Er stürzte auf sie zu, padte fie bei den Händen: Schweig!"

Sie drängte sich an ihn. Er beschwor fie: Laß mich!"

Mit rauher Kehle sandte er einen Be­fehl durch die Röhre.

Ich will! Und im Augenblick!" Ver­ftört fah er fie an. Oder niemals!"

Ein Schwindel ergriff ihn. Er öffnete die Arme. Da erschütterte die Brücke ein haftiger Schritt. Grall, den Hals tief in die Schultern geduct, stürzte fich auf ihn. Ber­tier zögerte eine Sekunde. Dann rangen sie miteinander. Es war ein schweigender und gräßlicher Kampf. Röcheln und dumpfe Hiebe. Und plöglich warf ein furchtbarer Stoß den einen weit von dem andern. Der Dampfer vibrierte noch gleich einem zu Tode getroffenen Baumstamm. Das war für den Kapitän wie ein Riß in die eigene Flanke. Sein Schiff! Aber da blidt er auf die Frau, fehrte sich brüst zu Bertier und schrie ihm ins Geficht: Ich hasse dich! Und jetzt er faufen wir! Um so besser!... Zu den Rettungsbooten!"..

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,, Und jetzt sind Sie an der Reihe, Leutnant!"

citus 15, 39; Sueton 6, 38; Juvenal Satiren 8, 219): Entzückt von der Schönheit der Flam Er schüttelte den Kopf. Und zu der men, wie er sagte, sang er das Lied von der Frau, die sich in Todesangst zum Boot vor- Zerstörung Trojas( von ihm gedichtet: Juvenal drängt, sagte er hart: Du bleibst!" Er 8, 219) im Theatergewand."( Sucton 6, 38.) Ein stieß sie bis zur Kommandobrücke. Was Verbot wurde erlassen, dem Feuer mit den aus­soll das?" fragte Grall. Ohne zu ihr hin- reichenden Löschmaßnahmen zu begegnen.( Ta­zusehen, zwang Bertier die Frau in die citus 15, 38.) nie.

,, Da... zwischen uns beiden, bis zum

Ende!"

Weder sie noch Grall begriffen. Das Waffer war bereits bis an ihre Stnöchel ge­stiegen. Sie heulte auf: Feiglinge!" Der Kapitän fuhr auf Bertier los: Jch befehle dir.

Eine hohe Woge ging über die am Boden liegende Frau hinweg. Bertier ließ nicht locker. Grall versuchte, fie emporzu­heben, und noch einen Moment waren die Kameraden durch die Frau verbunden. Dann fühlten sie sich plötzlich der Last ent­ledigt. Und auch ihnen stieg das Meer nun langsam an die Kehle. Aber ihre befreiten Hände fanden noch so viel Zeit, sich zu ver­einigen und alsdann grüßend sich zu den ( Deutsche Uebersetzung von Margarete Michalowski.)

Sieben Minuten waren nötig, um sie flar zu machen. Sieben weitere, und Ber- Müyen zu heben... tier überwachte die letzte Ausbootung in die letzte Schaluppe.

Von Nero zu Göring .

Reichstagsbrand vor zweitausend Jahren.

Politiker wurden abgeschlachtet.

( 37.)

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Kein Wunder, daß sofort das Gerücht auf­taucht: Nero hat Rom anzünden lassen!"( Ta­ citus 15 , 39; 40; 44.) Illegale Flugblätter wer den verteilt, deren Urheber man nicht heraus­bekommt.( Sueton 6, 39.) Darauf steht: Nero hat Rom anzünden lassen!" Nero läßt billige Lebensmittel verteilen; läßt Baraden errichten, um die Maffen der Obdachlosen aufzunehmen; öffnet, um das umherirrende, wohnungslose Bolf zu trösten, das Marsfeld, dessen Baulich­feiten, selbst seine eigenen Gärten.( Tacitus 15, 39.) Aber alle diese Maßnahmen verfehlen ihren Zweck: die Popularität," sagt Tacitus . Hartnädig hält sich das Gerücht: Nero hat Rom anzünden laffen!"( Tacitus 15, 40.) Das Gerücht wächst in Gewißheit.

Brandstiftung als Mittel der Vernichtung.

,, Rein menschliches Mittel", sagt Tacitus ( 15, 44) ,,, weder die Großzügigkeit Neros noch die großen Reden( Gottesdienste) sind mehr im­stande, das schimpfliche Gerücht verftummen zu lassen, wonach die Feuersbrunst von der Regie­rung anbefohlen war.

Und nun durchschaut man auch den Zweck des Manövers. Nicht um Rom neu aufzubauen Zeitgenössische Berichte( Sueton 6, 38; Tacitus 15, 40), ließ man es

über Brandstiftung im taiserlichen Viom. in Flammen aufgehen. Die Brandstiftung galt Der ominöje Reichstagsbrand" in Ber­der Vernichtung der ersten Christenkommune... Feigheit, Rauschgift, Homosexualität. lin erinnert an den historischen Brand im doch hören wir die Schilderung des Tacitus Dabei war Nero feige. Er befand sich in( 15, 44): Auch um dieses Gerücht zu beſeitigen, alten Rom . Damals ließ Kaiser Nero die ständiger Furcht vor einem Attentai. Immer suchte Nero Schuldige und wandte raffinierte Stadt der Sieben Hügel anzünden und schob stärker zitterte er, trop der Schutzstaffeln( SS .), Foltermethoden gegen die an, deren Lehren man die Schuld auf die verfolgten Christen, da es deren Zahl er vervielfacht hatte, damit sie einen verabscheute. Die Menge nannte sie Chriſten. ja noch keine Sozialdemokraten und Kommu- Wall um ihn bildeten."( Tacitus 15, 57.) Selt- Man begnügte sich nicht damit, sie zu vernich­nisten gab. Nun bringt Prokurator in der famen Lüften frönte er.( Tacitus 15, 37.) Den, ten. Man vergnügte sich damit, sie in Tier­ Deutschen Freiheit" eine geschichtliche Zu- Rauschgift und( Tacitus 14, 1) der Homosexua- felle zu kleiden, damit sie von den Hunden zer­Sammenstellung von Zeitberichten der damalität. Der Kaiser, besessen von allen erlaubten rissen wurden. Oder sie wurden auch ans ligen Zeit, die offensichtlich bekunden, daß sich und verbotenen Gelüsten, schien alle Scham ver- Kreuz geschlagen, mit Teer bestrichen, angezün­in den zweitausend Jahren nichts in den loren zu haben. Denn einige Tage später nahm det, und leuchteten, wenn der Tag sich neigte, politischen Kampfesmethoden geändert hat. er sich aus der Schar der Luftknaben ein In- in der Dunkelheit wie Fadeln. Nero hatte dividuum namens Pythagoras und ließ sich mit seine Gärten für dieses Schauspiel hergegeben; ihm feierlich trauen. Nero nahm den Braut- er gab mit ihnen auch Vorstellungen im Zirkus, Am 16. Juni 817( nach der Gründung schleier; man ließ Zeugen kommen; das Braut- wo er sich bald im Gewande eines Kutschers Roms), also im Jahre 64 unserer Zeitrechnung, bett und Hochzeitsfadeln wurden gerichtet. unter das Volk mischte, bald aufrecht auf seinem ging Nom, die Stadt der Casaren, in Flammen Schließlich sah man das, was die Nacht bedeckt,| Wagen an den Wettrennen teilnahm. auf. Das Feuer, so schilderte es Tacitus , sofern es sich um Mann und Frau handelt." dem wir die eingehendste Darstellung jener Zeit Alles schon dageweſen... verdanken, in den Annalen"( Buch 15, Kapitel Den zeitgenössischen Historikern fällt seine Unbequeme Mitwisser am Hofe ließ man 38 bis 45), nahm seinen Anfang beim Zirfus, Such: auf, sich in merkwürdig theatralische natürlich verschwinden. Seneca , Lehrer und Be­der an Balatin und Celius grenzt. Die Feuers- Kostüme zu hüllen( Sueton 6, 38), also im rater des Kaisers, ſtellte sich bald darauf krank brunst, furchtbar schön in ihrer Entstehung und Gegensatz zur römischen Toga in wallende und bat, sich in eine ferne Provinz zurüdziehen vom Winde begünstigt, ergriff den Zirkus in braune Tücher etwa, oder in braune Hemden, zu dürfen. Man verweigerte es ihm und auf Jeiner ganzen Ausdehnung, zumal feine mit überhaupt sich in Szene zu setzen und Theater Neros Befehl unternahm sein Diener Cleonicus Waren gefüllten Buden die Flammen nährten. zu spielen( Dion Caffius 58, 23; Sueton 6, 38; einen Giftmordversuch gegen ihn. Der mißlang ... Erst am sechsten Tage gelang es, das Feuer Tacitus 15, 33; 16, 4). In dieses Gebiet ge-( Tacitus 15, 45); doch zwang man Seneca etwas bei den Esquilien einzudämmen, indem man hört es auch, daß sich Nero sehr gern reden später zum Selbstmord.( 15, 63; 64.) Die die Gebäude auf einem großen Platz zerstörte hörte und bei diesen Reden den Mund sehr voll Steuern stiegen durch den Wiederaufbau Roms und ihm so eine tahle Fläche entgegensetzte..." nahm.( Sueton 6, 37.) Eine seiner Reden, kurz ins ungeahnte.( Sueton 6, 38; Tacitus 15, 45.) Nero war Kaiser von Rom. Er war von vor dem Brande, ist bedeutsam: Keine Regie- Die allgemeine Unzufriedenheit wuchs. Schon einer frankhaften Grausamkeit. Seine Mutter durft, was ihm erlaubt sei. Und er ließ ganz rung vor ihm so sagte er habe das ge- hört man von einem Aufstand der Gladiatoren von Prenest( Tacitus 15, 46), später von an­und seinen Bruder hat er ermorden laſſen eindeutig vernehmen, daß er auch den Rest des deren Verschwörungen und Erhebungen( Sue­( Sueton 6, 39; Tacitus 14, 1; 15, 62), feine Senats nicht schonen werde. Eines Tages werde ton 6, 40; Tacitus 15, 19 bis 35): Ganz offen Frau zu Tode gequält. Gegen mißliebige Poli- er diese Einrichtung der Republik verschwinden spricht man im Volke von Spartakus und den tiker ließ er unbegründete Prozesse anzetteln lassen, um die Provinzen und die Armee römi- Wehen seiner Zeit. Denn das Volk wünscht und sie des Hochverrats, der Unterschlagung, der fchen Rittern anzuvertrauen."( Sueton 6, 37.) Untreue beschuldigen.( Tacitus 15, 20, 35.) und fürchtet gleichzeitig die Revolution( Taci­tus 15, 46.) Zahllos find die Politiker, die während seiner Regierung auf seinen Befehl abgeschlachtet wur­den! Silanus, Laternanus, Lupanus, Silcicius nur einige Beispiele für hunderte.( Tacitus 13, 1; 15, 60; 68, 70.

Illegale Flugblätter nach der Tat.

Nero verbannte die Revolutionäre. Er Und dann brannte Rom ... Als einer der beschlagnahmte ihr Vermögen. Er errichtete ersten erscheint Nero am Tatort: Er betrachtet auf den ägäischen Inseln Konzentrationslager. das Feuer vom Turm des Mäcenas aus"( Tacitus 15, 71.) Er veröffentlicht eine An­( Sueton 6, 36) und hält sofort eine Rede( Ta- flageschrift gegen die Verbannten( 15, 73). Er