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Bom Täter fehlt jede Spur.

Von Jo Hanns Rösler.

A. A., Amsterdam, der Juwelenhändler,[ " Ingelte.

Der Diener irat ein.

Wie lange find Sie jetzt bei mir?"

,, Vierzehn Jahre, Herr."

Was fage ich Ihnen seit vierzehn Jahren Jeden Morgen?"

Niemanden in Ihr Arbeitszimmer zu

Joffen."

War, in diesen vierzehn Jahren ein Frem der in diesem Zimmer?"

Der Diener zögerte. Dann fagte er: Nein, Herr."

"

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Sie lügen! Heute war ein Mann hier." Ja ich wollte es erst nicht sagen," ge­stand er, ein Beamter vom Telegraphenamt war hier er behauptete, Sie hätten ihn be stellt, die Telephonleitung zu prüfen.

Und Sie haben ihn hereingelassen?" ,, Er zeigte seinen Ausweis vor. Außerdem blieb ich stets neben ihm."

wer ich bin. Sie wissen, was ich will. Gestern. nachmittag fuhren Sie nach Detroit. Mit zivei Koffern. Diese Roffer enthielten Ihre sämt lichen Juwelen. Heute Nacht wurde bei Ihnen

Der Schrank war leer. Nebeneinander eingebrochen. Ich gestehe gern, daß ich es war. leuchteten in hellem Nickel die einzelnen Kaf Sie hatten mich ja erwartet." setten. Sie enthielten nichts, als einige wert- ,, Was erlauben Sie sich?" unterbrach A. lose, dünne Goldketten. Plötzlich vernahm Tedd A. Amsterdam heftig. Davison ein Geräusch hinter sich.

leer.

Er fuhr herum.

Eine Falle?

,, Einen Augenblid," lächelte der Fremde, ,, ich wiederhole: Sie hatten mich erwartet und die Trefortüre für meine Fingerabdrücke wohl

Aber es war nichts. Das Zimmer blieb vorbereitet. Del ist ein guter Boden dafür. De Ihre Juwelen in Detroit waren, fand ich den

Tedd Davison kehrte zu dem offenen Geld- Schrank leer. Ich ließ aber eine Visitenkarte schrank zurüd. Einer plöglichen Eingebung fol- urüd, die Sie heute früh entfernten, denn die gend fuhr er noch einmal mit der Hand über Polizei weiß auch jetzt noch nichts von der das Schloß. Erschrocken zog er seine Hand zu einen Schaden von 200.000 Dollar an. Ein Karte. Bei der Versicherung meldeten Sie rüd. Rieb die Finger gegeneinander. Sie waren feucht und fett. gutes Geschäft, Herr Amsterdam. Bitte, ich habe nichts dagegen, nur darf ich Sie wohl um cine Provision bitten, da ich Ihnen doch ganz wertvolle Dienste dabei geleistet habe."

,, Also doch eine Falle!" fluchte er.

den hellen Stahl der Tresortür. Dann zog er Er nahm ein Tuch und fuhr viermal über aus seiner Tasche eine schmale Visitenkarte und ließ sie in eine der leeren Kassetten fallen.

Auf der Karte stand: Jack Dinas, New York, North William Street 98."

A. A. Amsterdam lächelte spöttisch: Am nächsten Morgen fündeten die Boule- 1 Das würde Ihnen verdammt wenig ge- vardblätter auf den Straßen New Yorks in holfen haben, wenn er eine Waffe bei sich ge- großen Schlagzeilen:

A. A. Amsterdam nahm sich umständlich eine Zigarette aus dem Etui, und brannte sie an. Ich weiß nicht," sagte er langsam, welche Phantasien Sie mir da erzählen. Ich bin bc­reit, Ihnen zu helfen. Wieviel brauchen Sie?" Zehntausend."

lich.

A. A. Amsterdams Gesicht blieb unbeweg­Geben Sie mir das Geld und ich ver­

habt hätte! Sie wußten, daß in diesem Geld- Tresoreinbruch bei einem Juwelenhändlasse noch heute Amerika. schrank mein ganzes Vermögen liegt. Sie wiffer! In die Wohnung des bekannten hollän- Hier sind die Zehntausend. Bei unserer fen, daß ich die großen Steine niemals im Gedischen Juwelenhändlers A. A. Amsterdam nächsten Begegnung schieß ich Sie über den schaft laffe. Aber etwas wissen Sie anscheinend drangen vergangene Nacht Einbrecher und er- Saufen." bis jetzt noch nicht. Der Mann tam nicht von brachen den im Arbeitsraum befindlichen Tre­dem Telegraphenamt. Die Telephonleitungen for. Die Beute, die ihnen dabei in die Hände beugte sich: Sie brauchen mich nicht zu war­Der Fremde strich das Geld ein und ver­wurden nicht geprüft, sondern zerschnitten." fiel, bestand aus einer Sammlung foftbarer nen," sagte er, denn jetzt, Herr Amsterdam, Der Diener tastete ängstlich nach den Edelsteine im Werte von 200.000 Dollar. Vom wo ich das Geld als untrüglichen Beweis Ihrer Täter fehlt jede Spur. Der Schaden ist durch Schuld habe, will ich Ihnen auch erklären, daß eine Versicherungssumme voll gededt." ich nicht Tedd Davison bin, für den Sie mich halten. Ich war auch heute Nacht in Ihrer Wohnung. Das einzige, was ich mit Davison gemeinsam habe, ist mein rechtes Auge. Ich schiele leider nämlich auch. Und deswegen hat man mich zu Ihnen geschickt."

Drähten.

Wie fah der Mann aus?" fuhr der Juive­Her fort.

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-Haare?"

Groß. Schlant."

Schwarz."

Alter?"

,, Ungefähr dreißig."

Besondere Kennzeichen?"

Tedd Davison fah von der Zeitung auf Noch einmal las er: Vom Täter fehlt jede Spur."

forte.

Er dachte an die zurückgelassene Visiten

,, Vom Täter fehlt jede Spur?" Und sein Blid fiel zurüd auf den Sat: Der Schaden ist durch eine Versicherung

Der Diener dachte verwirrt nach. Dann voll gedeckt." fagte er:

,, Er schielte ein wenig."

A. A. Amsterdam sprang auf: Wissen Sie, wen Sie in dieses Zimmer gelaffen haben? Wiffen Sie, wer jetzt die Lage und das Fabrikat meines Tresors fennt? Tedd Davison, der berüchtigte Einbrecher Chicagos! Paden Sie mir jetzt meine Koffer ich verreise morgen früh gegen sechs Uhr bin ich zurüc dann sprechen wir weiter." Eine Stunde später bestieg der Juwelen­händler A. A. Amsterdam mit zwei kleinen Kof­fern den Expreß nach Detroit. Auf dem Bahn­steig promenierte ein fehr eleganter Herr in grau. Lächelnd sah er dem Zuge nach. Sein rechtes Auge schielte ein wenig.

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Kurz nach Mitternacht huschte ein dunkler Schatten durch das Arbeitszimmer des Juwe­liers. Eine Blendlatrene sprang auf. I'm hellen Licht lag der schmale Tresor, Fabrikat Zenglen, Modell 123. Spizer Stahl feste am Schloß an und plößlich zischte ein Sauerstoff­gebläse gegen die starken Wände und schnitt sie wie Papier im Kreise. Das Schloß gab nach. ,, Leichte Arbeit," lachte Tedd Davison. Verdammt leichte Arbeit."

auf.

Mit einem fräftigen Rud riß er die Türe

mir?

Der Juwelier sprang auf: Geschickt? Zu Wer?"

,, Die Versicherungsgesellschaft, bei der Sie Ihre Juwelen versichert hatten. Diese Zehn tausend sind ein Beweis gegen Sic. Den zwei­ten Beweis werden Sie sofort haben."

A. A. Amsterdam hatte den Klub verlassen. Immer wieder sprach man von dem Einbruch in seiner Wohnung. Neugierige und spöttische Zwei Herren traten aus dem nahen Hinter­Fragen verfolgten ihn, Schadenfreude und Be- grund. Kriminalpolizei. Wir haben alles. ge­dauern flang aus den Fragen.

hört. Sie sind verhaftet, Abführen."

Der Juwelier begab sich in ein großes Eine kleine Stunde später trat Tedd Da­Hotel und ließ sich abseits an einem Tisch im vison in die hellen Räume der Versicherungs­Wintergarten das Abendessen servieren. Er gesellschaft. Amsterdam ist verhaftet," sagte er, verspeiste mit großem Appetit eine große See- er hat gestanden." zunge, über die er einen Berg gelbe, holländi­fche Soße goß.

Plöglich brachte der Kellner eine Karte. Ein Herr möchte Sie fprechen. A. A. Amsterdam nahm die Karte. Jad Dinas, New York, North William Street 98" fas er.

Es war die gleiche Karte, die gestern Nacht in feinem erbrochenen Tresor lag.

Seine Hände zitterten ein wenig, als er sagte: Ich lasse bitten."

Ein Herr trat ein, schlant, in einem schwar­zen Saffoanzug. Sein rechtes Auge schielte. Guten Tag, Herr Amsterdam," fagte er. Der Juwelier jah kurz von seinem Teller Sie wünschen?"

"

auf.

Der Herr lächelte: Ich glaube, das brauche ich Ihnen nicht erst zu erklären. Sie wissen,

Die Herren atmeten erleichtert auf. Das war wohl Jhr tollster Streich, Tedd Davison," fagte der Direktor. Sie haben uns vor einem großen Schaden bewahrt. Hier ist die verspro­chene Provision. Und die Polizei hat Sie, den langgesuchten Verbrecher, nicht erkannt?"

Davison lachte: Nein, ich erflärte Ihnen, die Maske Davisons absichtlich gewählt zu haben, als ich um ihre Unterstüßung ersuchte. Außerdem hatte ich doch Ihren Ausweis in der Tasche, in dem Sie mir bestätigen, daß ich ein Beamter Ihrer Gesellschaft sei."

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,, Ach richtig der Ausweis," entfann sich der Direktor, geben Sie ihn mir jetzt wieder zurück wir sind Ihnen sehr verbunden aber ich glaube, Geschäfte mit so tüchtigen Leu­ten Ihres Faches macht man lieber nur einmal im Leben."