hatte Youngh von Weihrauch und schweren Parfüms. Durch die zung der Wälder, Errichtung von Fabriken usw. seinen Gegnern den Spiznamen Profit fahlblaue Dämmerung schimmerten weiße, kab­verkaufte, prosperierte nicht nur der Mor- Youngh" erhalten. Die langsame Liquidation balistische Zeichnungen an den Wänden, von der monenstaat, auch das Privatvermögen des Mor- des einstmals mächtigen geschlossenen Wirt Decke hingen dicht nebeneinander schwarze Stride monenhäuptlings wuchs zu stattlicher Größe: schaftsstaates Utah erlebte sein Gründer nicht wie furze, geringelte Schlangen. man schäßte sein Monatseinkommen auf zirka mehr er starb als Fünfundsiebzigjähriger in 40.000 Tollar, sein Gesamtvermögen auf etwa den Jahren der großen Wirtſchaftswende 1877. Die neue Mormonengeneration wurde dem Verfolgt man die Entwicklung des Mor- Gesetz der Vielehe ohne fremdes Zutun un monenstaates, so kann man zwei Stadien unter- treu. Die verteuerte Lebenshaltung gestattete scheiden: die erste Epoche, die gewisse Aehnlich dem einzelnen nicht mehr, einen so vielköpfigen fei: mit sozialistischen Prinzipien aufweist: alle Haushalt zu führen, wie er sich notwendiger- das Antlitz des Direktors Henke auf! Mitglieder arbeiten für das Gemeinwohl, erweise aus der Erfüllung des Ehegesezes ergab. richten Wohnhäuser, kultivieren das Land, banen Allmählich vollzog sich auf allen Gebieten die) Frau Henke sah die Glaye, den blonden Straßen und bekommen dafür Naturalien ge- Angleichung an das andere geschäftstüchtige und Schnurrbart, jeden der dicken, rozen Schmiſſe liefert. Die Ueberschüsse aus dem Wirtschafts- puritanische Amerika. Gegenüber den eisernen über der Stirn. Und dicht neben ihm stand ein junges Mädchen mit einem foketten, roten Hüt­bei: sloſen befriedigen fann, indem man ihnen breitenden Kapitalismus erwies sich die Mor- chen. Frau Lotte ballte die Fäuste, um nicht Notstandsarbeiten überträgt. Die Arbeit galt monenbibel als 3 sdywach. Die einstmals vor Wut aufzuschreien, denn ihr Gatte umarmite im Staate Utah als oberstes Gesez; sie bildete strenggehaltenen Sitten foderten sich zusehends. die hellblonde Person und füßte sie leidenschaft­auch die einzige Einnahme der Mormonen. Doch Tas Handelsmonopol des Mormonenstaates lich ab...

acht Millionen Dollar.

leben dienen als Rüdlagen, damit man die Ar- Gefeßen des sich immer weiter und stärker aus­

Stimme. Dann ein Stöhnen, das in einen Nach einer Weile vernahm sie eine dumpfe wilden, tierischen Schrei überging, und jetzt er schien hinter einer Wand ein rötliches Licht, das allmählich heller wurde und Umrisse annahm: Wie hinter einem Schleier tauchte langsam

als um die Mitte des 19. Jahrhunderts sich Utah wurde aufgehoben. Und wenn man auch Diese Erscheinung dauerte kaum eine große Handelsgesellschaften bildeten, Industrien noch heute in der Hauptstadt der Mormonen, in Minute, verblaßte dann und wurde undeutlich. crwuchsen, konnte der Mormonenstaat seine pri- Salt- Lake- City, bemüh: bleibt, auf Festen und Das rötliche Licht verschwand, die Tür öffnete mitive Wirtschaftsform nicht mehr aufrechterhal- in Predigten den alten Mormonengeist" am jich und Frau Henke schwankte aus dem betäu­ten. Vele Artifel mußte Utah bereits aus dem Leben zu erhalten, so kann man doch nicht mehr benden Dunst in die grellbunte Helle der Lam­übrigen Amerita beziehen insbesondere Roh von jener fanatischen religiösen Massenbewe- pions. Der Diener erſchien und führte sie durch stoffe und Salbfabrikate. Da erwies sich gung sprechen, die einst Joseph Smith entfes- den Garten zum Tor...

Brigham Youngh noch einmal als Retter Er felte und die jest, nach fnapp einem Jahr­gründete Zions fooperative kaufmännische In- hundert, mit seinem Urenfel gewiffermaßen zu stitution" eine Art Zentralhandelsgenossen- Grabe getragen worden ist.

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Als Direktor Hente am nächsten Morgen fröhlich heimkehrte und seine Gattin mit einem Stuß begrüßen wollte, empfing ihn eisige Ab­wehr. Seine Bestürzung steigerte jich, als er glattweg eines Ehebruchs bezichtigt wurde. Er war diesmal tatsächlich unschuldig und bot da

Das Wunderzimmer des Ibrahim r entrüſtet ein Alibi an. Seine Gattin nannte

Mustafa.

Bon Bolkmar Iro.

Die Polizei behielt das Tokument und zog Erkundigungen ein...

ihn einen abgefeimten Don Juan, und die dra­matische Szene steigerte sich, als sie auf Schei dung drang. Er wies vier unterzeichnete Ab­schlüsse mit dem Datum des vorhergehenden Tages und zwei Geschäftsbriefe vor, die ihn voll. tommen entlasteten, sie antwortete mit der Be­schreibung des roten Hütchens der hellblonden Rivalin.

Es ging in der gewissen Billa in der Gar-[ Sprache beglaubigt war, daß er seine Studien tenstraße nicht mit rechten Dingen zu. in Damastus vollendet hatte und zur Führung Seit Wochen machten sämtliche Junggesel- des Titels berechtigt war. len der kleinen Stadt und so mancher schuld­bewußte Ehemann einen weiten Bogen um die fes Haus. Auf allen Kaffeekränzchen und Tees An einem schwülen Maiabend bog nun Er horchte jetzt auf, ließ sich das Mädchen wurden geheimnisvolle Dinge von Ibrahim Frau Direktor Henke in die leere Gartenstraße näher beschreiben. Begann ein energisches Mustafa erzählt, denn es stand fest, daß die ein. Sah sich vorsichtig um und flingelte am Kreuzverhör, und nach einer Stunde beichtete überraschende Scheidung des Knopffabrikanten Gartentor der Villa Nr. 13. Ein Diener in Frau Lotte ihren Besuch in der weißen Villa. Gempel, die skandalöse Eifersuchtsszene des Ehe- schwarzen Kniehofen und Schnallenschuhen öff- Der Direktor erlitt einen Lachkrampf. Dann paares Kronach, das plötzliche Verschwinden der nete und führte sie in ein mit chinesischen Pa- wurde er angesichts des unverschämten Honorars sechzehnjährigen Hilde Müller in einem Schwei- pierfahnen, grellbanten Lampions und Rohr- wütend und wollte sofort der Polizei telephonic zer Pensionat- daß eine ganze Anzahl höchst matten dekorertes Zimmer ren Seine Gattin fiel ihm in die Arme und beunruh gender Affären irgendwie mit dieser

weißen Villa in der Gartenstraße im Zusam

menhang standen.

Sie war seit drei Monaten an den alten Türken vermietet und das Emailschild am Garten or:

Ibrahim Mujtaja,

Professor d. w. M.

Nach einer Weile erschien der Professor beschwor ihn, einen Standal zu vermeiden. Er Mustafa in seinem phantastischen Talar, be- erzählte nachmittags unter vier Augen die Ge­sich auf ein Kissen und ließ sich das Anliegen grüßte jie wortlos mit einer Verbeugung, hodie schichte einem befreundeten Polizeibeamten, der verständnisinnig midte: der jnugen, hübschen Frau vortragen: Sie ver Die Villa wurde seit drei Tagen beobachtet,

mutete, daß ihr Gatte seit einiger Zeit auf Ab- man wußte auch schon von dem Besuch der Frau wegen wandle. Er verreiste viel öfter, als es Direktor..

jeine geschäftlichen Angelegenheiten erfordern Am gleichen Abend forderten Kriminal, machie nur den Fremden Kopfzerbrechen Die konnen Sie wollte endlich Gewißheit haben beamte überraschend Einlaß in das mysteriöse Eingeweihten wußten, daß Herr Mustafa Bro- und berief sich auf ihre Freundin Else Werner, Haus. Da nicht geöffnet wurde, ließ man die fessor der weißen Magie war und man berichtete die den Türken in einer ähnlichen Angelegenheit Türen aufsperren, alle Räume wurden durch­Wunderdinge über das Hellsehen des alten bereits mit Erfolg konsultiert hatte. sucht die Villa war in wüster Unordnung

Mannes, der nur ein einziges Mal das Haus Professor Mustafa strich seinen weißen Zie- und leer. verlassen hatte, als ihn die Polizei zur Vor- genbart, ließ sich Details erzählen, zog einen Im chinesischen Zimmer hingen noch die legung seines Professorendiploms vorlud Der Notizblock und schrieb: Donnerstag, zehn Uhr bunten Papierfeßen und Laternen, aber das weißbärtige Herr war in einem schwarzen Talar abends Wunderzimmer präsentierte sich bei dem Schein einiger Lichter wesentlich nüchterner. Drei Wände waren mit schwarzem Papier über­

erschienen und zeigte eine große Bergamentrolle Frau Henke bezahlte zwanzig Mark und fam mit riesigen Siegeln, auf der in türkischer Donnerstag Bunt: zehn Uhr. Sie war nervös