واره لالا
Feierabend
Feierabe
Nr. 24.
Unterhaltungsbeilage.
Der Dieb.
Bon Guy de Maupassant . Rum gefüllten Kessel. Dazu brüllten wir aus Leibeskräften alte Soldatenlieder, wie sie einst die Truppen der Grande Armee gejungen hatten.
„ Ich sage Ihnen doch, Sie werden mir einfach die ganze Geschichte nicht glauben." „ Erzählen Sie nur ruhig."
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Also gut; aber ich muß Ihnen von vornherein betonen, daß meine Geschichte bis in die kleinsten Einzelheiten wahr ist, so uns glaublich sie auch flingen mag.
Nur Maler werden sie für möglich hal ten, besonders die Maler der älteren Schule, welche die Zeit noch gekannt haben, da bei der Jugend ein gewisser Geist des Mutwillens und der Uebertreibung so start war, daß er sich sogar bei ernsten Gelegenheiten nicht verleugnete."
Der alte Maler feste fich rittlings auf einen Stuhl und begann:
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Blößlich machte uns Le Poittevin, der als einziger noch immer ziemlich nüchtern war, ein Zeichen, still zu sein. Nach einem Schweigen von ein paar Augenblicken meinte er mit gedämpfter Stimme:
Ich glaube, es ist jemand nebenan im
Atelier."
Sorieul erhob sich, so gut er konnte, und schrie:„ Ein Dieb! Famos!" Und aus vollem Halse intonierte er die Marseillaise :
Die Waffen ergreift!"
1933.
Boitievin auf die Idee, einen der großen Wandschränke aufzumachen. Er war sehr tief und ganz finster. Ich langte mit dent Arm, in dem ich das Wachslicht hielt, hinein und sprang erschroden zurüd. Drinnen im Schrank saß ein Mensch, ein lebendiger Mensch, der mich ängstlich angeschaut hatte.
Sofort machte ich den Schrank wieder zu, und dann berieten wir. Die Meinungen waren geteilt. Sorieul wollte den Dieb ausräuchern: Le Boittevin stimmte dafür, ihn durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen; ich jedoch war der Ansicht, daß es das beste wäre, den Wandschrank in die Luft zu spren gent .
Dann stürzte er sich wieder auf den NeDer Antrag Le Boittevins wurde angeWir hatten also eines Abends bei dem quisitenschrank und holte die zu unseren Uni- nommen; und während er mit seinem gro guten Sorieul gegessen. Er war der tollste formen passenden Waffen heraus. Ich bezen Gewehr Wache hielt, holten wir den Rest von uns allen heute ist er schon tot. Außer fam eine Muskete und einen Säbel, Le Poit- des Punsches und unsere Pfeifen, ließen und mir war noch Poittevin da ich meine tevin ein gewaltiges Gewehr, und Sorieul, vor der verschlossenen Schranktür häuslich natürlich den Marinemaler Eugene Boittevin der nichts zu seiner Uniform Passendes fand, nieder und tranfen dem Gefangenen zu. und nicht den noch lebenden talentvollen stedte eine alte Reiterpistole in den Gürtel Landschaftsmaler. und schwang ein riesiges Beil in der Hand. Dann öffnete er vorsichtig die Tür des Ateliers, und die Armee betrat den verdächtigen Boden.
Bei Sorieul essen bedeutete damals so viel als gehörig beschwipst sein. Boittevin war der einzige, der noch einigermaßen flar war allerdings auch ein wenig benebelt, aber immerhin ging es noch.
Als wir in dem großen, weiten Raum standen, der mit Bildern, Möbeln und felt Wir waren ganz junge Kerle damals. famen pittoresken Dingen vollgepfropft war, Auf Teppichen ausgestredt, plauderten wir fagte Sorieul: Jch ernenne mich zum Genein dem fleinen Zimmer neben dem Atelier ral; balten wir Kriegsrat! Du, das heißt in der extravaganten Weise, wie sie ja ein die Küraffiere, ihr schneidet dem Feind den ,, vorgeschrittenes Stadium" gewöhnlich mit Rückzug ab, indem ihr die Türe schließt und fich bringt. du nämlich das Grenadierbataillon dienst mir zur Dedung."
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Nach einer halben Stunde eftva sagte Sorient:„ Wigt ihr was? Ich möchte mir den Burschen doch mal näher ansehen. Wie wäre es, wenn wir uns seiner mit Gewalt bemächtigten?"
Ich schrie:„ Bravo!" und jeder griff zu feiner Waffe." Die Türe des Schrankes wurde aufgefchloffen, aufaeriffen und Sorieul natürlich gar nicht geladen war, und stürzte zog den Hahn feiner Pistole an, die aber ich als erster auf den Gegner.
langen erbitterten Ringen zogen wir einen alten Banditen mit weißen Haaren und schmugigen Kleidern ans Licht. Er wurde an Händen und Füßen gebunden, und dann fetzten wir ihn in einen Lehnsessel.
Wir folgten ihm mit Gebrüll. Es entSoricul lag mit dem Rüden auf dem stand ein entfeßliches Stoßen und Drängen Boden, die Füße auf einen Stuhl geftüßt Ich führte den Befehl aus, dann stieß im Finstern, und nach einem fünf Minuten und schwang Reden über Schlachten und die ich wieder zum Haupttruppenförper, der Uniformen des Kaiserreiches. Plöglich sprang mittlerweile das Terrain refognosziert hatte. er auf, holte aus einem Requisitenschrank In dem Augenblid, als ich mich mit ihm eine vollständige Husarenuniform und zog hinter einer großen spanischen Wand wieder fie an. Dann quälte er Le Poittevin, er vereinigen wollte, wurde plötzlich ein Höllenfolle sich als Grenadier fostümieren. Und speftafel laut. Mit einer Kerze in der Hand als der sich weigerte, padten wir hin, zogen stürzte ich berbei und jah, wie Le Boittevin ihn aus und steckten ihn in eine riesengroße mit dem Bajonett eben die Gliederpuppe Uniform, in der er fast ertrant. Ich selbst durchbohrte und Sorieul ihr mit dem Beil puste mich als Küraffier heraus. den Schädel spaltete.
Sorieul ließ uns mächtig ererzieren und! Als der Irrtum erfannt war, sagte der! brüllte schließlich: Da wir doch einmal Sol- General:„ Seien wir vorsichtig." daten sind, wollen wir auch trinten wie die Und die friegerischen Operationen beMusketen."
gannen von neuem.
Er sprach fein Wort.
Nun wandte sich Sorieul mit düsterer Feierlichkeit an uns:
Wir wollen übere den Bösewicht zu Gericht fitzen."
Ich war so betrunken, daß mir dieser Vorschlag vollkommen natürlich vorlam. Le Boittevin wurde mit dem Amt des Verteidi gers betraut, während ich die Anfläge über Im Nu war ein Bunsch gebraut und Etwa zwanzig Minuten durchstöberten nehmen mußte. Er wurde mit Stimmen ausgetrunken, und gleich darauf fladerte die wir alle Eden und Winkel in dem großen mehrheit, denn nur sein Verteidiger stimmte. Flamme zum zweiten Male unter dem mit Atelier, obne etwas zu finden. Da fam Le zu seinen Gunsten, zum Tode verurteilt.